Die Gewalt (Erich Fried) Die Gewalt fängt nicht an wenn einer einen erwürgt Sie fängt an wenn einer sagt: "Ich liebe dich: Du gehörst mir!" Die Gewalt fängt nicht an wenn Kranke getötet werden Sie fängt an wenn einer sagt: "Du bist krank: Du mußt tun was ich sage" Die Gewalt fängt an wenn Eltern ihre folgsamen Kinder beherrschen und wenn Päpste und Lehrer und Eltern Selbstbeherrschung verlangen Die Gewalt herrscht dort wo der Staat sagt: "Um die Gewalt zu bekämpfen darf es keine Gewalt mehr geben außer meiner Gewalt" Die Gewalt herrscht wo irgendwer oder irgendwas zu hoch ist oder zu heilig um noch kritisiert zu werden oder wo die Kritik nichts tun darf sondern nur reden und die Heiligen oder die Hohen mehr tun dürfen als reden Die Gewalt herrscht dort wo es heißt: "Du darfst Gewalt anwenden" aber auch dort wo es heißt: "Du darfst keine Gewalt anwenden" Die Gewalt herrscht dort wo sie ihre Gegner einsperrt und sie verleumdet als Anstifter zur Gewalt Das Grundgesetz der Gewalt lautet: "Recht ist, was wir tun. Und was die anderen tun das ist Gewalt" Die Gewalt kann man vielleicht nie mit Gewalt überwinden aber vielleicht auch nicht immer ohne Gewalt
Liebe Nixe deine Gedichte und Witze sind echt Klasse ich freue mich schon jeden Tag darauf. Danke. Grüße von Dadja
Hallo Nixe! Super, hier Gedichte von Erich Fried zu lesen.Das "kleine rote Gedichtband"von ihm nehme ich auch auf Reisen mit.Mir gefällt besonders "Zu guter Letzt", und Dir? Bis dann Anke