Rosengedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Melisandra, 22. Juni 2004.

  1. matzi

    matzi Bekanntes Mitglied

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    im Grünen
    Welke Rosen

    In einem Buche blätternd fand
    ich eine Rose welk, zerdrückt,
    und weiß auch nicht mehr,wessen Hand
    sie einst für mich gepflückt.

    Ach, mehr und mehr im Abendhauch
    verweht Erinn rung;bald zerstiebt
    mein Erdenlos,dann weiß ich auch
    nicht mehr,wer mich geliebt.


    Von Nikolaus Lenau
     
  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Blauer Sommer

    Ein blauer Sommer glanz- und glutenschwer
    Geht über Wiesen, Felder, Gärten her.
    Die Sonnenkrone glüht auf seinen Locken,
    Sein warmer Atem läutet Blütenglocken.

    Ein goldnes Band umzieht die blaue Stirne,
    Schwer aus den Zweigen fällt die reife Frucht
    Und Sens' und Sichel blitzt auf Flur und Feld,
    Und rot von Rosen ist die ganze Welt.


    Karl Busse (1872-1918)
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Rheinland
    Ach hätte die Rose Flügel,
    sie flöge hinüber zu dir,
    und brächte dir tausend Grüsse,
    und du wüsstest sie kämen von mir.

    O könnte die Rose singen,
    ich sendete sie an dich
    und sie sänge dir dieses Liedchen,
    und du dächtest dabei an mich.

    Sie kann nicht fliegen, nicht singen!
    Ich bin die Sehnsucht so müd,
    drum fliege ich selber und bringe
    dir Gruß und Rose und Lied.


    (R. E. Wegener)
     

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  4. berti

    berti Neues Mitglied

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    WILDE ROSEN.

    Ich ging im Wald in schönen Junitagen,
    Da sah ich einen Birnbaum vor mir ragen
    Mit seinen Zweigen stolz und dunkelgrün.
    Doch, welch' ein Wunder! Nahe seinem Gipfel
    Aus seinem Laub, dicht unter seinem Wipfel,
    Da sah ich hundert wilde Rosen blühn.

    Ich trat hinzu, das Räthsel zu ergründen,
    Und seltsam ist es, was ich muss verkünden
    Und was ich dort nach langem Suchen fand:
    Aus Dorngestrüpp kam eine lange Ruthe,
    Die hin und her mit ungebeugtem Muthe
    Sich durch des Baumes Aeste aufwärts wand.

    Und war es auch in Finsterniss geboren -
    Das kleine Reis hat nicht den Muth verloren,
    Es strebet tapfer auf zum goldnen Licht,
    Es tastet sich empor mit grünem Finger
    Und dreht und wendet sich in seinem Zwinger
    Und sucht und harrt und hofft und zaget nicht.

    O gebe Gott doch Allen die da streben,
    Sich aus der Finsterniss an's Licht zu lieben,
    Ein gut Gedeihn für redliches Bemühn,
    Und Muth und Kraft und freudiges Vertrauen,
    Damit auch sie des Sieges Stunde schauen,
    Damit auch ihre Rosen endlich blühn!

    Heinrich Seidel II. Sammlung
     
  5. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

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    auf dem Land
    Ihr verblühet, süße Rosen
    Meine Liebe trug euch nicht;
    Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen
    Dem der Gram die Seele bricht! Jener Tage denk' ich trauernd,
    Als ich, Engel, an dir hing,
    auf das erste Knöspchen lauernd
    Früh zu meinem Garten ging.

    Goethe [​IMG]
     
  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Auch kleine Dinge können uns entzücken,
    Auch kleine Dinge können teuer sein.
    Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen schmücken;
    Sie werden schwer bezahlt und sind nur klein.
    Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht,
    Und wird um ihre Güte doch gesucht.
    Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist,
    Und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt.


    Paul Heyse (1830-1914)
     

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Stilles Verständnis

    An jedem Abend geh' ich aus
    Hinauf den Wiesensteg.
    Sie schaut aus ihrem Gartenhaus,
    Es stehet hart am Weg.
    Wir haben uns noch nie bestellt,
    Es ist nur so der Lauf der Welt.

    Ich weiß nicht, wie es so geschah,
    Seit lange küss' ich sie,
    Ich bitte nicht, sie sagt nicht: ja!
    Doch sagt sie: nein! auch nie.
    Wenn Lippe gern auf Lippe ruht,
    Wir hindern's nicht, uns dünkt es gut.

    Das Lüftchen mit der Rose spielt,
    Es fragt nicht: hast mich lieb?
    Das Röschen sich am Taue kühlt,
    Es sagt nicht lange: gib!
    Ich liebe sie, sie liebet mich,
    Doch keines sagt: ich liebe dich!

    Johann Ludwig Uhland (1787-1862)
     

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  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Seerose

    Der Abend ist still und dunkel der See,
    im Schilfe leuchten die Rosen wie Schnee.
    Wir träumen zusammen im schwebenden Boot
    und schweigen in lastender Herzensnot.

    Es kommen die silbernen Sternelein
    und tauchen ihr Licht in das Wasser hinein;
    da kühlt ihr Händchen mein Lieb' in dem See
    ach! kühlte das Wasser auch unser Weh!

    Es hat keine Dornen die Wasserros'
    sie trägt den Frieden in ihrem Schoß.
    Bei ihr auf dem leuchtenden Seesgrund,
    da werden die Herzen alle gesund!


    Philipp, Fürst zu Eulenburg (1847-1921)
     

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  9. liebelein

    liebelein Carpe Diem.....

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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Das macht, es hat die Nachtigall
    Die ganze Nacht gesungen;
    Da sind von ihrem süßen Schall,
    Da sind in Hall und Widerhall
    Die Rosen aufgesprungen.

    Sie war doch sonst ein wildes Blut,
    Nun geht sie tief in Sinnen,
    Trägt in der Hand den Sommerhut
    Und duldet still der Sonne Glut
    Und weiß nicht, was beginnen.


    Theodor Storm
     

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  11. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

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    auf dem Land
    unter www.welt-der-rosen.de gefunden:

    [​IMG] [size=+2]Goethe, Johann Wolfgang von [/size] [​IMG]

    [size=+2](1749-1832)[/size]

    [​IMG]
    Ihr verblühet, süße Rosen
    Meine Liebe trug euch nicht;
    Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen
    Dem der Gram die Seele bricht! Jener Tage denk' ich trauernd,
    Als ich, Engel, an dir hing,
    auf das erste Knöspchen lauernd
    Früh zu meinem Garten ging.
     
  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Rose stand im Tau,
    es waren Perlen grau,
    als Sonne sie beschienen,
    wurden sie zu Rubinen.
     

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  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Als Allerschönste bist du anerkannt,
    Bist Königin des Blumenreichs genannt;
    Unwidersprechlich allgemeines Zeugnis,
    Streitsucht verbannend, wundersam Ereignis!
    Du bist es also, bist kein bloßer Schein,
    In dir trifft Schaun und Glauben überein;
    Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie,
    Nach dem Gesetz, dem Grund Warum und Wie.

    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Phantasie

    Sie mag rosenbekränzt
    Mit dem Lilienstengel
    Blütentäler betreten,
    Sommervögeln gebieten,
    und leichtnährenden Tau
    Mit Bienenlippen
    von Blüten saugen.


    Oder sie mag
    Mit fliegendem Haar
    Und düstrem Blick
    Im Winde sausen
    Um Felsenwand -
    Und tausendfärbig
    Wie Morgen und Abend,
    Immer wechselnd,
    Wie Mondesblicke
    Dem Sterblichen scheinen :

    Laßt uns alle
    Den Vater preisen,
    Den alten, hohen,
    Der solch' eine schöne,
    Unverwelkliche Gattin
    Den sterblichen Menschen
    Gesellen mögen !


    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  15. phoebe

    phoebe Bekanntes Mitglied

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    Düsseldorf-Heerdt
    ..

    Ich träume oft von einer bleichen Rose.

    Hell ragt ein Berg; sie blüht in seinem Schatten,
    Zum fernen Licht aufschmachtend mit dem matten
    Traumblumenblick aus ihrem dunklen Loose.
    Dann bangt sie mich; tief stockt mein Schritt im Moose.
    Doch weiter muss ich, muss das Ziel erreichen,
    Den Gipfel mit den immergrünen Eichen;
    So steh ich schwankend zwischen Berg und Rose.
    Denn wie sich auch mein Fuß bemüht zu kämpfen,
    Ich kann die süße Sehnsucht nicht mehr dämpfen,
    Aus ihrem Kelch den edlen Duft zu schlürfen.
    Da - Flügel - frei! - und an der Brust die Blume!
    Schon naht der Hain mit seinem Heiligtume,
    Wo auch die Rosen immer grünen dürfen.

    Richard Dehmel (1863-1920)
     

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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    11.747
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    Rheinland
    Es hat die Rose sich beklagt,
    Daß gar zu schnell der Duft vergehe
    Den ihr den Lenz gegeben habe.
    Da hab' ich ihr zum Trost gesagt,
    Daß er durch meine Lieder wehe,
    Und dort ein ew'ges Leben habe.


    Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
     

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