Ja, früher hat man H2O2 noch benutzt. Hab ich auch noch so gesehen. Aber beim heutigen Wundmanagement nimmt man es nicht mehr. Deutsche Apotheker Zeitung: "Unzeitgemäßes: Durch den enzymatisch katalysierten Zerfall von Wasserstoffperoxid (3%) wird in der Wunde Sauerstoff freigesetzt, der eine gute mechanische Reinigungswirkung erreicht und auch leicht mikrobiozid wirkt. Der Effekt wird in Anwesenheit von Blut und Eiter binnen Sekunden aufgehoben. Und im Unterschied zu Kochsalz- und Ringerlösung ist Wasserstoffperoxid hoch zytotoxisch und führt häufiger zu postoperativen Wundinfektionen. Als obsolet gilt auch Ethacridinlactat (Rivanol®), weil es austrocknet, allergisierend wirkt und die Färbung die Wundbeurteilung erschwert." Hygienemanagement ambulanter Pflegedienst: "Wasserstoffperoxid: • nur bakterizide Wirkung • Zell- und Gewebetoxizität • beim Spülen von Wundhöhlen besteht Emboliegefahr • nicht in Wundhöhlen"
@stray cat Alternative Medizin auf Fernreisen hab ich auch mal erlebt. Es war auf den Philinppinen am Ende der Welt links vorbei und nochmal 100 km weiter. Ein Bekannter, mit dem ich da zum Tauchen war, hatte sich beim Tauchflaschen schleppen einen schweren Bandscheibenvorfall zugezogen und richtig heftige Schmerzen. Die Reise zum nächsten Krankenhaus, das dem Namen auch gerecht wird, hätte ca. einen Tag gedauert und eine besonders schmerzhafte Strapaze bedeutet. Also war es den Versuch wert den örtlichen Dorfschamanen zu rufen. Kein Witz, das war ein richtiger Medizinman, mit allem was das Klische hergibt und er wurde von den Einheimischen Dr. Quackquack genannt. Dr. Quackquack kam mit Kopfschmuck und Zeremonienstab. Er sah sich meinen schmerzgepeinigten Bekannten kurz an, holte eine Knoblauchknolle aus seiner Tasche und bekann aufwendig sich einige einzelne Knoblauchzehen in die Wangen zu stopfen. Dann verfiel er in einen gestenreichen Beschwörungssinsang, fuchtelte mit einem Haarwedel herum, zerkaute dabei den Knoblauch und bließ den intensiven Knofigeruch wiederholt über den nackten Rücken meines Bekannten. Anschließend kassierte Dr. Quackqack einen für uns verhältnismäßig geringen Geldbetrag und versicherte, dass der Rücken in ein paar Stunden wieder in Ordnung sein würde. Nunja ... mein Bekannter musste sich am nächsten Tag dann auf die beschwerliche, lange Reise zum Krankenhaus machen und dort wurde ihm dann auch gut geholfen. Aber außer für meinen Bekannten war es für alle eine äußerst unterhaltsame Folkloreveranstaltung und eine oft erzählte, lustige Anekdote zum Thema alternative Heilansätze auf Reisen. Das übrigens frischer Aloeverasaft richtig gut gegen Sonnenbrand hilft hab ich auch schon kennengelernt. Liebe Grüße von Manoul
Wie schön, Manoul! Und gut, dass Dein Freund den Weg ins Krankenhaus geschafft hat...ich kenne diese Gefährte, die Boot genannt werden Warst Du auf Siquijor? Die Wegbeschreibung würde passen Wir waren u.a. dort und es ist ein unglaublich schönes Eiland....geradezu traumhaft. Auf den Philippinen sind wir auch vielen Interessanten und sehr lieben Menschen begegnet. Weil die Dorfbewohner sich so über uns als nette Abwechslung freuten, stellten sie uns immer ihren Heilern oder WahrsagerInnen oder heiligen Männern vor. Meine Freundin hatte kurz zuvor erfahren, dass sie schwanger ist. Ein sehr liebes altes Ehepaar konnte in die Zukunft gucken und sie fragten, was wir wissen wollen. Meine Freundin fragte, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen werde. Das Ehepaar blies jeder mit einem Strohhalm in eine Art Vase aus Glas. Lauter Luftblasen stiegen empor. Daraufhin entstand eine wilde Debatte, die wir leider nicht verstanden. Im Ergebnis sagte der Mann bzw. ein ein bißchen englisch sprechender Dorfbewohner, es sei ein Mädchen und die alte Dame war sehr sicher, es sei ein Junge. Was soll ich sagen, meine Freundin bekam Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, beide pumperlgesund Als mich etwas später irgendein doofes schwarzweißes Moskito erwischte und mein ganzes Gesicht anschwoll, war ich jedoch froh, dass einer meiner Freunde Arzt ist und Antihistamine im Reisegepäck hatte... Wenn einer eine Reise tut
@stray cat Ich war sehr oft und an verschiedenen Orten auf den Philippinen und leibe dieses Land und die Menschen dort sehr. Die Schamanenstory ist im südosten von Bohol passiert, da wo die Strassen längst nur noch Dschungelpisten sind. Siquijor steht noch immer auf meinem Wunschzettel und ich könnte stundenlang darüber plaudern, aber das gehört hier leider nicht hin. Wenn du magst, können wir aber gern eine persönliche Unterhaltung darüber führen. Es macht neben Krankheiten auch Spass sich mal über Reisen und Abenteuer auszutauschen Und du scheinst da ja auch eine Menge erlebt zu haben. Liebe Grüße von Manoul
@stray cat Eine Geschichte zum Thema Notfall-Antihistamine hab ich aber auch noch: Ich war mit meiner Frau in Neuseeland mitten im nirgendwo auf einem Dschungeltrail unterwegs, der zudem nur über eine dieser schmalen, langen, wackeligen Hängebrücken erreichbar war. Die Nutzung der Hängebrücke kostete etwas Geld und es gab ein Kassenhäußchen mit einer sehr netten Kassiererin, was sich später noch als sehr glückliche Fügung erwieß. Wir waren schon eine Weile auf dem Trail unterwegs als meine Frau plötzlich meinete sie wäre von einer großen Wespe gestochen worden. Ich war sofort sehr beunruhigt, weil ich wusste, dass sie allergisch auf Wespenstiche reagiert und wir kein Notfallpen dabei hatten. Zu allen Unglück war ihr die Wespe unvermittelt in den Mund geflogen und bei dem Versuch das Insekt direkt wieder auszuspucken, stach es ihr von innen in die Unterlippe. Die Lippe begann parallel mit meiner unterdrückten Panik rapide anzuschwellen. Es gab nur eine Lösung ... Ruhe bewahren und so schnell wie möglich raus aus dem Dschungel und zum nächsten Arzt oder zumindest zu einer Apotheke. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit wieder an der Hängebrücke ankamen, hatte meine Frau bereits eine sehr geschwollene Unterlippe und auch die Gesichtspartie im Umfeld schwoll sicht bar an. Zudem fing ihr Kreislauf an zu schwächeln und sie hatte Angst. Also schob ich sie mit vielen beruhigenden Worten über die gefühlt nicht endende, schmale Hängebrücke, wobei wir immer wieder stoppen mussten, weil meine Frau schon sehr an ihre Grenzen kam. Als wir endlich wieder an dem Kassenhäusschen ankamen, verstand die Kassiererin, sie war wohl mal Arzthelferin, zum Glück sehr schnell was passiert war und hatte zu meinem Erstaunen ein kleines Medikamentensortiment mit einem Antihistamin, was sie meiner Frau direkt verabreichte. Einen Notarzt zu rufen hätte kaum Sinn gemacht, der nächste größere Ort war 2 Autostunden enrfernt. Aber nach einer kurzen Pause machten wir uns schnellstens auf den Weg, weil die Kassiererin meine es könnte noch gefährlich werden und die nächste Stadt war sowieso unser Tagesziel. Also bin ich so schnell wie Neuseelands Land- und Passstraßen es hergeben gefahren, in der Hoffnung einen Arzt zu finden der noch auf hat, denn es war schon Nachmittag. Das Gesicht meiner Frau sah inzwischen schon grotesk angeschwollen aus, aber ihr Kreislauf war zum Glück stabiel, zumindest hat sie sich nichts anmerken lassen. Am Ziel fand ich schnell eine offene Apotheke, doch die Apothekerin meine wir müssten sofort in ein Medical Center, was zum Glück direkt ein Haus weiter war und sogar noch auf hatte. Dort kamen wir auch sofort zu einer Ärztin, die meiner Frau noch eine Spritze gab und uns dann beruhigte, dass wir uns jetzt keine großen Sorgen mehr machen müssen, aber wir sollten für 24 Stunden in der Nähe bleiben, falls doch noch Komplikationen auftreten und ich sollte meine Frau genau beobachten. Zum Glück ging alles gut. Am nächsten Tag konnten wir weiterreisen und nach drei Tagen sah meine Frau auch nicht mehr aus wie ein geschundener Kirmesboxer nach dem dritten KO. Es war dann noch eine wundervolle Reise ohne weitere Katastrophen, aber seitdem haben wir auf den meisten Reisen einen Notfallpen dabei. Liebe Grüße von Manoul
ach nö, nicht per PN! Von mir aus einen Extrathread, aber es ist so interessant. Werde in meinem Leben dort nicht hinkommen und früher ging sowas auch nicht.
@PiRi hihi, vielleicht sollten wir einen Extrathread "exotische Reiseabenteuer" aufmachen. Ob die Moderatoren ein solches Thema in einem Rheumaforum akzeptieren würden? Es hätte zumindest einen unterhaltsamen Aspekt. Wenn jemand von Abenteuern in fernen Ländern erzählt könnt ich immer stundenlang einfach zuhören bzw. mitlesen. Und wenn es gut erzählt oder geschrieben ist, kommt es mir manchmal so vor als wäre ich selbst dabei gewesen. Liebe Grüße von Manoul
Stray cat, Wenn Sachen wie "der bachelor" hier besprochen werden, warum dann nicht auch sowas, gespickt mit einigen Bildern, wird das richtig klasse.
Lieber Manoul, um es nicht ausufern zu lassen in Kurzform: Du hast super reagiert!!!! Ruhe bewahren ist die halbe Hilfe. Engel gibt es zum Glück überall, ganz gleich ob im HightechMarkt, in der Wüste, im jungle und im Krankenhaus.... Ja super, immer das Notfallset mit allen 3 (glaube ich, muss oben nachgucken) Komponenten dabei haben. Ich wußte bis zu der schwarzweißen Blödmannsmücke nicht, dass ich eine Allergie habe. Gibt es inzwischen Notfallpens mit nur einem Mittel? Bin mit Dir froh, dass Deine Frau überlebt hat... und last but not least: Kirmesboxer Ich bin sehr sicher, dass viele von uns viel erlebt haben auf ihren Reisen. Vielleicht können/ dürfen wir einen thread aufmachen, der "Medizin und Riten in anderen Kulturen" heißt. Dann wäre es nicht ganz fernab von unserem Thema.