Komm doch, lieber Frühling ...... Frühlingsgedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 13. März 2006.

  1. Neli

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    Frühlingsfeier

    Süßer, goldner Frühlingstag!
    Inniges Entzücken!
    Wenn mir je ein Lied gelang,
    Sollt' es heut' nicht glücken?

    Doch warum in dieser Zeit
    An die Arbeit treten?
    Frühling ist ein hohes Fest:
    Laßt mich ruhn und beten!


    Ludwig Uhland
     

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  2. Neli

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    Maienkätzchen, erster Gruß,
    Ich breche euch und stecke euch
    An meinen alten Hut.


    Maienkätzchen, erster Gruß,
    Einst brach ich euch und steckte euch
    Der Liebsten an den Hut.


    Detlev von Liliencron (1844-1909)
     

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  3. Neli

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    Holder klingt der Vogelsang,
    Wenn die Engelreine,
    Die mein Jünglingsherz bezwang
    Wandelt durch die Haine.

    Röter blühen Tal und Au,
    Grüner wird der Wasen,
    Wo die Finger meiner Frau
    Maienblumen lasen.



    Ohne sie ist alles tot,
    Welk sind Blüt' und Kräuter;
    Und kein Frühlingsabendrot
    Dünkt mir schön und heiter.

    Traute, minnigliche Frau,
    Wollest nimmer fliehen;
    Daß mein Herz, gleich dieser Au,
    Mög' in Wonne blühen!


    Ludwig Heinrich Christoph Hölty
     

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  4. Neli

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    So hört doch, was die Lerche singt!
    Hört, wie sie frohe Botschaft bringt!
    Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl
    Der Frühling heim in unser Tal,
    Er streuet bunte Blumen aus
    Und bringet Freud' in jedes Haus.
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!

    Was uns die liebe Lerche singt,
    In unsern Herzen wiederklingt.
    Der Winter sagt: ade! ade!
    Und hin ist Kälte, Reif und Schnee
    Und Nebel hin und Dunkelheit -
    Willkommen, süße Frühlingszeit!
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!


    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
     

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  5. Neli

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    Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
    Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
    Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
    »Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!«

    Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
    Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
    Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
    »Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!«

    Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
    Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
    Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
    »Der Frühling, der Frühling!«- da wusst' ich genug!

    Heinrich Seidel (1842-1906)
     

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  6. Neli

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    Säuselnde Lüfte wehend so mild
    Blumiger Düfte atmend erfüllt!
    Wie haucht ihr mich wonnig begrüßend an!
    Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan?
    Es möchte euch folgen auf luftiger Bahn!
    Wohin?

    Bächlein, so munter rauschend zumal,
    Wollen hinunter silbern ins Tal.
    Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin!
    Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin.
    Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn,
    Hinab?

    Grüßender Sonne spielendes Gold,
    Hoffende Wonne bringest du hold!
    Wie labt mich dein selig begrüßendes Bild!
    Es lächelt am tiefblauen Himmel so mild
    Und hat mir das Auge mit Tränen gefüllt!
    Warum?

    Grünend umkränzet Wälder und Höh'!
    Schimmernd erglänzet Blütenschnee!
    So dränget sich alles zum bräutlichen Licht;
    Es schwellen die Keime, die Knospe bricht;
    Sie haben gefunden, was ihnen gebricht:
    Und du?

    Ludwig Rellstab (1799-1860)
     

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  7. Neli

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    Feldeinsamkeit

    Ich ruhe still im hohen grünen Gras
    Und sende lange meinen Blick nach oben,
    Von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß,
    Von Himmelsbläue wundersam umwoben.

    Und schöne weiße Wolken ziehn dahin
    Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume; –
    Mir ist, als ob ich längst gestorben bin
    Und ziehe selig mit durch ewge Räume.


    Hermann Allmers
     

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  8. Neli

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    Frühlingsdämmerung

    In der stillen Pracht,
    In allen frischen Büschen und Bäumen
    Flüsterts wie Träumen
    Die ganze Nacht.
    Denn über den mondbeglänzten Ländern
    Mit langen weißen Gewändern
    Ziehen die schlanken
    Wolkenfraun wie geheime Gedanken,
    Senden von den Felsenwänden
    Hinab die behenden
    Frühlingsgesellen, die hellen Waldquellen,
    Die's unten bestellen
    An die duftgen Tiefen,
    Die gerne noch schliefen.
    Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen
    Sich alle so eigen
    Mit Ähren und Zweigen,
    Erzählens den Winden,
    Die durch die blühenden Linden
    Vorüber den grasenden Rehen
    Säuselnd über die Seen gehen,
    Daß die Nixen verschlafen auftauchen
    Und fragen,
    Was sie so lieblich hauchen –
    Wer mag es wohl sagen?


    Joseph von Eichendorff
     

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    #68 12. Mai 2006
    Zuletzt bearbeitet: 12. Mai 2006
  9. Neli

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    Über'n Garten durch die Lüfte
    Hört ich Wandervögel ziehn,
    Das bedeutet Frühlingsdüfte,
    Unten fängt's schon an zu blühn.

    Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,
    Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
    Alte Wunder wieder scheinen
    Mit dem Mondesglanz herein.

    Und der Mond, die Sterne sagen's,
    Und im Traume rauscht's der Hain,
    Und die Nachtigallen schlagen's:
    Sie ist deine! Sie ist dein!


    Josef von Eichendorff
     

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  10. Neli

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    An den Frühling

    Willkommen, schöner Jüngling!
    Du Wonne der Natur!
    Mit deinem Blumenkörbchen
    Willkommen auf der Flur!


    Ei! ei! da bist ja wieder!
    Und bist so lieb und schön!
    Und freun wir uns so herzlich,
    Entgegen dir zu gehn.


    Denkst auch noch an mein Mädchen?
    Ei, Lieber, denke doch!
    Dort liebte mich das Mädchen,
    Und 's Mädchen liebt mich noch!



    Fürs Mädchen manches Blümchen
    Erbat ich mir von dir -
    Ich komm' und bitte wieder,
    Und du? - du gibst es mir?

    Willkommen, schöner Jüngling!
    Du Wonne der Natur!
    Mit deinem Blumenkörbchen
    Willkommen auf der Flur!


    Friedrich Schiller
     

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  11. Neli

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    Der Weiher

    Er liegt so still im Morgenlicht,
    So friedlich, wie ein fromm Gewissen;
    Wenn Weste seinen Spiegel küssen,
    Des Ufers Blume fühlt es nicht;

    Libellen zittern über ihn,
    Blaugoldne Stäbchen und Karmin,
    Und auf des Sonnenbildes Glanz
    Die Wasserspinne führt den Tanz;

    Schwertlilienkranz am Ufer steht
    Und horcht des Schilfes Schlummerliede;
    Ein lindes Säuseln kommt und geht,
    Als flüstre's: Friede! Friede! Friede! —


    Annette von Droste-Hülshoff
     

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  12. Neli

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    Nun ist er endlich kommen doch
    in grünem Knospenschuh.
    »Er kam, er kam ja immer noch«,
    die Bäume nicken sich's zu.


    Die konnten ihn all erwarten kaum,
    nun treiben sie Schuß auf Schuß;
    im Garten der alte Apfelbaum
    er sträubt sich, aber er muß.


    Wohl zögert auch das alte Herz
    und atmet noch nicht frei,
    es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
    und März ist noch nicht Mai.«

    O schüttle ab den schweren Traum
    und die lange Winterruh',
    es wagt es der alte Apfelbaum,
    Herze, wag's auch du!


    Theodor Fontane
     

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    #72 17. Mai 2006
    Zuletzt bearbeitet: 17. Mai 2006
  13. Neli

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    Ich ging im Walde
    So für mich hin,
    Und Nichts zu suchen,
    Das war mein Sinn.

    Im Schatten sah ich
    Ein Blümchen stehn,
    Wie Sterne leuchtend,
    Wie Äuglein schön.

    Ich wollt' es brechen,
    Da sagt' es fein:
    "Soll ich zum Welken
    Gebrochen sein?"

    Ich grub's mit allem
    Den Würzlein aus,
    Zum Garten trug ich's
    Am hübschen Haus.

    Und pflanzt' es wieder
    Am stillen Ort;
    Nun zweigt es immer
    Und blüht so fort.


    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  14. Neli

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    Es flattert um die Quelle
    die wechselnde Libelle,
    mich freut sie lange schon,
    mich freut sie lange schon.

    Sie schwirrt und schwebet,
    und rastet nie, und rastet nie.
    Bald dunkel... und bald helle,
    wie der Chamäleon.

    Bald blau, bald grün,
    o daß ich in der Nähe
    doch ihre Farben sähe!

    Doch stille! sie setzt sich an die Weiden.
    Da hab' ich sie, und nun betracht' ich sie genau,
    und seh' ein traurig dunkles Blau.

    Johann Wolfgang von Goethe
     

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    #74 19. Mai 2006
    Zuletzt bearbeitet: 20. Mai 2006
  15. Neli

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    Frühlingslied

    Es brechen im schallenden Reigen
    Die Frühlingsstimmen los,
    Sie können's nicht länger verschweigen,
    Die Wonne ist gar zu groß!
    Wohin, sie ahnen es selber kaum,
    Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum!

    Die Knospen schwellen und glühen
    Und drängen sich an das Licht,
    Und warten in sehnendem Blühen,
    Daß liebende Hand sie bricht.
    Wohin, sie ahnen es selber kaum,
    Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum!

    Und Frühlingsgeister, sie steigen
    Hinab in der Menschen Brust,
    Und regen da drinnen den Reigen
    Der ew'gen Jugendlust.
    Wohin, sie ahnen es selber kaum,
    Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum!


    Karl Klingemann (1798-1862)
     

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  16. Neli

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    Es färbte sich die Wiese grün,
    Und um die Hecken sah ichs blühn,
    Tagtäglich sah ich neue Kräuter
    Mild war die Luft der Himmel heiter.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Und immer dunkler ward der Wald,
    Auch bunter Sänger Aufenthalt,
    Es drang mir bald auf allen Wegen
    Ihr Klang im süßen Duft entgegen
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Es quoll und trieb nun überall
    Mit Leben, Farben, Duft und Schall;
    Sie schienen gern sich zu vereinen,
    Das alles möchte lieblich scheinen.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    So dacht' ich ist ein Geist erwacht
    Der alles so lebendig macht
    Und der mit tausend schönen Waaren
    Und blüten sich will offenbaren?
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Wie ich so stand und bei mir sann
    Ein mächt'ger Trieb in mir begann,
    Ein freundlich Mädchen kam gegangen
    Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Uns barg der Wald vor Sonnenschein
    Das ist der Frühling! fiel mir ein
    Und kurz ich sah daß jetzt auf Erden
    Die Menschen sollten Gotter werden.
    Nun wußt' ich wohl wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.



    Novalis (1772-1801) [pseudonym]
     

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  17. Neli

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    Die blauen Frühlingsaugen
    schau'n aus dem Gras hervor;
    Das sind die lieben, lieben Veilchen,
    die ich zum Strauß erkor.

    Ich pflücke sie und denke,
    und die Gedanken all,
    Die mir im Herzen seufzen,
    singt laut die Nachtigall.

    Ja, was ich denke, singt sie
    lautschmetternd, daß es schallt;
    Mein zärtliches Geheimnis
    weiß schon der ganze Wald.



    Heinrich Heine (1797-1856)
     

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    #77 22. Mai 2006
    Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 2006
  18. Neli

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    Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
    Umflattert sie tausendmal,
    Ihn selber aber goldig und zart
    Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

    Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
    Das wüßt' ich gar so gern.
    Ist es die singende Nachtigall?
    Ist es der schweigende Abendstern?

    Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
    Ich aber lieb' euch all?:
    Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
    Abendstern und Nachtigall.


    Heinrich Heine (1797-1856)
     

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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Lotosblume ängstigt
    Sich vor der Sonne Pracht,
    Und mit gesenktem Haupte
    Erwartet sie träumend die Nacht.


    Der Mond, der ist ihr Buhle,
    Er weckt sie mit seinem Licht,
    Und ihm entschleiert sie freundlich
    Ihr frommes Blumengesicht.



    Sie blüht und glüht und leuchtet,
    Und starret stumm in die Höh;
    Sie duftet und weinet und zittert
    Vor Liebe und Liebesweh.


    Heinrich Heine
     

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  20. Gerhard

    Gerhard Badener - in memoriam 08.07.2010 †

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    Rheinfall

    Hallo mitnand
    Hier sind noch schöne Blümle vom Rheinfall
    Gruß Gerhard:)
     

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