Therapie der Vaskulitiden

Dieses Thema im Forum "Was ist eine Vaskulitis" wurde erstellt von Stine, 21. April 2012.

  1. Stine

    Stine Moderatorin

    Registriert seit:
    30. Juni 2005
    Beiträge:
    7.142
    Therapie der Vaskulitiden

    Systemische Vaskulitiden sind entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße die den

    gesamten Körper befallen können. Der Name "systemisch" unterscheidet sie von

    "organbegrenzten" Gefäßentzündungen wie z.B. der Hautvaskulitis. Systemische

    Vaskulitiden bedrohen die Funktion der Organe und können lebensgefährdend sein.  



    Die gegen eine Vaskulitis zum Einsatz kommende Therapie ist von Einzelfall zu

    Einzelfall unterschiedlich: Welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist, hängt

    davon ab, in welchem Ausmaß Organe beteiligt sind und wie aktiv die Erkrankung ist.



    Im Akutstadium bei nahezu allen Vaskulitis-Formen ist trotz der unerwünschten

    Nebenwirkungen der Einsatz von Kortison (Cortison) unverzichtbar.

    Ziel der modernen Vaskulitis-Behandlung ist aber, möglicht schnell von einer hohen

    Dosis Cortison herunterzukommen. Dies gelingt bei vielen Vaskulitiden nur durch

    Kombination mit weiterer Medikamente.



    Wichtigste Ausnahmen ist die Arteriitis temporalis (Horton'sche Erkrankung), eine

    Entzündung der Schläfenarterie, und die Panarteriitis nodosa, eine Entzündung

    mittelgroßer Gefäße. Diese Vaskulitisformen lassen sich öfter nur mit Cortison

    (in zunächst hoher Dosierung als Infusion, dann wird schrittweise ausgeschlichen)

    zum Stillstand bringen.

    Systemische Vaskulitiden kleiner Gefäße (charakteristischerweise mit Nieren-,

    Lungen- und Nervenschädigung) müssen neben hochdosiert Cortison zusätzlich

    mit weiteren Medikamenten behandelt werden. Hierzu haben sich Substanzen aus

    der Krebstherapie bewährt, welche in viel niedriger Dosis als zur Krebsbekämpfung

    eingesetzt werden.

    Diese Substanzen nennen sich Zytostatika (sind Substanzen, die die Zellteilung

    hemmen, wie z.B. Endoxan®) oder Immunsuppressiva (sind Substanzen, die das

    Immunsystem unterdrücken, wie z.B. MTX und Imurek®). Da auch diese

    Medikamente nicht selten starke Nebenwirkungen haben, (dies ist wohlgemerkt Dosis-

    und Behandlungsdauer - abhängig) und in der langfristigen Therapie häufig nicht mehr

    vertragen werden oder ihre Wirkung verlieren, gibt es neue Medikamente.



    Die neuen Substanzen greifen gezielter die zur Vaskulitis führenden Prozesse an und

    treffen weniger die Zellteilung und das Abwehrsystem als Ganzes.



    Ca. 10-15% der Patienten sprechen auf diese Standardtherapie nicht ausreichend an.

    Für diese Patienten haben sich sog. Antikörpertherapien als sehr erfolgsversprechend

    erwiesen. Man setzt hier Antikörper ein, die gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe

    angreifen, abfangen und beseitigen oder blockierenen. Hier sind in erster Linie die sog.

    TNF-alpha-Blocker zu nennen, die seit längerem u. a. für die Behandlung von Patienten

    mit rheumatoide Arthritis zugelassen sind.



    Weitere Informationen zu Basistherapie und Biologika (Biological):

    Was ist eine Basistherapie und was kann sie bewirken? Welche

    >>Basismedikamente (Langwirksame Antirheumatika = LWAR) gibt es?

    Biologika – Was sind sie? Was können Sie? Wie wirken   Sie?

    Basismedikamente - Medizinische Informationen

    Basismedikamente - Patientenaufklärungen



    Einengungen oder Verschlüsse großer Gefäße können mittels Katheteruntersuchung

    aufgedehnt werden, meist kombiniert mit dem Einsetzen eines Röhrchens, das den

    Wiederverschluss verhindern soll (Dilatation und Stent-Implantation).



    In lebensbedrohlichen Situationen bei Vaskulitis mit Lungenblutung und Nierenversagen

    (pulmorenales Syndrom bei der Wegener'schen Erkrankung) können in einem Verfahren

    ähnlich der Blutwäsche durch die Plasmaseparation (Apherese) krankmachende

    Antikörper aus dem Blut gefiltert werden.



    Zusammengefasst sollte man die schwere systemische Vaskulitis unverzüglich mit

    hochdosiert Cortison in Verbindung mit einem Zytostatikum/Immunsuppressivum bis

    zur Rückbildung der Entzündung behandeln (Remissionsinduktion typischer Weise

    mit hochdosiert Kortison und Endoxan® über möglichst kurze Zeit: wenn möglich

    unter 6 Monaten). Bei ausbleibender Besserung oder Unverträglichkeit der Cortison/

    Endoxan®-Therapie können zusätzliche oder andere Medikamente wie etwa

    Biologika oder IvIg zum Einsatz kommen. Sobald die schwere Entzündung

    überwunden ist wird auf eine mildere remissionserhaltende Therapie mit niedrig-

    dosiert Cortison und z.B. Imurek®, MTX umgestellt. Da Vaskulitiden leider

    häufig wiederkehren (Rezidiv) und häufig eine geringradige Entzündung verbleibt muß

    diese Therapie häufig über Jahre und eventuell lebenslang fortgesetzt werde.




    Autor: Eveline Ioannidis - Herzlichen Dank für deine Hilfe



    © Rheuma-Selbst-Hilfe.at



    Quellen:

    rheumanet.org

    Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie

    rheuma-online.de

    onmeda.de
     
  2. LucySky

    LucySky MPA

    Registriert seit:
    4. Januar 2011
    Beiträge:
    304
    Erfahrungsbericht aus Gesprächen mit Ärzten: Inzwischen wird Rituximab dem Vorzug vor Cyclophosphamid gegeben, weil es erfolgversprechender ist. Rituximab ist inzwischen für Vaskulitis zugelassen und wird nach einem Vaskulitis-Schema angewendet. Für die rheumatoide Arthritis ist es schon lange im Einsatz, wohl als eines der verträglichsten Mittel.

    Unter Rituximab-Therapie steigt das Risiko für Infekte. Das ist in einem Rituximab-Ausweis vermerkt, den man als Patient immer bei sich tragen soll und bei anderen Ärzten vorzeigen soll. Es ist auch eine Notfallnummer vermerkt.
     
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