Die Untermieterin Du stehst vorm Apfelbaum und lobst: "Was ist das für ein herrlich Obst!" Pflückst einen Apfel, beißt hinein, verziehst den Mund, fängst an zu spein; denn eine Made erster Güte wohnt dort schon lang in Untermiete. Du stehst vorm Apfelbaum und tobst: "Wie kommt die Made in das Obst?!" Die Hülle trügt! - Das Ungeziefer dringt da im allgemeinen tiefer... Gruss Skippylein
DER SPATZ ____________ Es flog ein Spatz spazieren hinaus aus großer Stadt. Es hatte all die Menschen und ihr Getue satt. Es spitzte keck den Schnabel und pfiff sich was ins Ohr Er kam sich hier weit draußen wie eine Lerche vor Er traf hier auch manches Rindvieh sah auch manch Haufen Mist ..... Er sah,daß es woanders auch nicht viel anders ist . gruss
Die Mauritius Herr Heinrich Franz von Ohnegleichen, der smmelte gern Postwertzeichen mit Zähnen und mit glatten Rändern aus Übersee und andern Ländern und klebte sie-alle vereinigt, ins Album, wie man das so muß! Nur fehlte die Mauritius! Was hatte er nicht unternommen, um diese Marke zu bekommen!!! Ja,selbst als er die Minnie frönte mit Minna, die ihn arg verwöhnte, so fragte er bei jedem Kuß: "Hast du nicht die Mauritius?" Bald brachte beiden Adebar ein Kind ,das zwar ein Mädchen war, doch Heinrich faßte den Entschluß; "Die nennen wir Mauritius! Gewiß, der Name paßt nicht recht für`n Kind von weiblichem Geschlecht- doch sei`s! Zu End sei der Verduß: Ich hab eine Mauritius!! Sehr früh schon ging das Mädchen gern in Bars, damit es tanzen lern und dadurch körperlich erstarke! Na, sie wurde vielleicht`ne Marke--- gruss
Vierundvierzig Beine rasen durch die Gegend ohne Ziel, und weil sie so rasen müssen, nennt man das ein Rasenspiel. Rechts und links steh’n zwei Gestelle, je ein Spieler steht davor. Hält den Ball er, ist ein Held er, hält er nicht, schreit man: »Du Toooor!« Fußball spielt man meistens immer mit der unteren Figur. Mit dem Kopf, obwohl’s erlaubt ist, spielt man ihn ganz selten nur. Liebe Grüße herzblatt
Bei Opa ___________ Der Opa ist ein frommer Mann und liest in seiner Bibel. Die Oma schneidet nebenan fürs Abendbrot die Zwiebel. Der Opa ist ein frommer Mann und weint ob seiner Sünden. Auch Omama weint nebenan, jedoch aus andern Gründen. gruss
Die Tänzerin ---------------- Erst tanzt sie nach rechts, dann tanzt sie nach links, dann bleibt sie in der Mitte. Dann tanzt sie nach links und wieder nach rechts, sie hat so ihre Schritte. Dann hebt sie den Arm, dann senkt sie das Haupt, voll Schmerz sind ihre Züge. Dann hebt sie das Haupt , dann senkt sie den Arm, sie tanzt> Die fromme Lüge<. Dann geht sie zurück und dann geht sie vor, sehr schön ist dieser Vorgang. Dann reißt sie sich hoch und dann fällt sie hin, und dann fällt auch der Vorhang. gruss
An meine jungen Jahre noch gedenk ich, als alle Glieder noch gelenkig, nur das eine nicht... Doch diese Zeiten sind vorüber, steif sind nun alle meine Glieder, nur das eine nicht... Gruß herzblatt
Noch ein Gedicht Es stand an seines Schloßes Brüstung der Ritter Fips in voller Rüstung. Da hörte er von unten Krach und dachte sich < Ich schau mal nach!> Und lehnte sich mit seiner Rüstung über die, bereits erwähnte Brüstung. Doch dort verlor er dann alsbald zuerst den Helm und dann den Halt. Und stur verfolgend nun sein Ziel er pausenlos nach unten fiel. Und dort verlor er durch sein Streben als drittes nun auch noch sein Leben - an dem er ganz besonders hing. Der Blechschaden war allerdings gering.
BILANZ _______________________________ Wir hatten manchen Weg zurückgelegt, wir beide,Hand in Hand. Wir schufteten und schufen unentwegt und bauten nie auf Sand. Wir meisterten sofort, was uns erregt, mit Herz und Verstand. Wenn man sich das so richtig überlegt, dann war das allerhand. gruss vadder
Ja, lieber Vadder, Heinz Erhardt hat auch ganz viel Nachdenkliches gedichtet: Wie sie alle rennen und rasen, Als ob es ihr Leben gilt, Durch den Wald der Häuser und Straßen Wie von Hunden gehetztes Wild. Noch schneller, noch schneller, noch schneller Dem eigenen Schall hinterher - Sie könnten's nicht ertragen, Wenn der andre noch schneller wär. Nicht so eilig, nur nicht so eilig, Wenn du dir Zeit läßt, hast du vom Leben mehr. Langsam, langsam, nur immer schön langsam, Bei zuviel Vollgas, da ist der Tank bald leer. Nicht so hastig, nein - nur nicht so hastig, Denn daß man Zeit spart, das ist ein Selbstbetrug. Sachte, sachte, nur immer schön sachte, das bißchen Leben, das vergeht noch schnell genug. Ich wünsche allen ein gutes, gesünderes, möglichst geruhsameres Neues Jahr. Viele liebe Grüße Neli
Die Sängerin Reihen, Stühle, braune, harte. Eintritt gegen Eintrittskarte. Damen viel. Vom Puder blasse. Und Programme an der Kasse. Einer drückt. Die erste Glocke. Sängerin rückt an der Locke. Leute strömen. Manche kenn ich. Garderobe fünfzig Pfennig. Wieder drückt man. Zweite Glocke. Der Begleiter glättet Socke. Kritiker erscheint und setzt sich. Einer stolpert und verletzt sich. Sängerin macht mi-mi-mi. Impresario tröstet sie. Dritte Glocke. Schrill und herrisch. Sie erscheint. Man klatscht wie närrisch. Jemand reicht ihr zwei Buketts. Dankbarkeit für Freibillets. Und sie zuckt leis mit den Lippen. Beugt sich vor, als wollt sie kippen. Nickt. Der Pianist macht Töne. Sängerin zeigt weiße Zähne. Öffnet zögernd dann den Mund. Erst oval. Allmählich rund. Und – mit Hilfe Ihrer Lungen hat sie hoch und laut gesungen. Sie sang Schumann, Lincke, Brahms. Der Beginn war acht Uhr ahms. Und um elf geht man dann bebend, aber froh, daß man noch lebend, heimwärts. Legt sich müde nieder. – Morgen singt die Dame wieder.
Oben ohne Natur ist immer dort sehr schön, wo Bäume ihr zu Berge stehn, und wenn der Wind behutsam leicht wie`n Kamm durch diese Bäume streicht. Doch wo die Berge kahl und steinig, da ist nichts los! - Sei`n wir doch einig, daß Schönheit meistens nicht viel zählt, wenn`s oben fehlt! grüsse
Die Maus Es wollte eine kleine Maus – im Keller wohnhaft – hoch hinaus; und eines nachts, auf leisen Hufen, erklomm sie achtundneunzig Stufen und landete mit Weh und Ach ganz oben, dicht unter dem Dach. Dort wartete bereits auf sie die Katze, namens Doremi. – Kaum, daß das Mäuslein nicht mehr lebte, geschah’s, daß eine Fledermaus ein paarmal um die Katze schwebte, zur Luke flog und dann hinaus. Da faltete die Katz’, die dreiste, die Pfoten und sprach: »Ei, wie süß! Da fliegt die Maus, die ich verspeiste, als Engelein ins Paradies!
Humanistisches Frühlingslied Amsel, Drossel, Star und Fink singen Lieder vom Frühlink, machen recht viel Federlesens von der Gegenwart, vom Präsens. Krokus, Maiglöckchen und Kressen haben längst den Schnee vergessen, auch das winzigste Insekt denkt nicht mehr ans Imperfekt. Hase, Hering, Frosch und Lachs, Elke, Inge, Fritz und Max – alles, alles freut sich nur an dem Jetzt. Und aufs Futur.
Das Fenster Ich hab’ zu Haus ein Fenster stehn, jedoch die Aussicht ist nicht schön: Nur eine Mietskaserne! Doch neulich sah ich vis-à-vis ein weiblich Wesen, schön wie nie! Nun guck’ ich ziemlich gerne...
Der Frühling Wie wundervoll ist die Natur! Man sieht so viele Blüten, auch sieht man Schafe auf der Flur und Schäfer, die sie hüten. Ein leises Lied erklingt im Tal: der müde Wandrer singt es. Ein süßer Duft ist überall, bloß hier im Zimmer stinkt es ! grüsse vadder
nochn Gedicht zu Ostern Das Pechmariechen Zu Ostern in Hersfeld die Mutter spricht: »Bald ist es Zeit für das Festtagsgericht! Drum geh, liebe Tochter, hinab in den Keller und fülle mit Sauerkraut hier diesen Teller!« »Oh Mutter, oh Mutter, mir träumte neulich von einem Mann, der Mann war abscheulich...! Ach, laß uns den Keller vergessen: woll’n wir was anderes essen!« »Mein Kind, mein Kind, ich seh es genau: du kommst in die Jahre, wirst langsam Frau, siehst überall Männer, die lauern – geh, hol von dem Kraut, von dem sauern!« Mariechen gehorchet, sie schreitet hinab, hinab in den Keller, der finster wies Grab, sie füllet den Teller, den Teller von Blech, doch solang sie auch füllet, es kommt kein Mann, so’n Pech!
Kinder haben es so leicht, haben keine Sorgen, denken nur, was mach ich jetzt, nicht, was mach ich morgen... Kinder haben es so schwer, dürfen niemals mäkeln und sich wie der Herr Papa auf dem Sofa räkeln... Kinder haben es so leicht, dürfen immer spielen, essen, wenn sie hungrig sind, weinen, wenn sie fielen... Kinder haben es so schwer, müssen so viel lernen und, wenn was im Fernsehn kommt, sich sofort entfernen... Kinder haben es so leicht, naschen aus der Tüte, glauben an den lieben Gott und an dessen Güte... Kinder haben es so schwer, müssen Händchen geben – und auf dieser blöden Welt noch so lange leben...
Wer ahnte, daß zum Weihnachtsfest Cornelia mich sitzenläßt? Das war noch nichts: zu Ostern jetzt hat sie mich abermals versetzt! Nun freu ich mich auf Pfingsten - nicht im geringsten!
Das Blümchen Im Walde ist ein Plätzchen, ein Plätzchen wunderschön. Beim Plätzchen steht ein Bänkchen, das möcht ich wiedersehn. Beim Bänkchen wächst ein Blümchen, ein Blümchen weiß und rot, das möcht ich gerne pflücken; denn morgen ist es tot. Ich will’s ins Wasser legen, bis daß es fast ertrinkt, und es so lange hegen, bis Mutti sagt: »Es stinkt!«