selbst Schuld am Rheuma?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Rudra, 3. März 2011.

Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. Rei

    Rei
    Gesperrter Benutzer

    Registriert seit:
    11. Januar 2008
    Beiträge:
    314
    Hallo tina71,

    daß diese Betroffenen „nicht zu faul sind“, sagte ich in meinem letzten Beitrag explizit: Basismedis abzusetzen ist ein mühevolles Programm! Verkrüppelungen abzubauen erfordert viel Zeit und Aufwand.

    Ebenfalls hatte ich mich dafür ausgesprochen, das „selbst Schuld“ ein falsche Signal ist, weil viele Betroffene eigentlich keine Chance haben sich der Rheumatologie zu entziehen. Real, so mein letzter Beitrag, ist das nur für Wenige. Wenn denen aber die erste Hürde der Antwort-Regulierung einigermaßen gelingt, werden die Chancen größer am Ende Rheuma, zumindest cP (rA) als unbedeutend einzustufen.

    VG Rei
     
  2. tina71

    tina71 Mitglied

    Registriert seit:
    20. August 2010
    Beiträge:
    957
    Ort:
    Hamburg
    Hallo rei, so hört es sich auf jeden Fall plausibler an und nachvollziehbar. Als ich noch meine Praxis hatte, habe ich natürlich auch versucht, meinen Patienten einen Weg ohne oder mit weniger Medikamenten zu ermöglichen. Dies aber immer nur mit Nutzen/Risiko Abwägungen und auch nur dann, wenn eine compliance gegeben war. Und ganz sicher nicht bei Erkrankungen, die ohne Medis (lebens-)bedrohlich sein konnte. Da ich Lupus habe und den Unterschied schnell merke ( mit / ohne Medis ), bin ich sehr vorsichtig geworden.
    Und es funktioniert auch nicht bei jedem, auch nicht unter den bestmöglichen Vorrausetzungen. Man muss sehr vorsichtig sein, keine "Heilungsversprechen" abzugeben.
    Liebe Grüße, tina
     
  3. Julika-Marie

    Julika-Marie Neues Mitglied

    Registriert seit:
    8. November 2011
    Beiträge:
    59
    Schwiegertochter regelrecht traumatisiert

    Hallo,ich möchte hier den" Faden "noch einmal aufnehmen.Meine Schwiegertochter ( 26 J ) ist seit 10 Jahren Rheumatikerin.Den Umgang mit der Erkrankung empfand ich immer als sehr souverän.Dann passierte vor 3 Jahren etwas was sie ( und ein Stück die ganze Familie ) aus der Bahn warf.Sie wollte zusätzlich zur Schulmedizin noch eine Meinung aus dem Bereich der Alternativmedizin.Zu ihrer Kindheit befragterzählte sie ( treuherzig ) von ihren autorotären Eltern,die ihr immerdie Schuld an allem gegeben hätten.Dazu hätte sie den Beruf gewählt,den ihr Vater für sie wollte.Das war die ultimative Steilvorlage.Das Rheuma-so die Expertin-sei Ausdruck der "Selbstangriffe " durch unberechtigte Schuldgefühleund Ausdruck des selbstentfremdeten Lebens.So wie sie sich angegriffen hätte,würde der Körper jetzt zurückschlagen.Rummms !!! Das schlimmst ist,es klingt logisch.´Meine Schwiegertochter kam ( grob vereinfacht ) zu dem Schluß,sie müsse nun ihre Denkmusterändern,um wieder gesund zu werden.Sie taumelt von Helfer zu Helfer-arbeitet eisenhart an sich-aber das Rheuma bleibt."Vielleicht der falsche Ansatz ? Vielleicht noch kranke Gedankenmuster ? Eventuell doch Hypnose?"Solche Fragen bestimmen ihr Leben.Sie kann ihre Erkrankung einfach nicht mehr als Teil des Lebens akzeptieren.Hat jemand Rat,wie man den gedanklichen Giftstachel ziehen kann ?DankeLiebe GrüßeJulika-Marie
     
  4. Sassi

    Sassi Neues Mitglied

    Registriert seit:
    10. November 2007
    Beiträge:
    896
    Hallo Julika-Marie!

    Meine Meinung zu dieser Geschichte ist zweigeteilt.
    Einerseits habe ich bei mir selbst die Erfahrung gemacht, dass die Psyche im Hintergrund einen "Teppich" für Krankheiten wie Rheuma legen kann. Seelische Traumata werden viel zu wenig ernst genommen und man kann persönlich sehr daran wachsen so etwas aufzuarbeiten (Familienaufstellungen waren hier wirklich sehr hilfreich für mich).
    Wenn z.B. deine Schwiegertochter in ihrem Beruf nicht glücklich ist, sollte sie einen Weg finden, der sie zu einem befriedigenden Beruf führt. Ich weiß, das ist leicht daher gesagt, aber ein wichtiger Bestandteil, damit sie sich wieder wohl fühlen kann...
    Jedenfalls heißt es nicht umsonst, dass ein gesunder Körper und eine "gesunde" Seele zusammengehören sollten.
    Aber:
    Meist kommt der Körper nicht so schnell hinterher wie die Seele vorangehen will.
    Damit will ich sagen, dass deine Schwiegertochter es langsamer angehen lassen sollte, damit sie nicht zerstörte Gelenke riskiert und sich mit unerträglichen Schmerzen quält.
    Sie sollte in Erwägung ziehen, die Schulmedizin zunächst zu nutzen, um an eine körperliche Beschwerdefreiheit zu kommen. Dann kann sie langsam unter ärztlicher Aufsicht versuchen die Schulmedizin zu reduzieren und sie durch sanftere Alternativen zu ersetzen. Was nützt ihr evtl. eines Tages ein rheumafreier Körper, dessen Gelenke aber zerstört sind.
    Ich habe zwei Jahre die Schulmedizin neben alternativen Methoden herlaufen lassen, bis ich langsam ausschleichen lassen konnte. Wenn es nicht gegangen wäre, wäre ich übrigens bei der Schulmedizin geblieben. Glücklicherweise war es mir aber möglich davon weg zu kommen und gesünder zu werden. Vielleicht funktioniert es bei deiner Schwiegertochter auch irgendwann.
    Noch heute bin ich nicht ganz von einem Schmerzmittel weg, was aber eher psychische Ursachen hat, als das ich es wirklich brauche.
    Es ist wichtig sich Ärzte zu suchen, die beide Seiten kennen: die Schulmedizin einerseits, aber die dazu auch Heilpraktiker sind oder TCM-Mediziner oder was man auch immer für sinnvoll hält. Als Grundpfeiler am besten einen Rheumatologen, der euch unterstützt.
    Ich habe hier auf RO einen Blog über meinen Weg geschrieben. Vielleicht ist da der eine oder andere hilfreiche Ansatz für dich und deine Schwiegertochter.

    Liebe Grüße und alles Gute für deine Schwiegertochter
    Sassi
     
  5. anurju

    anurju anurju

    Registriert seit:
    13. März 2011
    Beiträge:
    6.929
    Ort:
    Im schönen Rheinland
    Hallo und ich finde es toll, dass du dich hier erkundigst...

    So eine Schwiegermutter kann man sich nur wünschen (meine ist aber auch nett) ;)

    Sassi hat das absolut perfekt ausgedrückt. Auch ich denke, dass der Ausbruch einer Krankheit früher und vielleicht auch heftiger erfolgt, wenn man seelische oder körperliche Krisensituationen durchleidet - manchmal kommt der Zusammenbruch dann auch mit etwas Zeitverzögerung. Jedenfalls hat mir eine Rheumatologin erklärt, dass die "Initialzündung" der Rheumaanlage oft in zeitlichem Zusammenhang mit einer extremen Belastungsituation zu sehen ist. Insofern: die Seele spielt sicher eine gewisse Rolle - aber definitiv nicht die alleinige und insofern finde ich die Gedanken deiner Schwiegertochter schon etwas selbstzerstörerisch.
    Vermutlich hätte sie - auch ohne die familiären und sonstigen Probleme - irgendwann Rheuma entwickelt - dann eben vermutlich in oder nach einer anderen körperlichen oder seelischen Belastungssituaion.

    Ich möchte aber noch etwas loswerden:

    Es gibt Phasen im Leben, da laufen Menschen wie in einem Hamsterrad und genau so hört sich das bei deiner Schwiegertochter an. Und die Betroffenen kommen da selber kaum raus - manchmal sind an diesem "Teufelskreis" auch Fachleute beteiligt, die in dem Moment genau die falschen Signale senden.

    Ich glaube nicht, dass deine Schwiegertochter wirklich gut beraten wird - denn eine Aufarbeitung von Problemfeldern (und die hat wohl jeder) ist wichtig, aber schließt doch eine angemessene Rheuma- und Schmerztherapie nicht aus.
    Das müsste ein guter Begleiter erkennen und anbahnen.

    Könntest du mit einem der Fachleute nicht mal Kontakt aufnehmen und deine Sorge mitteilen? Am besten schon so, dass deine Schwiegertochter davon weiß... (also nicht hinter ihrem Rücken) Oder kann dein Sohn da nicht eingreifen?
    Vielleicht mag sie sich ja auch mal hier im Forum umsehen - das könnte doch vielleicht auch helfen - oder???

    Ich hoffe, es geht bald wirklich aufwärts. Eine schlimme Situation, wenn man so hilflos zusehen muss...
    Aber umso besser, dass du dich hier austauschst.

    Alles, alles Gute für eure Familie und liebe Grüße
    anurju :)
     
    #105 8. November 2011
    Zuletzt bearbeitet: 8. November 2011
  6. Julika-Marie

    Julika-Marie Neues Mitglied

    Registriert seit:
    8. November 2011
    Beiträge:
    59
    Hallo,danke für Eure Ausführungen.Ihr habt das Problem auf den Punkt gebracht.Meine Schwiegertochter befindet sich in einer Abwärtsspirale.In ihren Bemühungen "Inneren Streß " ( z.B. ausgelöst durch Schuldgefühle ) abzubauen,setzt sie sich erneut unter Streß ( hausgemachter Zeitdruck, immer neueAnsätze ...) Dazu kommt bei jedem Schub das Gefühl,versagt zu haben .Sie ist einfach felsenfest überzeugt,ihre Muster seien verantwortlich.Muster weg-Krankheit weg.Wenn das mal so einfach wäre..........Wieso leiden dann auch Tiere an Autoimmunkrankheiten ?Hat der Hund vielleicht Schuldgefühle,weil er Frauchen angeknurrt hat?War der Streß auf dem Hundeplatz zu groß?Entschuldigt meine Polemik.Aber meine Schwiegertochter verkennt aus meiner Sicht etwas ganz Wesentliches.Nämlich die Verantwortung dafür zu übernehmen,wofür sie wirklich verantwortlich ist.Und das ist der Streß,den sie sich in ihrem Übereifer selber macht.Liebe GrüßeJ.M.
     
    #106 9. November 2011
    Zuletzt bearbeitet: 9. November 2011
  7. Heidi27

    Heidi27 Neues Mitglied

    Registriert seit:
    25. August 2011
    Beiträge:
    81
    Ort:
    Ahorntal im südlichen Oberfranken
    Hallo Julika-Marie,
    wäre es nicht evtl. sinnvoll, wenn sie sich einer lokalen Rheumagruppe anschließen würde? Vielleicht könnte sie sich dann im Kreis gleichartig Betroffener etwas lösen ...
    Oder vielleicht würde es ihr auch helfen, wenigstens hier in das Forum zu gehen? Hier bekommt man richtig tolle Unterstützung und auch Tips ohne Ende. Für mich war das jedenfalls bisher nur und ausschließlich hilfreich.
    Liebe Grüsse
    Heidi
     
  8. anurju

    anurju anurju

    Registriert seit:
    13. März 2011
    Beiträge:
    6.929
    Ort:
    Im schönen Rheinland
    Hallo Julika-Marie,

    das Tragische an der Sache ist, dass wertvolle Zeit verloren geht - eine entsprechende medikamentöse Therapie könnte ihr Folgeprobleme ersparen - insofern ist es wirklich schwer, da tatenlos zuzusehen.
    Manchmal müssen ja Leute erst noch viel tiefer fallen (auch wenn man denkt, das geht nicht) bis sie anfangen, umzudenken.
    Wie groß ist denn der Einfluss deines Sohnes? Er müsste mit im Boot sein...
    Oder schreib ihr doch mal ganz deutlich deine unglaubliche Sorge um sie auf.
    Sie hat ja auch Verantwortung für Menschen, die sie lieben - das scheint ihr nicht bewusst zu sein.
    Zumal man nicht alle "Schäden", die das Leben verursacht, aufarbeiten bzw. beseitigen kann.
    Wenn sie darauf warten will, ist das fatal...
    Der Körper sendet ihr deutliche Warnsignale (mit jedem Schub aufs Neue). Er braucht Hilfe und keine zusätzlichen Baustellen, die durch die Aufarbeitung entstehen.

    Ach Mensch - das tut mir echt leid... Ich drücke feste die Daumen, dass sie bald "umdenkt".

    Liebe Grüße von anurju
     
  9. Julika-Marie

    Julika-Marie Neues Mitglied

    Registriert seit:
    8. November 2011
    Beiträge:
    59
    Liebe anurju ( und alle anderen ) Präziser kann man das nicht beschreiben.Der Körper braucht Hilfe-bloß welche ?Vielleicht braucht er genau das Gegenteil von dem,was sie ihm gibt ( oder aufzwingt )nämlich : GELASSENHEIT , AKZEPTANZ und SELBSTLIEBE.Viele GrüßeJ.M.
     
  10. anurju

    anurju anurju

    Registriert seit:
    13. März 2011
    Beiträge:
    6.929
    Ort:
    Im schönen Rheinland
    Hallo nochmal,

    ganz genau - ich glaube, es geht um "die Vergangenheit und die aktuelle Situation" annehmen lernen - auch ein schwieriger Weg (kenne ich nur zu gut) - aber diese ganze Analysiererei usw. reißt doch nur Wunden auf.

    Und mal ganz medizinisch: ich habe das so verstanden, dass sie noch garnicht auf geeignete Medikamente eingestellt ist.
    Ich selber habe erlebt, wie sehr mir die passenden Medikamente Lebenskraft zurückgegeben haben.
    Und mit dieser neuen Energie kann sie ja immer noch aufarbeiten, neuordnen, sich selber finden - wenn es denn sein muss...
    Ich persönlich finde, dass man die Spuren, die das Leben hinterlässt (so hart diese auch manchmal sein können) als solche verstehen lernen muss - eben als Teil des Lebens, aber nicht als ständigen Schmerz. Ist leichter gesagt als getan und natürlich können da immer mal Situationen voller Verzweiflung kommen - aber dieser Lernprozess vollzieht sich eher im eigenen Inneren.
    Mag angestoßen werden durch andere (hoffenltich eben die richtigen Fachleute), aber man muss den größten Schritt einfach selber tun - nämlich "nach vorne schauen wollen".... Leider reifen solche Dinge nur im Inneren und werden sich der Einflussnahme des Umfeldes weitgehend entziehen - aber Richtung zeigen geht ja meist schon...

    Alles, alles gute wünscht anurju
     
  11. Julika-Marie

    Julika-Marie Neues Mitglied

    Registriert seit:
    8. November 2011
    Beiträge:
    59
    Hallo anurja ( und alle anderen ),ich glaube,daß negativer Streß pures Gift bei Rheuma ist.Und jedes Hilfsangebot,das solchen auslöst, ist für die entsprechende Person nicht geeignet.LGJulika-Marie
     
  12. Rei

    Rei
    Gesperrter Benutzer

    Registriert seit:
    11. Januar 2008
    Beiträge:
    314
    Hallo Julika-Marie,

    Tipps abzugeben, ist problematisch. Ich würde mich anunju anschließen und sassi. Heidi27 hat sicherlich auch ganz recht. Mein Motto wäre: Schwiegertochter zu sich selbst finden lassen. Der begleitende Mediziner sollte die Dosis der Medikamente erhöhen und ergänzen. Cortison kann z.B. die Situation ganz gut abmildern! Es ist ein „Ankermedikament“ und kann sehr hoch dosiert werden und auch über längere Zeiträume. „Alternative Therapien“ können, ungeprüft, richtig kontraproduktiv sein

    Rheuma ist eine Darm/ Magen-Erkrankung. Ernährung umzustellen ist das Erste. Eine strenge Diät, die gluten-, laktose-, fruktosefrei und reduziert Kohlehydrate impliziert, ist zunächst hilfreich, muss aber bei ersten Erfolgen genauer abgestimmt werden! Rheuma ist eine Störung der Auf-, Ab- und Umbaufunktionen des Organismus und nur Folge eines Vorgangs, daher hat diese Störung ihre tieferen Ursachen in Steuerung.

    Die Störung wird durch die Steuerfunktionen des Organismus gesteuert. Das ist sehr komplex und nicht mal so zu erklären. Die Schwiegertochter möglichst von allen Aufgaben frei zu stellen, ist ein Ansatz. Der andere, nach möglichen Störungen zu suchen. Das hat viel mit Psychologie zu tun und macht die Aufgaben nicht einfacher.

    Dein Einsatz als Schwiegermutter, Überblick zu behalten, ist beispielhaft. Nimm es mir nicht übel wenn ich in einer starken Frau auch eine Störung vermute. Leite aus der Ferne (!) wäre mein Gefühl. Als erklärter Gegner praktizierter Rheumatologie gebe ich Deiner Schwiegertochter aber völlig recht mit ihrem „Bauchgefühl“. Sie braucht erstens eine vernünftige bio-chemische Analyse ihrer Unverträglichkeiten und zweitens einen Psychologen. Das können nur erfahrene Spezialisten und der müsste mit einem Mediziner korrespondieren, die Steuerung ihrer Biogene verbessernd. Wenn Du Fragen hast, schicke mir gerne eine pN; einen Versuch ist es wert wenn er ein wenig verdeckt ist

    VG Rei
     
  13. Doegi

    Doegi Der Alex
    Mitarbeiter

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    1.149
    Ort:
    Am Niederrhein
    Ich mach den Thread auch mal zu. Sachlich zum Thema weiterdiskutiert werden kann bitte in neuen Threads.​
     
Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden