Der Vögel Abschied Ade, ihr Felsenhallen, Du schönes Waldrevier! Die falben Blätter fallen, Wir ziehen weit von hier, Die falben Blätter fallen, Wir ziehen weit von hier. Träumt fort in stillem Grunde, Die Berg' steh'n auf der Wacht, Die Sterne machen die Runde Die lange Winternacht. Die Sterne machen die Runde Die lange Winternacht. Und ob sie all verglommen, Die Täler und die Höhn, Lenz muß doch wiederkommen Und alles aufersteh'n. Lenz muß doch wiederkommen Und alles aufersteh'n. Joseph von Eichendorff
Herbst Herbstwind malt auf grüne Blätter ocker, gelb und dunkelbraun, wirbelt golddurchwirktes Licht durch des Himmels weiten Raum. Saat und Ernte sind vorbei, Mutter Erde geht zur Ruh, und ein bunter Blätterteppich deckt die Felder leise zu. Morgennebel, kühl und nass, zieht durchs Tal, umhüllt den Wald, hinterlässt ein tiefes Schweigen, unbeschreiblich, still und kalt. Und die Seele still verharrt, in der Reife ihrer Zeit, noch erfüllt von Licht und Wärme, noch durchdringt von Glück und Freud. Wie die Erde bis zum Frühling Wunderbares in sich trägt, sich erneuert in der Ruhe und den Keim des Wachstums trägt, so besinnt sich auch die Seele in der sonnenarmen Zeit, und tritt voller Kraft und Weisheit in die nächste Frühlingszeit Monika Schudel
Im Park Wieder wandelnd im alten Park, O! Stille gelb und roter Blumen. Ihr auch trauert, ihr sanften Götter, Und das herbstliche Gold der Ulme. Reglos ragt am bläulichen Weiher Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel. O! dann neige auch du die Stirne Vor der Ahnen verfallenem Marmor. Georg Trakl
Herbst Hie und da ist an den Bäumen Manches bunte Blatt zu sehn, Und ich bleibe vor den Bäumen Oftmals in Gedanken stehn. Schaue nach dem einen Blatte, Hänge meine Hoffnung dran; Spielt der Wind mit meinem Blatte, Zittr' ich, was ich zittern kann. Ach, und fällt das Blatt zu Boden, Fällt mit ihm die Hoffnung ab, Fall' ich selber mit zu Boden, Wein' auf meiner Hoffnung Grab. Wilhelm Müller (aus Schuberts Winterreise)
Herbst O trübe diese Tage nicht, sie sind der letzte Sonnenschein; wie lange, und es lischt das Licht, und unser Winter bricht herein. Dies ist die Zeit, wo jeder Tag viel Tage gilt in seinem Wert, weil man's nicht mehr erhoffen mag, daß so die Stunde wiederkehrt. Die Flut des Lebens ist dahin, es ebbt in seinem Stolz und Reiz, und sieh, es schleicht in unsern Sinn ein banger, nie gekannter Geiz. Ein süßer Geiz, der Stunden zählt und jede prüft auf ihren Glanz - o sorge, daß uns keine fehlt, und gönn uns jede Stunde ganz. Theodor Fontane
Herbst Es rauschen die Winde So herbstlich und kalt; Verödet die Fluren, Entblättert der Wald. Ihr blumigen Auen! Du sonniges Grün! So welken die Blüten Des Lebens dahin. Es ziehen die Wolken So finster und grau; Verschwunden die Sterne Am himmlischen Blau! Ach wie die Gestirne Am Himmel entflieh'n, So sinket die Hoffnung Des Lebens dahin! Ihr Tage des Lenzes Mit Rosen geschmückt, Wo ich die Geliebte Ans Herze gedrückt! Kalt über den Hügel Rauscht, Winde, dahin! So sterben die Rosen Der Liebe dahin! Ludwig Rellstab
Herbstweh Der Garten ist lange verblüht, Man hört nur flüsternd die Blätter fallen, Die Erde schläfert - ich bin so müd. Es schüttelt die welken Blätter der Wald, Mich friert, ich bin schon alt, Bald kommt der Winter und fällt der Schnee, Bedeckt den Garten und mich und alles, alles Weh. Joseph von Eichendorff
Dauerregen Der Himmel birgt sein Angesicht Zeigt seine blauen Augen nicht. Ein düstrer Schleier hüllt ihn ein. Kommt niemals wieder Sonnenschein? Die Bäume stehen naß und fahl, Viel Wasser führt der Bach im Tal. Und immerzu der Regen rinnt. All meine Hoffnung mit sich nimmt. Maria Holschuh
O Herbst! betrübt verhüllst du Strom, Wald und Blumenlust, Erbleichte Flor, wie füllst du Mit Sehnsucht nun die Brust! Weit hinter diesen Höhen Die hier mich eng umstellt, Hör ich eratmend gehen Den großen Strom der Welt. Joseph von Eichendorff
Schweigt der Menschen laute Lust: Rauscht die Erde wie in Träumen Wunderbar mit allen Bäumen, Was dem Herzen kaum bewußt, Alte Zeiten, linde Trauer, Und es schweifen leise Schauer Wetterleuchtend durch die Brust. Joseph von Eichendorff
Zeit So wandelt sie im ewig gleichen Kreise, Die Zeit, nach ihrer alten Weise, Auf ihrem Wege taub und blind. Das unbefangene Menschenkind Erwartet stets vom nächsten Augenblick Ein unverhofftes seltsam neues Glück. Die Sonne geht und kehret wieder, Kommt Mond und sinkt die Nacht hernieder, Die Stunden die Wochen abwärts leiten, Die Wochen bringen die Jahreszeiten. Von aussen nichts sich je erneut. In dir trägst du die wechselnde Zeit,i n dir nur Glück und Begebenheit! Ludwig Tieck