Fibromyalgie = somatoforme Erkrankung?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Karin, 24. Juni 2002.

  1. Karin

    Karin Guest

    Hallo,
    seit einigen Monaten bin ich regelmäßig Gast auf dieser Homepage und ich habe hier schon viele positive Reaktionen von anderen Betroffenen erhalten, die mir auch bereits viel Mut gemacht und mich wieder aufgerichtet haben, wenn ich glaubte, nicht mehr weiter zu wissen. Schwerpunkt meiner Einträge im Forum war das weitestgehende Unverständnis von seiten meiner Ärzte bezüglich meiner unspezifischen Schmerzzustände und anderer Symptome, die mich mittlerweile aus meinem „normalen“ Leben gerissen haben.
    Nach über 6 Jahren Schmerzen in diversen Gelenken habe ich seit Februar des Jahres die Diagnose seronegative Spondarthritis erhalten. Daneben bin ich seit 20 Jahren Diabetiker und leide bereits an einigen Spätfolgen. Einige Symptome, die mich sehr belasten, können die Ärzte diesen beiden Erkrankungen nicht so recht zuordnen, wie z.B. Schwindel, starke Leistungsbeeinträchtigung, ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit etc., zumindest nicht in der Intensität, in der diese Beschwerden bei mir auftreten. Zuletzt hat mich mein Hausarzt zu einem Neurologen überwiesen. Der hat eine diabetologische Polyneuropathie festgestellt, ein MRT des Kopfes machen lassen, dass ohne Befund war. Heute, bei meinem 2. Besuch bei ihm meinte er dann, er hätte schon beim meinem 1. Besuch den Eindruck gehabt, dass bei mir viele Symptome psychosomatisch bedingt seien und eine Spondarthritis sei ja auch nur eine „Notdiagnose“, wenn einem zu den Schmerzen nix mehr einfällt. Meine Beschwerden gehören zu den sogenannten „somatoformen“ Beschwerden, was nicht heissen würde, ich bilde mir meine Beschwerden ein, aber organische Schäden seien eben nicht vorhanden. Er hat mir eine Überweisung zu einer Klinik mitgegeben, in der Psychosomatische Erkrankungen erforscht und behandelt würden.
    Das ich zunächst mal wieder am Boden zerstört war, muss ich wohl nicht näher ausführen. Da ich sowas aber auch nicht zum ersten Mal höre, dachte ich mir, guckste mal was du im Internet über diese Klinik so finden kannst. Und dort ist unter den Somatoformen Erkrankungen die Fibromyalgie aufgeführt und ich war ehrlichgesagt wie vor den Kopf geschlagen als ich den angehängten Bericht hierzu las. Jetzt bin ich ja nicht direkt mit Fibro betroffen, aber aber hier doch so viel darüber gelesen und gehört. Ich bin einfach noch so stark aufgewühlt, dass ich gerne mal eure Meinung zu dem Artikel hören möchte.
    Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich glaube zu wissen, was ihr mir empfehlen würdet, nämlich den Arzt zu wechseln. Aber langsam gehen mir Ärzte und Kräfte aus.

    Viele Grüße
    Karin (Easy)


    Fibromyalgie - Leben mit Schmerz ?
    Als die Schmerzen bei Fr. S. anfingen, schenkte sie ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Sie begannen allmählich und harmlos, und es fällt ihr noch heute schwer zu sagen, seit wann sie genau darunter leidet. Irgendwann traten die Schmerzen so in den Vordergrund, daß sie das Leben nun zu beherrschen schienen. Überall waren sie und jeden Tag, auch in der Nacht. Ein Leben ohne Schmerz erschien immer weniger vorstellbar. Dazu die Müdigkeit, die Konzentrationsprobleme, der Schwindel. Dabei - und das betonen alle, die sie kennen - sieht sie gut aus, gesund, immer gut gekleidet. Unverständlich, daß sie krank sein soll. Aber Fr. S. fühlt sich krank und fast noch schlimmer als die Schmerzen ist, daß sie ihr Leben und ihre Pflichten nicht mehr im Griff hat.
    Fr. K. hat schon viel durchgemacht. Erst war da die Migräne, dann der "Unterleib". Ihr Darm erwies sich als zu lang und wurde operativ verkürzt, die Gebärmutter verlor sie vor Jahren. Jetzt sei die Schilddrüse dran, erklärte ihr der Facharzt. Das Herz macht ihr zu schaffen, nachts sitzt sie mit Beklemmungen und atemlos im Bett, schweißgebadet. Da traut sie sich kaum darüber zu sprechen, daß sie sich schon lange so erschöpft fühlt, "am Ende". Von ihren Schmerzen will niemand was hören. Seit Jahren sind sie da, immer ausgedehnter, heftiger, inzwischen überall. Aber die Ärzte finden nichts.
    Fr. P. war schon bei vielen Ärzten. Erst der Hausarzt, dann Fachärzte, dann immer spezialisiertere Spezialisten, aber keiner konnte ihre geheimnisvolle Krankheit erklären. Harmlos sei es und eigentlich gäbe es das gar nicht. Eine Behandlung sei nicht bekannt, "damit müssen Sie leben". Gut, aber wie ? Nach all diesen vielen Jahren mit Schmerzen, Schlaflosigkeit, nachlassender Leistungsfähigkeit und diesen immer wieder auftretenden neuen Beschwerden, die kommen und gehen, ist Fr. P. zermürbt und verzweifelt. Sie fühlt sich ihrem Körper, den Ärzten und auch ihrer Familie ausgeliefert. Erst die gezielten Fragen eines neuen Arztes haben ihr vor wenigen Tagen zum ersten Mal gezeigt, daß es doch Menschen gibt, die ihr Beschwerdebild kennen und sie Hoffnung schöpfen lassen.
    Fibromyalgie - Was versteht man darunter ?
    Die drei Ausschnitte aus Patientengeschichten von Fr. S., Fr. K. und Fr. P. beleuchten typische Aspekte des Störungsbildes der Fibromyalgie: Die dauerhaften Schmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und vielfältige andere Beschwerden; die Odyssee von Arzt zu Arzt, viele Operationen, erfolglose Behandlungen; die immer ausgeprägtere Verzweiflung der Betroffenen, die Hilf- und Hoffnungslosigkeit und das Ausgeliefertsein.
    Die ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Fibromyalgie erfolgten - zunächst unter anderem Namen - Anfang dieses Jahrhunderts.
    Nach heutigen Erkenntnissen verstehen wir unter Fibromyalgie ein Krankheitsbild, das vorwiegend Frauen betrifft, gekennzeichnet ist von ausgedehnten Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen, einer Verminderung der Leistungsfähigkeit, chronischen Schlafstörungen und vielfältigen Organsymptomen (je nach Klassifikation zwischen etwa 10 und 30 unterschiedlichen). Seelische Beschwerden, v.a. Depression und Angst, sind häufig. Viele Betroffene leiden unter Überempfindlichkeiten (Nahrungsmittel, Medikamente, aber auch Geräusche und Hautberührungen), die nicht als Krankheitssymptome anerkannt sind und deshalb auch bei den Ärzten auf Unverständnis stoßen. Bei Medikamenten genügt oft eine weit geringere Dosis als üblich für die Wirkung, vor allem aber auch für die Auslösung von Nebenwirkungen. Da die Fibromyalgie schnell chronisch wird, das heißt sich früh den üblichen Behandlungsmethoden widersetzt, kommen die Probleme, die sich aus jeder chronischen Erkrankung ergeben, hinzu.
    Woher kommen die Beschwerden ?
    Eine Fülle wissenschaftlicher Untersuchungen hat bislang keine schlüssige Ursache für die Fibromyalgie ergeben, auch der Krankheitsprozess als solcher gibt viele Rätsel auf. Woher kommen die Schmerzen, wenn doch die Untersuchungen von Gelenken, Muskeln usw. keine oder nicht genügend krankhafte Veränderungen ergeben ? Wie sind die schweren Allgemeinbeschwerden und Schlafstörungen zu erklären, wenn doch alle Laboruntersuchungen und andere Tests Normalbefunde ergeben ? Wie kann es sein, daß so viele verschiedene Organsysteme Beschwerden machen und doch keines nachweisbar erkrankt ist ?
    Erst die Fortschritte in der Erforschung des Schmerzes und die moderne Stress- und Hirnforschung haben in den letzten Jahren ein neues Licht auf das Krankheitsbild der Fibromyalgie geworfen. So mehren sich die Hinweise, daß es sich bei der Fibromyalgie und ähnlichen Krankheitsbildern (z.B. chronisches Müdigkeitssyndrom) um eine Störung der Verarbeitung von Stress und Schmerz in den entsprechenden Zentren des Gehirns handeln könnte.
    Menschen, die unter Fibromyalgie leiden, empfinden oft schon geringe Belastungen als Stress, wodurch die krankhaft gestörten Prozesse in Gang gesetzt werden können. Andererseits zeigen viele Betroffene einen hohen Leistungs- und Perfektionsdruck, mit dem sie sich bis zur Erschöpfung überanstrengen ohne dies wahrzunehmen. Dabei spielen psychosomatische Zusammenhänge eine wichtige Rolle.
    In unseren eigenen Untersuchungen konnten wir finden, daß viele Fibromyalgie-Kranke in ihrem Leben und häufig schon im frühen Kindesalter schwerwiegende Schicksalsschläge, Gewalt und anderes ertragen mussten, die ihre Fähigkeit im späteren Leben Belastungen zu verarbeiten, entscheidend beeinflusst zu haben scheinen. Die Prägung durch diese Ereignisse scheint auch den hohen Perfektionsanspruch mitzubedingen und die erst spät einsetzende Wahrnehmung der eigenen Not.
    Die enge Verbindung zwischen Stress- und Schmerzverarbeitung könnte erklären, weshalb ausgeprägte und ausgedehnte Schmerzen eine geradezu logische Folge dieser Prozesse sein könnte. Auch Symptome wie Müdigkeit, Überempfindlichkeiten, Schlafstörungen, seelische Störungen und die vielfältigen Organsymptome wären damit gut zu erklären.
    Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es ?
    Noch gibt es viele "könnte" und "wäre", noch sind die Störungen nicht genau bekannt und es gibt keine Möglichkeiten, diese im Gehirn ohne großen Aufwand nachzuweisen.
    Dies heißt auch, daß wir noch nicht über Behandlungsmöglichkeiten verfügen, die direkt am Krankheitsgeschehen ansetzen. Aber es gelingt mehr und mehr, im einzelnen Fall die Zusammenhänge zu verstehen und dann auch therapeutische Möglichkeiten zu erarbeiten.
    Schon das Erkennen dieser Zusammenhänge bringt für viele Betroffene eine große Erleichterung, denn sie fühlen sich nun nicht mehr abnorm und verrückt. Sie können sehen, daß ihre Störung sich logisch aus ihrer Konstitution und einer Reihe von Ereignissen ableiten läßt. Für viele ergibt sich daraus ein persönlicher Weg der Behandlung oder zumindest der Bewältigung ihrer "Narben". Hier steht die individuell zugeschnittene Kombination aus krankengymnastischen Training, Physiotherapie, psychotherapeutischer Behandlung, Entspannungsverfahren und Beratung zur sozialen Situation im Vordergrund. Selbsthilfegruppen können sehr hilfreich sein.
    Wichtig ist auch, dass wenig erfolgversprechende oder sogar schädliche Behandlungswege deutlich werden, insbesondere operative Eingriffe und die meisten heute üblichen Medikamente als Dauerbehandlung.
     
  2. nofre

    nofre Guest

    Hallo Karin,

    lt. Diagnoseschlüssel sind das verschiedene Krankheiten:

    http://forum.webtropia.com/screamcramp/?nachricht=276985

    Ich persönlich würde auch sagen, dass die somatoforme Schmerzstörung etwas anderes als die Fibromyalgie ist ! Scheinbar können Ärzte, die den Patienten nicht richtig zuhören, das nicht richtig unterscheiden.
     
  3. Ina-Maus

    Ina-Maus Guest

    Hallo Karin,

    diesen Artikel hab ich nach meiner Diagnose "Fibromylagie" auch gelesen und halte nicht viel davon. Es klingt wie eine ungenaue Abschrift diverser Forschungsergebnisse.

    Gleichzusezten sind Fibromyalgie und somatoforme Schmerzstörung bislang nicht. Nicht umsonst haben die Erkankungen unterschiedliche Dignose-schlüssel.

    Allerdings scheint eine erfolgreiche Behandlung ähnlich Ansätze zu haben.

    Genauere Info´s zum Thema fibro kannst du bei www.fibromyalgie-netzwerk nachlesen.

    herzliche Grüße, Ina

    PS: Ich hab übrigens weder schlafstörungen, noch ein traumatisches Kindheitserlebnis, aber dennoch die Diagnose Fibromyalgie mit 18 postiven Tenderpoints, von 18 die normalerweise getestet werden.
     
  4. Isi/Neuss

    Isi/Neuss Guest

    Hi, Karin!
    Ich finde auch, daß das alles sehr wischi-waschi klingt.
    Ich habe, wie Ina-Maus, meine Diagnose nach erfolgreichen Drückens des Arztes erhalten: volle Punktzahl - 18 von 18.

    Man muß allerdings sagen, daß die gleiche Krankheit sich bei jedem anders auswirkt.
    lg
    Isi
     
  5. VerenaHH

    VerenaHH Guest

    Hallöchen;

    ich habe auch fibro und keinerlei negative kindheitserlebnisse oder sonst irgendwie bis dahin schwere probleme im leben. das mit der psyche ist immer sehr problematisch. ich denke, bei jeder erkrankung spielt die psyche eine rolle, aber sie kann für solch ein symptomen szenario wie bei der fibro nicht alleine verantwortlich gemacht werden.
    es gibt heute sehr seriöse untersuchungen zur ursache der fibro und für mich am glaubhaftesten ist die theorie mit der serotonin störung im gehirn. wenn man sich mal alles so in ruhe durchliest was es so an gerüchten über die ursache gibt, klingt mir das am plausibelsten.
    lass dich auf jeden fall nicht als pycho abstempeln, es gibt vieeeeeele möglichkeiten die diversen symptome anzugehen. dazu braucht es aber einen doc der ahnung von fibro hat und keine psychologen oder psychiater. *ggg*
    ich hänge mal noch ein paar links zur fibro an.
    viel spass beim lesen. und wenn du was wissen willst, kannst mich gern anmailen.
    Gruß

    http://forum.foren-net.de/screamcramp
    http://www.selbsthilfe-fibromyalgie.net
    http://aerztezeitung.de/docs/2000/12/05/219a0203.asp
    http://home.t-online.de/home/fibromyalgie
    http://www.dr-walser.ch/fm.htm
    http://www.fachaerzte.com/index_c.asp
    http://www.netdoktor.de/Wegweiser/aerzte/search.asp?mode=ARZT
    http://medport.de/redaktion/fibromyalgie.html
    http://www.fibromyalgie-netzwerk.de/
    http://www.martina-burmeister.de/fibro.htm
    http://www.mamo.de/archiv/2001/03/14/aus_aller_welt/20010314_interview_schmerz.html
    http://www.hyperaktiv.de/forschung/fibromyalgie.doc
    http://members.aon.at/fibromyalgie/
    http://www.michael-andersson.de/Yabb/YaBB.pl
    http://www.fibromyalgie-aktuell.de/li.htm
    http://www.fibromyalgie-fms.de/
    http://laekbw.arzt.de/standardFrameset/index.html?/Homepage/fortbild/praxis/MedSach/new/
    http://rheumanet-owl.de/
    http://www.fibromyalgie-forum.de/pforum/showboard.php?id=1
     
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