Fast eine Fastenkur Alte Brötchen. Saure Weine. Ein Salatblatt. Guß auf Beine. Hunger nagt im Magen-Sektor. Und er knurrt. Wie draußen Hektor. Will nicht mehr gesund und schlank sein!. Will dann lieber dick und krank sein! Kehrt zurück, ihr großen fetten Schnitzel oder Schweinskotletten und auch ihr, ihr Leibbeschwerden! Bin es satt, nie satt zu werden!
Die Sängerin Reihen, Stühle, braune, harte. Eintritt gegen Eintrittskarte. Damen viel. Vom Puder blasse. Und Programme an der Kasse. Einer drückt. Die erste Glocke. Sängerin rückt an der Locke. Leute strömen. manche kenn ich. Garderobe fünfzig Pfennig. Wieder drückt man. Zweite Glocke. Der Begleíter glättet Socke. Kritiker erscheint und setzt sich. Einer stolpert und verletzt sich. Sängerin macht mi-mi-mi. Impresario tröstet sie. Dritte Glocke. Schrill und herrisch. Sie erscheint. Man klatscht wie närrisch. Jemand reicht ihr zwei Buketts, Dankbarkeit für Freibillets. Und sie zuckt leis mit den Lippen. Beugt sich vor, als wollt sie kippen. Nickt. Der Pianist macht Töne. Sängerin zeigt weiße Zähne. Öffnet zögernd dann den Mund. Erst oval. Allmählich rund. Und - mit Hilfe ihrer Lungen hat sie hoch und laut gesungen. Sie sang Schumann, Lincke, Brahms, Der Beginn war acht Uhr ahms. Und um elf geht man dann bebend, aber froh, daß man noch lebend, heimwärts. Legt sich müde nieder.--- Morgen singt die Dame wieder.
Hier ist auch noch eins, gehört zwar schon in die Osterzeit, aber urig ist es doch: Ein Ostergedicht ( von Heinz Erhardt, * 20. Februar 1909, † 5. Juni 1979 ) Wer ahnte, daß zum Weihnachtsfest Cornelia mich sitzenläßt? Das war noch nichts: zu Ostern jetzt hat sie mich abermals versetzt! Nun freu ich mich auf Pfingsten – nicht im geringsten!
Hallo, Schwan! Schon lange vor der Eisenbahn gab`s als Transportmittel den Schwan. Wolltst du verreisen noch so weit: ein Schwam mit Kahn stand stets bereit! Du nanntest ihm das Endziel bloß, stiegst ein, und, hui, schon ging es los! ´ Nun war - ganz in der Nähe vom Grale - so eine Art von Schwan-Zentrale, in der errregt ein Herr erschien und rief: "Ich bin der Lohengrin! Und haben Sie wohl an der Hand `nen Schwan? Ich muß gleich nach Brabant! Ich bitte um ein schnelles Tier, denn Elsa ruft schon sehr nach mir. Auch hätt ich - sagen Sie`s der Leitung! - den Schwan gern mit Musikbegleitung!" - Was weiter war - und wie`s gewesen, bitt ich bei Wagner nachzulesen!
Der Mathematiker Es war sehr kalt, der Winter dräute, da trat - und außerdem war`s glatt - Professor Wurzel aus dem Hause, weil er was einzukaufen hat. Kaum tat er seine ersten Schritte, als ihn das Gleichgewicht verließ, er rutschte aus und fiel und brach sich die Beine und noch das und dies. Jetzt liegt er nun, völlig gebrochen, im Krankenhaus in Gips und spricht: "Ich rechnete schon oft mit Brüchen, mit solchen Brüchen aber nicht"
Eine verfahrene Geschichte Ich sah dich in der Straßenbahn, sah dich von allen Seiten an, doch du, mein Schatz, du machtest dir nichts draus! Ich bot dir meinen Sitzplatz an, weil ich ja auch mal stehen kann, doch du, du sagtest "danke" und stiegst aus! Dies "danke" oh, gab mir den Rest.... Du bist`s, die mich nicht schlafen lässt! Nun fahr ich mit der Straßenbahn, wann immer ich nur fahren kann, doch leider, Schätzchen, treffe ich dich nie! Mich fragte schon die Schaffnerin, ob ich wohl nicht bei Troste bin, doch was, ich bitte Sie, versteht denn die? Vor Kummer bin ich schon ganz dumm.... Vielleicht ist`s besser, ich steig um? Nun fahr ich mit dem Autobus, wann immer ich nur fahren muß, doch leider werd ich deiner nicht gewahr! Bist du am Ende gar erkrankt? Vielleicht verreist? Bist du in Sankt Maurice, fährst Ski und abends in die Bar? Werd ich nicht bald verrückt vor Qual, dann bin ich wirklich nicht normal !
Ein Männergesangverein Fünfzig Herren über fünfzig sitzen um des Tisches Rund. Und sie essen und sie trinken und sie wischen sich den Mund. Da! Der Vorstand schwingt die Glocke, und es wird ganz mäuschenstill, denn die Glocke ist das Zeichen, daß er etwas sagen will. Und als er genug geklingelt - ja, das Klingeln macht ihm Spaß - steht er auf und spricht gewichtig: na, ich denk, wir singen was! Der Kapellmeister sucht emsig, wo die Stimmgabel wohl steckt - in der hintern Hosentasche hat er sie endlich entdeckt. Und er führt zum Ohr die Gabel und macht "aaaah" - das ist der Ton, den man nötig für den Einsatz hat; doch, horch, sie sie singen schon! Und sie singen viel von Liebe und von Sehnsucht und vom Mai, und elf Verse hat dies Liedel, dann gehet auch das vorbei. Müde von der Armbewegung senkt der Dirigent den Stab, müde von den tiefen Tönen wischt der Baß den Schweiß sich ab. Der Tenor erzählt begeistert, wie ihm heut das "fis" gelang, und der Bariton, sich räuspernd, sagt: "Wie gut ich heute sang!" Doch dann sitzen alle fünfzig wieder um des Tisches Rund. Und sie essen und sie trinken und sie wischen sich den Mund...
Die Kuh Auf der saftiggrünen Wiese weidet ausgerechnet diese eine Kuh, eine Kuh. Ach, ihr Herz ist voller Sehnen, und im Auge schimmern Tränen ab und zu, ab und zu Was ihr schmeckte, wiederkaute mit der Schnauze, dann verdautse und macht muh, und macht muh. Träumend und das Maul bewegend schautse dämlich in die Gegend, grad wie Du, grad wie Du.
Gänseblümchen Ein Gänseblümchen liebte sehr ein zweites gegenüber, drum rief`s: "Ich schicke mit `nem Gruß Dir eine Biene rüber!" Da rief das andere: "Du weißt, ich liebe Dich nicht minder, doch mit der Biene, das laß sein, sonst kriegen wor noch Kinder!"
Der Schmetterling Es war einmal ein buntes Ding, ein sogenannter Schmetterling, der war wie alle Falter, recht sorglos für sein Alter. Er nippte hier und nippte dort, und war er satt, so flog er fort, flog zu den Hyazinthen und guckte nicht nach hinten. Er dachte nämlich nicht daran, dass was von hinten kommen kann. So kam's, daß dieser Schmetterling, verwundert war, als man ihn fing.
Hund und Herrchen Egal, von welcher Art und Rasse, ob tief er bellt, ob hoch er kläfft, der Hund macht alles auf der Straße - und auf die Straße sein Geschäft. Die Katze ist da etwas feiner; sie hat ihr Klo, auf das sie geht, und wie sie liebt, das sah noch keiner - man hört es höchstens, abends spät. Der Hund dankt stets für jede Strafe, er leckt die Hand, die ihn versehrt. Er ist des Herrchens treuster Sklave - doch meistens ist es umgekehrt
Gestern hab ich eine Sendung über Heinz Erhardt gesehen. Da fiel mir dieser Thread wieder ein, den ich jetzt wieder nach oben schiebe.
Auch schiebe.. Die Sendung war klasse. Ich habe sie zum Glück beim zappen gefunden. Gestern war ich Herrin der Fernbedienungen, da geht das. Liebe Sonntagsgrüße Gitta
Hallo, liebe Gitta, und ich wollte die Sendung auf DVD aufnehmen, aber leider hat es nicht geklappt. Ich selbst hab Heinz Erhardt schon einmal bei einem Auftritt in einem Neusser Kino erlebt, das war wohl so Anfang der Fünfziger Jahre. Viele liebe Grüße Neli
Löwenzahn Löwenzahn ist schon seit jeher als höchst kriegerisch verschrien, denn er läßt bei gutem Winde Fallschirmtruppen feindwärts ziehn. Und ich sitz auf der Veranda und verzehre meine Suppe und entdecke in derselben zwei Versprengte dieser Truppe. Heinz Erhardt
Ich mag ihn auch sehr, also dann los An einen Pessimisten Jede Sorge, Freund, vermeide, jedes Weh sollst du verachten. Sieh die Lämmer auf der Weide: sie sind fröhlich vor dem Schlachten. Ahnst du nicht, wie dumm es wär, wären sie's erst hinterher Depressionen Vorvorgestern war ich fröhlich, vorgestern hat sich's gegeben, gestern schlug ich Purzelbäume, heute will ich nicht mehr leben. Solch ein Zustand ist entsetzlich, mich und meine Umwelt quäl ich, doch er dauert nicht sehr lange: morgen bin ich wieder fröhlich! Nächstenliebe Die Nächstenliebe leugnet keiner, doch ist sie oft nur leerer Wahn, das merkst am besten du in einer stark überfüllten Straßenbahn. Du wirst geschoben und mußt schieben der Strom der Menge reißt dich mit. Wie kannst Du da den Nächsten lieben, wenn er dich auf die Füße tritt?
dieser Thread ist toll, wir haben vor ca 3 Wochen ganz verzweifelt nach Heinz Erhard gedichten gesucht, aber auf die Idee, das hier solche stehen könnten, sind wir leider nicht gekommen. DANKE!!!!!!
Hallo, mal wieder hoch schieb... Warum die Zitronen sauer wurden Ich muß das wirklich mal betonen: Ganz früher waren die Zitronen (ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies gewesen ist) so süß wie Kandis. Bis sie einst sprachen: "Wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das Gelb abscheulich, wir wollen rot sein oder bläulich!" Gott hörte oben die Beschwerden und sagte: "Daraus kann nichts werden! Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!" Da wurden die Zitronen sauer . . . Heinz Erhardt Ausserem habe ich ein super tolles Kochbuch entdeckt: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3830330529/ref=wl_it_dp/303-9478849-2704215?%5Fencoding=UTF8&coliid=I5LWZGKYUA6KT&colid=WLZ5UB9HL6SL Liebe Grüße und ein schönes Wochenende gisela
Der Brummer Der Brummer, der mich so geplagt und den ich hundertmal gejagt, und den ich niemals kriegen konnte, weil er ja leider fliegen konnte, und der mir manchen Schlaf verdorben, der Brummer ist, gottlob, verstorben. Er starb an Bauchweh und Migräne. — De mortuis nil nisi bene!*
noch zwei Klopfer ) Aus dem Schornstein quillt der Rauch....soll er auch! (darüber kann ich mich immer wieder schräglachen!) Alle Bäume haben Äste..... das ist für sie auch das Beste.... sonst wären sie ganz kahl.... und...sähen aus wie ein Pfahl!