Trost und Kraft im Glauben

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Nachtigall, 20. September 2012.

  1. Pezzi

    Pezzi Mitglied

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    An Puffelhexe:
    Zu deiner Frage mit Adam und den Affen ein paar theologische "Grundlagen":
    Die Bibel ist eine Sammlung verschiedener Bücher, die in zwei Sammlungsabschnitte unterteilt ist. Den einen Teil nennt man das "Alte Testament", den anderen Teil das "Neue Testament". Für Christen sind beide Teile und die darin enthaltenen Bücher und Briefe "wichtig", denn im "Neuen Testament" sind "Erzählungen" über Jesus. Im "Alten Testament" sind Bücher und Lieder gesammelt, die vom Volk Israel (also den Juden) und ihrer Geschichte mit dem Einen Gott (der für uns Christen der Vater von Jesus ist) erzählen. Da sind auch reine Berichte drinnen über die guten und weniger guten Handlungen der Könige des Volkes, Stammbäume etc.

    Die Kirchenväter einigten sich darauf, neben den Schriften des Alten Testamentes 4 solcher Erzählungen über Jesus (Evangelien genannt) in diese Sammlung aufzunehmen. Die Evangelien sind aber von Christen geschrieben, mit dem Ziel, andere zum Glauben daran zu bringen, dass Jesus der von den Juden erwartete Retter (Messias, Christus) ist. Sie sind keine 1:1 zu übersetzenden Berichte über Jesus, sondern aus dem Glauben der Schreiber und aus der Reflexion heraus geschrieben.
    Oftmals ist es auch so, dass Sätze, die Jesus in den Mund gelegt werden, so von ihm nicht gesagt wurden/werden konnten... Das herauszufinden, ist eine Wissenschaft für sich innerhalb der Theologie (da sucht man die "wahren Worte Jesu"). Ein Beispiel: Es steht in einem Evangelium, dass Jesus zu Petrus sagt: "Du bist der Fels (Petrus heißt Fels, Petrus hieß vorher Simon), auf den ich meine Kirche bauen will." Das Wort "Kirche" gab es aber noch nicht zur Zeit Jesu.
    Jesus war Jude und kannte die Schriften des "Alten Testaments". Diese Schriften sind über Jahrhunderte entstanden. Manche sind Geschichtsbücher, manche sind Bücher, die dazu dienen, den Glauben an den einen Gott (der für uns Christen der Vater von Jesus ist) zu reflektieren.

    Und da gibt es den sog. "Schöpfungsbericht" im "Alten Testament". Wenn du mal Lust hast und in der Bibel nachliest, wirst du sehen, dass es 2 Schöfpungsberichte gibt. Der erste Bericht erzählt von der Erschaffung der Welt in 6 Tagen und dem 7. Tag als Ruhetag. Adam und Eva kommen da garnicht vor. Er soll auch nur erklären, dass Gott hinter der Schöpfung steckt, die Tage sind nicht wörtlich zu nehmen. Daran schließt gleich die Erzählung mit Adam und Eva an, die an eine ägyptische Vorstellung anlehnt. Die Ägypter hatten unter ihren vielen Göttern auch einen Gott, der Menschen töpferte.... Nichts anderes steht hier... Der Eine Gott "bastelte" den Menschen aus Erde. Adam heißt übrigens Mensch. Diese Erzählung hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, dass das so war. Es soll nur erzählt werden, dass Gott hinter dem menschlichen Dasein steckt. Ein Gott, der in Beziehung zu den Menschen tritt/treten will.

    Wichtig ist zu wissen, dass in der Bibel eine Bildsprache verwendet wird, die wir heute auf Anhieb falsch verstehen, wenn wir uns nicht die Mühe machen "einzusteigen". Wir sprechen auch in Bildern, heute: Stell´ dir vor, da findet in 2000 Jahren ein Forscher einen Brief aus den 60ger Jahren, wo ein Mann seinem Freund schreibt: "Ich habe eine heiße Frau kennen gelernt." Du, Puffelhexe, wirst sofort verstehen, dass er eine sehr attraktive Frau meint. Der Forscher in 2000 Jahren wird das nur richtig verstehen, wenn er weiß, welche Bildworte wir heute verwenden. Sonst wird er denken, der eine Mann habe eine Frau kennengelernt, die Fieber hatte oder möglicherweise wären das Kanibalen gewesen und die Frau sei schon gekocht worden....

    Die schnelle Lösung - auch theologisch, und das lernen die Schüler auch so - deiner Frage nach Adam oder Affe ist:
    Die Welt hat sich in Milliarden von Jahren entwickelt. Die Wissenschaft findet da ständig Neues heraus. Leben entwickelte sich... Vom Pantoffeltierchen hin durch die verschiedenen Epochen zu uns heute. Hinter der Entwicklung scheint eine höhere Intelligenz zu stecken, etwas, was uns Menchen übertrifft - ein Gott. Für Christen der Eine Gott, der Vater von Jesus.

    Alles klar?
    Schön, dass du darüber nachdenkst,
    Pezzi
     
    #61 22. September 2012
    Zuletzt bearbeitet: 22. September 2012
  2. Bundesliga

    Bundesliga Mitglied

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    Liebe Medi!

    Du fragst wie äußern sich Gotterfahrungen?

    Ich glaube sagen zu können das es so unzählige verschiedene möglichkeiten gibt, das es hier den rahmen sprengen würde.
    Gott ist die liebe, und so kenne ich ihn. es durchströmt einen ein gefühl der wärme, der zufriedenheit und der tiefen dankbarkeit.
    es kann beim meditativen gebet, beim feier eines gottesdienstes oder beim eier kochen passieren:D, der heilige geist wirkt wo und wann er will. gott ist nicht berechenbar.

    ich habe mit gott schon so viele spannende sachen erlebt, die aber wirklich persönlich sind und die ich in meinen herzen eingeschlossen habe.
    es gibt aber das muss man ehrlich sagen auch dunkle stunden im glauben, das ist dann wenn wie unser kreuz tragen müssen, aber auch dafür bekommen wir dann die kraft dazu. gott bibt niemals mehr auf als man tragen kann.

    ich wünsche euch allen so sehr das ihr gott erfahren könnt, wenn ihr wollt,
    herzlichst moni
     
  3. Clara07

    Clara07 Aktives Mitglied

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    Es gibt nicht die Christen oder die Bibel. Es gibt einen bunten Flickenteppich von Glaubensrichtungen, die sich christlich nennen und eben so viele Bibeln.

    Schon unsere abendländisch-christliche Zeitrechnung wurde erst im 5. Jahrhundert nach Christus festgesetzt. Man hat sich damals darauf geeinigt, dass Jesus von Nazareth in einem bestimmten Jahr geboren wurde. Das Jahr hat man als Jahr 0 bezeichnet. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die im Neuen Testament beschriebenen Ereignisse eher das Jahr 4 beziehungweise -1 beschreiben. Es gibt ja zwei Geburtsversionen. Die Geburt fiel rein zufällig mit dem germanischen Wintersonnenfest zusammen. Ostern und Pfingsten waren ebensolche als "heidnisch" verpönte Feierlichkeiten. Taufen und ähnliche Einweihungsriten hat es auch in allen Kulturen gegeben.

    Ich finde es sehr bedauerlich, dass die katholische Kirche, die in der Vatikan-Bibliothek lagernden Handschriften nur wenigen, kirchentreuen Wissenschaftlern zur Verfügung stellt. Ich denke, es würde sich dort eine Fülle von Information finden lassen, die neue Erkenntnisse zur damaligen Geschichte - und damit unserem heutigen Werden - liefern können. Die katholische Kirche bestimmte, welche Texte in das Neue Testament gelangen. Die Schreiber der zugelassenen Bibel-Texte lebten 300 und 400 Jahre nach Jesus. 100 Jahre sind drei Menschengenerationen. Jesus geboren um 0 ist die erste Generation. Um 300 wurde die 10. christliche Generation geboren. Ein Mensch um die Zeit schrieb auf, was der Großvater seines Großvaters von seinem Großvater hörte, was dessen Großvater aus den Erzählungen seines Vaters, Onkels oder deren Freunde herausgehört haben.

    Glaube heißt: Ich will glauben, dass es so gewesen ist, auch wenn es nicht zu beweisen ist.
    Der Begriff "Glaube" wird ja sprachlich genau von "Wissen" unterschieden.
    Glaube ist ein Gefühl und eine Kodex an Regeln, die viele Menschen brauchen. Damit erreichen sie Stabilität und Hoffnung.
    Glauben, wenn es hilft, niemandem schadet, warum nicht.

    Ethik oder die Grundregeln einer Demokratie gehen über die jeweilige religiöse Anschauung hinaus. Mir persönlich, geben die Grundrechte Kraft. Ich brauche Wertschätzung, Rücksicht, Gemeinschaft, Fördern und Zukunft.
     
  4. Pezzi

    Pezzi Mitglied

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    Hallo Clara07,
    ein paar kleine Korrekturen möchte ich doch anbringen. Nicht die "katholische Kirche" bestimmte, was in der Sammlung des "Neuen Testamentes" aufgenommen wurde, zu der Zeit der Festlegung des Kanons im 4. Jhd. gab es weder die katholische, noch die orthodoxe oder evangelische Kirche im heutigen Sinne.
    Die Evangelien sind etwas früher entstanden, als du vermutest: Markus schrieb das erste dieser 4 im Neuen Testament vorhandenen Evangelien, ca. um das Jahr 70. Matthäus und Lukas haben das Markus-Evangelium gekannt, man findet es komplett in deren beiden Evangelien und sie hatten noch weitere Quellen, die ihre Schriften erweiterten. Matthäus und Lukas entstanden wohl um das Jahr 90. Das Johannesevangelium ist ca. um 100-120 entstanden, für die damalige Gruppe der Gnostiker. Darum ist die Sprache dort auch "anders".
    Keiner der Schreiber kannte Jesus persönlich. Sie haben begonnen, mündliche Überlieferungen aufzuschreiben und eben manches "redaktionell" zu bearbeiten.
    "Die Christen" gab/gibt es schon... es sind halt im Laufe der Zeit verschiedene "Strömungen" entstanden. Ebenso ist die Sprache bei den Übersetzungen oft ein wenig "unterschiedlich", im Kern treffen sie sich wieder. Wegen der Schwierigkeiten der Übersetzung gab es früher auch ein Verbot, zu übersetzen...

    Aber die historischen Grundlagen beeinflussen nicht unbedingt den Glauben vieler Menschen, aber manche verstehen dann evtl. Texte besser.
    Die Grundrechte finden ihre Wurzeln übrigens auch im Christentum.... Wertschätzung, Rücksicht, Gemeinschaft, Förderung von Schwachen... alles Grundlagen des Christentums. - Es gibt auch heute noch Kulturen, in denen eher das Recht des Stärkeren zählt, der Einzelne keine Wertschätzung erfährt.

    Glaube - das muss auch nicht das Gegenteil von "Nicht-Wissen" sein. Es ist Vertrauen... und irgendwie gibt es auch ein "Glaubens-Wissen".

    LG
    Pezzi

    P.S.: Zu Ostern und Pfingsten: So heidnisch ist das nicht. Ostern, also die Auferstehung Jesu, hängt mit dem jüdischen Pascha-Fest zusammen. Dass Germanen Fruchtbarkeitsgöttinnen verehrten und im Rahmen der Christianisierung da manches zusammenschmolz (die Sache mit den Eiern, Hasen etc.), ist eine andere Sache. Pfingsten - der 50. Tag nach Ostern: Auch bei den Juden ein Fest - 50 Tage nach Pascha. Weihnachten: Wurde die ersten 4 Jhd. garnicht gefeiert, weil der Geburtstag von Jesus unbekannt ist. Was man von ihm weiß, sind die 3 Jahre seines öffentlichen Wirkens. Die Germanen feierten die Wintersonnenwende und pflegten einen Mithras-Kult. Die Christen feierten dann den Geburtstag von Jesus: Er ist das Licht der Welt und macht die Welt hell - halt als Gegenpol... Aber wann er wirklich geboren ist, das weiß man nicht.
     
    #64 22. September 2012
    Zuletzt bearbeitet: 22. September 2012
  5. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    @ Pezzi und Clara:
    Danke sehr für eure theologischen Erklärungen, die ja auch sehr wichtig sind. Dennoch würde ich doch gerne wieder auf das Grundthema zurückkommen, denn die ganze Theologie nützt den Suchenden nichts, wenn nicht Gläubige von ihren Glaubenserfahrungen Zeugnis geben. :vb_cool:
    Vielen Dank für euer Verständnis!
     
    #65 22. September 2012
    Zuletzt bearbeitet: 22. September 2012
  6. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    Hallo Medi!
    Zu deinen Fragen werde ich mich diese Tage auf jeden Fall äußern, wenn ich mehr Zeit habe. Ich werde dann auch mehr Erfahrungen schildern. :)
     
  7. Kati

    Kati Bekanntes Mitglied

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    @Clara
    "Ich finde es sehr bedauerlich, dass die katholische Kirche, die in der Vatikan-Bibliothek lagernden Handschriften nur wenigen, kirchentreuen Wissenschaftlern zur Verfügung stellt."

    Der Vatikan ist eine der wenigen Istitutionen die jeden Wissenschaftler, jeder Nationalität und jeder Religion in seine Archive Einlass gewährt.
    Sowohl in der Bibliothek als auch im Archiv wird niemand nach seinem Taufschein gefragt. Daher sitzen dort auch nicht nur Katholiken! Wohl aber wird eine hohe Qualifikation verlangt: wer dort forschen möchte, muß von einer Universität oder einem angesehenen Istitut ein Empfehlungsschreiben mitbringen. Das ist in fast allen Fällen eine staatliche Universität. Diese Selektion ist nötig weil es nur sehr wenig Sitzplätze gibt und viele Dokumente so wertvoll sind, dass sie nur in erfahrene Hände gehören.

    In einer großen Münchner Bibliothek konnte man vor ein paar Jahren (heute weiß ich nicht) nur ausleihen, wenn man einen deutschen Personalausweis vorlegte...

    Kati

     
  8. kaufnix

    kaufnix Mitglied

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    Danke Nachtigall für Deinen Hinweis. Sonst müsste ich mich auch wieder einklinken ;)

    @Pezzi,
    garnicht auf der Wiesn ;).
    Auch danke für Deine Erläuterungen. Fehlen mir nur noch die Hinweise auf die Abschriften in der Bibel aus den Epen der Sumerer. Von dort wurde ja schon fleißig abgekupfert.

    Die Bibel ist für mich nichts anderes als der erste niedergeschriebene Knigge. Inhaltlich eher was für die damals einfach denkenden Menschen.

    So und jetzt Schluss von mir :D
     
  9. medi

    medi Tagträumerin

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    Moni, natürlich habe ich auch schon Momente erlebt, in denen mich zum Beispiel praktisch grundlos Glück durchflutete... Allerdings habe ich diese bisher nicht unbedingt als göttlich empfunden. Ich dachte da schon an etwas außergewöhnlicheres oder einzigartiges... Wirklich so eine Art "Zeichen"... Da sind meine Erwartungen wohl zu hoch...:o :confused:

    Nachtigall, ich bin gespannt! :)

    LG
    Medi
     
  10. Clara07

    Clara07 Aktives Mitglied

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    @ pezzi
    natürlich nicht. Sie hat einige Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte durchgemacht. Trotzdem ist es ein und dieselbe u.z. römische Kirche.
    @ kati
    Es gibt genügend fundierte Berichte darüber, dass nicht jeder Wissenschaftler alle Schriften einsehen darf. Wie schön, dass dies nur mit mangelnden Leseplätzen begründet wird. Das beruhigt mich ungemein.

    Glaube und Wissen sind klar definierte Begriffe.
    Den caritativen Aspekt gibt es in vielen Religionen.
    Das Auszählen von Tagen, Wochen, Monden, Jahren, Sternenläufen ist auch nicht rein christlich.

    @) Nachtigall
    Du fragst im Forum nach Trost und Kraft im Glauben, auch nach der Meinung derjenigen, die nicht glauben. Ich schreibe etwas dazu. Ich habe dir eine Antwort gegeben. :vb_confused:Vielleicht hast du etwas anderes gemeint. Dann erkläre es bitte noch einmal mit anderen Worten.
     
    #70 22. September 2012
    Zuletzt bearbeitet: 22. September 2012
  11. Kati

    Kati Bekanntes Mitglied

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    @Nachtigall

    Ich hatte vermutet, dass es bei einem solchen Thema jede Objektivität verloren geht, und Argumente nicht mehr zählen.
    Ich bewundere Dich, dass Du Dir das hier antun willst.

    Und klinke mich gleich wieder aus,

    Kati
     
  12. Bundesliga

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    Einen wunderschönen Sonntag wünsche euch allen hier!!

    " Über all die Sterne, schrieb der Herr den Namen von dir,
    über all die Sterne hat der Herr dein leben gestellt,
    über alle die Sterne, fern von hier und ganz nah bei ihm"

    Diesen Refr.habe ich heute morgen schon in der Dusche gesungen:D. Weckt mich irgendwie besonders auf,
    herzlichst moni
     
  13. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    @ Kati:
    Mir liegt dieses Thema eben sehr am Herzen. Und ich bin geduldig, auch wenn ich die einen oder anderen immer wieder mal zurückpfeifen und auf den Kern des Themas hinweisen muss. Und diese tolle Resonanz in 3 Tagen zeigt, dass dies ein sehr wichtiges Thema ist, das viele beschäftigt. Es gibt Glaubende, Suchende, Andersdenkende, jeder soll sich äußern dürfen. Doch ich möchte auch besonders die Suchenden ansprechen. :)

    @ Bundesliga:
    Auch von mir die besten Wünsche für einen schönen Sonntag an alle!
     
  14. kaufnix

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    @Nachtigall

    "Gefällt mir" :top:

    Schönen Sonntag
     
  15. Nachtigall

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    Hallo an alle!
    Das Thema heißt Trost und Kraft im Glauben. Nun haben sich schon viele User geäußert, einige haben ihre Geschichte erzählt, sei es nun darüber, wie sie zum Glauben gefunden haben oder wie sie vom Glauben enttäuscht wurden.
    Ich wurde gestern darauf angesprochen, dass bisher noch keine/r in diesem Thread über konkrete Gotteserfahrungen berichtet hat, weil dies eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Da ich das Thema eröffnet habe, will ich nun mal diese Hürde als Erste überspringen, auch auf die Gefahr hin, von Nichtchristen oder Andersdenkenden belächelt zu werden oder dass man meine Erfahrungen als Einbildung oder Phantastereien deutet. Für mich sind sie wertvolle Gotteserfahrungen, die mein Leben geprägt und erheblich leichter gemacht haben. Dazu fange ich einen neuen Beitrag an, um das Ganze übersichtlicher zu gestalten.
     
  16. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    Mein Glaubenszeugnis

    Meine Geschichte beginnt so, dass ich von Kindheit an einen eher oberflächlichen Glauben lernte und lebte, bis zum Jahr 1989. Damals befand ich mich in einer schier ausweglosen Situation. In dieser Zeit kamen zu mir die Zeugen Jehovas, die mich aus meinem oberflächlichen Glauben, der eigentlich gar keiner war, aufrüttelten. Ich bekehrte mich 1990 aber nicht zu ihrem Glauben, sondern ich fand zu meinen katholischen Wurzeln zurück und lernte beten. Und ich spürte, dass manche meiner Gebete erhört wurden, ich viel Kraft bekam und mit meiner Situation besser zurechtkam.
    Nebenbei geschahen immer wieder mal Dinge, die mich nach und nach von meinem Hochmut befreiten. Ich las viele Bücher und wollte im Glauben weiterkommen. Aber an meiner unguten Lebenssituation änderte sich nichts, ich bekam jedoch viele kleine Lichtblicke, die mir das Leben spürbar besser machten. So lebte ich 12 Jahre lang weiter.

    Dann ging es Schlag auf Schlag: Ich lernte plötzlich nur mehr gläubige Menschen kennen, die mir alle auf meiner Suche weiterhalfen, das fand ich als ein großes Geschenk von Gott. Was mir auch half, war christliche Musik. Musik war schon immer heilend für meine Seele. Ob es nun deutsche Gospelmusik war oder englischsprachige christliche Rock’n’Roll-Musik, war egal, ich bekam von allem viel Kraft. Ich hielt mich an diesen Botschaften von gläubigen Songwritern und Interpreten fest. Ich lernte, die Bibel anders – mit dem Herzen – zu lesen, und lernte viel daraus.


    Eines Tages bekam ich ein Buch in die Hand, schlug zufällig eine Seite auf und las: "Du bist ein Kind Gottes. Die Welt hat nichts davon, wenn du dich klein machst. Es steckt nichts Erleuchtetes darin, dich zu ducken, damit sich die anderen Menschen in deiner Gegenwart nicht unsicher fühlen." Seit diesem Moment war ich ein neuer Mensch, eine zentnerschwere Last war von mir abgefallen. Diese Botschaft sagte mir, dass ich in Gottes Augen wertvoll bin, dass ich Sein geliebtes Kind bin, dessen Er sich persönlich annimmt. Ich wusste, dass dies der Hl. Geist bewirkt hatte, dass ich mich wie neugeboren fühlte.

    Ab und zu, wenn ich ganz am Boden war, spürte ich, wie die unsichtbare Hand Gottes mir über den Kopf streichelte und mir Gott damit versicherte, dass ich keine Angst zu haben brauche, dass ich nicht alleine bin. Oder ich spürte eine Umarmung mit der Zusicherung, dass alles gut wird, dass ich bei Ihm geborgen bin.
    An meinem 40. Geburtstag, abends im Bett, als krönender Abschluss dieses schönen Tages, hat mir Gott wieder über den Kopf gestreichelt und mir die Botschaft vermittelt: „Freu dich am Leben.“

    Gott schickte mir viele kleine Lichter auf meinen Weg, die mich froh und dankbar machten. Es gab viele schöne Momente in meinem Leben, das ist bis heute so geblieben.

    Viele Menschen spüren, wenn gefährliche Situationen gut ausgegangen sind, dass sie sowas wie einen Schutzengel hatten. Mich hat mein Schutzengel oft vor Schaden bewahrt oder mich auch vor gefährlichen Situationen gewarnt.

    An einem Ostersonntag durfte ich ein kleines Stück Himmel erfahren. Es war ein Tag voll von Glückseligkeit, wie ich es nie zuvor erlebt habe, nicht einmal die unangenehmen Dinge konnten ihn mir verderben. Wie schön muss es wohl einst im Himmel sein, wenn es in unseren schweren Erdenleben schon so schön sein kann. Verliebte z. B. fühlen sich auch wie im siebten Himmel. Das alles soll ein Vorgeschmack auf unser ewiges Leben im Himmel sein.

    Und so bekam ich dann jahrelang Botschaften, die meine Seele berührten und heilten, ob ich nun einen Bibelvers fand oder es mir innerlich gesagt wurde. Ich hatte keine Visionen oder so was, sondern mir war dann immer so, als habe gerade jemand was zu mir gesagt. Und ich wusste, ja, ich wusste es vom Verstand und vom Herzen her, dass es eine Botschaft Gottes war. Diese Botschaften war mir immer Trost und Kraft und Wegweisung, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Ich will mal einige aufzählen.

    „Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“ (Jesaja 61,5)

    In der Sorge, dass ich einen Arbeitsplatz bekomme: „Hab Vertrauen!“ Wenige Woche später hatte ich einen Arbeitsplatz.

    Einmal lag ich ganz verzweifelt und weinend im Bett. Plötzlich war es mir, als ob mir die liebenden Hände Gottes meine Schmerzen wegstreichelten, mit einem kuscheligen Gefühl, als wäre ich in Watte gepackt. Er sagte mir: „Ich bin dein Trost, deine Zuversicht und deine Freude.“ Danach ging es mir wieder gut. Ein anderes Mal in einer ähnliches Situation spürte ich ein Streicheln über meinen Körper und hörte im meinem Inneren: „Ich halte zu dir. Fühle dich geliebt und getröstet.“

    Einmal, als ich mich in einer besonders schwierigen finanziellen Situation war und nicht mehr weiter wusste, wurde ich nachts geweckt und an einen Bibelvers erinnert, mit dem Er mir sagte: „Sorge dich nicht um dein Leben oder dass du was zu essen, oder um deinen Leib und dass du etwas anzuziehen hast. Ich weiß, dass du das brauchst. Ich sorge für dich.“ Kurze Zeit später entspannte sich meine finanzielle Lage durch etwas, womit ich nie gerechnet hätte.

    „Du bist Mein besonders geliebtes Kind. Ich führe dich den Weg des Heiles.“

    "Sorge dich nicht, es ist alles wieder gut."

    „Deine Schuld ist dir vergeben, an deine Sünden denke Ich nicht mehr.“

    „Nimm täglich dein Kreuz auf dich und folge Mir nach. Wirf dein Kreuz nicht ab, sondern nimm es dankbar an. Ich helfe dir, es zu tragen.“

    „Fürchte dich nicht, denn Ich habe dich erlöst und dich bei deinem Namen gerufen. Du bist Mein.“ (Jes 43,1)

    Sorge dich nicht, beunruhige dich nicht. Alles wird gut!“

    „Lass Mich nur machen, Ich weiß, was für dich gut ist.“

    Ich denke, diese meine Ausführungen reichen aus für ein Glaubenszeugnis. Mehr möchte ich nicht berichten, denn es würde zu persönlich werden. Das war eh schon persönlich genug, auch wenn man hier ziemlich anonym ist.

    Ich höre schon Einwände, diese Erfahrungen könnten auf Einbildungen und Fantasien beruhen, die vielleicht durch starke Sehnsucht oder Wunschdenken hervorgerufen wurden. Dagegen spricht aber die Tatsache, dass diese Erlebnisse nie dann kamen, wenn ich sie mir wünschte. Sie kamen immer dann, wenn ich gar nicht mit sowas rechnete, und das auch nur einige Jahre lang in verschieden langen Zeitabständen. Und ich durfte seit ein paar Jahren gar keine solchen Einsprechungen mehr bekommen und keine physischen Erfahrungen mehr machen, und wenn ich mich noch so sehr danach sehnte. Für einige Jahre waren sie wichtig für mich, ansonsten wäre ich oft vor Kummer und Leid gestorben. Aber ich bin im geistig-seelischen Bereich sehr stabil geworden, deshalb brauche ich sie nicht mehr.
    Das soll aber nicht heißen, dass ich Gott deshalb nicht mehr erfahre, sondern ich erfahre ihn trotzdem, nur anders: In lieben, herzensguten Menschen, in der Natur, in der Musik, in vielen kleinen Wundern, die mich staunen lassen wie ein kleines Kind, auch in den Sakramenten, u. v. m.

    Für mich ist Gott wie ein Papa, zu dem ich grenzenloses Vertrauen habe, auch wenn Er mich durch schwere Zeiten führt, ich weiß, dass Er immer bei mir ist und mir immer hilft, wenn ich Ihn brauche. Ich habe mein Leben ganz Ihm übergeben in dem Vertrauen, dass Er, der die Liebe ist, alles gut macht. Ich kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand.

    Danke für euer Interesse! Alles Liebe! :)
     
    #76 23. September 2012
    Zuletzt bearbeitet: 23. September 2012
  17. Bundesliga

    Bundesliga Mitglied

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    Liebe nachtigall!

    Vielen herzlichen dank für dein tolles Zeugnis, ich kann es nur unterschreiben, mir geht es ähnlich!
    Danke!
     
  18. manni.w

    manni.w Mitglied

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    Hallo Nachtigall !

    Sehr gut dargelegt, und ich bewundere deinen Mut wirklich mal Wahrheit zu schreiben!! :top:

    L.G. Manni ;)
     
  19. Gustavh

    Gustavh Mitglied

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    Hier mal eine Geschichte die ich sehr gut finde zum Thema Glauben und Krankheit.


    Spuren im Sand

    Eines Nachts hatte ich einen Traum:
    Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
    Vor dem dunklen Nachthimmel
    erstrahlten, Streiflichtern gleich,
    Bilder aus meinem Leben.
    Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
    meine eigene und die meines Herrn.

    Als das letzte Bild an meinen Augen
    vorübergezogen war, blickte ich zurück.
    Ich erschrak, als ich entdeckte,
    daß an vielen Stellen meines Lebensweges
    nur eine Spur zu sehen war.
    Und das waren gerade die schwersten
    Zeiten meines Lebens.

    Besorgt fragte ich den Herrn:
    "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
    da hast du mir versprochen,
    auf allen Wegen bei mir zu sein.
    Aber jetzt entdecke ich,
    daß in den schwersten Zeiten meines Lebens
    nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
    Warum hast du mich allein gelassen,
    als ich dich am meisten brauchte?"

    Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
    ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
    erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
    da habe ich dich getragen."

    Margaret Fishback Powers
     
  20. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    Hallo Gustavh,
    dieses Gedicht hat mir vor vielen Jahren sehr viel Kraft gegeben. Später hab ich mal das dazugehörige Buch von Mrs. Powers gelesen. Es war sehr berührend und sehr hilfreich. Vielen Dank dafür! :)
     
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