Schmerzen.. Aber medis helfen nicht wirklich..was nun!?

Dieses Thema im Forum "Entzündliche rheumatische Erkrankungen" wurde erstellt von Virya, 3. Oktober 2013.

  1. Soschn

    Soschn Dr. Hinkebein

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    eine kleine Kreisstadt an einem mittelgroßem Fluß
    Ich klinke mich mal ein, Servus übrigens,



    also anstatt Experimente mit NSAR zu machen und weiter Schmerzen auszuhalten, die sich dann immer weiter chronifizieren und immer weiter und immer weiter, rate ich euch, geht zu nem Schmerztherapeuten und akzeptiert, das es eben auch für den Körper und die Psyche besser ist, man hat eine gescheite Therapie mit eben Opioiden und Begleitmedikation. Fast alle Nebeneffekte der Opioidtherapie sind vorübergehend und können gut und vor allem einfach in den Griff bekommen werden.

    Und wenn Tramadol und Tilidin nicht mehr reichen, sollte man den Wechsel auf ein anderes Opiat überlegen - meist hilft eine sogenannte Opiatrotation, mit weniger Dosis im vergleich wie vorher klar zu kommen.

    Ich hatte bis vor 4 Monaten das Opiat "Hydromorphon, original Palladon" und umgerechnet auf den Leitstoff Morphin hatte ich einen Tagesbedarf von min. 360 mg Morphin (als Tilidin wäre das je nach angegebener Potenz in der Fachpresse circa 3600 mg Tramadol). (Hier kann man übrigens eine Tabelle finden zur Umrechnung der einzelnen Opiate)

    Mit Schmerztherapeuten sieht es hier mies aus, also habe ich mich an einen Fachmann gewandt - er riet mir umzustellen auf Levomethadon (L-Polamidon), da dies auch besser bei neuropathischen Schmerzen greifen würde (sog. gemischter Schmerz)

    nach vorsichtiger Aufdosierung - bei diesem Medikament muss wirklich ein Fachmann ran, bin ich bei 2x 6,75 mg Basismedikation Levomethadon gelandet, je nach Schmerzsituation darf ich aber bis 3x 2,5 mg dazu nehmen.

    bei Levomethadon beträgt die analgetische Potenz aber nur 4 - also würde dies in Morphin nur (hier bei maximaler Auslastung des Bedarfs nur 84 mg Morphin täglich begeben - im vergleich hierzu nochmals mit vorher 360 mg. Äquipotenz!

    Das ganze ist zwar hier nur vereinfacht gerechnet, aber es ist so, der Körper verliert bei längerer Nutzung vereinfacht gesagt, die Möglichkeit, alles an verfügbaren Stoffes zu nutzen, also muss höher dosiert werden. Wenn man also ein Opiat schon mehrere Jahre benützt ist es dann sinnvoll wirklich mal zu wechseln - man kommt oft mit viel weniger aus und der Körper macht in der Zwischenzeit die blockierten Andockstellen von vorigen Stoff wieder frei.

    Viele Krankenhäuser bieten im Rahmen ihrer Anästhesiesprechstunden auch schon die Versorgung/Beratung von Schmerzpatienten mit an, ohne das dies in den gelben Seiten zu finden ist, hier hilft oftmals ein blick auf die Homepage des Krankenhauses bzw. ein Anruf dort. Manchmal ist es auch möglich, sich mit einer entgleisten Schmerzsituation stationär zur Neueinstellung aufnehmen zu lassen, der Hausarzt muss dann dies als Behandlungsauftrag auf den Einweisungsschein schreiben, beispielsweise "entgleiste Schmerzsituation bei rheum. Polyarthritis, ggf. schmerzadaptierte Opiatrotation vornehmen"


    Was im Klartext bedeutet, macht auch euren Ärzten Vorschläge und schaut im Gespräch, dass sie auch auch dementsprechend Ernst nehmen, macht eine genaue Dokumentation des Schmerzes und der eingenommenen Bedarfsmedikation, macht euch eine Dokumentation nach jedem Arztbesuch, indem ihr kurz aufschreibt, was in der Ordination besprochen wurde - hierbei egal ob Haus- oder Facharzt. Ihr seid mündige Patienten, aber um mit seiner Krankheit zu leben und alle Möglichkeiten wahrzunehmen und sich auch später noch daran zu erinnern, muss man ein klein wenig was tun.

    Gern poste ich auch meine Wordvorlagen, die ich hierfür verwende, sofern dies gewünscht wird!

    Kein Mensch muss
    unbehandelten oder nicht ausreichend behandelten oder unzureichend ernst genommenen Schmerz ertragen!


    Alles Gute,

    Sosch, B.
    Pflegefachkraft für Schmerztherapie i. R.



     
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