Caliban, viele Konflikte lassen sich nicht sofort klären. Denn da muss ja auch der Beteiligte mitmachen, und wenn der nicht will, dann muss man nach anderen Wegen suchen. Ich habe auch mit so einem Fall zu tun, bei dem sich die jahrzehntelangen Konflikte vielleicht nie lösen werden. Damit muss man dann leben und wenigstens für sich versuchen, damit zurechtzukommen, so gut es eben geht.
Selbst wenns ein wenig seltsam klingt - Für mich kann ich nur sagen, daß ich nicht alle (bei mir offenbar gar nicht vorhandenen) Konflikte lösen muß. Ich habe vor vielen Jahren den Bruch mit meinen Eltern+Schwester vollzogen und war hinterher so was von erleichtert. Mein Vater ist im letzten Jahr verstorben, ich war auf seiner Beerdigung und habe seinen Tod irgendwie bedauert, er war nicht der Schlimmste. Habe dann gesehen, daß für die anderen meine "Enterbung" das allerwichtigste war, sozusagen nochmal ein Triumph. Lieber Himmel, wie dumpf. So, und das wars. Ich will und muß nichts aufarbeiten, nichts lösen, nichts begreifen wollen usw. . Es ist mir schlichweg egal. Da ich zu meinen anderen Verwandten einen ziemlich guten Kontakt habe, wird mir manchmal ungefragt noch was erzählt. Und? Da ist absolut nix, was mich berührt. Ich bin sehr froh darüber, daß ich da nichts mit mir rumschleppen muß. Eve
Sollte es etwa möglich sein das ein zusammenhang zwischen auto- immun erkrankungen und difficilen familien verbindungen besteht? . Man könnte fast den eindruck haben. Jedenfalls beglückwünsche ich Ève zu ihrem gewonnenen abstand. Ich habe mich oft gefragt ob "blut" wirklich zwingend so viel zu sagen hat. Unsere freunde suchen wir uns aus....
In meiner Familie ging es ähnlich zu wie bei eve: Eine Schwägerin, die sich offenbar für was Besseres hielt, hat sämtliche Geburtstagsfeiern und auch Weihnachten total vergiftet mit ihrem Gequassel. Immer wenn ich Kontra geben wollte, ging mein Vater dazwischen und sagte laut: "Aber keinen Streit heute!" Zu einer Aussprache war die Schwägerin nicht bereit, denn dann hätte sie ja zuhören müssen. Außerdem betonte sie immer wieder, dass sie ja arbeiten müsse, während ich mir ja das Kind habe andrehen lassen und jetzt nur noch halbtags arbeiten brauche, daher also mehr Zeit hätte als sie, usw, usw. Weihnachten, wenn wir uns alle auf den Gänsebraten der Gans vom Bauernhof gefreut haben, hat sie Vorträge gehalten über die schlechte Tierhaltung im Allgemeinen und dass sie ab jetzt nur noch fleischlose Ernährung zu sich nehmen würde. Ich habe immer extra für sie vegetarisch gekocht. Als meine Eltern gestorben waren, gab es dann den lange aufgeschobenen Streit lautstark und öffentlich. Aber immer noch verweigerte sie danach eine Aussprache. Meine Freunde fanden es total klasse, ohne ihre Anwesenheit meinen Geburtstag zu feiern und auch mein (inzwischen erwachsener) Sohn sagte, das wäre eine gute Entscheidung. Nur mein Bruder (es ist ja seine Ehefrau) findet es traurig, dass wir nicht mehr kommen. Und so habe ich ihn alleine eingeladen zu Geburtstagen und zu Weihnachten. Aber Weihnachten darf er nicht zu uns kommen, an Geburtstagen nur kurz. Meine Freunde halten ihn für ein Weichei. Denn sogar seinen Vornamen hat sie geändert und er lässt sich alles gefallen. Das Grab meiner Eltern sieht aus wie von einem Firmenmogul, wenn die beiden da waren: weithin sichtbar die größten und schönsten Blumengebinde! Dabei haben sie sich um die Pflege der beiden, als sie alt und schwach wurden, gar nicht gekümmert (keine Zeit, s.o.). Ich bin fertig mit diesem Teil meiner Familie, auch mein Mitleid für meinen Bruder hält sich in engen Grenzen. Erst jetzt fühle ich mich richtig frei. Meine Feiern sind regelmäßig lustig, es gibt natürlich Vegetarisches und Fleischiges zu Essen, es gibt mit und ohne Alkohol Getränke, niemand wird ausgegrenzt. Zu meinen anderen Verwandten bestand vorher auch kaum Kontakt, ich bin ja vor 30 Jahren dort weggezogen und in Hessen heimisch. Meine Eltern sind dann, als das einzige Enkelkind geboren war, auch nach Hessen gezogen. Ein reiner Zufall, dass mein Bruder nach seinem Studium auch hier in Hessen Arbeit fand. Es lebe die Wahlverwandtschaft! Luna-Mona
Nein, Caliban, hat es wohl nicht. Mit einer Verwandschaft werden häufig Konventionen geschaffen, an die man sich "zu halten" hat. Die innere Verbindung baut man aber nicht auf, weils irgendwie, wenn denn auch familiär, vorgegeben ist. Menschen, die einem nahe stehen oder nahe kommen, kristallisieren sich heraus, die lernt man kennen. Bei einer guten und innigen Verwandschaft ist das eher leichter, weil diese Menschen ja im Umfeld schon da sind. Als sich meine Freundin vor Jahren das Leben nahm, habe ich sehr gelitten und das ganze Programm mit Wut, Trauer, Enttäuschung usw. durchlebt. Bei meinem Vater war das ganz was anderes, so hart sich das vielleicht auch anhören mag. LG Eve
@Luna-Mona Das ist auch etwas, was ich kenne, salopp gesagt "Feigheit vor dem Feind". Das war das Problem meines Vaters. LG Eve
Der verlust meiner besten freundin hat dièses thema in einer schwachen minute zustande gebracht. Sie war über vier jahre sehr krank. Und offen gestanden habe ich mir nicht viel vorgemacht. Ich bin mit zwei onkologen befreundet, die meine freundin nicht kannten. Aber ich habe über ihren verlauf berichtet. Sie waren sehr vorsichtig mit ihren aussagen. Vorsichtig eindeutig. Ich hätte freunde bislang durch suicide verloren. Irgendwie ein thema in meinem leben. Aber das ist etwas anderes. Etwas völlig anderes, weil selbstbestimmt
Hallo ihr Lieben, Danke das ihr so ohne große Streitigkeiten über ein so schwieriges Thema diskutiert. Ohne ersichtlich Grund habe ich heute Vormittag meine Großeltern vermisst, die vor etwa 25 und 27 Jahren verstorben sind. Ich habe mich genau an ihre Wohnküche erinnert... Zwischen meinem Vater und seinen Eltern gab es irgendwann einmal einen Bruch. Und vor einigen Jahren hat sich die Geschichte zwischen meinem Bruder und unseren Eltern wiederholt. Vor zwei Jahren hatte meine Mutter einen schweren Unfall. Mein Bruder kam nicht zurück. Auch wenn meine Mutter und mein Bruder noch leben, vermisse ich beide schon jetzt. Mein Bruder, weil ich grundlos keinen Kontakt mehr mit ihm habe. Und bei meiner Mutter ist die Energie und Lebensfreude und Gesprächigkeit nach dem Unfall dahin. Zudem fürchte ich mich immer vor der Nachricht des Abschiedsnehmens, da ich weit von meinen Eltern entfernt wohne und sie nicht begleiten kann. Ich weiß nicht, ob ich ein schlechtes Gewissen habe, für meine Eltern nicht alles tun zu können ? Aber ich habe meine eigene Familie. Ich bin auch der Meinung, Menschen die gegangen sind, bleiben für immer im Herzen und in den Gedanken bei denen die die Menschen gern hatten. liebe Grüsse von Hai
@kaufnix Schade, ich dachte, Du hättest verstanden, dass "Abschied" auch mal metaphorisch gemeint sein kann @caliban Wie Du schon sagtest: die Theorie ist eines (der Plan im Kopf), das richtige Leben läuft aber oft ganz anders (wo ist dann Plan B??) Wir sind uns einig, dass Konflikte - wenn überhaupt - besser gleich gelöst werden. Aber Hand aufs Herz: wir sind dafür doch alle mal zu feige oder zu bequem oder gerade nicht in Form - falls das für Andere nicht zutrifft: ich stehe für mein Teil dazu! Und das gilt auch für Konflikte im engeren Umfeld (die, wie eve richtig sagt, nicht immer gelöst werden oder werden können). Die "totale Ordnung" hat für mich auch etwas Zwanghaftes und Starres, quasi Unlebendiges - womit wir wieder beim Thema wären... P. S. Darüber ließe sich trefflich diskutieren, was daran "selbstbestimmt" ist.....es ist selbstgemacht, und häufig stehen dahinter schwere persönliche Krisen und menschliche Katastrophen!
Trauer hat auch andere Aspekte als "Egoismus" oder gar "Selbstmitleid" des Trauernden (würde ich auch selber nicht so bezeichnen) - zum Beispiel kann es ja so besonders schade und traurig sein, daß jemand, den man viele Jahre sehr gern hatte, einen schönen Sommertag oder den erfrischenden Spaziergang im Schnee nicht mehr mitmachen, ein schönes Konzert nicht mehr mitbesuchen kann, Situationen also, die die/der Verstorbene genossen hätte... Bei verstorbenen Haustieren tröstet mich nur, daß ich alles dafür getan habe, daß das Tierchen ein möglichst langes, fröhliches und schmerzfreies Leben gehabt hat...
Ja. Natürlich. Das geht mir sehr häufig so. Auch das man situationen die dem verstorbenen gefallen hätten , nicht mehr teilen kann. Ich finde mich zu zeiten in einem dialog, der nun natürlich ein monolog geworden ist
????Autoimmunerkrankungen und nicht bewältigte Konflikte???? Habe Eure Beiträge mit ganz viel Interesse und "aha" und "unter jedem Dach wohnt ein ach" gelesen......... Meinen Vater konnte ich nicht kennen lernen, er starb mit 27 Jahren und ich war 3 Monate alt. Meine Mutter mit 44 - 2 Tage nach meinem 16 Geburtstag. Mein Lieblingsneffe mit 7 Jahren (ertrunken). Tante und Onkel, die meine Eltern vertraten und immer für mich da waren, starben als ich um die 30 war - ist alles über 20 Jahre her und ich trauere noch heute........ Meine Erfahrungen mit dem "echten Sterben" und der "normalen" Trauer, gehörten immer zu meinem Leben. Nun habe ich eine Frage an Euch und besonders an @Eve60 Dieser Ausspruch von Dir hat mich beeindruckt und wie hast Du das geschafft? Zu meinem Leben gehören noch einige "lebende Tote", die mir mein Leben aber immer noch schwer machen. Zum einen sind es 2 Ex-Ehemänner, die im Nachhinein betrachtet, nur die "guten Zeiten" haben wollten und auch die dazugehörigen Familien. Zu allen Familienmitgliedern hatte ich während der Ehezeiten ein sehr liebevolles Verhältnis. Es hört sich vielleicht blöd und anmaßend an wenn ich jetzt hier schreibe, ich habe mir nichts vorzuwerfen und nichts zum Scheitern der Ehen beigetragen - ich hatte schlichtweg keine Chance - als es den Herren gut ging sind sie gegangen - erzählen Märchen und Geschichten und die Familien bemuttern und betuttern die armen Jungs....."Blut ist wohl doch dicker als Wasser!" Ähnliches ist es mir mit einigen langjährigen Freundschaften passiert, als ich 2011 einen Unfall hatte und seither nicht mehr so zupacken kann, wie man es bisher von mir kannte und gewohnt war. Tja und nun seit einigen Jahren die gesamte gesundheitliche Situation.......inzwischen lebe ich sehr zurück gezogen und habe ein vollkommen anderes Weltbild von meinen Mitmenschen bekommen. Aber leider trauere ich um einige ehemalige Familienmitglieder und "Freunde?", die ja alle noch alle leben und trotzdem gibt es keine Möglichkeit für eine sachliche Aussprache oder gar eine menschliche Verabschiedung. Wie kann man mit derartiger Trauer umgehen?
Abgesehen von dem was du sagst... Es gibt nur eine einzige , aber wirklich nur eine einzige , und absolut! keine andere möglichkeit um mit "lebenden toten " in's reine au kommen" , als kommunikation. Es gibt ab...so...lut keine andere möglichkeit. NIE! Ab..so .lut NIE!!! Mach' einen anfang
Habe es mehrfach versucht..... Leider bin ich wohl der Typ, der gerne Klarheiten hat, oder mich einfach nur verabschieden möchte! Allerdings setzt Kommunikation immer auch das Interesse des Anderen voraus! Ich bin wohl hier Menschen begegnet, die andere Menschen einfach ausradieren, streichen, ignorieren können. Trotz vieler gemeinsamer Jahre nicht mehr existent. Kennst Du das Gefühl, wenn Du gern mit jemandem reden möchtest, der Dir aber gar keine Gelegenheit dazu gibt? Beängstigend ist für mich auch, dass sich diese Menschen in meinem Leben angesammelt haben - also nicht nur 1 oder 2. Und glaube mir bitte auch, dass ich immer zuerst bei mir suche - nicht anspruchsvoll war oder bin - immer Kumpel - immer zur Stelle - geht nicht gab es für mich nicht und mein 2. Vorname war immer Optimist - war!
Ja. Kenne ich. Zur genüge und bis zum geht nicht mehr. "Immer klarheit haben möchte"... Wir nennen das " la bonne franchise". Funktioniert selten. Und weisst du warum? Weil der allergrösste teil der leute , auch enger freunde angst vor klarheit hat. Angst ist übrigens auch ein schlüsselwort. Wenn es dir wichtig ist mit deinen lebenden toten einen abschluss zu machen, dann zwinge sie doch zur stellungnahme.wenn sie zu feige dazu sind.... Dann töte sie ein fur allé male. Im übertragenden sinn. .. .ja- ich glaube zu wissen, wovon du sprichst.
Man kann mit den Menschen nur durch Kommunikation ins Reine kommen. Aber wenn keine Kommunikation mit ihnen möglich ist, weil sie sie verweigern, dann muss man zusehen, dass man allein damit ins Reine kommt. Das hab ich selber leider zu oft erlebt. So ähnlich wie wenn man sich mit Verstorbenen nicht mehr aussprechen konnte und man allein damit ins Reine kommen muss, so ist es auch mit den Lebenden.
Ja, das sind und bleiben dann die lebenden toten . und die nimmt man dann mit in's grab. Mangel an intellektueller auseinandersetzung ist die ursache für kriege. Persönlich und global. Und der beweis dafür das der grösste teil der menschheit schlicht dumm ist. Und bleiben wird.