Ganz ohne Fleisch???

Dieses Thema im Forum "Ernährung" wurde erstellt von Wolf_55, 18. Juli 2003.

  1. paulchen

    paulchen Neues Mitglied

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    bavaria
    das sagst du zu mir ?
    so als beispiel -Kannst doch lesen, oder?-
    siehe oben von monsti wer ist da anfeindend ?
    ich bringe hier nur argumente und wahrheiten und was mir entgegenschlägt ist unverständnis



    nachfolgend auch ein zitat von herrn kaplan

    Veganer McDonald's

    Helmut F. Kaplan, Arche 2000

    Egal, welche politischen Möglichkeiten und Szenarien wir im Hinblick auf die Verwirklichung von Tierrechten auch betrachten - außerparlamentarische Aktionen, parteiübergreifende Initiativen, eigene politische Partei: Die bisher erreichten und die künftig zu erwartenden Ergebnisse sind nicht gerade berauschend. Gemeinsam ist all diesen Bemühungen, dass sie auf Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Ethik setzen, um eine politische Wende in Richtung Tierrechte herbeizuführen.

    Vielleicht ist dieses Konzept der politischen Wende aber auch von vornherein fragwürdig und zum Scheitern verurteilt. Schließlich unterstellt es, wenigstens in der bisherigen Form, dass die Menschen rationalen und ethischen Argumenten zugänglich sind - eine eher abenteuerliche Annahme.

    Deshalb sollten wir anstatt einer politischen Wende vielleicht eher eine technologische Wende anstreben, genauer gesagt, eine lebensmitteltechnologische Wende: Wenn die bis jetzt historisch bedingte Lebensmittelproduktion auf tierlicher Basis von seiten der Industrie transformiert würde in eine Lebensmittelproduktion auf nichttierlicher Basis, könnten wir uns alle Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Ethik sparen. Vielleicht besteht das vernünftige historische Vorbild der Tierrechtsbewegung nicht in der Befreiung der Sklaven, sondern im Verschwinden der Pferdekutschen aufgrund der Verbreitung des Autos.

    Die Chancen, dass wissenschaftlich-technische Entwicklungen der Tierrechtsbewegung zum Sieg verhelfen, erscheinen umso größer, wenn man bedenkt, wie wenig diese Möglichkeiten bis jetzt genutzt wurden. Praktisch das gesamte diesbezügliche Potential wartet also noch darauf, erkannt und ausgeschöpft zu werden.

    Man kann nur hoffen, dass sich bald mutige und weitblickende Pioniergeister finden, die eine solche lebensmitteltechnologiche Wende auf den Weg bringen, das heißt die tierliche Basis unserer Ernährung durch eine nichttierliche ersetzen. Mutig müssen diese Menschen sein, weil es nicht einfach ist, gegen eine jahrtausendelange Fehlentwicklung anzukämpfen, und weitblickend, weil hier in der Tat immense Chancen brachliegen.

    Es spricht nämlich einiges dafür, dass die jetzige Lebensmittelproduktion auf tierlicher Basis letztlich sowieso zum Scheitern verurteilt ist. Wer das heute schon erkennen würde, könnte sich erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen. Das gegenwärtige System der Lebensmittelproduktion auf tierlicher Basis ist objektiv betrachtet in mehrfacher Hinsicht unsinnig und auch bereits schwer angeschlagen:
    - Biologisch: Die Fleischproduktion bedeutet eine immense Ressourcenvergeudung (bereits bei vegetarischer Ernährung könnten zehnmal so viele Menschen ernährt werden, bei veganer Ernährung noch mehr) und eine verheerende Umweltzerstörung (etwa Grundwasserverseuchung, Regenwaldszerstörung und Treibhauseffekt).
    - Ökonomisch: Dieser institutionalisierte Wahnsinn wird bekanntermaßen nur mehr durch ein aberwitziges, ja geradezu geisteskrankes Subventionssystem künstlich am Leben erhalten.
    - Medizinisch: Es besteht kein Zweifel daran, dass eine vegetarische / vegane Ernährung enorme gesundheitliche Vorteile mit sich brächte.

    Die Nachteile und Schwächen dieses Systems haben also bereits heute horrende Dimensionen. Kommen weitere destabilisierende Faktoren hinzu, könnte dieses System in sich zusammenbrechen. Und zwar in seiner Gesamtheit. Das heißt: Das Ende dieses Systems würde nicht nur das Ende der Fleischindustrie bedeuten, sondern auch das Ende der Milch-, Eier- und Lederindustrie.

    Die kranke Restrentabilität des Systems (wäre es eine "gesunde", echte Rentabilität, bedürfte es ja nicht des aberwitzigen Subventionssystems) beruht nämlich auf der optimierten Mehrfachnutzung der Tiere unter Ausschöpfung aller möglichen Kostenminimierungen und Gewinnmaximierungen: Die Tiere werden lebenslang soweit biologisch, technisch und organisatorisch nur irgend möglich ausgebeutet (z.B. bei der Milch- und Eierproduktion), dann vielleicht noch um irgendwelcher perverser Prämien willen ohne Essen und Trinken ein paar tausend Kilometer zum Schlachthof transportiert, um dann von billigen Hilfskräften bei unzulänglicher oder fehlender Betäubung im Akkord geschlachtet zu werden, damit (auch noch) Fleisch, Haut und Pelz verwertet werden können.

    Alle Abstriche von der maximalen Verwertung der Tiere bedeuten Gewinneinbußen für das Gesamtsystem. Kommt es zu einer gravierenden Schwächung der zentralen Verwertungskomponente Fleischnutzung (am Ende fast jeder Tierausbeutung steht die Fleischverwertung), kann dies den Zusammenbruch des Gesamtsystems einläuten:

    Wenn die Gewinne aus der zentralen Verwertungskomponente Fleisch geringer werden, weil die Menschen immer weniger Fleisch essen - etwa aufgrund weiterer Tierseuchen -, dann werden die tierlichen Produkte insgesamt teurer und damit als Rohstoff für die Lebensmittelindustrie immer unattraktiver. Also werden sich die Hersteller nach anderen, preisgünstigeren Rohstoffen umsehen. Dadurch verteuern sich die tierlichen Nahrungsmittel neuerlich, was zum weiteren Konsumrückgang führt. Am Ende dieses Prozesses könnte die völlige Neuausrichtung des Marktes hin zu nichttierlichen Rohstoffen und Produkten stehen.

    Nun wäre es natürlich im Interesse der Tiere höchst wünschenswert, wenn Teile der Industrie diese Tendenz erkennen und diese Entwicklung aktiv fördern würden. Denn Veränderungen der Lebensgewohnheiten aufgrund technischer Entwicklungen vollziehen sich naturgemäß viel schneller und sicherer als Veränderungen der Lebensgewohnheiten aufgrund ethischer Einsichten. Denken wir nur an das bereits erwähnte Auto sowie in jüngster Zeit an das Handy - vom Gegenstand her zugegebenermaßen eher Negativbeispiele, im Hinblick auf die Rasanz und Effizienz ihrer Einführung und Verbreitung aber höchst beeindruckend.

    Die skizzierte Möglichkeit einer lebensmitteltechnologischen Wende hin zu einer nicht mehr auf tierlichen Rohstoffen basierenden menschlichen Ernährung bedeutet freilich keineswegs, dass wir die "althergebrachten Kampfmethoden" Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Ethik vernachlässigen oder gar aufgeben dürften. Das wäre voreilig und fatal. Denn:
    1) Diese Strategien haben sich bei aller verständlicher Ungeduld angesichts der Langsamkeit der Veränderungen als durchaus wirksam erwiesen. Wir sind heute - etwa im Hinblick auf Verbreitung und Image des Vegetarismus - wesentlich weiter als noch vor ein paar Jahrzehnten.
    2) Wir können und dürfen uns natürlich nicht darauf verlassen, dass die oben beschriebene technologische Wende auch wirklich stattfindet. Und wenn sie nicht stattfindet, müssen wir sowieso uneingeschränkt den jetzigen mühseligen Weg fortzusetzen.
    3) Sollte es zu dieser technologischen Wende kommen, so wird diese nicht von heute auf morgen erfolgen. Deshalb bedarf es auf alle Fälle auch der Fortsetzung der bisherigen Strategien. Außerdem und vor allem darf man sich beide Entwicklungen - die politische und die technologische - nicht als isolierte Prozesse vorstellen. Vielmehr handelt es sich um zwei Tendenzen, die sich gegenseitig unterstützen können und unterstützen müssen.

    Die Hoffnung auf den zweiten - technologischen - Weg darf also auf keinen Fall dazu führen, dass wir in unseren Anstrengungen nachlassen, den ersten - politischen - Weg möglichst erfolgreich zu beschreiten. Und das heißt vor allem auch: So ideologiefrei wie nur irgend möglich agieren! Denn alle Vorstellungen und Forderungen von der Art: Ein echter Tierrechtler muss Nichtraucher, Christ, Atheist, Kommunist oder Anarchist sein, sind blödsinnig. Ein echter Tierrechtler muss Tierrechtler sein und sonst gar nichts.

    Dass wir auf dem ersten, politischen Weg erfolgreich sind, ist auch deshalb so wichtig: Je weiter wir auf diesem Weg gelangen, desto größer ist die Chance, dass der zweite, technologische Weg beschritten wird. Unabhängig vom eingeschlagenen Weg muss aber gelten: Ziel der Tierrechtsbewegung darf nicht irgendein veganer Vorbildmensch sein, sondern Ziel der Tierrechtsbewegung muss ein veganer McDonald's sein. Denn nur wenn das moralisch Richtige mit dem Praktisch-Bequemen zusammenfällt, hat es eine Chance auf allgemeine Verbreitung.

    © Helmut F. Kaplan

    besonders schön diese stelle

    Ein echter Tierrechtler muss Nichtraucher, Christ, Atheist, Kommunist oder Anarchist sein, sind blödsinnig. Ein echter Tierrechtler muss Tierrechtler sein und sonst gar nichts.

    WENIGSTENS EINER DER MIR DAS BIERTRINKEN UND LKW FAHREN ZUGESTEHT
     
    #81 15. September 2003
    Zuletzt bearbeitet: 15. September 2003
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