Ja, ich bin nach wie vor in therapeutischer Behandlung. Was den Sport betrifft, hmm... keine Zeit ist immer eine blöde Ausrede. Dann eher ein Mix aus keine Motivation und Erschöpfung. Diese würde ich aber jetzt nicht dem evtl. Rheuma zuordnen. Wenn ich vom Dienst komme, bin ich einfach knülle und ruh mich erstmal. Allerdings ist die Arbeit auch anstrengend, sowohl körperlich, als auch kopfmäßig
Hallo Golfrider, erst mal willkommen! Ich hab seit ca einem Jahr das Problem, beim Einkaufen plötzlich an Panikattacken zu leiden, wenn es stressig/voll ist. Das kann sich von übermäßigen Schweißausbrüchen, Zittern, schnellerer Herz- und Atemfrequenz mit Abfall des ohnehin niedrigen Blutdruck ... bis zum Kreislauf Kollaps entwickeln. Durch Antidepressiva wurde ich so weit stabilisiert, daß ich meistens ohne diese Attacken wieder in den Laden gehen kann. Kommt durch mehr Streß dann doch mein Schwitzen, kann ich mittlerweile eine weitere Verschlechterung verhindern oder auch wieder etwas runter fahren. Ich konzentriere mich dann auf mich selbst, atme bewußt tief ein und aus und entschleunige meinen Gang ganz bewußt. So meinen Einkauf fortsetzen; es dauert dann eben länger. Das ist mein persönlicher "Schlachtplan". Du hast ja geschrieben, daß Du während Deiner beruflichen Tätigkeit "funktionierst". Vielleicht findest Du ja einen Weg, indem Du Dich selbst als Notfall ansiehst, welcher dringend zum Arzt muß? Zu Sport/Bewegung: Es ist tatsächlich so, daß der innere Schweinehund zu Hause auf dem Sofa sitzt. Dort erwartet er Dich nach Feierabend. So ging es mir auch immer. Sportsachen gleich mitnehmen und nach der Arbeit gleich sporteln, dann wartet der Schweinehund etwas länger auf dem Sofa. Wichtig ist, daß Du etwas findest, was Dir Spaß macht und gut tut.
Hallo Heike, vielen Dank für Deine Zeilen. So war es auch bei mir. Ich konnte nirgends reingehen, wo viele Menschen waren. Die gleichen Symptome wie bei Dir. Dein persönlicher Schlachtplan ist wirklich gut und wenn er Dir hilft, umso besser. Ich habe damals über einen längeren Zeitraum eine kognitive Verhaltenstherapie gemacht und somit gelernt, damit umzugehen. Es ging allerdings nur bis zu einem bestimmten Maß. Das "weiter weg fahren" bekomme ich damit nicht in den Griff. Den größten Fehler, den Du in Deiner Situation machen kannst, ist, das Einkaufen wegen den Panikattacken zu meiden (phobisches Vermeidungsverhalten). Dadurch wird es nur schlimmer statt besser. Deine Idee, mich selber als Patienten zu sehen, der zum doc muss, wird nicht so ohne Weiteres klappen. Der Unterschied ist einfach zu groß. Wenn wir zu einem Notfall fahren, sind, wie soll ich sagen, die Umstände völlig anders. Ich bekomme mein Gehirn nicht so weit überlistet, dass Deine Idee umsetzen könnte. Tja, und das leidige Thema Sport Du hast schon recht, den Körper erst gar nicht in den Ruhemodus, sondern direkt nach dem Dienst loslegen. Ein Problem ist, dass ich absolut keine Ahnung habe, was ich an Sport machen könnte. Ich wohne hier von Wäldern und Wanderwegen umgeben, könnte also schön laufen. Aber die Angst läuft dabei mit. Die Angst, dass mir im Wald etwas passieren könnte und ich nicht schnell genug Hilfe bekommen könnte. So verhält es sich auch bei weiteren Fahrten. Die Strecke in die Stadt, die kenne ich in und auswendig, kenne jede Arztpraxis auf dem Weg, was mich beruhigt. Ist leider alles so komplex und verzwickt das Ganze LG
Angstpatienten können sich nicht "zusammen reissen" und "vernünftig sein" - für sie existiert eine lebensbedrohliche Situation und im Organismus laufen entsprechende Kaskaden ab, die beispielsweise dazu führen, dass die Patienten nicht in der Lage sind, am Straßenverkehr teilzunehmen, um von A nach B zu kommen. Manche können nicht einmal mehr ihre Wohnung verlassen. Sie leiden extrem darunter und auch wenn sie KOGNITIV wissen, dass diese Ängste überzogen sind, so entziehen sich die Hirnareale, die für die Kaskaden verantwortlich sind, ja gerade dieser kognitiven Steuerung. Sie laufen autonom und können die Kognition, sehr vereinfacht dargestellt, schlicht und ergreifend kurz schliessen. Ein Überlebensmechanismus wird dadurch zum Lebensverhinderer, nüchtern betrachtet. golfdriver, ja, man kann Läuse und Flöhe haben. Wichtig ist daher, dass Du eine Diagnostik durchläufst, so dass Du weisst, womit Du es konkret zu tun hast. Durch Deine Angsterkrankung bleibt Dir nur, ein Szenario zu entwickeln, das Du umsetzen kannst. Eine Möglichkeit wäre vielleicht, Dir einen internistischen Rheumatologen zu suchen und für die Zeit der Diagnostik in der Nähe zu wohnen, also Dir dort ein Zimmer zu organisieren und Deinen Alltag zeitweilig dorthin zu verlagern. Dazu wirst Du Dich au schreiben lassen müssen oder Urlaub nehmen. Alternative wäre ein Klinikaufenthalt. Mittelfristig möchte ich Dir ein Verfahren ans Herz legen, das bei vielen Angstpatienten sehr gute Resultate erzielt. Es handelt sich um einen Ableger der VT namens ACT - acceptance and commitment therapy. Befass Dich, wenn Du magst, einmal damit - es ist eine erheblich modifizierte Umgehensweise mit dem Thema, vor allem aber eine, die den Patienten in seiner Selbstwirksamkeit massiv unterstützt. Alles Gute für Dich! Du schaffst das!!
Liebe Banditensocke, meinen herzlichsten Dank für Deine Nachricht. Ich bin ein bisschen gerührt, wie treffend Du die Problematik der Angsterkrankung erläutert hast. Du hast mir wirklich aus der Seele gesprochen / geschrieben. Schade nur, dass das nicht alle so sehen (ich meine jetzt nicht das Forum!!!) Tag für Tag kommt man in Situationen, bei der alle Erklärungsversuche kläglich scheitern und am es am Ende wirklich heißt "reiß dich mal zusammen, ein Kerl wie Du etc.) Was Deine abgewandelte VT ACT betrifft, so werde ich mich umgehend darüber informieren. Besten Dank auch hier für Deinen Ratschlag. Mit der Idee, mich für die Zeit der Diagnostik woanders einzuquartieren, ist sehr gut. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich zu Spitzenzeiten meiner Erkrankung meinen stationären Therapieort als meine "gewohnte Umgebung" gesehen habe und nachher Angst hatte, nach Hause zu fahren. Ich musste quasi jeden Tag etwas weiter in Richtung Heimat fahren, um es endlich unter Qualen zu schaffen. Verdrehte Welt, aber erklärbar. Das allerschlimmste an der ganzen Geschichte ist, dass selbst Ärzte oft kein Verständnis dafür haben, auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen stetig steigt. Mein HA ist mit der einzige, der mich versteht. Da hab ich aber auch schon mehr wie einmal vor Angst am Praxisfußboden gelegen. Schlimm genug ist schon, wie ich bereits erwähnte, dass meine Kinder ohne groß etwas von mir zu haben, auf- und ausgewachsen sind. Aber mindestens genauso schlimm ist es, dass man u.U. ärztliche Behandlungen nicht wahrnehmen kann, weil die Ärzte / Kliniken zu weit weg sind. Ja, es ist schlimm, auf was man insgesamt alles verzichten musste und muss. Ich möchte aber auch hier nicht in Selbstmitleid versinken, wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Der eine mehr, der andere weniger. Auch für die Rheumaerkrankten hier ist ganz bestimmt nicht einfach. Auch diese müssen auf Vieles verzichten bzw. können es nicht machen. Deswegen, irgendwo sitzen wir alle im selben Boot und sollten einander respektieren und akzeptieren. Ein vermeintlich gesunder Mensch hat nunmal Schwierigkeiten, sich in denjenigen hineinzuversetzen, der ein körperliches / psych. Handicap hat. Diesen Menschen nehme ich das auch nicht übel. Sie sollten es nur akzeptieren, dass es ist, wie es ist. Von daher noch einmal, vielen lieben Dank für Deine Zeilen und sowohl Dir, wie auch allen anderen hier, eine gute Zeit. LG