hatten wir das schon?? Frühling Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen! Mörike, Eduard (1804-1875)
Früher waren die Bäume noch nicht so früh grün wie heute Komm lieber Mai und mache Die Bäume wieder grün Und laßt uns an dem Bache Die kleinen Veilchen blüh'n Wie möchten wir so gerne Ein Blümchen wieder seh'n Ach lieber Mai wie gerne, Einmal spazieren geh'n. Zwar Wintertage haben Wohl auch der Freuden viel Man kann im Schnee frisch traben Und treibt manch Abendspiel Baut Häuselchen von Karten, Spielt Blinde Kuh und Pfand Auch gibt's wohl Schlittenfahrten Auf's liebe freie Land. Doch wenn die Vöglein singen Und wir dann froh und flink Auf grünem Rasen springen Das ist ein ander' Ding Jetzt muß mein Steckenpferdchen Dort in dem Winkel stehn Denn draußen in dem Gärtchen Kann man vor Kot nicht gehn. Am meisten aber dauert Mich Lottchens Herzeleid, Das arme Mädchen lauert Recht auf die Blumenzeit. Umsonst hol ich ihr Spielchen Zum Zeitvertreib herbei, Sie sitzt in ihrem Stühlchen, Wie's Hühnchen auf dem Ei. Komm' mach' es bald gelinder, Daß alles wieder blüht, Dann wird das Flehn der Kinder Ein lautes Jubellied. O komm' und bring' uns allen Die lieben Veilchen mit, Bring' Ros' und Nachtigallen Und viele Kuckucks Lied. Ach, wenn's doch erst gelinder Und grüner draußen wär ! Komm, lieber Mai, wir Kinder, Wir bitten gar zu sehr ! O komm und bring vor allem Uns viele Veilchen mit, Bring auch viel Nachtigallen Und schöne Kuckucks mit. Christian Adolph Overbeck, 1775
Ich habe auch noch etwas gefunden.... Humanistisches Frühlingslied Amsel, Drossel, Star und Fink singen Lider vom Frühlink machen recht viel Federlesens von der Gegenwart, dem Präsens. Krokus, Maiglöckchen und Kressen haben längst den Schnee vergessen, auch das winzige Insekt denkt nicht mehr ans Imperfekt. Hase, Hering, Frosch und Lachs, Elke, Inge, Fritz und Max --- alles, alles freut sich nur an dem Jetzt... und auf's Futur. Löwenzahn Löwenzahn ist schon seit jeher als höchst kriegerisch verschrien, denn er läßt bei gutem Winde Fallschirmtruppen feindwärts ziehn. Und ich sitze auf der Veranda und verzehre meine Suppe und entdecke in derselben zwei versprengte dieser Truppe. Heinz Erhardt
Mailied Im Maien im Maien ists lieblich und schön, Da finden sich viel Kurzweil und Wonn'; Frau Nachtigall singet, Die Lerche sich schwinget Über Berg und über Thal. Die Pforten der Erde, die schließen sich auf, Und lassen so manches Blümlein herauf, Als Lilien und Rosen, Violen, Zeitlosen, Cypressen und auch Nägelein. In solchen wohlriechenden Blümlein zart, Spazieret eine Jungfrau von edeler Art; Sie windet und bindet, Gar zierlich und fein, Ihrem Herzallerliebsten ein Kränzelein. Da herzt man, da scherzt man, da freuet man sich, Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich; Da klaget ein Liebchen Dem andern sein' Noth, Da küßt man so manches Mündlein roth. Ach Scheiden, ach Scheiden, du schneidendes Schwerdt, Du hast mir mein junges frisch Herzlein verkehrt. Wiederkommen macht, Daß man Scheiden nicht acht't; Ade, zu tausend guter Nacht. Im Maien, im Maien, da freuet man sich, Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich, Da kommet so manches Liebchen zusammen; Ade, in tausend Gottes Namen. (aus: Des Knaben Wunderhorn)
Maigedicht [size=+2][/size] Ich wünsche Dir soviel Freuden, als Schlüsselblumen in dem großen Garten blühen. Bist du damit zufrieden? Und auch einen schönen Maitag, um sie zu pflücken. (Heinrich Kleist)
Maigedicht Süßer Mai, du Quell des Lebens bist so süßer Blumen voll Liebe sucht auch nicht vergebens wem sie Kränze winden soll (Clemens Brentano)
Vergißmeinnicht Es blüht ein schönes Blümchen auf unserer grünen Au, sein Aug ist wie der Himmel, so heiter und so blau. Es weiß nicht viel zu reden, und alles, was es spricht, ist immer nur das eine, ist nur: Vergiß mein nicht! Hoffmann von Fallersleben
Alles neu, macht der Mai, Macht die Seele frisch und frei Laßt das Haus, kommt hinaus, Windet einen Strauß! Rings erglänzet Sonnenschein, Duftend pranget Flur und Hain; Vogelsang, Hörnerklang Tönt den Wald entlang. Wir durchzieh'n Saaten grün, Haine, die ergötzend blüh'n, Waldespracht neu gemacht, Nach des Winters Nacht. Dort im Schatten an dem Quell Rieselnd munter, silberhell, Klein und Groß ruht im Moos, Wie im weichen Schoß. Hier und dort, fort und fort, Wo wir ziehen Ort für Ort Alles freut sich der Zeit, Die verjüngt, erneut, Widerschein der Schöpfung blüht Uns erneuernd im Gemüt. Alles neu, frisch und frei Macht der holde Mai. H. Adam v. Kamp, 1818 (1796-1867)
Mailied Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig, Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch. Und Freud und Wonne Aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust. O Lieb', o Liebe! So golden schön Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Lust, Und Morgenblumen Den Himmelsduft. Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud' und Mut. Zu neuen Liedern Und Tänzen giebst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst! Johann Wolfgang von Goethe
Die Perle Es ging ein Mann zur Frühlingszeit Durch Busch und Felder weit und breit Um Birke, Buch' und Erle; Der Bäume, Grün im Maienlicht, Die Blumen drunter sah er nicht. Er suchte seine Perle. Die Perle war seine höchstes Gut, Er hatt' um sie des Meeres Flut Durchschifft, und viel gelitten; Von ihr des Lebens Trost gehofft, Im Busen sie bewahrt, und oft Dem Räuber abgestritten. Der arme Pilger! So wie er, Geh' ich zur Frühlingszeit umher Um Birke, Buch' und Erle; Des Maies Wunder seh' ich nicht; Was aber, ach! was mir gebricht, Ist mehr als eine Perle. Was mir gebricht, was ich verlor, was ich zum höchsten Gut erkor, Ist Lieb' in treuem Herzen. Vergebens wall' ich auf und ab; Doch find' ich einst ein kühles Grab, Das endet alle Schmerzen. Johann Georg Jacobi (1740-1814)
Mit einem gemalten Band Kleine Blumen, kleine Blätter Streuen mir mit leichter Hand Gute junge Frühlings-Götter Tändelnd auf ein luftig Band. Zephir, nimms auf deine Flügel, Schlings um meiner Liebsten Kleid! Und so tritt sie vor den Spiegel All in ihrer Munterkeit. Sieht mit Rosen sich umgeben, Selbst wie eine Rose jung. Einen Blick, geliebtes Leben! Und ich bin belohnt genug. Fühle, was dies Herz empfindet, Reiche frei mir deine Hand, Und das Band, das uns verbindet, Sei kein schwaches Rosenband! Johann Wolfgang von Goethe
Das Lied vom Reifen Seht meine lieben Bäume an, Wie sie so herrlich stehn, Auf allen Zweigen angetan Mit Reifen wunderschön! Von unten an bis oben 'naus Auf allen Zweigelein Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus, Und kann nicht schöner sein. Ein Engel Gottes geht bei Nacht, Streut heimlich hier und dort, Und wenn der Bauersmann erwacht, Ist er schon wieder fort. Du Engel, der so gütig ist, Wir sagen Dank und Preis, O mach uns doch zum heil'gen Christ Die Bäume wieder weiß! Matthias Claudius 1740-1815
Wenn's Mailüfterl weht, Geht im Wald drauß' der Schnee, Da heb'n blaue Veigerl Ihre Köpferl in d'Höh'! Die Vögerl, die g'schlafen hab'n Durch d'Winterszeit, Die wer'n wieder munter, Und singen voll Freud'. Und blühen die Rosen Wird's Herz nimmer trüb', Denn d'Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb'! Die Rosen tun blühen So frisch alle Jahr', Doch die Lieb' blüht nur einmal Und noch'a ist's gar. Jed's Jahr kommt ein Frühling, Ist der Winter vorbei. Doch der Mensch nur allein hat Ein'n einzigen Mai. Die Schwalben ziehen fort, Doch sie ziehen wieder her: Nur der Mensch, wenn er fortgeht, Der kehrt nimmermehr. Anton von Klesheim
Ich reise übers grüne Land, Der Winter ist vergangen. Hab um den Hals ein gülden Band, Daran die Laute hangen. Der Morgen tut ein roten Schein, Den recht mein Herze spüret. Da greif ich in die Saiten ein, Der liebe Gott mich führet. So silbern geht der Ströme Lauf, Fernüber schallt Geläute, Die Seele ruft in sich: „Glück auf!“ Rings grüßen frohe Leute. Mein Herz ist recht von Diamant, Ein Blum' von Edelsteinen: Die funkelt lustig übers Land In tausend schönen Scheinen. Vom Schlosse in die Weite Schaut eine Jungfrau runter, Der Liebste sie im Arme hält, Seh'n nach mir herunter. Wie bist du schön! Hinaus! Im Wald gehn Wasser auf und unter; Im grünen Wald sing, daß es schallt: Mein Herz bleibt frei und munter. Joseph von Eichendorff, 1788-1857
Sehnsucht Wenn ich durch Wald und Fluren geh', Es wird mir dann so wohl und weh In unruhvoller Brust. So wohl, so weh, wenn ich die Au In ihrer Schönheit Fülle schau', Und all die Frühlingslust. Denn was im Winde tönend weht, Was aufgetürmt gen Himmel steht, Und auch der Mensch, so hold vertraut Mit all der Schönheit, die er schaut, Entschwindet, und vergeht. Matthäus von Collin (1779-1824)
Komm bald Warum denn warten von Tag zu Tag? Es blüht im Garten, was blühen mag. Wer kommt und zählt es, was blüht so schön? An Augen fehlt es, es anzuseh'n. Die meinen wandern vom Strauch zum Baum; mir scheint, auch andern wär's wie ein Traum. Und von den Lieben, die mir getreu und mir geblieben, wär'st du dabei! Klaus Groth (1819-1899)
Wie ist doch die Erde so schön, so schön, das wissen die Vögelein. Sie haben so leicht Gefieder und singen so frohe Lieder in den blauen Himmel hinein. Wie ist doch die Erde so schön, so schön, das wissen die Flüss' und die Seen. Sie malen im klaren Spiegel die Gärten und Städt und Hügel und die Wolken, die drübergehn. Und Sänger und Maler, die wissen es, es wissen viel andre Leut; und wer es nicht malt, der singt es, und wer es nicht singt, dem klingt es in dem Herzen vor lauter Freud. F. Gustav Klauer
Grüß Gott du schöner Maien, Da bist du wiedrum hier, Tust jung und alt erfreuen Mit deiner Blumenzier. Die lieben Vöglein alle, Sie singen all so hell, Frau Nachtigall mit Schalle Hat die fürnehmste Stell. Die kalten Wind' verstummen, Der Himmel ist gar blau; Die lieben Bienlein summen Daher auf grüner Au. O holde Lust im Maien; Da alles neu erblüht, Du kannst mir sehr erfreuen Mein Herz und mein Gemüt. Die kalten Wind' verstummen, Der Himmel ist gar blau, Die lieben Bienlein summen Daher von grüner Au. Die Bächlein wie Kristallen rein, Die Flüsse einher brausen Im güld'nen Sonnenschein. Franz Wilhelm Frhr. Von Ditfurth 1877
Frühlingsgefühle Beschattet von blühenden Ästen, Gekühlet von spielenden Westen, Lag Rosilis am Bache hier Und Hylas neben ihr. Von Lenz und Liebe gerühret, Ward Hylas zum Küssen verführet. Er küßte sie, er drückte sie, Daß sie um Hilfe schrie. Die Mutter kam eilend und fragte, Was Hylas für Frevel hier wagte? Die Tochter rief: es ist geschehn, Ihr könnt nun wieder gehn. Christian Felix Weisse (1726-1804)
Der Schmetterling Wie soll ich nicht tanzen, Es macht keine Mühe, Und reizende Farben Schimmern hier im Grünen. Immer schöner glänzen Meine bunten Flügel, Immer süßer hauchen Alle kleinen Blüten. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Wie groß ist die Freude, Sei's spät oder frühe, Leichtsinnig zu schweben Über Tal und Hügel. Wenn der Abend säuselt, Seht ihr Wolken glühen; Wenn die Lüfte golden, Scheint die Wiese grüner. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Friedrich von Schlegel (1772-1829)