Krankheitsbild der Vaskulitis Blutgefäße durchziehen alle Organe unseres Körpers und versorgen sie mit Sauerstoff und Nährstoffen. Je nachdem, welche Blutgefäße in welchem Organ von der Krankheit befallen sind, ist das Beschwerdebild ganz unterschiedlich. Vaskulitis kann Haut, Schleimhäute, Muskulatur, Nieren, Magen, Darm, Leber, Herz, Hirn, Rückenmark, autonomes und endokrines (hormonelles) System, Gelenke und weitere Organe betreffen und dort schwerwiegende Beschädigungen und Funktionsstörungen hervorrufen. Manchmal sind nur die großen Blutgefäße betroffen, manchmal nur die ganz kleinen. Bei manchen schwillt die Gefäßinnenhaut an, so dass ein vollständiger Verschluss droht. Andere Gefäße werden ausgedehnt und schlaff und bilden Ausbuchtungen, die reißen und lebensbedrohliche Blutungen verursachen können (Aneurysmen) . Auch besteht die Gefahr, dass sich in den Aussackungen Blutgerinnsel bilden. Die Folge ist ein Infarkt. Werden kleinste Gefäße von der Krankheit befallen, ist mit einer vermehrten Durchlässigkeit der Gefäßwand zu rechnen, die zum Austritt von Blut oder einzelnen Blutbestandteilen in das umliegende Gewebe führt. Für die Gefährlichkeit und den Verlauf einer Vaskulitis ist es von entscheidender Bedeutung, ob die Vaskulitis mit einer Zerstörung der Gefäßwände und einem Verschluß der Gefäße einhergeht. In diesen Fällen spricht man von einer nekrotisierenden Vaskulitis (nekrotisierend = Nekrose machend, Nekrose = abgestorbenes Gewebe). Durch die Zerstörung der Gefäßwand und durch den Verschluß der Gefäßöffnung wird das von diesem Gefäß versorgte Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet. Die Folge ist ein Infarkt. Im Versorgungsgebiet der betreffenden Arterie stirbt das Gewebe ab, es bildet sich eine sogenannte Nekrose. Bei einer nekrotisierenden Vaskulitis kleiner und kleinster Blutgefäße (Arteriolen, Venolen, Kapillaren) sind diese Infarkte sehr klein. Da in den Organen oder anderen betroffenen Strukturen aber viele kleine Gefäße betroffen sein können, sind ebenfalls erhebliche Organschädigungen und Funktionsausfälle möglich. In der Regel verlaufen aber Infarkte als Folge von Vaskulitiden, die größere und große Gefäße befallen, schwerer und führen auch zu größeren Schäden. Sie gehen oft auch mit akut lebensdrohlichen Komplikationen einher (z.B. Herzinfarkte, Lungeninfarkte, Gehirninfarkte). Grundsätzlich sind aber alle nekrotisierenden Vaskulitiden sehr ernsthafte Erkrankungen. Geht die Vaskulitis nicht mit einer Zerstörung der Gefäßwände und nicht mit Gefäßverschlüssen einher, ist die Erkrankung in der Regel nicht so schwer; außerdem sind der Krankheitsverlauf und die Prognose günstiger. Auch nicht-nekrotisierende Vaskulitiden können aber mit einer ganzen Reihe von Symptomen einhergehen und die Betroffenen sehr belasten. Vaskulitiden treten bei Menschen aller Altersgruppen auf. Es gibt allerdings bevorzugte Altersgruppen und eine Geschlechtsbevorzugung für einzelne Vaskulitiden. Manche (das Kawasaki-Syndrom und die Purpura Schönlein-Henoch) kommen fast ausschließlich im Kindesalter vor, andere (die Arteriitis temporalis) treffen nur Menschen jenseits des 50. Lebensjahres. Untersuchungen zur Häufigkeit haben ergeben, dass ca. 200 Menschen pro eine Million der Bevölkerung an einer Vaskulitis leiden. Ca. 50 Menschen erkranken jedes Jahr neu an einer Vaskulitis pro eine Million der Bevölkerung. Die häufigste Vaskulitis ist die Arteriitis temporalis, sie tritt bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern. Am zweithäufigsten sind die Vaskulitiden der kleinen Gefäße, bei denen im Blut ganz bestimmte Antikörper nachweisbar sind (sog. ANCA). Meist erkranken die Menschen um das 60. Lebensjahr herum, Männer gleich häufig wie Frauen. Die Häufigkeit von Vaskulitiden steigt mit dem Lebensalter deutlich an. Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa und den USA scheint es regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Vaskulitiden zu geben. Im Allgemeinen treten Vaskulitiden in nördlichen Ländern häufiger auf als in südlichen Regionen (sog. Nord- Süd-Gefälle). Im Vergleich mit anderen Erkrankungen sind Vaskulitiden etwa doppelt so häufig wie die landläufig sehr viel bekanntere Multiple Sklerose (MS). Autor: Eveline Ioannidis - Herzlichen Dank für deine Hilfe © Rheuma-Selbst-Hilfe.at Quellen: rheumanet.org Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rheuma-online.de onmeda.de