Auftaute die Erde vom Strahle der Sonne, ringsum wird's lebendig, der Frühling ist da, keimt und sprießt, sproßt und grünt. Seht doch das Köpfchen läutet wie Glöckchen, haucht lieblichen Duft! Freut sich der Schöpfer, hört, wie es läutet: Du machtest es gut, du machtest es gut! Anonymus
Das ist ein Tag, der klingen mag - die Wachtel schlägt im Korn, die Lerche jauchzt mit Jubelschlag wohl überm hellen grünen Hag, der Jäger bläst in's Horn. Frau Nachtigall ruft süßen Schall, durch's Laub ein Flüstern zieht, das Echo tönt im Widerhall, es klingt und singt allüberall, das ist ein Frühlingslied. Hermann Rollett (1819-1904)
Winter, Winter, ich mag Dich zwar, doch eins ist klar, mir reicht es jetzt von Dir, verschwinde hier. Aus der warmen Stube schaute ich raus, da sah alles herrlich aus, ging ich doch im weisen Schnee, so tat mir gleich alles weh. Ich freu mich auf die warme Sonne, welch angenehme Wonne, sie wärmt die müden Glieder und ich laufe schneller wieder. Die Blumen und die Bäume leben auf, seh das alles, wenn ich mit den Hunden lauf, diese springen wild umher und wollen von der Sonne mehr. Frühling komm, bitte komm schnell, abends ist es länger hell, ich will Dich dringend spüren, reiß Fenster auf und auch die Türen. Tritt ein und bleib eine Weile, es hat wirklich keine Eile, das Du wieder so schnell vergehen mußt, auf Frühling hab ich immer Lust! Elke Honold 02.04.2006
Zitronenfalter im April Grausame Frühlingssonne, Du weckst mich vor der Zeit, Dem nur in Maienwonne Die zarte Kost gedeiht! Ist nicht ein liebes Mädchen hier, Das auf der Rosenlippe mir Ein Tröpfchen Honig beut, So muss ich jämmerlich vergehn Und wird der Mai mich nimmer sehn In meinem gelben Kleid. Eduard Mörike
volkslied Wenn der Frühling kommt, Von den Bergen schaut, Wenn der Schnee im Tal Und von den Hügeln taut, Wenn die Finken schlagen Und zu Neste tragen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit Wenn der Weichselbaum Duft'ge Blüten schneit, Wenn die Störche kommen Und der Kuckuck schreit, Wenn die Bächlein quellen Und die Knospen schwellen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit
Vöglein in den sonn'gen Tagen, Lüfte blau, die mich verführen! Könnt ich bunte Flügel rühren, Über Berg und Wald sie schlagen. Ach! es spricht des Frühlings Schöne, Und die Vöglein alle singen: Sind denn nicht die Farben Töne, Und die Töne bunte Schwingen? Vöglein, ja, ich laß das Zagen! Winde sanft die Segel rühren, Und ich lasse mich entführen, Ach! wohin mag ich nicht fragen. Joseph von Eichendorff
Der Morgen Fliegt der erste Morgenstrahl Durch das stille Nebeltal, Rauscht erwachend Wald und Hügel: Wer da fliegen kann, nimmt Flügel! Und sein Hütlein in die Luft Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Hat Gesang doch auch noch Schwingen, Nun, so will ich fröhlich singen! Josef von Eichendorff
Mit geheimnisvollen Düften Grüßt vom Hang der Wald mich schon, Über mir in hohen Lüften Schwebt der erste Lerchenton. In den süßen Laut versunken Wall' ich hin durchs Saatgefild, Das noch halb vom Schlummer trunken Sanft dem Licht entgegenschwillt. Welch ein Sehnen! welch ein Träumen! Ach, du möchtest vorm Verglühn Mit den Blumen, mit den Bäumen, Altes Herz, noch einmal blühn. Emanuel von Geibel (1815-1884)
Liebe und Frühling Ich muß hinaus, ich muß zu dir, Ich muß es selbst dir sagen: Du bist mein Frühling, du nur mir In diesen lichten Tagen. Ich will die Rosen nicht mehr sehn, Nicht mehr die grünen Matten, Ich will nicht mehr zu Walde gehn Nach Duft und Klang und Schatten. Ich will nicht mehr der Lüfte Zug, Nicht mehr der Wellen Rauschen, Ich will nicht mehr der Vögel Flug Und ihrem Liede lauschen. Ich will hinaus, ich will zu dir, Ich will es selbst dir sagen: Du bist mein Frühling, du nur mir, In diesen lichten Tagen. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Osterspaziergang Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen! Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden: Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht, Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluß in Breit und Länge So manchen lustigen Nachen bewegt, Und, bis zum Sinken überladen, Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein! (Joh. Wolfgang von Goethe Faust I)
Durch Feld und Buchenhallen, bald singend, bald fröhlich still, recht lustig sei vor allen, wer's Reisen wählen will. Wenn's kaum im Osten glühte, die Welt noch still und weit: da weht recht durchs Gemüte die schöne Blütenzeit ! Der Lerch' als Morgenbote sich in die Lüfte schwingt, eine frische Reisenote durch Wald und Herz erklingt. O Lust, vom Berg zu schauen weit über Wald und Strom, hoch über sich den blauen tiefklaren Himmelsdom ! Vom Berge Vöglein fliegen und Wolken so geschwind, Gedanken überfliegen die Vögel und den Wind. Die Wolken ziehn hernieder, das Vöglein senkt sich gleich, Gedanken gehn und Lieder fort bis ins Himmelreich. Durch Feld und Buchenhallen, bald singend, bald fröhlich still, recht lustig sei vor allen, wer's Reisen wählen will. Josef von Eichendorff (1788-1857)
Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit Im goldnen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, Das Bächlein rauscht zu Tal, Es grünt die Saat, es blinkt der See Im Frühlingssonnenstrahl. Die Lerchen singen überall, Die Amsel schlägt im Wald! Nun kommt die liebe Nachtigall Und auch der Kuckuck bald. Nun jauchzet alles weit und breit, Da stimmen froh wir ein: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? (Annette von Droste-Hülshoff 1797 - 1848)
Als ich das erste Veilchen erblickt, Wie war ich von Farben und Duft entzückt! Die Botin des Lenzes drückt' ich voll Lust An meine schwellende, hoffende Brust. Der Lenz ist vorüber, das Veilchen ist tot; Rings steh'n viel Blumen blau und rot, Ich stehe inmitten, und sehe sie kaum, Das Veilchen erscheint mir im Frühlingstraum. Karl Egon Ebert (1801-1882)
Friederike Kempner (1836-1904) Es grünen die Bäume des Waldes, Es kündigt der Frühling sich an, Hinweg mit dem frostigen Winter, Der Frühling ist ein sanfter Mann! Die langen goldnen Strahlen, Sie sind wie ein langes Haar! Die Veilchen im tiefen Grase Sind blau, wie ein Augenpaar! [SIZE=-1](Aus: Gedichte, Matthes & Seitz Verlag München)[/SIZE]
Seht meine lieben Bäume an, Wie sie so herrlich stehn, Auf allen Zweigen angetan Mit Reifen wunderschön! Von unten an bis oben 'naus Auf allen Zweigelein Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus, Und kann nicht schöner sein. Ein Engel Gottes geht bei Nacht, Streut heimlich hier und dort, Und wenn der Bauersmann erwacht, Ist er schon wieder fort. Du Engel, der so gütig ist, Wir sagen Dank und Preis, O mach uns doch zum heil'gen Christ Die Bäume wieder weiß! Matthias Claudius (1740-1815)
April Da schau nur einer den April. Der weiß gewiß nicht, was er wil. Grad woll'n wir auf die Straße laufen, da fängt er mächtig an zu schnaufen und schleudert und, der Bösewicht, den kalten Regen ins Gesicht. Rasch, rettet euch ins Haus hinein, denn jetzt fängt's gar noch an zu schnei'n! Wenn das so weitergeht da drauß', dann hol'n wir noch die Schlitten raus. Doch halt! Wer hätte das gedacht! Da seht nur, wie die Sonne lacht! So kommt und laßt uns fröhlich sein. Herbei, herbei zum Ringelreih'n, zum Kreiseln, Ballspiel'n, Peitschenknallen! So kann das Wetter uns gefallen. Doch traut nur keiner dem April, der macht's doch immer, wie er will. F.A. Blumau
Mir träumte einst ein schöner Traum: Mich liebte eine blonde Maid; Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Die Knospe sprang, der Waldbach schwoll, Fern aus dem Dorfe scholl Geläut - Wir waren ganzer Wonne voll, Versunken ganz in Seligkeit. Und schöner noch als einst der Traum Begab es sich in Wirklichkeit - Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Der Waldbach schwoll, die Knospe sprang, Geläut erscholl vom Dorfe her - Ich hielt dich fest, ich hielt dich lang Und lasse dich nun nimmermehr! O frühlingsgrüner Waldesraum! Du lebst in mir durch alle Zeit - Dort ward die Wirklichkeit zum Traum, Dort ward der Traum zur Wirklichkeit! Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Auf eine Christblume Im Winterboden schläft ein Blumenkeim der Schmetterling, der einst um Busch und Hügel in Frühlingsnächten wiegt den sammt`nen Flügel; nie soll er kosten deinen Honigseim. Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist, wenn jede Zier des Sommers hingesunken, dereinst, von deinem leisen Dufte trunken, mir unsichtbar, dich blühende umkreist? Eduard Mörike (1804-1875)
Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzigs Veilchen. Da kam eine junge Schäferin Mit leichtem Schritt und muntrem Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepfückt Und an dem Busen mattgedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut' sich noch: Und sterb ich denn, so sterb ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch. Das arme Veilchen! Es war ein herzigs Veilchen. Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832