Ich bin anders...Reaktionen anderer Leute

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von KayC, 24. Dezember 2003.

  1. **ina**

    **ina** Mitglied

    Registriert seit:
    4. November 2003
    Beiträge:
    199
    irgendwie anders, so wie jeder irgendwie anders ist....

    klar, rein vom Verstand ist das alles sonnenklar. Vielleicht ist das auch das Debakel, dass Verstand und Bauch so weit voneinander entfernt sind.

    - Lass die anderen reden. KLAR!
    - braucht mich doch nicht zu interessieren, was andere sagen. KLAR!
    - man muss die Krankheit annehmen. KLAR!
    - man findet relativ schnell heraus, mit wem man intensiver drüber reden kann (und will) und wen man mit nem knackigen Spruch abspeist, oder bei wem man sich höflich für den "tollen" Rat bedankt, damit Ruhe ist. KLAR, gute Strategie!
    - wenn von Leuten, die einem nahestehen, Sprüche kommen, tut es besonders weh. KLAR! (ist ja immer so, egal bei was, muss man vielleicht bei passender Gelegenheit mal ansprechen oder als "Ausrutscher" abhaken)

    Bei mir ist es auch etwas anders, ich brauch (noch (?????????) :rolleyes: ) keine Hilfen und die Leute erfahren es also erst, wenn ich es anspreche und davon mache ich relativ rege Gebrauch, wenn ich das Gefühl habe, dass ich es erklären möchte, weil ich z.B. etwas nicht mitmachen kann und dann ernte ich meist Mitleid oder Mitgefühl, Verständnis oder gute Tipps, bei denen ich aber das Gefühl habe, dass sie gut gemeint sind. Doch da fängt der Teufelskreis schon an, das bringt mich erst recht zum Grübeln. Ich habe ganz oft das Gefühl, dass ich mein Rheuma als Entschuldigung vorschiebe, um etwas nicht machen zu müssen, irgendwo nicht hingehen zu müssen, gar nicht erst rausgehen zu müssen. Vielleicht wäre es ja doch möglich gewesen, hinzugehen und nur eine ganz einfache Ausrede, es doch nicht zu tun (und schade mir damit vielleicht selbst am meisten, weil viele Sachen ja doch sehr schön sind, wenn man sich doch dazu überwunden hat). Obwohl mir klar ist, dass ich mich damit abfinden und damit leben muss erschrecke ich mich jedesmal, wenn meine Gelenke anfangen zu schmerzen, so sehr, dass ich am liebsten überhaupt nicht mehr rausgehen würde und genauso sieht es faktisch auch bei mir aus. Weil es immer schlimmer wird, wenn ich mich bewege, schränke ich mich so sehr ein, dass ich gerade mal noch zur Arbeit und zur Uni gehe (was mir auch nicht besonders schwerfällt), aber alles andere habe ich gegen Null gehend heruntergefahren (selbst mit dem Chor habe ich aufgehört, weil mir letztes Mal von 2 Std. dünne Mappe halten die Finger dermassen wehtaten, dass es mir schon reichte). Nur blöd, wenn die Gelenke plötzlich auch weh tun, wenn ich stundenlang einfach nur auf dem Sofa lag. Andererseits möchte ich auch nicht, dass andere denken, dass ich es nur vorschiebe und in Wahrheit einfach nur keine Lust habe (was ich ja manchmal selbst nicht genau auseinanderhalten kann) und Freunden dann den Abend versaue oder die Gelegenheit nehme zu einem tollen Konzert zu gehen o.ä.. Wenn ich dann jemanden konkret darauf anspreche, ob er das denkt, heisst es natürlich "Nein, sicher nicht, wenns Dir nicht gutgeht, ist das völlig in Ordnung". Was soll man auch anderes sagen, ginge mir ja nicht anders. Vielleicht schon ne blöde Frage.... keine Ahnung, jedenfalls drehen sich meine Gedanken mit meiner Unsicherheit doch oft im Kreis.

    Normal oder nicht normal, was ist normal? Das ist für mich kein Thema. Normal bezieht Einzelne nicht ein, da kann ich nichts mit anfangen, nicht mal rational oder vielleicht rational schon gar nicht.
    Auch zu sagen, dass man eben anders ist oder ja trotzdem liebenswert und etwas Besonderes ist. Das ist auch klar und hat für mich nichts mit meinem Rheuma zu tun, das kann man eh nicht an zählbaren Leistungen messen, ob jemand besonders ist.

    Das ist alles nicht so einfach, mich und mein Rheuma anzunehmen und sich das fest vorzunehmen, vor allem bei dieser Unsicherheit, ob die Diagnose so stimmt wie sie ist und sich Schmerzen trotz Basistherapie einstellen, mal unerwartet, mal weniger, aber immer erschreckend nicht zu wissen, an welcher Stelle meiner Rheumakarriere ich mich überhaupt befinde und nicht ahnen zu können was mich noch alles erwartet, welche Schmerzen noch auf mich zukommen, denn diese Ungewissheit tut viel mehr weh, als die Schmerzen, die ich durchaus aushalten kann. Das kennt ihr ja bestimmt auch. Klar hat man viele Seiten, aber wenn ich mich vorstelle, was ich immer für ein heiterer, lebensfroher und -bejahrender Mensch war, macht es mir echte Sorgen, wenn ich drüber nachdenke, wie oft dies von Grübelei und Rückzug durchbrochen wird; was zwar nötig ist und auch zu mir gehört, aber einen größeren Teil einnimmt, als ich mich wünschen würde (wenn ichs mir aussuchen könnte).
    Und dann frage ich mich, ob dieses einschnecken nun Auseinandersetzung ist oder zuviel Selbstmitleid (was ich aber eigentlich nicht empfinde, auch wenn sich das Geschriebene vielleicht so anhört)

    Naja, dann mal gute Nacht, ist ja schon wieder spät geworden, aber die Zimmerfrei-Wiederholung mit Hermann van Veen konnte ich einfach nicht verpassen und Morgen ist ja schliesslich Sonntag

    liebe Grüße

    ina ((o:
     
  2. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    30. April 2003
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    8.548
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    entenhausen
    @ inchen,

    ich möchte kurz auf deinen beitrag antworten.

    eigentlich kann ich alles was du schreibst gut nachvollziehen, besonders
    da du ja noch jung bist und vielleicht einige dinge anders bewerten musst
    als ich, 56 jahre alt.

    das von dir beschriebene "mögliche vorschieben" eines "unwohlseins" um
    an etwas nicht teilnehmen zu müssen/können, kenne ich. für mich habe
    ich es allerdings akzeptiert, denn ich sage mir, wenn ich etwas vorschiebe,
    dann hat auch das einen grund, denn sonst würde ich es ja nicht machen,
    es ist die angst vor einer möglich überforderung. es ist auch die erfahrung,
    an dingen teilgenommen zu haben und dann später feststellen zu müssen,
    dass es eben doch besser gewesen wäre zb zu hause geblieben zu sein
    und mich zu schonen. darum, wenn ich jetzt etwas vorschiebe, dann weiss ich
    dass das einen guten grund hat und in ordnung ist.

    überhaupt bemühe ich mich, nicht mehr wie am anfang meiner rheuma-karriere,
    nicht zu oft und nicht zu sehr über das nachzudenken was andere menschen
    bezügl. meiner erkrankung denken oder sagen, was natürlich nicht ausschliesst,
    dass ich mich auch mal über irgendwas ärgere, insbesondere wenn es von der
    familie kommt (die sich auch in meinem fall nicht sonderlich für mein"wehwehchen"
    interessiert).aber was nutzt es mir, wenn ich mich permanent darüber ärgere
    oder nachgrübele? das schadet ausschliesslich mir. nochmal: eine familie, die
    mich liebevoll und mit interesse unterstützen würde wär mir auch lieber! ich muss
    hier allerdings meine tochter ausnehmen, sie hat immer ein offenes ohr und
    bemüht sich sehr mir zu helfen, wenn es nötig ist. allerdings weiss sie auch,
    dass ich nur dann um hilfe bitte, wenn es auch nötig ist. alles was ich machen
    kann, mache ich auch, auch wenn es zuweilen sehr anstrengend ist. jammern
    kann die familie ziemlich rasch erschrecken und "ver"schrecken. da ich seit
    geraumer zeit single bin, und eigentlich immer selbständig war, fällt es mir
    nicht schwer, mein leben zu organisieren (ich hoffe, es bleibt so).

    also, inchen, um zum schluss zu kommen, mach dir keine gedanken wenn du
    ausflüchte suchst, um eine teilnahme an irgendwas abzulehnen, aber verkriech
    dich nicht zu sehr, denn das leben ausserhalb des sofas hat eine menge zu
    bieten, auch wenn es einem nicht gut geht. manchmal kann die aussenwelt
    die stimmung aufheitern, man muss es nur zulassen (können). ja, und auch
    freundschaften muss man pflegen, aber das weisst du ja selber. mir selber
    sind so ein, zwei freundschaften flöten gegangen, weil ich anfangs offensichtlich
    zu ehrlich über rheuma gesprochen habe und damit verschreckt habe, und weil
    ich mich zu rar gemacht habe. heute weiss ich allerdings auch, dass die freund-
    schaften wohl nicht allzu tief waren.

    jetzt ist es doch länger geworden - ich wünsche dir und allen anderen noch
    einen schönen sonntag!

    marie
     
  3. ErikaSt

    ErikaSt ErikaSt

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    7. Januar 2006
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    362
    Ort:
    Dortmund
    Aufbauende Beiträge für einen "Frischling" bzgl. CP

    Hallo zusammen,
    habe diesen Thread gefunden, als ich nach Beiträgen zu Reaktionen der Mitmenschen auf Rheuma suchte. Denke, andere "frische" Rheumis dürften die Beiträge auch aufbauen.

    Ich weiß auch nicht immer, wie ich mich manchen Menschen gegenüber verhalten soll. Manche fragen aus echtem Interesse wie es mir heute denn so geht, andere wiederum benutzen die Antwort als Einleitung über ihre eigenen gesundheitlichen Einschränkungen zu reden.
    Im Augenblick sage ich nur den Menschen, die mir wichtig sind, wie es mir geht. Ich mag mich z.Zt. keinen seelischen Verletzungen aussetzen, denn so empfinde ich unqualifizierte Bemerkungen.
    Vielleicht stehe ich ja auch irgendwann diesen Mitmenschen abgeklärter gegenüber.

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.
    Erika
     
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