hallo. aus aktuellem Anlass möchte ich gerne was fragen. meine kg erzählte mir heute von einer Patientin, die MS hat. gut, MS ist nicht Rheuma. aber doch auch Autoimmun. und diese Patientin bekam eine Bluttransfusion. um das MS zu bessern. Details erzählte sie nicht, fragte mich doch aber heute, ob ich von dieser Möglichkeit evtl bezüglich des Rheumas schonmal etwas gehört hätte... wer weiß etwas darüber oder hat davon schon einmal gehört? liebe Grüße von puffelhexe
Hallo puffelhexe, Meinst Du Bluttransfusionen oder Blutwäschen? Zum Thema "Blutwäschen" gibt es einen oder mehrere Threads (schreibe vom Handy deshalb kann ich nicht verlinken)
Ich gehe davon aus, dass von Plasmapheresen oder Immunadsorption die Rede ist. Das ist eine Art "Blutwäsche", bei der die Antikörper mit einem bestimmten "Dialysegerät" aus dem Körper gefischt werden. Das erfolgt bei der Plasmapherese quasi durch eine komplette "Waschung" des Blutes hinsichtlich der Bluteiweiße (inkl. der Autoantikörper) und Ersatz durch fremdes Bluteiweiß (Humanalbumin oder Frischplasma); bei der Immunadsorption werden quasi an einer Art "Kontrollstelle" im Filter gezielt Autoantikörper aus dem Blut "herausgewunken" und festgesetzt und der Rest Eiweiß dem Körper zurückgegeben. So können oft dramatische Besserungen im akuten Schub einer MS oder bei schweren Schüben anderer Autoimmunerkrankungen (Lupus, ANCA-assoziierte Vaskulitis etc.) erreicht werden, bevor dann eine - langsamer wirkende - Therapie nachgeschoben wird. In der Regel erfolgt begleitend eine hoch dosierte Steroidtherapie, also Cortison in Dosen bis zu 1000 mg am Tag in der Neurologie, in der Rheumatologie eher bis 250 mg, jeweils meist über Infusion. Mehr Info. z. B. hier: http://nierenzentrum-heidelberg.com/fileadmin/pdf_zentrum/medstand_anm_plasma.pdf
@puffelhexe Eine Transfusion ist im engeren Sinne die Übertragung von Blutzellen (rote Blutkörperchen oder Blutplättchen). Was ich mir aber prinzipiell auch vorstellen kann: Dass hier die Gabe von Immunglobulinen (IVIG = i.v. Immunglobuline) gemeint sein könnte; diese werden auch gegen bestimmte Autoimmunerkrankungen eingesetzt, insbesondere und gerne, wenn andere Immunsuppressiva und hoch dosiertes Cortison gegenangezeigt sind und natürlich nicht bei kurzzeitigen "normalen" Schüben. Da es sich dabei um Blutbestandteile handelt (es sind ja Bluteiweiße von anderen Menschen), kann man das auch "Transfusion" = Übertragung von Mensch zu Mensch nennen
ich weiß nicht genau, was es sein könnte. sie sagte nur, sich so fremdes Blut geben zu lassen (außer im Notfall) ist ja vielleicht auch nicht ganz ohne. also meinte sie eine Bluttransfusion.
Es ist relativ wurst, was sie meinte - alle diese Maßnahmen sind nicht ganz risikolos und bedeuten mit Ausnahme der Immunadsorption die Gabe von fremden Blutbestandteilen und somit durchaus einen mehr oder weniger großen "Eingriff" in die körperliche Unversehrtheit. Dass dazu ein vernünftiges Nutzen-Risiko-Verhältnis erforderlich ist, versteht sich fast von selbst
dann ist das wohl alles nicht so spruchreif... ich denke mal, wenn das was sinnvolles gegen Rheuma wäre, würden das ja auch die RheumaÄrzte vorschlagen... man verfolgt bloß irgendwann jede Spur. auch die nicht ganz so heißen...
puffel: Eines ist sicher: eine Bluttransfusion (sofern nicht Immunglobuline gemeint sind) hat mit der ursächlichen oder auch nur zielgerichteten Behandlung von Rheuma NICHTS zu tun und ist dazu auch nicht angezeigt. Das Gleiche gilt für MS Eine Bluttransfusion dient einzig dazu, einen schweren Mangel an roten Blutkörperchen oder Blutplättchen auszugleichen - rein symptomatisch!
Die Plasmapherese ist nicht neu. 1994 und 1995 wurde es bei mir mehrfach durchgeführt. Die Klinik Sendenhorst wählte diese Therapie bei sehr schweren Krankheitsverläufen. Der Aufwand ist sehr groß. Ich wurde mit dem Bett in einen separaten Raum geschoben. Dann wurden Zugänge an beiden Ellenbeugen gelegt. Links wurde das Blut entnommen, floss durch meterlange Schläuche. In einem Gerät wurden rote und weiße Blutkörperchen getrennt und "saubere weiße Blutkörperchen" (Blutplasma) zugeführt, das Blut wurde gemischt und floß im rechten Arm wieder in den Körper. Ich meine, dass sich immer nur 150ml Blut ausserhalb des Körpers befanden. Bei manchen Patienten floss das Blut gut, bei mir nicht und so musste ich mit gespritzten Fingern, Handgelenken (chemische Synioviorthesen, kein Cortison) pumpen, pumpen, pumpen. Die Schwester erklärte die Maschine, sodass man selbst beobachten konnte, ob genug Blut floss oder ob man pumpen musste. Wenn nicht genug Blut floss, schaltete die Maschine ab und das ganze dauerte noch länger Wenn ich gut war, dauerte es "nur" 1,5 Stunden, wenn es schlecht lief, 2 Stunden. Die ersten Male floss das neu zusammengemischte Blut unangewärmt in den Körper, was zu "Schüttelfrost" und innerer Kälte führte. Das Blut war vielleicht 1-2° kühler, aber das war schlimm Irgendwann wurden die Schläuche an einem weiteren Teil angewärmt und das Blut war nicht mehr so "kühl". Nach der Prozedur durfte man nicht laufen und bekam einen Mineraliencocktail zum Trinken und später eine extrem hohe Dosis Cortison per Tropf. Heutzutage ist das Verfahren sicher viel besser und erträglicher für Patienten. "Bekam eine Bluttransfusion" hört sich harmlos an....der Hintergrund ist dann doch aufwändiger. Und "mal eben so helfen" ist auch nicht, denn der Körper bekommt nur eine kleine Menge neues Blutplasma. Der menschliche Körper hat 5-6 Liter Blut. Das Blut kann nicht getauscht werden, weil es nicht so viele Blutkonserven gibt. Ausserdem ist ja nicht die Blutqualität die Ursache für die rheumatische Erkrankung.