Jeden Morgen geht die Sonne auf

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 11. Mai 2004.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Sommermorgen

    Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
    Auf grünen Hügeln weitgestreckt
    Erglänzt die Morgensonne;
    Die tauerfrischten Zweige hebt
    Der junge Buchenwald und bebt
    Und bebt in Daseinswonne.

    Es stürzt in ungestümer Lust
    Herab aus dunkler Felsenbrust
    Der Gießbach mit Getose,
    Und blühend Leben weckt sein Hauch
    Im stolzen Baum, im niedren Strauch,
    In jedem zarten Moose.

    Und drüben wo die Wiese liegt,
    Im Blütenschmuck, da schwirrt und fliegt
    Der Mücken Schwarm und Immen.
    Wie sich's im hohen Grase regt
    Und froh geschäftig sich bewegt,
    Und summt mit feinen Stimmen.

    Es steigt die junge Lerche frei
    Empor gleich einem Jubelschrei
    Im Wirbel ihrer Lieder.
    Im nahen Holz der Kuckuck ruft,
    Die Amsel segelt durch die Luft
    Auf goldenem Gefieder.

    O Welt voll Glanz und Sonnenschein,
    O rastlos Werden, holdes Sein,
    O höchsten Reichtums Fülle!
    Und dennoch, ach - vergänglich nur
    Und todgeweiht, und die Natur
    Ist Schmerz in Schönheitshülle.

    Ebner-Eschenbach, Marie von (1830-1916)
     

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  2. Neli

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    Morgen-Hymne



    Bald ist der Nacht ein End' gemacht,
    Schon fühl' ich Morgenlüfte wehen.
    Der Herr, der spricht: »Es werde Licht!«
    Da muß, was dunkel ist, vergehen.


    Vom Himmelszelt durch alle Welt
    Die Engel freudejauchzend fliegen;
    Der Sonne Strahl durchflammt das All.
    Herr, laß uns kämpfen, laß uns siegen!



    Robert Reinick (1805-1852)
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Gegenwart

    Alles kündet dich an!
    Erscheinet die herrliche Sonne,
    Folgst du, so hoff ich es, bald.

    Trittst du im Garten hervor,
    So bist du die Rose der Rosen,
    Lilie der Lilien zugleich.

    Wenn du zum Tanze dich regst,
    So regen sich alle Gestirne
    Mit dir und um dich umher.

    Nacht! und so wär es denn Nacht!
    Nun überscheinst Du des Mondes
    lieblichen, ladenden Glanz.

    Ladend und lieblich bist Du,
    Und Blumen, Mond und Gestirne
    huldigen, Sonne, nur Dir.

    Sonne! so sei du auch mir
    Die Schöpferin herrlicher Tage;
    Leben und Ewigkeit ist's.



    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  4. Neli

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    Gott hieß die Sonne glühen
    und leuchten durch alle Welt,
    er hieß die Rosen blühen
    auf duftigem Blumenfeld,

    er hieß die Berge sich türmen
    und über die Lande erheben,
    ließ Winde wehen und stürmen,
    schuf vielgestaltiges Leben.

    Er gab den Vögeln Gefieder,
    dem Meere sein ewiges Rauschen,
    mir gab er sinnige Lieder,
    euch Ohren, ihnen zu lauschen.

    Und was die Sonne glüh't,
    was Wind und Welle singt,
    und was die Rose blüh't,
    was auf zum Himmel klingt,
    und was vom Himmel nieder,
    das weht durch mein Gemüt,
    das klingt durch meine Lieder.

    Ihm färbt der Morgensonne Licht
    Den reinen Horizont mit Flammen,
    Und über seinem schuld'gen Haupte bricht
    Das schöne Bild der ganzen Welt zusammen.

    Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
     

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  5. Neli

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    Der Morgen

    Fliegt der erste Morgenstrahl
    Durch das stille Nebeltal,
    Rauscht erwachend Wald und Hügel:
    Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!

    Und sein Hütlein in die Luft
    Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
    Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
    Nun, so will ich fröhlich singen!

    Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
    Bangt dir das Herz in krankem Mut;
    Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,
    Der Morgen leicht machts wieder gut.


    Joseph von Eichendorff
     

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  6. Neli

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    Morgenlied

    Auf, Brüder, auf! der Tag bricht an,
    die hohe Sonne fährt heran!
    Auf, teure Brüder, säumet nicht,
    uns winkt ihr allbelebend Licht.

    Wie sie in königlicher Pracht
    am Himmel dort so freundlich lacht,
    o seht sie Segen und Gedeihn
    auf den erwachten Erdball streun.

    Gott, dessen Allmacht sie erschuf,
    erschuf auch uns, mit dem Beruf,
    zu tun zum Glücke seiner Welt,
    was unsern Kräften möglich fällt.



    Karoline Christiane Louise Rudolphi (1754-1811)
     

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