Ich möchte den Focus gern zurück auf das eigentliche Thread-Thema richten. In ungezählten Gesprächen mit meiner wunderbaren Psychologin ist mir klar geworden, dass der Aspekt, auf den ich meine Aufmerksamkeit lenken möchte und welches Ergebnis ich mir dafür wünsche und wieviel Raum ich dem Negativen oder auch Positiven dabei geben möchte, eine ziemliche Herausforderung sein kann. Bin ich mir erst einmal bewusst geworden was ich möchte, ist der nächste Schritt dies möglichst auch konsequent umzusetzten und zwar von der Denkweise und Wahrnehmung her und idealer Weise auch im realen Handeln. Schließlich schaffen wir uns unsere Realitäten ja ein stückweit immer selber. So lange wie es dabei "nur" um veränderte Denkweisen geht, kann diese Herangehensweise wirklich hilfreich sein, um seine Energie nicht zu sehr für belastende Dinge zu verschwenden, obwohl ich es auch irgendwie liebe mich über Ereignisse und Menschen aufzuregen. Das ist irgendwie paradox, weil ich weis, dass es zu nichts führt und mir nicht gut tut. Geht es aber darum nicht nur Denk- und Verhaltensweisen auf den Prüfstand zu stellen, sondern auch Lebensumstände und Alltagsrealitäten konsequent zu betrachten, wird mir immer wieder klar, dass ich dabei schnell an Grenzen stoße. Ja, ich kann meine Einstellung zu vielen Dingen so verändern, dass ich besser damit leben kann und ich kann versuchen Belastendem möglichst weing Raum zu geben. Aber im Alltag ist das wirklich eine Herausforderung, denn bei vielen negativen Dingen ist ja nicht der Umstand meiner gegebenenfalls falschen Einstellung das eigentliche Problem, sondern all das Belastende, dass mit mir und um mich herum tatsächlich geschieht. Mir gelingt es leider nur bedingt, all Das, von dem ich mir im klaren bin, dass ich es nicht möchte, in einen möglichst kleinen ... ich nenne es mal Aufmerksamkeits- oder Wahrnehmungsraum zu quetschen. Dieses überlieferte Budda-Zitat (oder war es Konfuzius? egal) "Es nützt nichts, sich über Dinge aufzuregen, die man nicht verändern kann" birgt natürlich eine gewisse Abgeklärtheit. Für mich schwingt da aber immer auch ein bisschen "Kopf in den Sand stecken" mit. Wohl möglich bin ich im Kern zu sehr Revoluzer oder ich mach mir einfach viel zu viele Gedanken. Das ist beim Selbstcoaching scheinbar ganz schön hinderlich. LG Manoul
Wow, ich freue mich über das große Interesse und die vielfältigen Ansichten! @Manoul , deine Ausführungen waren ja wirklich recht ausführlich und spannend! Ich habe beim Lesen immer wieder gedacht: Ja, so verstehe ich auch das Selbstcoaching, Herauszufinden, was ich möchte (was anstrengend und fordernd ist, finde ich) und zu dem hin zu streben. Dem Aufmerksamkeit zu schenken und es wachsen zu lassen. Nun bekommt man ja leider nicht alle Wünsche erfüllt und muss sich manchmal auch mit dem "Nächstkleineren" oder "Nächstnächstkleineren" zufrieden geben. Selbst wenn es Wünsche an mich sind. Der von mir beschriebene Kurs hat mich noch einmal darin bestärkt, mir meine jeweilige Situation bewusst zu machen und Spielraum zu finden. Das tut gut! Es gibt viele Möglichkeiten, seine Lebensqualität zu verbessern, auch wenn die Gesamtsituation bescheiden ist, wie bei einer chronischen Erkrankung. Ich sehe viel davon hier im Forum, und das gibt so viele Anregungen und das Gefühl, nicht allein zu sein. Also, wenn man das theoretisch sieht: Was Beachtung findet, wächst. Das wird auch in deinem Text sehr deutlich (zumindest lese ich es heraus ) Allerdings: In Extremsituationen ist es die große Kunst, dies zu erreichen. Beispielsweise, wenn man vor Schmerzen nicht weiß, wohin mit sich, dann ist es eine unglaubliche Herausforderung, sich zu überlegen, wie man damit umgehen möchte. Der Dozent meinte, man könne das trainieren. Mal sehen, mal probieren... Ja, die religiösen Hintergründe sind hier recht unterschiedlich. So lange wir uns da zuhören und die Einstellung/den Glauben des Anderen gelten lassen können, gefällt es mir gut, wenn das zur Sprache kommt. Ich bin fasziniert von der Kraft der Natur, halb im wissenschaftlichen Sinne, halb im Wundern, Staunen, Schön finden. Ich glaube daran, dass es immer wieder etwas "Großes Ganzes" gibt, im Mikro- und im Makrokosmos, in dem was ich zu verstehen glaube und dem, was mir unerklärlich ist. Ein neunjähriges türkisches Mädchen hat mich mal gefragt, wie Gott aussieht. Und als ich noch überlegte, was ich ihr darauf antworten könnte, kam von ihr "Ich sag´ dir, Gott ist rund!" Das finde ich genial.
Ich hab mal eine Weile reingeschmökert ... aber das ist nicht meine Welt. Grundsätzlich lehne ich alle religiösen Dinge nahezu komplett ab. Ich bin tolerant und versuche niemanden von irgendetwas abzubringen und genauso muss ich auch meine Einstellung dazu nicht weitergeben. Da sollte wirklich jeder mit seinen eigenen Überzeugungen glücklich werden, sofern man denn dann auch tatsächlich Eigene hat. LG Manoul
Ja genau deshalb hat der Mensch auch einen "freien Willen" um sich entscheiden zu können, was man ablehnt oder für gut und richtig befinden möchte, Manoul.
Was mich noch sehr beschäftigt, ist die Balance von Nähe und Abstand zur Familie, Freunden, Nachbarn, Kollegen, Mitmenschen... Das ist in den Beiträgen hier auch immer wieder Thema. Ich hatte als Kind und Jugendliche viele Gründe, mich zurück zu ziehen. Damit war ich zwar geschützt, jedoch auch sehr einsam. Erst nach dem Abitur konnte ich "aus meinem Bau" kommen und fand mich sowohl im Praktikum als auch im Studium in einer wohltuenden Gemeinschaft wieder. Ich genieße es bis heute sehr, in einer Gruppe zu sein, selbst wenn es nicht 100%ig passt. Manchmal schaffen verschiedene Bekanntschaften auch Ausgewogenheit und erweitern den Horizont. Ich finde es sehr spannend und bereichernd zu erfahren, wie andere Menschen ihr Leben betrachten, mit Herausforderungen umgehen, was sie interessiert. Am Liebsten gebe ich dann auch noch meinen Senf dazu. Aber auch gemeinsame Erlebnisse und Unternehmungen mag ich sehr. Ich fühle mich dann sehr lebendig. Nun kann man sich ja leider weder die Familie, die Nachbarn, noch die Kollegen aussuchen. Und da beginnt für mich die Herausforderung. Mit meinen Kollegen habe ich schwere Zeiten erlebt. Allerdings waren auch sie nicht zufrieden damit, mich anzukeifen, und der Wille zur Veränderung war beidseitig vorhanden. Das hat tatsächlich etwas gebracht. Wir konnten uns darauf verständigen, dass wir uns einen einigermaßen harmonischen Umgang wünschen. Und da hatten wir dann eine Gemeinsamkeit. Ich gebe zu, wenn Missverständnisse oder Unwegsamkeiten auftreten, habe ich schon mit aufkommender Panik zu kämpfen. Versuche, mir nichts anmerken zu lassen und wir bekamen das tatsächlich geregelt. Toi, toi toi! Mit meiner Familie ließ sich auch in 30 Jahren fortgesetzter Versuche nichts regeln und ich musste "das Handtuch werfen". Es geht mir nun besser, auch wenn es immer wieder ein Bedauern gibt. Ich habe einmal sehr über Monthy Python gelacht, die vorgaben, eine Sendung zum Thema "Was ist eigentlich los?" zu gestalten. Bis mir bewusst wurde, dass das die entscheidende Frage in jeder Situation ist.
@tilia wir sind da komplett gleich gelagert, du schreibst es exakt genau so, wie es auch bei mir ist. Die Lebenssituation, vor allem in Bezug auf Familie, Kollegen und andere Menschen, ist ja letztendlich auch das Resultat einer ganzen Reihe unterschiedlichster Selbstcoachingprozesse. Zugegeben, mit steigender Lebenserfahrung wird im Umgang mit Anderen vieles leichter. Ich weis heute viel besser, wo ich Stoppschilder aufstellen muss und tue dies auch ziemlich konsequent. Wäre ich schon vor 30 Jahren dazu in der Lage gewesen, wäre mein Leben sicher ganz anders verlaufen. Nicht unbedingt besser, aber möglicherweise einfacher. LG Manoul
Hallo, ein spannender Thread. Ich will mal meine Sicht zum Selbstcoaching dazu geben, aus dem Erfahrenen, was ich so erlernt habe. Grds handeln wir alle nach Mustern, die wir selbst erlernt haben bzw. die uns unsere Umwelt mitgegeben hat. Beginnend ab der frühesten Kindheit. Wir holen in verschiedenen Situationen genau diese Muster raus, um die Situation zu bewältigen. Diese Muster spielen sich um im Unterbewusstsein sein ab und die kann man nicht einfach mal so aus dem Unterbewusstsein rausholen. Damit beginnt Selbstcoaching immer mit Selbstreflektion. Warum reagiere ich in dieser Situation so? Das war und ist für mich immer wieder ein fordernder Prozess. Genauso fordernd ist es, das Muster abzustellen. Ich hab das ja schon geschrieben, als Rheuma in mein Leben getreten ist, war es die Trauerarbeit. Ich habe ganz langsam immer wieder versucht, mit meinem Mustern das Leben wie es ohne Rheuma war, wieder herzustellen. Mit den erlernten Techniken ist es so, dass ich jetzt meist Muster, die mir bei der Rheuma Bewältigung Probleme machen, zu erkennen und sie durch positive Aktionen nicht zu bedienen. Vielmehr kann ich immer wieder in diesen Fällen auf meinen Fokus auf positive Dinge lenken. Meist Symbole, zu denen ich eine positive Assoziation habe oder einfach mal mit Achtsamkeit, bezogen auf mich. Kann aber auch einfach ein Motto oder Spruch sein, wie hier es ja auch zu lesen ist. Die Tiefenanalyse, warum es so ist mit den Mustern und woher die kommen, ist dann aber die Sache des Psychologen. Weil ich denke, da ist dann die Grenze des Selbstcoaching erreicht. Dafür braucht es Techniken und Fähigkeiten und den Blick von Außen. Ich brauchte für mein Selbstcoaching eine externe Anleitung, aber jetzt ist die bewußte Selbstreflektion mit Erkenntnissen immer wieder auf der Tagesordnung. Selbstcoaching ist ein wichtiger Bestandteil beim Leben mit einer Chronischen Krankheit. Das war meine Erfahrung. Schosl
Genau so verstehe ich das Thema Selbstcoaching. Erst mal Selbstreflexion, Eigenverantwortlichkeit und Ehrlichkeit (die manchmal auch weh tun kann) sich selbst gegenüber und dann Lösungen suchen und diese dann auch umsetzen. Das ist ein Prozess, der oft sehr langwierig sein kann.... Da es hier viel um mitmenschliche Beziehungen geht, versuche ich mal ein Beispiel: Schon immer habe ich ein Helfersyndrom. Wenn also jemand Hilfe brauchte, dann war ich da, ob in der Familie oder wenn ein Kollege gemobbt wurde usw, also immer jemand, auf den man sich 100-prozentig verlassen kann. Und selbstverständlich ging ich davon aus, dass mein Gegenüber im umgekehrten Fall ganz genauso für mich handeln würde. Nur leider ist das ganz oft nicht so.... Irgendwann ist man dann verletzt und enttäuscht, fühlt sich ausgenutzt, zweifelt an sich und an seinen Mitmenschen. Dann hat man viele Möglichkeiten: man kann sich völlig zurück ziehen und einfach niemandem mehr helfen, mit der betreffenden Person brechen, sich in Selbstmitleid baden und die ganze Welt schlecht finden, Schuld zuweisen usw., usw. Oder man kann sich selbst mal hinterfragen und da fängt Selbstcoaching für mich an: Warum habe ich dieses Helfersyndrom ? Was erwarte ich eigentlich als Gegenleistung für meine Hilfe ? Warum enttäuscht es mich so, wenn ich diese Gegenleistung nicht erhalte ? usw. Diese Fragen muss jeder natürlich für sich selbst beantworten. Aber schon das Auseinandersetzen damit führt zur Selbsterkenntnis und dann auch zu Lösungen. Ich habe meine Antworten gefunden und dann eben auch meine Muster entdeckt. Für mich heißt das konkret, dass ich vorher abwäge, wem ich helfe, nicht mehr von mir auf andere schließe und mir dadurch auch Enttäuschungen erspare (Enttäuschung setzt ja eine Täuschung voraus ! ) und keine Gegenleistung erwarte. Sollte es eine geben, ist das eine tolle positive Überraschung . Somit ist Helfen für mich positiv, weil ich meine Erwartungshaltungen verändert und die Grenze zum Ausgenutzt-Werden gezogen habe. Viele Grüße
Hey liebe Aida, ich bin dazu übergegengen .... hmmm ... nein, eigentlich war es schon immer so, dass ich für meine Hilfe keine Gegenleitung erwarte. Ich helfe unheimlich gern. Menschen die mir nah stehen, Menschen, die ich garnicht kenne und am liebsten solchen Menschen, die meine Hilfe überhaupt nicht erwarten, sie aber dann sehr gern annehmen. Die Hilfe kann ganz unterschiedlich sein, es fängt damit an anderen die Tür aufzuhalten, fremden einfach ein ehrliches Lächeln zu schenken und damit vielleicht den Tag kurz zu verschönern, jungen Kollegen etwas beizubringen, was ihnen hilft voranzukommen oder auch mal einem Familienmitglied die Wohnung zu renovieren oder einfach zu zuhören, wenn jemand Sorgen und Probleme hat. Es kommt auch vor, dass ich einfach mal Geld an völlig Fremde verschenke, wenn ich das Gefühl hab, dass sie es grad dringender brauchen als ich. Eigentlich kann ich mir sowas nicht leisten, aber zu helfen ist mir in dem Moment wichtiger als mein Kontostand. Das helfen macht mich irgendwie glücklich und verschönert mir den Tag und dem Geholfenen hoffentlich auch, denn das ist die einzige Gegenleistung, die ich mir aber dabei selber schenke, das Gefühl, dass andere spüren, dass Menschen selbstlos und hilfsbereit sein können ohne irgend etwas dafür zu erwarten. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo eigentlich fast nichts einfach aus Liebe oder simpler Hilfsbereitschaft getan wurde. Unter alles und jedes wurde ein Strich gemacht und irgendwann wurde abgerechnet. Selbst Jahre später wurden alte Dinge hervorgeholt um eine Rechnug daraus zu machen. Anderen außerhalb der Familie gegenüber war das noch viel ausgeprägter, man tat zwar hilfsbereit und großzügig, hatte aber die potentielle Gegenleistung dabei schon im Hinterkopf und fordete sie dann auch vehement ein. Wenn dann vom Anderen die erwartete Gegenleistung nicht kam, wurde er regelrecht zerrissen und war unten durch. Ich fand das schon als Kind ganz gruselig und habe diese Denk- und Verhaltensweise nie für mich in Anspruch genommen. Wenn es abgesprochen ist, dass man sich gegenseitig erst bei dem Einen und anschließend bei dem Anderen hilft, ist das etwas Anderes. Das läuft dann unter "Eine Hand wäscht die Andere" und gemeinsam schaffen wir es leichter als allein. Es passt schon in das Muster des Selbscoaching ... erst die Selbstreflexion, dann die Erkenntnis, was möchte ich und was möchte ich nicht, und dann die Konsequenz des Handelns. Meine Oma (sie war eine wunderbare, warnherzige und kluge Frau) sage mir mal: Wahre Liebe heißt geben ohne zu nehmen. Ich bin bestimmt kein Gutmensch und schon gar kein Heiliger und ich bekomme das auch nicht immer so umgesetzt, wie ich das eigentlich möchte, aber Oma hatte wie so oft recht. LG Manoul
Hallo lieber Manoul, nur um das noch einmal deutlich zu machen... es ging bei mir keinesfalls um eine materielle Gegenleistung, sondern eher emotionale. Natürlich ohne Aufrechnen, sondern einfach nur Enttäuschung meinerseits. Deine Oma war eine sehr kluge Frau . Aber so freigebig wie du bin ich nicht mehr.... Liebe Grüße
@Aida2 Oh ... ich wusste genau wie du es meintest. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie du mir mal davon berichtet hast. Im Grunde ist es doch immer etwas Emotionales. LG Manoul
Auch eine Form von Selbstcoaching ... Jemanden kennen lernen ... Reflexion .. wissen was man möchte ... und den Menschen einfach wertschätzen und gern haben Das hilft unheimlich um sich besser zu fühlen
@ManuSkript ich finde es beeindruckend, dass du dich in dem Fall so aufwendig für einen fremden Menschen engagiert hast. Gut denkbar, das man sich da einer Aufgabe stellt, bei der man durchaus auch an seine Grenzen stoßen kann. Vom Zeitaufwand, der notwendigen Energie her und auch emotional ist das mit sicher etwas, was man als chronisch kranker Mensch erstmal stemmen muss. Zumindest solange ich berufstätig bin, könnte ich das nicht leisten, selbst wenn ich es noch so sehr wollte. Meinen aufrichtigen Respekt dafür. LG Manoul
Klingt ein bisschen so, als hättest du allein die Verantwortung für eure Beziehung, weil es dir nicht mehr so gut geht... Als müsstest du auch dafür noch allein die Verantwortung übernehmen... Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe. Sicher ist es für beide Partner sehr schwierig, wenn sich die Umstände ändern. Dafür kann Niemand etwas. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr gemeinsam mit der neuen Situation klarkommt. Wenn ich lese, welche drastischen Ereignisse du bereits bewältigt hast. Und ihr fahrt mit eurem Wohnmobil dahin, wo es schön ist und genießt die Tage mit eurem lustigen Hundchen... Weißt du, da bist du auch ein Stück Vorbild für mich, alles aus dem Leben heraus zu holen! Gleichzeitig ahne ich, dass es auch dunkle Stunden gibt. Herzliche Grüße tilia
@Schosl , ich stimme dir zu, dass man erst einmal seine angelernten Muster verstehen muss, um eine Änderung herbei zu führen. Und es ist gut, sich dabei professionell begleiten zu lassen. Ein Therapeut sagte mir einmal, die angelernte Handlungsweise sollte ich mir als Autobahn vorstellen, den neuen Weg als Trampelpfad. Der Trampelpfad muss also so vehement und oft genutzt werden, bis er der Autobahn Konkurrenz macht. Und die Autobahn sollte möglichst unbenutzt zuwuchern, im Idealfall
Übrigens finde ich, dass ein guter Psychotherapeut eben genau für das Thema Selbstcoaching bei stärkeren Problemen der Coach ist.....Ich glaube, viele stellen sich einen Psychotherapeuten als jemanden vor, der einen einfach bewertet (vielleicht sogar schlecht), der sagt , wo es nun langgeht und der es schon richtet. Aber ein guter Therapeut regt durch gezielte Nachfragen zum Nachdenken über sich selbst an, deckt dadurch eben bestimmte Verhaltensmuster auf und lässt den Patienten selbst auf die Lösungen kommen. Deshalb finde ich es überhaupt nicht schlimm oder verwerflich oder peinlich, wenn man auch solche Hilfe mal in Anspruch nimmt. Viele Grüße
Ganz im Gegenteil, es wäre dumm sich bei Bedarf nicht professionell unterstützen, helfen und begleiten zu lassen. Zugegeben, ich fand diese ganze Psychobande früher ziemlich über und hatte große Skepsis, alledings war ich bis dahin einfach den falschen Psychologen begegnet. Ist halt auch hier nur jeder/jede zehnte eine Granate. Nachdem ich aber bei der letzten Reha einer wirklich ganz unglaublichen Psychotherapeutin begegnet bin, sehe ich diesen Berufstand mit ganz anderen Augen. Glücklicher Weise habe ich nach nur kurzer Suche an meinem Wohnort eine richtig gute Psychologin gefunden, bei der die Chemie sofort stimmte. Sie begleitet mich jetzt schon seit 3 Jahren und ist mir eine wertvolle Lebenshilfe. Sie hat mir dabei geholfen, viele belastende Leichen aus dem Keller zu holen und für immer zu begraben. Ich konnte mit ihr vieles aufarbeiten und dabei auch verarbeiten. Ich habe zu vielen Dingen meinen Blickwinkel verändert und kann vor allem mit meinen Krankheiten inzwischen deutlich besser umgehen. Es ist nicht ganz einfach eine Verordnung zu bekommen, ich bekam die von der Reha-Psychologin, sonst schreibt der HA oder Rheumadoc die Verordnung, und Termine sind ohnehin rar. Noch schwieriger ist es einen Therapeuten zu finden, mit dem man sich gut versteht und ein richtiges Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Um die Chemie zu testen, gibt es aber immer erst ein paar (ich glaube bis zu 4) Probesitzungen, bevor man sich für oder gegen den Psychologen entscheidet. Ich hab einfach riesiges Glück gehabt, gleich die für mich richtige Therapeutin zu finden und bin jetzt schon traurig, wenn die Therapie zum Jahresende ausläuft. Wir chronisch Kranken können eine gute psychologische Begleitung eigentlich immer gut gebrauchen. Besonders aber zu Beginn der Erkrankung finde ich diese Hilfe besonders wertvoll, weil es hilft mit den sich stark verändernden Lebensbedingungen und Ängsten besser klar zu kommen. Selbstcoaching ist wohl ein wesentlicher Bestandteil so ziemlich jeder Psychotherapie. Mit der entsprechend professionellen Unterstützung stellt sich aber der Erfolg viel leichter ein und lässt sich besser und nachhaltiger ins tägliche Leben integrieren. LG Manoul