Diagnosen - Wirrwarr

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Daniela, 6. März 2002.

  1. Daniela

    Daniela Guest

    Hallo,
    ich bin 31 Jahre alt und habe seit Anfang des Jahres Gelenkschmerzen in vielen Gelenken. Es begann zuerst in den Fingern und Zehen, dann Handgelenke, Ellenbogen, Knie, Füße und Schultern. Meine Hausärtzin stellte dann per Blutuntersuchung fest, daß ich eine Thrombozytose habe, BSG/Entzündungsfaktoren erhöht waren, Rheumafaktoren neg..Nach unauffälligen Röntgenbildern schickte sie mich zur Rheumatologin mit dem Verdacht auf Polyarthritis. Die Rheumatologin diagnostizierte Polyarthritis und verschrieb mir Voltaren dispers und Decortin. Damit ging es mir etwas besser - doch hielt es nur eine Woche an und seitdem ist der Zustand stagnierend. Nach Sonographie (unauffällig) und Szintigramm (Synovialitis in beiden Schultergelenken gering) hatte ich nun vorgestern den nächsten Termin. Dort offenbarte sie mir, daß sie nun anhand der erneuten Blutwerte sagen kann, daß es sich um eine reaktive Arthritis handelt. Trotzdem halte sie an der Diagnose Polyarthritis fest. Da hab ich erst mal gar nichts geschnallt, aber auch nicht mehr großartig nachgefragt, weil sie mir eh unter Zeitdruck zu sein schien. Besteht zwischen diesen beiden Erkrankungen ein Zusammenhang? Ist die reaktive Arthritis auch eine chronische Erkrankung? Über Erfahrungen von Euch wäre ich sehr dankbar.
     
  2. Uschi

    Uschi Guest

    Hi, Daniela.

    Ja, man nennt cP (chronische Polyartritis) auch manchmal so - ich denke mir, daß reaktiv heisst, entzündet, beginnend. Es ist schade, daß es einen mehr unter uns gibt. Achte bitte darauf, daß man dich von Anfang an durchweg gut behandelt und lass dich notfalls in eine Rheumaklinik einweisen, da diese oft sehr viel bessere Ärzte haben und damit auch sicherere Prognosen stellen
    und damit auch oftmals schneller handeln können.

    Ich habe cP seit 1993 - schleichend beginnend und stagnierend und plötzlich brach sie aus, diese Teufelskrankheit. Weihnachten 1997 begrüsste mich cP in der Vollendung. Alle Gelenke, ganz besonders Finger, Daumen, Schultern, Kniegelenke, Füsse (unter den Zehen), Fersen und der Nacken waren angegriffen. Ich wusste vorher nicht, was Rheuma eigentlich ist.

    Wir alle fühlen mit dir, das kann ich sicherlich an dieser Stelle sagen. Bitte, gib nicht auf, auch wenn es schwer wird.
    Bleib in diesen Webseiten, da gibt es immer was Neues und Informatives und vor allen Dingen, hier hört man dir zu und versteht dich auch.

    Alles Gute - Uschi
     
  3. Alexathea

    Alexathea Guest

    Hallo Daniela,

    hier im "Rheuma von A-Z" findet sich zu "Infektreaktive Arthritiden" folgende Erklärung, vielleicht kannst du ja damit etwas anfangen:

    9.12. Infektreaktive Arthritiden
    Unter einer infektreaktiven Arthritis versteht man eine entzündliche Gelenkerkrankung (---> Arthritis), die in der Folge einer (zumeist bakteriellen) Infektion entsteht. Sie muß von anderen infekt-assoziierten rheumatischen Erkrankungen wie einer ---> septischen Arthritis, z.B. einer ---> bakteriellen Arthritis, oder einer Begleitarthritis im Rahmen von Infektionen unterschieden werden (---> Infektionen und Arthritis). Die Infektion geht bei der infektreaktiven Arthritis der Arthritis in einem zeitlichen Abstand von in der Regel zwei bis drei Wochen voraus. Die häufigsten infektreaktiven Arthritiden sind Gelenkentzündungen nach einem vorhergehenden Darminfekt (---> postenteritische Arthritiden) sowie nach einem Infekt im Urogenitaltrakt (---> posturethritische Arthritiden). Charakteristische Erreger für postenteritische Arthritiden sind ---> Yersinien, ---> Salmonellen, ---> Shigellen und ---> Campylobakter, für posturethritische Arthritiden ---> Chlamydien, seltener ---> Gonokokken, möglicherweise auch ---> Mykoplasmen und ---> Ureaplasmen. Typisch für eine infektreaktive Arthritis ist der folgende Zeitablauf: Zunächst kommt es zu einer Infektion, meistens im Darm oder im Urogenitaltrakt, seltener auch an anderen Stellen, und zum Auftreten der entsprechenden Symptome (Durchfall, blutiger Stuhlgang, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Ausfluß aus der Harnröhre, Vorhautentzündung, Eileiterentzündung o.ä.). Diese Symptome klingen dann ab, und der Patient denkt, es sei alles wieder in Ordnung. Klassischerweise nach zwei bis drei Wochen (manchmal bereits nach einer Woche, manchmal auch erst nach 4 Wochen) tritt dann quasi wie aus heiterem Himmel eine Gelenkentzündung (Arthritis) auf. Typischerweise sind davon große Gelenke der unteren Körperhälfte betroffen, am häufigsten das Kniegelenk, seltener das Sprunggelenk, allerdings können auch ganz andere Gelenke beteiligt sein. Eine andere, ebenfalls ganz typische Verlaufsform einer infektreaktiven Arthritis ist die ---> Daktylitis (siehe

    ganzen Fingers oder einer ganzen Zehe.

    Eine infektreaktive Arthritis ist im Gegensatz zu einer ---> septischen Arthritis dadurch charakterisiert, daß sich im Gelenk selber keine Erreger anzüchten lassen. Der Ort der Infektion ist bei der infektreaktiven Arthritis also nicht das Gelenk selbst, sondern eine andere Stelle im Körper. Es ist bis heute wissenschaftlich noch umstritten, ob beim Auftreten einer infektreaktiven Arthritis die Keime an einer anderen Stelle im Körper noch lebendig sind, oder aber ob die Erreger beim Auftreten der Arthritis bereits abgetötet sind und die Arthritis eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf die abgelaufene Infektion darstellt.

    In der Vergangenheit wurden zahlreiche Versuche unternommen, Patienten mit einer infektreaktiven Arthritis mit Antibiotika zu behandeln. Die Ergebnisse waren allerdings sehr enttäuschend. Deshalb nahm man zunehmend an, daß die Erreger beim Auftreten der infektreaktiven Arthritis bereits tot sein müßten. Die antibiotische Therapie wurde aber jeweils nur relativ kurz (ein bis zwei bis maximal vier Wochen) durchgeführt. Da man heute mehr über die Erreger weiß, die infektreaktive Arthritiden auslösen können, verwendete man ein anderes Behandlungsschema. So behandeln wir heute Patienten mit einer gesicherten infektreaktiven Arthritis sehr viel länger mit Antibiotika (mindestens zwei Monate, oft auch drei und manchmal sogar vier Monate). Seitdem wir dieses Verfahren anwenden, gelingt eine effektive Behandlung der infektreaktiven Arthritis sehr viel häufiger. Zugleich beobachten wir mit dem Verschwinden der Arthritis auch ein Verschwinden der Antikörper gegen die Bakterien im Blut. Bei denjenigen Patienten, bei denen die Arthritis trotz ausreichend langer antibiotischer Therapie nicht zurückgeht, bleiben auch die Bakterien-Antikörper im Blut nachweisbar. Dies spricht dafür, daß bei der infektreaktiven Arthritis doch lebendige Erreger im Körper vorhanden sind, allerdings außerhalb des Gelenks.


    Gruß Alexathea
     
  4. Daniela

    Daniela Guest

    Hallo Uschi,
    ich hatte irgendwie die dumpfe Vorahnung, aber brauchte wohl noch mal eine Bestätigung.
    Wurdest Du zu Beginn auch nur über Medikamente behandelt? Auf Anfrage bei meiner Rheumatologin bekam ich den Tip Warmwasserbaden zu gehen. Kennst Du aus Erfahrung noch andere begleitende Maßnahmen?
    Gruß Daniela
     
  5. Uschi

    Uschi Guest

    Hallo, Dani.

    Also, ich bekam zu allererst mal leichte Cortisongaben, daneben dann das erste Basismittel: Resorchin. Als ich das leider absetzen musste, bekam ich Azulfidine und Phytodolor, ein pflanzliches Mittel. Bis zu meinem ersten richtigen Schub nach 2 Jahren war ich eigentlich nur damit beschäftigt, mich zwischen 14 und 16 Stunden auf den Beinen zu halten: ich habe meiner Freundin in der Tierpension mit Reiterhof 7 Tage pro Woche geholfen und durch diese Bewegungen blieb ich einigermassen fit.

    Als der erste Schub kam, da half garnichts mehr. Ich hatte Knie so dick, daß ich die Trainingshosen aufschneiden musste und nur noch Barfuss laufen konnte. Die Hände sahen aus wie bei einer gummipuppe und ich konnte nicht mal eine Gabel halten. Dann wurdne die Medis radikal angehoben und ich muß ganz bestimmt darauf hinweisen, daß ich KORTISON hervorragend vertrage, egal in welcher Dosis. Ich habe und hatte nie irgendwelche Nebenwirkungen aus Kortison und so richtig geholfen hat mir die Kombi von Metysolon und Diclofenac retard Kapseln. Alles andere nahm ich nie - keine Basis griff bei mir und mit meinem eisernen Willen habe ich immer Gymnastik gemacht, bin im Haus viel gelaufen, unter Schmerzen trotz allem meinen Haushalt komplett alleine geregelt (war auch zu der Zeit single), bin Auto gefahren und die 5 Etagen zu meinen Eltern mehrmals täglich hochgeklettert.

    Heute, nach einer Hüftop und einer Totalop bin ich frei der Schübe, aber immer im sichtbaren Titer, nehme täglich 8 mg Metysolon und nach Bedarf 1 x 140 mg Diclo. Ich schlafe max 5 Std. und bin ansonsten auf den Beinen - zu Fuss, egal wohin, egal wie hart.

    Da ich bereits in Rente war, kannst du dir vorstellen, wie krank ich gewesen sein muss. Also, therapeutische Maßnahmen werden m.E. nach nur dann angewandt, wenn man schubfrei und entzündungsfrei ist, da alles andere die Lage nur verschlechtert. Was dir letztendlich gut tut, das musst du ganz alleine rausfinden. Da kann dir niemand raten.

    Und was für Medis zu letztendlich regelmässig nehmen kannst, wirst du im laufe der Zeit herausfinden. Ich für mich habe mir zum Grundsatz gemacht: was Nebenwirkungen hat, die mich kränker machen als ich bin, wird nicht genommen. Rheuma bringt mich nicht um, es behindert mich nur. Und damit kann ich leben - nicht aber mit Herzversagen, Lungenproblemen, Nierenschäden etc. Ich habe Rheuma, ich bin oft mies drauf, ich kann nicht mehr viel von dem, was ich mal konnte. Aber es geht mir sonst sehr gut. Ich esse alles, trinke gerne, lache gerne, sehe fern, habe hauskatzen, fahre Auto, reise viel, lese gute Bücher und gehe raus unter Menschen. Das ist meine Medizin - und die Hoffnung auf Besserung.

    Dir alles Liebe und Gute und wenig Schmerzen!

    Uschi
     
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