Komm doch, lieber Frühling ...... Frühlingsgedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 13. März 2006.

  1. Neli

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    Regenlied

    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke mir die Träume wieder,
    Die ich in der Kindheit träumte,
    Wenn das Naß im Sande schäumte!


    Wenn die matte Sommerschwüle
    Lässig stritt mit frischer Kühle,
    Und die blanken Blätter tauten,
    Und die Saaten dunkler blauten.


    Welche Wonne, in dem Fließen
    Dann zu stehn mit nackten Füßen,
    An dem Grase hin zu streifen
    Und den Schaum mit Händen greifen.

    Oder mit den heißen Wangen
    Kalte Tropfen aufzufangen,
    Und den neuerwachten Düften
    Seine Kinderbrust zu lüften!


    Wie die Kelche, die da troffen,
    Stand die Seele atmend offen,
    Wie die Blumen, düftertrunken,
    In dem Himmelstau versunken.


    Schauernd kühlte jeder Tropfen
    Tief bis an des Herzens Klopfen,
    Und der Schöpfung heilig Weben
    Drang bis ins verborgne Leben.


    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke meine alten Lieder,
    Die wir in der Türe sangen,
    Wenn die Tropfen draußen klangen!


    Möchte ihnen wieder lauschen,
    Ihrem süßen, feuchten Rauschen,
    Meine Seele sanft betauen
    Mit dem frommen Kindergrauen.


    Klaus Groth
     

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  2. Neli

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    Drei Tage Regen fort und fort,
    Kein Sonnenschein zur Stunde;
    Drei Tage lang kein gutes Wort
    Aus meiner Liebsten Munde!

    Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,
    So hat sie‘s haben wollen;
    Mir aber nagts am Herzen hier,
    Das Schmollen und das Grollen.

    Willkommen denn, des Jägers Lust,
    Gewittersturm und Regen!
    Fest zugeknöpft die heiße Brust,
    Und jauchzend euch entgegen!

    Nun sitzt sie wohl daheim und lacht
    Und scherzt mit den Geschwistern;
    Ich hört in des Waldes Nacht
    Die alten Blätter flüstern.

    Nun sitzt sie wohl und weinet laut
    Im Kämmerlein, in Sorgen;
    Mir ist es wie dem Wilde traut,
    In Finsternis geborgen.

    Kein Hirsch und Rehlein überall!
    Ein Schuß zum Zeitvertreibe!
    Gesunder Knall und Widerhall
    Erfrischt das Mark im Leibe. -

    Doch wie der Donner nun verhallt
    In Tälern, durch die Runde,
    Ein plötzlich Weh mich überwallt,
    Mir sinkt das Herz zu Grunde.

    Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,
    So hat sie‘s haben wollen,
    Mir aber frißts am Herzen hier,
    Das Schmollen und das Grollen.

    Und auf! und nach der Liebsten Haus!
    Und sie gefaßt ums Mieder!
    »Drück mir die nassen Locken aus,
    Und küß und hab mich wieder!«


    Eduard Mörike
     

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  3. Neli

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    Auch kleine Dinge können uns entzücken,
    Auch kleine Dinge können teuer sein.
    Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen schmücken;

    Sie werden schwer bezahlt und sind nur klein.

    Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht,
    Und wird um ihre Güte doch gesucht.
    Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist,
    Und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt.


    Paul Heyse (1830-1914)
     

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  4. Neli

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    Sängers Morgenlied

    Süßes Licht! Aus goldnen Pforten
    Brichst du siegend durch die Nacht.
    Schöner Tag! Du bist erwacht.
    Mit geheimnisvollen Worten,
    In melodischen Akkorden
    Grüß' ich deine Rosenpracht!

    Ach! der Liebe sanftes Wehen
    Schwellt mir das bewegte Herz,
    Sanft, wie ein geliebter Schmerz.
    Dürft' ich nur auf goldnen Höhen
    Mich im Morgenduft ergehen!
    Sehnsucht zieht mich himmelwärts.

    Und der Seele kühnes Streben
    Trägt im stolzen Riesenlauf
    Durch die Wolken mich hinauf.
    Doch mit sanftem Geisterbeben
    Dringt das Lied ins inn're Leben,
    Löst den Sturm melodisch auf.

    Vor der Augen wird es helle;
    Freundlich auf der zarten Spur
    Weht der Einklang der Natur,
    Und begeistert rauscht die Quelle,
    Munter tanzt die flücht'ge Welle
    Durch des Morgens stille Flur.

    Und von süßer Lust durchdrungen
    Webt sich zarte Harmonie
    Durch des Lebens Poesie.
    Was die Seele tief durchklungen,
    Was berauscht der Mund gesungen,
    Glüht in hoher Melodie.

    Des Gesanges muntern Söhnen
    Weicht im Leben jeder Schmerz,
    Und nur Liebe schwellt ihr Herz,
    In des Liedes Heil'gen Tönen
    Und im Morgenglanz des Schönen
    Fliegt die Seele himmelwärts.

    Theodor Körner (1791-1813)
     

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  5. Neli

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    Butterblumgelbe Wiesen,
    sauerampferrot getönt, -
    o du überreiches Sprießen,
    wie das Aug dich nie gewöhnt!

    Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
    wunderblütenschneebereift -
    ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
    wie die Brust sie kaum begreift.


    Christian Morgenstern (1871-1914)
     

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  6. Neli

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    Abschied vom Walde

    O Täler weit, O Höhen,
    o schöner grüner Wald,
    du meiner Lust und Wehen
    andächt'ger Aufenthalt!
    Da draussen, stets betrogen,
    saust die geschäft'ge Welt;
    schlag' noch einmal die Bogen
    um mich, du grünes Zelt!

    Im Walde steht geschrieben
    ein stilles ernstes Wort
    vom rechten Tun und Lieben,
    und was des Menschen Hort.
    Ich habe treu gelesen
    die Worte, schlicht und wahr,
    und durch mein ganzes Wesen
    ward's unaussprechlich klar.

    Da steht im Wald geschrieben
    ein stilles, ernstes Wort
    von rechtem Thun und Lieben,
    und was des Menschen Hort.
    Ich habe treu gelesen
    die Worte schlicht und wahr,
    und durch mein ganzes Wesen
    ward's unaussprechlich klar.

    Bald werd' ich dich verlassen,
    fremd in die Fremde geh'n,
    auf buntbewegten Gassen
    des lebens Schauspiel seh'n.
    Und mitten in dem Leben
    wird deines Ernst's Gewalt
    mich Einsamen erheben,
    so wird mein Herz nicht alt.


    Joseph von Eichendorff
     

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  7. Neli

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    Frühling schimmert in den Lüften,
    Gleisset in der Sonne Glanz,
    Spielt in süßen, lauen Düften,
    Spielt im wirren Mückentanz.

    Frühling blüht auf allen Stegen,
    Jauchzet in der Lerche Lied -
    Und auf hohen Himmelswegen
    Er in hellen Wolken zieht.

    Doch im jungen Menschenherzen
    Blüht's noch lichter als im Tal,
    Blüh'n der Liebe süße Schmerzen,
    Aufgeküßt vom Frühlingsstrahl.


    Karl Freiherr von Lemayer
     

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  8. Neli

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    Hörst du nicht die Bäume rauschen
    Draußen durch die stille Rund?
    Lockts dich nicht, hinabzulauschen
    Von dem Söller in den Grund,
    Wo die vielen Bäche gehen
    Wunderbar im Mondenschein
    Und die stillen Schlösser sehen
    In den Fluß vom hohen Stein?


    Kennst du noch die irren Lieder
    Aus der alten, schönen Zeit?
    Sie erwachen alle wieder
    Nachts in Waldeseinsamkeit,
    Wenn die Bäume träumend lauschen
    Und der Flieder duftet schwül
    Und im Fluß die Nixen rauschen –
    Komm herab, hier ists so kühl.


    Joseph von Eichendorff
     

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  9. Neli

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    Still sitz' ich an des Hügels Hang,
    Der Himmel ist so klar,
    Das Lüftchen spielt im grünen Tal.
    Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl
    Einst, ach so glücklich war.

    Wo ich an ihrer Seite ging
    So traulich und so nah,
    Und tief im dunklen Felsenquell
    Den schönen Himmel blau und hell
    Und sie im Himmel sah.

    Sieh, wie der bunte Frühling schon
    Aus Knosp' und Blüte blickt!
    Nicht alle Blüten sind mir gleich,
    Am liebsten pflückt ich von dem Zweig,
    Von welchem sie gepflückt!

    Denn alles ist wie damals noch,
    Die Blumen, das Gefild;
    Die Sonne scheint nicht minder hell,
    Nicht minder freundlich schwimmt im Quell
    Das blaue Himmelsbild.

    Es wandeln nur sich Will und Wahn,
    Es wechseln Lust und Streit,
    Vorüber flieht der Liebe Glück,
    Und nur die Liebe bleibt zurück,
    Die Lieb und ach, das Leid.

    O wär ich doch ein Vöglein nur
    Dort an dem Wiesenhang
    Dann blieb ich auf den Zweigen hier,
    Und säng ein süßes Lied von ihr,
    Den ganzen Sommer lang.


    Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789-1817)
     

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  10. Neli

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    Durch den Wald, den dunkeln, geht
    Holde Frühlingsmorgenstunde,
    Durch den Wald vom Himmel weht
    Eine leise Liebeskunde.

    Selig lauscht der grüne Baum,
    Und er taucht mit allen Zweigen
    In den schönen Frühlingstraum,
    In den vollen Lebensreigen.

    Blüht ein Blümchen irgendwo,
    Wird's vom hellen Tau getränket,
    Das versteckte zittert froh,
    Daß der Himmel sein gedenket.

    In geheimer Laubesnacht
    Wird des Vogels Herz getroffen
    Von der Liebe Zaubermacht,
    Und er singt ein süßes Hoffen.

    All' das frohe Lenzgeschick
    Nicht ein Wort des Himmels kündet,
    Nur sein stummer, warmer Blick
    Hat die Seligkeit entzündet.

    Also in den Winterharm,
    Der die Seele hielt bezwungen,
    Ist dein Blick mir, still und warm,
    Frühlingsmächtig eingedrungen.


    Nikolaus Lenau (1802-1850)
     

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  11. Neli

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    Also ihr lebt noch, alle, alle, ihr,
    am Bach ihr Weiden und am Hang ihr Birken,
    und fangt von neuem an, euch auszuwirken,
    und wart so lang nur Schlummernde, gleich - mir.

    Siehe, du Blume hier, du Vogel dort,
    sieh, wie auch ich von neuem mich erhebe...
    Voll innern Jubels treib ich Wort auf Wort...
    Siehe, auch ich, ich schien nur tot. Ich lebe!

    Christian Morgenstern
     

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  12. Neli

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    An einem lichten Morgen,
    da klingt es hell im Tal:
    wach' auf, du liebe Blume,
    ich bin der Sonnenstrahl!

    Erschließe mit Vertrauen
    dein Blütenkämmerlein
    und laß die heiße Liebe
    in's Heiligtum hinein.

    Ich will ja nichts verlangen
    als liegen dir im Schoß
    und deine Blüte küssen,
    eh' sie verwelkt im Moos.

    Ich will ja nichts begehren
    als ruh'n an deiner Brust
    und dich dafür verklären
    mit sonnenheller Lust.

    Hermann Rollett (1819-1904)

     

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  13. Neli

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    Wie herrlich leuchtet
    Mir die Natur!
    Wie glänzt die Sonne!
    Wie lacht die Flur!

    Es dringen Blüten
    Aus jedem Zweig
    Und tausend Stimmen
    Aus dem Gesträuch

    Und Freud' und Wonne
    Aus jeder Brust.
    O Erd', o Sonne!
    O Glück, o Lust!

    O Lieb', o Liebe!
    So golden schön,
    Wie Morgenwolken
    Auf jenen Höhn!

    Du segnest herrlich
    Das frische Feld,
    Im Blütendampfe
    Die volle Welt.

    O Mädchen, Mädchen,
    Wie lieb' ich dich!
    Wie blickt dein Auge!
    Wie liebst du mich!

    So liebt die Lerche
    Gesang und Luft,
    Und Morgenblumen
    Den Himmelsduft,

    Wie ich dich liebe
    Mit warmem Blut,
    Die du mir Jugend
    Und Freud' und Mut
    Zu neuen Liedern
    Und Tänzen gibst.

    Sei ewig glücklich,
    Wie du mich liebst!

    Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
     

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  14. Neli

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    Ins Grüne, ins Grüne,
    Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe,
    Und führt uns am blumenumwundenen Stabe
    Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach,
    In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach,
    Ins Grüne, ins Grüne.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne
    Und heften die Augen dahin schon von ferne,
    Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust,
    Umwallet uns immer die kindliche Lust,
    Im Grünen, im Grünen.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes,
    Und denket behaglich an dieses und jenes,
    Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt,
    Und alles herbei, was den Busen entzückt,
    Im Grünen, im Grünen.


    Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)
     

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  15. Neli

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    Wie wundersam ist doch ein Hügel,
    der sich ans Herz der Sonne legt,
    indes des Winds gehaltner Flügel
    des Gipfels Gräser leicht bewegt.

    Mit buntem Faltertanz durchwebt sich,
    von wilden Bienen singt die Luft,
    und aus der warmen Erde hebt sich
    ein süßer, hingegebner Duft.



    Christian Morgenstern (1871-1914)
     

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  16. Neli

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    Vom Grund bis zu den Gipfeln,
    Soweit man sehen kann,
    Jetzt blühts in allen Wipfeln,
    Nun geht das Wandern an:


    Die Quellen von den Klüften,
    Die Ström auf grünem Plan,
    Die Lerchen hoch in Lüften,
    Der Dichter frisch voran.


    Und die im Tal verderben
    In trüber Sorgen Haft,
    Er möcht sie alle werben
    Zu dieser Wanderschaft.


    Und von den Bergen nieder
    Erschallt sein Lied ins Tal,
    Und die zerstreuten Brüder
    Faßt Heimweh allzumal.


    Da wird die Welt so munter
    Und nimmt die Reiseschuh,
    Sein Liebchen mitten drunter
    Die nickt ihm heimlich zu.


    Und über Felsenwände
    Und auf dem grünen Plan
    Das wirrt und jauchzt ohn Ende -
    Nun geht das Wandern an!


    Joseph von Eichendorff
     

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  17. Neli

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    Daß gestern eine Wespe
    Dich in den Finger stach,
    Sei darob nicht verdrießlich
    Und trag es ihr nicht nach.

    Die Wespen waren immer
    Ein friedliches Geschlecht,
    Sie naschen nur gern Süßes
    Und darin tun sie recht.


    Unbekannter Dichter
     

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