Die deutsche Sprache ...

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Robert, 19. Juni 2005.

  1. angel2000

    angel2000 Guest

    Groß-oder kleinschreibung?

    hallo zusammen,
    bin erleichtert, dass er hier offensichtlich noch mehr leute gibt, die die generelle kleinschreibung bevorzugen :)
    mir geht es nämlich ebenso, zum einen bin ich es so gewohnt, da ich in meinem job beinahe ausschließlich in englisch korrespondiere und da schreibt man beinahe alles klein und ausserdem habe ich neuerdings einfach zu wenig kraft in den fingern (speziell den kleinen) um damit die umschalttaste zu bedienen.
    liebe grüße,
    angel
     
  2. Trixi

    Trixi (vor)laut

    Registriert seit:
    25. Februar 2004
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    642
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    Wien
    Unsere Sprache

    Was zum lesen und schmunzeln ??





    Sind Antibiotikas schädlich? Lohnen sich Praktikas? Was man nicht selber

    weiß, das muss man sich erklären. Oder man schlägt's im Lexika nach. Viele

    kennen sich im Einzelfall nicht aus, und erst recht nicht mit der Mehrzahl.



    Neulich im Café, Mutter und Tochter bringen sich bei Schokosahnetorte mit

    Schlag (Mutter) und Vollkorn-Möhrenkuchen (Tochter) auf den neuesten Stand

    der Dinge. Die Mutter löst vier Stück Würfelzucker in ihrem Tee auf und

    sagt: "Ach, ihr wollt in die Türkei? Na ja, machen ja viele in letzter Zeit.

    Die Hotels sollen ja auch ganz anständig sein. Und dieses Jahr ist ja sogar

    der Grang Pricks in Istanbul. Zum Glück hat dieser Max gewonnen. So ein

    netter junger Mann! Nicht auszudenken, wenn sie diesen blondierten

    Brüllaffen dahingeschickt hätten! Aber sag mal, Kleines, die Türkei ist ja

    nicht EU, braucht ihr denn da keine Visas?"



    Da war es wieder, dieses Wort mit der doppelten Pluralendung. Nicht erst

    seit PISA leidet Deutschland am Visa. Die massive Werbung der gleichnamigen

    Kreditkarte hat offenbar dafür gesorgt, dass die Einzahl Visum weiträumig in

    Vergessenheit geraten ist. So steht dem "Veni, vedi, vici!" (Ich kam, sah

    und siegte) des humanistisch gebildeten Einzelfalls heute das "Visums,

    Visas, Visi?" der orientierungslosen Mehrheit gegenüber.



    Ganz betroffen sind wir auch von all den vielen "Praktikas", die junge

    Menschen heute absolvieren müssen, um herauszufinden, was sie später

    definitiv nicht machen wollen. Und richtig schlimm wird's, wenn jemand

    Firmeninternas ausplaudert.



    Kann man es den Deutschen aber überhaupt zum Vorwurf machen, wenn sie

    Fremdwörter falsch benutzen? Immerhin hat Mutti im Café doch gewusst, dass

    man an Wörter, die mit einem Vokal enden, ein -s anhängen muss, um die

    Mehrzahl zu bilden. So wie bei Kitas, Galas, Omas, Pizzas und Zebras. Woher

    soll sie wissen, dass die Endung -a in diesem Fall bereits die Pluralform

    markiert? Muss man das kleine Latinum gemacht haben, um mitreden zu können?



    Der Umgang mit Fremdwörtern stellt die Deutschen immer wieder vor große

    Herausforderungen. Erstens gilt es in Erfahrung zu bringen, was das fremde

    Wort genau bedeutet: (Visum = Ein- oder Ausreiseerlaubnis, Sichtvermerk im

    Reisepass). Dann ist es nützlich zu wissen, wie man es richtig ausspricht

    ("Wiesumm"). Und schließlich soll man es noch korrekt beugen und in die

    Mehrzahl bringen können: des Visums, mit den Visa oder Visen&



    Schon gibt es Menschen, die meinen, das Visa-Prinzip begriffen zu haben, und

    sich anschicken, andere Begriffe nach demselben Prinzip in die Mehrzahl zu

    wuchten: Da werden aus einem "Universum" plötzlich mehrere "Universa". So

    heißen vielleicht Sportvereine und Versicherungen, aber der korrekte

    (lateinische) Plural ist immer noch "Universi". Und auf Deutsch spricht man

    nach wie vor von Universen, daran hat sich auch durch die Rechtschreibreform

    nichts geändert.



    Und dann gibt es Menschen, die sich immer wieder freiwillig in die Quadratur

    des Kreises verbeißen, indem sie versuchen, von ohnehin schon unbequemen

    Fremdwörtern auch noch die Mehrzahl zu bilden.



    "Wie lautet der Plural des Wortes Lapsus?", will ein Kollege von mir wissen,

    "Lapsi? Lapsusse?" Da ich weiß, dass ihn die Antwort nicht zufrieden stellen

    wird, empfehle ich ihm, es mit einem anderen Wort zu probieren. "Dann nehme

    ich Fauxpas", sagt er, "wie lautet da die Mehrzahl?"



    Ähnlich harte Nüsse haben Menschen aus der IT-Branche zu knacken, die immer

    wieder aus heiterem Himmel in Notsituationen geraten, in denen sie Wörter

    wie Status und Modus in die Mehrzahl zwängen wollen.



    Der Plural des lateinischen Wortes status lautet status, mit langem u. Und

    die deutsche Sprache sieht keine anders lautende Nebenform vor. Also: zwei

    Status, wie auch zwei Lapsus.



    Der Drang der deutschen Zunge, an die Endung noch ein -se anzuhängen, ist

    kaum zu bezähmen. So gibt es im gesprochenen Deutsch jede Menge "Lapsusse"

    und "Statusse", die nicht mit dem Lateinischen konform gehen, aber immerhin

    in Analogie zu einem berühmten Fall aus der Pflanzenwelt gebildet scheinen:

    Kaktus, Kaktusse.



    Sagte ich gerade Kaktusse? Es heißt natürlich Kakteen, wie jeder weiß. Mit

    den Analogien ist das so eine Sache. Im Moment blühen übrigens gerade die

    Krokeen - ganz entzückend sieht das aus, diese vielen kleinen orangenen und

    violetten Blüten...



    Status und Lapsus gehören übrigens in eine Reihe lateinischer Lehnwörter,

    die zwar im Singular auf -us enden, im Plural dann aber wider Erwarten

    kein -i bekommen. Das Lateinische unterscheidet fünf Deklinationstypen, und

    am tückischsten ist der vierte, die so genannte u-Deklination. Zu ihr gehört

    auch der Passus und der Turnus.



    Ein angehender Medizinstudent wollte von mir wissen, wie die Mehrzahl von

    Exitus lautet. "Als Arzt muss man doch - leider - auch immer mal den Exitus

    eines Patienten feststellen. Wenn man nun mehrere 'Exitusse' benennen will,

    wie sagt man dann richtig: Exiti?" - Nein, antwortete ich ihm, Exiti heißt

    es nicht, auch nicht Exits, das sind die Ausgänge im Englischen. Tatsächlich

    zählt Exitus zur Gruppe der unzählbaren Hauptwörter, also zu jenen, von

    denen sich gar keine Mehrzahl bilden lässt. Der Plural von Exitus lautet

    Todesfälle, sagte ich. Das klingt zwar nicht so gelehrt, wie es die

    Mediziner lieben, aber dem Tod ist es egal, ob man ihn auf Deutsch oder

    Lateinisch anredet.



    Ein anderer Leser fragte mich, wie der Plural von "Chaos" heiße. Noch so ein

    unzählbarer Fall: Kann es mehr als ein Chaos geben? Ja, schrieb er mir

    zurück, das Chaos auf seinem Schreibtisch im Büro und das bei ihm zu Hause,

    das wären schon mal zwei. Und wenn man sich ein bisschen umblickte, würde

    man bestimmt noch weitere finden. Eine Mehrzahlform für Chaos sieht unsere

    Sprache trotzdem nicht vor.



    Damit zurück ins Café. Dort ist die Mutter inzwischen beim dritten Stück

    Torte und ihrem Lieblingsthema Gesundheit angelangt. "Ich war gestern beim

    Arzt," stöhnt sie, "der hat mir wieder ein Antibiotika verschrieben. Dabei

    ist doch genug davon im Schweinefleisch. Die pumpen die armen Viecher doch

    voll mit ihren Pharmakas." Die Tochter, ernährungsbewusste Chemielaborantin,

    blickt ihre Mutter voller Mitleid an und sagt: "Es heißt Pharmaka. Und

    Antibiotikum. Antibiotika ist die Mehrzahl!" - "Mehr zahlen muss ich

    außerdem dafür", erwidert die Mutter und setzt noch einen beliebten Plural

    oben drauf: "Ganze zehn Euros!"


    Es gibt mehr davon

    Link : http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,332092,00.html

     
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