Frühlingsgedichte Das hier steht auf dem Kalenderblatt zum Frühlingsanfang: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit Im goldnen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, Das Bächlein rauscht zu Tal, Es grünt die Saat, es blinkt der See Im Frühlingssonnenstrahl. Die Lerchen singen überall, Die Amsel schlägt im Wald! Nun kommt die liebe Nachtigall und auch der Kuckuck bald. Nun jauchzet alles weit und breit, da stimmen froh wir ein: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Annette von Droste-Hülshoff
Das Lied im Grünen Ins Grüne, ins Grüne, Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe, Und führt uns am blumenumwundenen Stabe Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach, In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach, Ins Grüne, ins Grüne. Im Grünen, im Grünen, Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne Und heften die Augen dahin schon von ferne, Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust, Umwallet uns immer die kindliche Lust, Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes, Und denket behaglich an dieses und jenes, Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt, Und alles herbei, was den Busen entzückt, Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Da werden die Sterne so klar wie die Weisen Der Vorwelt zur Leitung des Lebens uns preisen, Da streichen die Wölkchen so zart uns dahin, Da heitern die Herzen, da klärt sich der Sinn Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Da wurde manch Plänchen auf Flügeln getragen, Die Zukunft der grämlichen Ansicht entschlagen, Da stärkt sich das Auge, da labt sich der Blick, Sanft wiegen die Wünsche sich hin und zurück Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Am Morgen am Abend in traulicher Stille [Entkeimet manch]1 Liedchen und manche Idylle, [Und Hymen oft kränzt den poetischen Scherz,]2 Denn leicht ist die Lockung, empfänglich das Herz Im Grünen, im Grünen. O gerne im Grünen Bin ich schon als Knabe und Jüngling gewesen Und habe gelernt und geschrieben, gelesen Im Horaz und Plato, dann Wieland und Kant, Und glühenden Herzens mich selig genannt, Im Grünen, im Grünen. Ins Grüne, ins Grüne, Laßt heiter uns folgen dem freundlichen Knaben. Grünt eins uns das Leben nicht förder, so haben Wir klüglich die grünende Zeit nicht versäumt, Und wann es gegolten, doch glücklich geträumt, Im Grünen, im Grünen. Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)
Schneeglöckchen Der Schnee, der gestern noch in Flöckchen vom Himmel fiel, hängt nun geronnen heut als Glöckchen am zarten Stiel. Schneeglöckchen läutet, was bedeutet's im stillen Hain? O komm geschwind! Im Haine läutet's den Frühling ein. O kommt, ihr Blätter, Blüt' und Blume, die ihr noch träumt, all zu des Frühlings Heiligtume! Kommt ungesäumt! Friedrich Rückert (1788-1866)
Nun will ich auch mal.... VORFRÜHLING Nach diesem langen Winter hat sich die Sonne aufgetan das Licht fällt in die Häuser die Nebel steigen an. Wir kriechen aus dem Winter wie aus dem letzten Krieg die ersten warmen Strahlen sind noch kein Sieg. Die ersten warmen Tage die haben Nächte noch die sind so kalt und dunkel da sterben noch und noch die allzufrühen Blumen Wolf Biermann
Frühling übers Jahr Das Beet, schon lockert Sichs in die Höh, Da wanken Glöckchen So weiß wie Schnee; Safran entfaltet Gewaltge Glut, Smaragden keimt es Und keimt wie Blut. Primeln stolzieren So naseweis, Schalkhafte Veilchen, Versteckt mit Fleiß; Was auch noch alles Da regt und webt, Genug, der Frühling, Er wirkt und lebt. Johann Wolfgang von Goethe
Gott im Frühlinge In seinem schimmernden Gewand Hast du den Frühling uns gesandt Und Rosen um sein Haupt gewunden. Holdlächelnd kömmt er schon! Es führen ihn die Stunden, O Gott, auf seinem Blumenthron. Er geht in Büschen, und sie blühn; Den Fluren kommt ihr frisches Grün, Und Wäldern wächst ihr Schatten wieder, Der West liebkosend schwingt Sein tauendes Gefieder, Und jeder frohe Vogel singt. Mit eurer Lieder süßem Klang, Ihr Vögel, soll auch mein Gesang Zum Vater der Natur sich schwingen. Entzückung reißt mich hin! Ich will dem Herrn lobsingen, Durch den ich wurde, was ich bin! Johann Peter Uz (1720-1796)
Naturgenuß Im Abendschimmer wallt der Quell Durch Wiesenblumen purpurhell, Der Pappelweide wechselnd Grün Weht ruhelispelnd drüber hin. Im Lenzhauch webt der Geist des Herrn! Sieh! Auferstehung nah und fern, Sieh! Jugendfülle, Schönheitsmeer, Und Wonnetaumel rings umher. Ich blicke her, ich blicke hin, Und immer höher schwebt mein Sinn. Nur Tand sind Pracht und Gold und Ruhm, Natur, in Deinem Heiligtum! Des Himmels Ahnung den umweht, Der deinen Liebeston versteht; Doch, an dein Mutterherz gedrückt, Wird er zum Himmel selbst entzückt! Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Blumenlied Es ist ein halbes Himmelreich, Wenn, Paradiesesblumen gleich, Aus Klee die Blumen dringen; Und wenn die Vögel silberhell Im Garten hier, und dort am Quell, Auf Blütenbäumen singen. Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
Frühling... Der Schmetterling ist in die Rose verliebt umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber, goldig zart, umflattert der liebende Sonnenstrahl. Jedoch. in wen ist die Rose verliebt? Das wüßt ich gar zu gern. Ist es die singende Nachtigall? Ist es der schweigende Abendstern? Ich weiß nicht , in wen die Rose verliebt; ich aber lieb euch all; Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl, Abendstern und Nachtigall. (HHeine) sodele, das war mein bescheidener Beitrag.... Einen schönen Tag Nowa
aus "Die Unsterblichkeit der Seele" Da steh ich auf dem Hügel, und schau umher, Wie alles auflebt, alles empor sich dehnt, Und Hain und Flur, und Tal, und Hügel Jauchzet im herrlichen Morgenstrahle. O ihr seid schön, ihr herrliche Schöpfungen! Geschmückt mit Perlen blitzet das Blumenfeld; Doch schöner ist des Menschen Seele, Wenn sie von euch sich zu Gott erhebet. Friedrich Hölderlin, Gedichte (1784-1800)
Frühlingssehnsucht Säuselnde Lüfte wehend so mild Blumiger Düfte atmend erfüllt! Wie haucht ihr mich wonnig begrüßend an! Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan? Es möchte euch folgen auf luftiger Bahn! Wohin? Bächlein, so munter rauschend zumal, Wollen hinunter silbern ins Tal. Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin! Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin. Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn, Hinab? Grüßender Sonne spielendes Gold, Hoffende Wonne bringest du hold! Wie labt mich dein selig begrüßendes Bild! Es lächelt am tiefblauen Himmel so mild Und hat mir das Auge mit Tränen gefüllt! Warum? Grünend umkränzet Wälder und Höh'! Schimmernd erglänzet Blütenschnee! So dränget sich alles zum bräutlichen Licht; Es schwellen die Keime, die Knospe bricht; Sie haben gefunden, was ihnen gebricht: Und du? Rastloses Sehnen! Wünschendes Herz, Immer nur Tränen, Klage und Schmerz? Auch ich bin mir schwellender Triebe bewußt! Wer stillet mir endlich die drängende Lust? Nur du befreist den Lenz in der Brust, Nur du! Ludwig Rellstab (1799-1860)
Beim Winde Es träumen die Wolken, die Sterne, der Mond, Die Bäume, die Vögel, die Blumen, der Strom, Sie wiegen und schmiegen sich tiefer zurück, Zur ruhigen Stätte, zum tauigen Bette, zum heimlischen Glück. Doch Blättergesäusel Und Wellengekräusel Verkünden Erwachen; Denn ewig geschwinde, Unruhige Winde, Sie stöhnen, sie fachen Erst schmeichelnde Regung, Dann wilde Bewegung; Und dehnende Räume Verschlingen die Träume. Im Busen, im reinen, Bewahre die Deinen; Es ströme dein Blut, Vor rasenden Stürmen Besonnen zu schirmen Johann-Baptist Mayrhofer
Aus einem April Wieder duftet der Wald. Es heben die schwebenden Lerchen mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war; zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war,- aber nach langen, regnenden Nachmittagen kommen die goldübersonnten neueren Stunden, vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen. Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser über der Steine ruhig dunkelnden Glanz. Alle Geräusche ducken sich ganz in die glänzenden Knospen der Reiser. Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Im Frühling Still sitz' ich an des Hügels Hang, Der Himmel ist so klar, Das Lüftchen spielt im grünen Tal. Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl Einst, ach so glücklich war. Wo ich an ihrer Seite ging So traulich und so nah, Und tief im dunklen Felsenquell Den schönen Himmel blau und hell Und sie im Himmel sah. Sieh, wie der bunte Frühling schon Aus Knosp' und Blüte blickt! Nicht alle Blüten sind mir gleich, Am liebsten pflückt ich von dem Zweig, Von welchem sie gepflückt! Denn alles ist wie damals noch, Die Blumen, das Gefild; Die Sonne scheint nicht minder hell, Nicht minder freundlich schwimmt im Quell Das blaue Himmelsbild. Es wandeln nur sich Will und Wahn, Es wechseln Lust und Streit, Vorüber flieht der Liebe Glück, Und nur die Liebe bleibt zurück, Die Lieb und ach, das Leid. O wär ich doch ein Vöglein nur Dort an dem Wiesenhang Dann blieb ich auf den Zweigen hier, Und säng ein süßes Lied von ihr, Den ganzen Sommer lang. Ernst Schulze (1789-1817) --
liegt in der Luft erfreut das Herz mit Blütenduft Ostern ist nun nicht mehr weit da wünscht man eine schöne Zeit
Der erste Ostertag Fünf Hasen, die saßen Beisammen dicht, Es macht ein jeder, ein traurig Gesicht. Sie jammern und weinen: Die Sonn' will nicht scheinen! Bei so vielem Regen Wie kann man da legen Den Kindern das Ei? O weih, o weih! Da sagte der König: So schweigt doch ein wenig! Laßt Weinen und Sorgen Wir legen sie morgen! ( von Heinrich Hoffmann, * 13. Juni 1809, † 20. September 1894, Autor des " Struwwelpeter " im Jahre 1845 )
Frühlingslied Es brechen im schallenden Reigen Die Frühlingsstimmen los, Sie können's nicht länger verschweigen, Die Wonne ist gar zu groß! Wohin, sie ahnen es selber kaum, Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum! Die Knospen schwellen und glühen Und drängen sich an das Licht, Und warten in sehnendem Blühen, Daß liebende Hand sie bricht. Wohin, sie ahnen es selber kaum, Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum! Und Frühlingsgeister, sie steigen Hinab in der Menschen Brust, Und regen da drinnen den Reigen Der ew'gen Jugendlust. Wohin, sie ahnen es selber kaum, Es rührt sie ein alter, ein süßer Traum! Karl Klingemann (1798-1862)
Morgenlied Die frohe neubelebte Flur singt ihrem Schöpfer Dank, O Herr und Vater der Natur, Dir tön auch mein Gesang! Der Lebensfreuden schenkst Du viel Dem, der sich weislich freut. Dies sei, o Vater, stets das Ziel Bei meiner Fröhlichkeit. Ich kann mich noch des Lebens freun In dieser schönen Welt! Mein Herz soll dem geheiligt sein Der weislich sie erhält. (Anonymus)
Im Haine Sonnenstrahlen Durch die Tannen, Wie sie fallen, Ziehn von dannen Alle Schmerzen, Und im Herzen Wohnet reiner Frieden nur. Stilles Sausen Lauer Lüfte, Und in Brausen Zarter Düfte, Die sich neigen Aus den Zweigen, Atmet aus die ganze Flur. Wenn nur immer Dunkle Bäume, Sonnenschimmer, Grüne Säume Uns umblühten Und umglühten, Tilgend aller Qualen Spur! Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-
Frühlingsnacht Übern Garten durch die Lüfte Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängts schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, Ist mirs doch, als könnts nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagens, Und in Träumen rauschts der Hain, Und die Nachtigallen schlagens: Sie ist Deine, sie ist dein! (Joseph von Eichendorff)