Die Zeit geht schnell Lieb' Vöglein, vor Blüten Sieht man dich kaum, Im dämmernd beglühten Flüsternden Baum, Wann in Morgenfunken Sprüh'n Täler und Quell, Singst du frühlingstrunken - Aber die Zeit geht schnell. Wie balde muß lassen Seine Blätter der Wald, Die Blumen erblassen, Die Gegend wird alt, Erstarrt ist im Eise Der muntere Quell - Rüst' die Flügel zur Reise, Denn die Zeit geht schnell! Joseph von Eichendorff
Berti hatte euch doch die Bilder von meinem Blumengesteck versprochen. Ihr könnt sie im Anhang betrachten. Die Crysantheme im Kübel steht im Garten.
Erich Kästner - Der Oktober Fröstelnd geht die Zeit spazieren. Was vorüber schien, beginnt. Chrysanthemen blühn und frieren. Fröstelnd geht die Zeit spazieren. Und du folgst ihr wie ein Kind. Geh nur weiter, bleib nicht stehen. Kehr nicht um, als sei's zuviel. Bis ans Ende musst du gehen, hadre nicht in den Alleen. Ist der Weg denn schuld am Ziel? Geh nicht wie mit fremden Füssen und als hättst du dich verirrt. Willst du nicht die Rosen grüssen? Lass den Herbst nicht dafür büssen, dass es Winter werden wird. Auf den Wegen, in den Wiesen leuchten, wie auf grünen Fliesen, Bäume bunt und blumenschön. Sind's Buketts für sanfte Riesen? Geh nur weiter, bleib nicht stehn. Blätter tanzen sterbensheiter ihre letzten Menuetts. Folge folgsam dem Begleiter. Bleib nicht stehen. Geh nur weiter, denn das Jahr ist dein Gesetz. Nebel zaubern in der Lichtung eine Welt des Ungefährs. Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung. Folg der Zeit. Sie weiss die Richtung. "Stirb und werde!" nannte Er's.
Auszug aus dem Oratorium "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn Was durch seine Blüte der Lenz zuerst versprach, was durch seine Wärme der Sommer reifen hieß, zeigt der Herbst in Fülle dem frohen Landmann jetzt. Den reichen Vorrat fährt er nun auf hochbeladnen Wagen ein. Kaum fasst der weiten Scheune Raum, was ihm sein Feld hervorgebracht. Sein heitres Auge blickt umher, es misst den aufgetürmten Segen ab, und Freude strömt in seine Brust.
Ach, liebe Gucki, Du hast mir richtig Auftrieb gegeben, nun jetzt auch noch meine Lampionblumen zu zeigen:
[font=Arial, Helvetica, sans-serif] Herbstlich sonnige Tage, mir beschieden zur Lust, euch mit leiserem Schlage grüßt die atmende Brust. [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif] O wie waltet die Stunde nun in seliger Ruh’! Jede schmerzende Wunde schließet leise sich zu. [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Nur zu rasten, zu lieben, still an sich selber zu baun, fühlt sich die Seele getrieben und mit Liebe zu schaun. [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Jedem leisen Verfärben lausch ich mit stillem Bemühn, jedem Wachsen und Sterben, jedem Welken und Blühn. [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Was da webet im Ringe, was da blüht auf der Flur, Sinnbild ewiger Dinge ist’s dem Schauenden nur. [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Jede sprossende Pflanze, die mit Düften sich füllt, trägt im Kelche das ganze Weltgeheimnis verhüllt. [/font] Emanuel Geibel
Letztes Glück Leblos gleitet Blatt um Blatt Still und traurig von den Bäumen; Seines Hoffens nimmer satt, Lebt das Herz in Frühlingsträumen. Noch verweilt ein Sonnenblick Bei den späten Hagerosen, Wie bei einem letzten Glück, Einem süßen, hoffnungslosen. Max Kalbeck (1850-1921)
Und sind die Blumen abgeblüht, So brecht der Äpfel goldne Bälle; Hin ist die Zeit der Schwärmerei, So schätzt nun endlich das Reelle! Theodor Storm
Über die Heide Über die Heide hallt mein Schritt; Dumpf aus der Erde wandert es mit. Herbst ist gekommen, Frühling ist weit - Gab es denn einmal seelige Zeit? Brauende Nebel geistern umher; Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer. Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai! Leben und Liebe, - wie flog es vorbei! Theodor Storm
Astern blühen schon im Garten, Schwächer trifft der Sonnenpfeil. Blumen, die den Tod erwarten Durch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Heide, Blätter zittern durch die Luft. Und es liegen Wald und Weide Unbewegt in blauem Duft. Pfirsich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbstes Freuden, Herbstes Trauer, Welke Rosen, reife Frucht. Detlev Freiherr von Liliencron (1844-1909) D D
Herbstbild Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält; denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. Friedrich Hebbel
Herbstlied Feldeinwärts flog ein Vögelein Und sang im muntern Sonnenschein Mit süßem, wunderbarem Ton: Ade, ich fliege nun davon. Weit, weit, reis ich noch heut. Ich horchte auf den Feldgesang, Mir ward so wohl und doch so bang. Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust Stieg wechselnd bald und sank die Brust. Herz, Herz, brichst du vor Wonn' oder Schmerz? Doch als ich Blätter fallen sah, Da sagt ich: Ach, der Herbst ist da, Der Sommergast, die Schwalbe, zieht, Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht Weit, weit, rasch mit der Zeit. Doch rückwärts kam der Sonnenschein, Dicht zu mir drauf das Vögelein, Es sah mein tränend Angesicht Und sang: Die Liebe wintert nicht. Nein, nein! ist und bleibt Frühlingsschein. Ludwig Tieck, 1799
[size=+2]Heine, Heinrich (1797-1856)[/size] Der Herbstwind rüttelt die Bäume, Die Nacht ist feucht und kalt; Gehüllt im grauen Mantel, Reite ich einsam im Wald. Und wie ich reite, so reiten Mir die Gedanken voraus; Sie tragen mich leicht und luftig Nach meiner Liebsten Haus. Die Hunde bellen, die Diener Erscheinen mit Kerzengeflirr; Die Wendeltreppe stürm ich Hinauf mit Sporengeklirr. Im leuchtenden Teppichgemache, Da ist es so duftig und warm, Da harret meiner die Holde - Ich fliege in ihren Arm. Es säuselt der Wind in den Blättern, Es spricht der Eichenbaum: Was willst du, törichter Reiter, Mit deinem törichten Traum?
Herbstlied Durch die Wälder streif' ich munter, Wenn der Wind die Stämme rüttelt Und mit Rascheln bunt und munter Blatt auf Blatt herunter schüttelt. Denn es träumt bei solchem Gange Sich's gar schön von Frühlingshauche, Von der Nachtigall Gesange Und vom jungen Grün am Strauche. Lustig schreit' ich durchs Gefilde, Wo verdorrte Diesteln nicken; Denk' an Maienröslein milde, Mit den morgenfrischen Blicken. Nach dem Himmel schau' ich gerne, Wenn ihn Wolken schwarz bedecken; Denk' an tausend liebe Sterne, Die dahinter sich verstecken. Friedrich von Sallet (1812-1843)
Der Wind des Herbstes weht den feinen Duft Von Lotosblumen durch die Nacht herbei. Das Meer liegt hell und heiter wie Kristall, Ganz wolkenlos spannt sich der Himmel aus Und zeigt bei Nacht die leuchtenden Gestirne, Und Mondlicht fließt hernieder kühl und klar. Maurice Wright