Motivation aufrecht erhalten

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Cypress, 9. Januar 2018.

  1. Cypress

    Cypress Neues Mitglied

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    11. Februar 2013
    Beiträge:
    28
    Hey,

    ich wollte euch fragen wie ihr es schafft eure Motivation aufrecht zu erhalten.
    Ich habe jetzt seit deutlich mehr als 15 Jahren eine cp und Morbus Bechterew, also seit ich ein kleines Kind bin.
    Seit ich mit 16 angefangen habe ein Immunsuppressivum (Humira) zu nehmen geht es mir soweit ganz gut, jedoch kommen immer noch andere Krankheiten, die nichts mit Rheuma zu tun haben hinzu. Seit einem halben Jahr habe ich jetzt auch wieder rheumatische Beschwerden in den Augen.

    Zur Zeit mache ich gerade einen Master in Wirtschaftsingenieurwesen und mache sehr gerne Sport, wenn es denn gerade geht.
    Aber zur Zeit ist es wieder vermehrt so, dass ich mich frage, warum ich überhaupt so viel lerne etc. Denke mir einfach dss mein Körper wenn es so weitergeht in 15 Jahren sowieso am arsch ist.

    Wie motiviert ihr euch in solchen Situationen?
    Sry für so viel Selbstmitleid, ist normalerweise nicht meine Art.

    Viele Grüße!
     
  2. eve60

    eve60 PMR Fibro

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    Beim großen Wasser
    Oh je, das ist eine schwierige Frage. Ich denke mal, da hat jeder so sein System. Was erwartet man vom Leben, sind diese Erwartungen realistisch, hat man Unterstützung bzw. möchte die überhaupt usw...
    Ich versuche dann, an etwas zu denken, worauf ich mich freue oder gönne mir ein paar Stunden ausschließlich nach meinen Wünschen.
    Und viel lernen ist ganz gewiß nicht verkehrt, damit sind die Möglichkeiten viel größer. Allein die Tatsache, daß Du dazu in der Lage bist, ist doch schon viel wert. Ich bin jedenfalls sehr froh, mir so weit wie möglich das für mich verfügbare Wissen angeeignet zu haben.

    Sich mal hängen zu lassen, ist übrigens völlig in Ordnung!

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag.

    Eve
     
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  3. Kati

    Kati Bekanntes Mitglied

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    2.622
    Hallo Cypress,

    15 Jahre? Woher weißt Du das?
    Du kannst schon heute Nachmittag von einem Auto überfahren werden, vom Einbrecher heute Nacht umgebracht oder morgen früh von einem Blumentopf erschlagen werden.
    Genauso ist es möglich, dass Du noch 30, 45... usw. Jahre lebst, und gut, weil die Krankheit still steht.

    Wir bestimmen nicht die Länge unseres Lebens, wohl aber wie wir es füllen. Und zwar jeden Tag und jede Stunde des restlichen Lebens.

    Eine Alternative gibt es nicht. Außer Du bringst Dich um oder tust nix mehr und wartest den Tod ab... was unter Umständen recht lang und langweilig werden könnte.

    Also: kehr die Sache mal um und sei (Gott - wenn Du glaubst) dankbar, dass Du noch einen Tag hast, um zu leben, Dein leben und das der anderen zu bereichern - auch nur durch ein Lächeln - durch einen Beitrag im Studium, in der Arbeit... dadurch, dass Du eine Familie gründest und Werte weitergibst, die das Leben auch für die nächste Generation lebenswert machen.

    Es ist keine Frage der Motivation, sondern des Werts, dem du dem Leben beimisst.

    Kati
     
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  4. aischa

    aischa Guest


    :top:
     
  5. merlinda

    merlinda Mitglied

    Registriert seit:
    24. Mai 2017
    Beiträge:
    64
    Hy Cyprss,

    ich kann Katis Zeilen nur unterstreichen!
    Außerdem: tust du das, was du tust, um irgendwann später einmal etwas davon zu haben oder schon jetzt? OK, du musst dich JETZT "schinden" und lernen - und danach musst du bei der Arbeit mehr oder weniger ranklotzen. Wozu? Um Dir ein selbst ein möglichst angenehmes Leben gestalten zu können. Ein "guter" Job mit einem guten Verdienst verschafft Dir Möglichkeiten...., um dir ein Leben zu gestalten, wo du auf deine gesundheitlichen Dinge Rücksicht nehmen kannst.

    Und auch wenn du dich durch Sport und eine gesunde Lebensführung fit erhältst, tust du das doch für das Hier & JETZT und nicht für morgen.

    Ich z.B. meide bei der Ernährung dies und das, um am nächsten Morgen oder in der nächsten Nacht möglichst keine (zusätzlichen) Schmerzen zu bekommen. Ich spüre die Negativ-konsequenz meines Verhaltens halt auch sehr unmittelbar.)

    Dein Denken ist zu sehr auf die Zukunft orientiert. Unser Handeln ist für das HIER und JETZT von Bedeutung und nicht erst in 15 Jahren!
    Wenn es Dir gerade nicht so gut geht, ist das auch normal, finde ich... Vielleicht kannst du dir selbst etwas ganz besonders Schönes tun?

    LG linda
     
    #5 10. Januar 2018
    Zuletzt bearbeitet: 10. Januar 2018
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  6. moi66

    moi66 Aktives Mitglied

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    557
    Ein bisschen Selbstmitleid dann und wann ist nicht schlimm... Und Motivationsprobleme hat bestimmt jede(r) mal, ich ganz sicher!
    Allein dass Du hier schreibst zeigt ja schon, dass es Dir eigentlich nicht gefällt, im Selbstmitleid zu baden (ist jetzt echt überzogen gesagt!)
    Kati hat's echt auf den Punkt gebracht - selbst wenn in 15 Jahren (oder 5 Tagen) Schluss sein sollte mit dem selbstbestimmten Leben, sollten diese Zeit doch mit "gutem Leben" gefüllt sein.
    Wenn ich merke, dass ich mich "hängen" lasse, hilft es oft, mir bewusst Pausen zu nehmen. Also nicht schlörig langsam mit schlechtem Gewissen weiter machen, sondern mir (auch wenns eigentlich nicht passt) eine Auszeit nehmen - eine Freundin treffen, ein Buch lesen, mich eine Stunde aufs Sofa legen und Musik hören, Spaziergang machen oder auch mal einen ganzen Tag nur für mich gestalten, was eben nötig ist. Das hilft mir besser als durchzuziehen und sowohl die Ruhepausen als auch die "schlörige" Arbeit mit schlechtem Gewissen zu tun.
    Dann steige ich auch mit mehr Elan wieder ein. Ich musste lernen, dass ich diese Auszeiten brauche und sie kein Luxus sind.
    Frische Luft und - wenns denn mal geht - Sonne helfen mir am meisten.
     
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  7. B.one

    B.one Bekanntes Mitglied

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    Ich glaube auch dass jeder von uns mal Durchhänger hat. Ganz normal. Ich empfinde ich auch nicht als jammerig. Schließlich haben wir eine chronische Erkrankung. Zähne zusammenbeißen macht auch Verspannungen und macht alles schlimmer - eigene Erfahrung.

    Ich frage mich nicht "Warum......?" sondern "Wozu.....?" Dann bekomme ich die besseren Antworten.
    Vielleicht sagt mein Körper mir "Mach mal Pause " oder "Du könntest dich mehr bewegen.". Ich versuche, das Glas halbvoll zu sehen und das sage ich mir auch. Das verändert auch die Einstellung und damit hole ich mich aus dem Sumpf.
     
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  8. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

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    Nrw am Rhein
    Hallo Cypress
    Ich hab die Vorstufe zum Bechterew und viele Schmerzen, viele Probleme und Sorgen von daher kann ich diese Gedankengänge verstehen. Ich denke auch oft daran dass ich mit den Medis nicht alt werde. Dennoch sind diese Gedanken nicht hilfreich wir schwächen unseren Körper dadurch durch Psyche.
    Ich habe aus diesem Grund eine Psychotherapie begonnen um besser klar zu kommen. Rheuma ist von Ausnahmen mal abgesehen nicht tödlich und der Körper kann Medikamente verarbeiten. Ich versuche mich daran zu erinnern was in meinem Körper alles gut funktioniert und dafür dankbar zu sein. Außerdem ist unser Geist nicht krank und eine gute Bildung ermöglicht uns vieles was wir vielleicht aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr können. Ich bin froh mein Studium abgeschlossen zu haben aber das war vor der Bechterew Geschichte. Ich verstehe dass man wenig Motivation hat noch zu lernen wenn man im ungewissen lebt. Aber lernen und studieren lenkt ab, erweitert den Horizont, schafft neue Perspektiven ja vielleicht sogar eine philosophische Auseinandersetzung mit Krankheit und Schmerz.
    Wir können noch ganz viel.
     
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  9. Marly

    Marly Guest

    Hallo
    ich kann dir auch empfehlen, eine Therapie oder ählnliches zu machen.

    Durchhänger haben wir alle, das haben auch gesunde Menschen. Du mußt deinen Sinn im Leben finden und
    das tun, was wir Kraft gibt.
    Mir hilft zum Beispiel immer, etwas soziales zu tun. Anderen Menschen eine Freude machen oder sie zu unterstützen nach
    meinen Möglichkeiten gibt mir viel zurück. Dafür lohnt es sich die Krankheit auszuhalten.

    Das muß auch gar nichts Großartiges sein. Vielleicht magst du Tiere besonders gern und hilfst mal einen halben Tag im Tierheim
    oder spendest ein paar Futterdosen und bringst sie persönlich hin.
    Oder ausgelesene Bücher in ein Altersheim.....oder Spielzeug in eine Sozialstation.

    Ich wünsche dir alles Gute für das Studium. Sei stolz auf dich, dass du das schaffst!!!
     
  10. Eumel2

    Eumel2 Bekanntes Mitglied

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    Ruhrgebiet
    Marly, ich kann Dir nur zustimmen......kann zwar nur für den Tierheimbereich sprechen...aber bei
    mir/uns fing es auch mit Futterspenden an und seit Juni letzten Jahres sind wir regelmäßig im Tierheim
    und kümmern uns um die Fellnasen.......wir haben schon viel gesehen-Freud und Leid.........und wir nehmen
    uns immer irgendwie die Zeit, dorthin zu fahren......ist so schön, wenn aus ängstlichen und schüchternen
    Tieren die reinsten Schmusetiger werden..........aber wir sind natürlich auch etwas traurig, wenn sie dann
    vermittelt werden.........aber wir machen ihnen den stressigen Heimalltag etwas erträglicher mit Spielen, kleinen Leckerein und vieeeel Schmuseeinheiten-falls gewünscht/erlaubt von den Tieren.
    Und wir achten auch auf Krankheitszeichen und haben schon unauffindbare, weil gut versteckte Tiere, wieder gefunden......
    Ich kann nur für mich sprechen aber anderen helfen, tut der Seele gut..........
     
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  11. Cypress

    Cypress Neues Mitglied

    Registriert seit:
    11. Februar 2013
    Beiträge:
    28
    Hey, danke für die aufmunternden Worte!
    Die Schmerzen etc. machen mir nichts, daran habe ich mich schon lange gewöhnt. Ebenfalls, dass ein paar kleinere Gelenke nicht mehr zu gebrauchen sind. Das was mich wirklich runterzieht, sind die Erkrankungen an den Augen über Uveitis, Skleritis, Keratokonus etc.. Was bringt es mir alles zu lernen (das Lernen macht mir ja Spaß), wenn ich es später nicht mal anwenden kann.
    Naja, ich mach den Master jetzt noch fertig und dann schau ich mal was kommt.
     
  12. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
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    Beiträge:
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    Ort:
    Nähe Ffm
    Es gibt so viele Menschen, die trotz Erkrankung ein ganz/ naja fast normales Leben führen.
    Ich hab jetzt erst von einer Vereinskameradin erfahren, dass sie seit Jahren die gleiche Diagnose hat wie ich. Auch ihre Tochter, die erst 30 ist, ist seit 10 Jahren krank. Sie ist allerdings Altenpflegerin und kann es körperlich nicht mehr. Sie schult grad um auf Erzieherin.

    Auch ich könnte ein ganz normales Leben führen, wenn ich die Nebenwirkungen vom Kortison nicht hätte.
     
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