Bitte alle mitmachen: Sommergedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 24. Juni 2005.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Das macht, es hat die Nachtigall
    Die ganze Nacht gesungen;
    Da sind von ihrem süßen Schall,
    Da sind in Hall und Widerhall
    Die Rosen aufgesprungen.

    Sie war doch sonst ein wildes Blut,
    Nun geht sie tief in Sinnen,
    Trägt in der Hand den Sommerhut
    Und duldet still der Sonne Glut
    Und weiß nicht, was beginnen.



    Theodor Storm (1817-1888)
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Morgenlied

    Erwacht in neuer Stärke,
    Begrüß' ich, Gott, dein Licht,
    Und wend' auf deine Werke
    Mein frohes Angesicht.
    Wie herrlich strahlt die Sonn' empor
    Und weckt des Lebens lauten Chor!

    Von Jubelliedern schallen
    Schon Feld, Gebüsch und Luft,
    Und aus des Waldes Hallen
    Strömt frisch der Morgenduft.
    Das Vöglein schüttelt ab den Tau,
    Fliegt auf und singt im hellen Blau.

    Schon höher schwebt die Sonne
    In ihrem Siegeslauf,
    Was lebt, das atmet Wonne,
    Und was da schlief, wacht auf.
    O Gott, in deinem Sonnenschein,
    Wie herrlich ist's lebendig sein!



    Johann Heinrich Voss (1751-1826)
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Nach einem Gewitter

    Auf den Blumen flimmern Perlen,
    Philomenens Klagen fließen,
    Mutiger nun dunkle Erlen
    In die reinen Lüfte sprießen.

    Und dem Tale, so erblichen,
    Kehret holde Röte wieder,
    In der Blüten Wohlgerüchen
    Baden Vögel ihr Gefieder.

    Hat die Brust sich ausgewittert,
    Seitwärts lehnt der Gott den Bogen,
    Und sein golden Antlitz zittert
    Reiner auf versöhnten Wogen.


    Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836)
     

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  4. Gucki

    Gucki Guest

    geh aus mein herz

    Geh aus mein Herz und suche Freud
    In dieser lieben Sommerszeit
    An deines Gottes Gaben;
    Schau an der schönen Gärtenzier
    Und siehe, wie sie mir und dir
    Sich ausgeschmücket haben.



    Die Bäume stehen voller Laub,
    Das Erdreich decket seinen Staub
    Mit einem grünem Kleide;
    Narzissen und die Tulipan,
    Die ziehen sich viel schöner an
    Als Salomonis Seide.

    Die Lärche schwingt sich in die Luft,
    Das Täublein fleugt aus seiner Kluft
    Und macht sich in die Wälder;
    Die hochbegabte Nachtigall
    Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
    Berg, Hügel, Tal und Felder.

    Die Glucke führt ihr Völklein aus,
    Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
    Das Schwälblein speist die Jungen;
    Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
    Ist froh und kommt aus seiner Höh
    ins tiefe Gras gesprungen.

    Die Bächlein rauschen in dem Sand
    Und malen sich an ihren Rand
    Mit schattenreichen Myrten;
    Die Wiesen liegen hart dabei
    Und klingen ganz vom Lustgeschrei
    Der Schaf und ihrer Hirten.

    Die unverdroßne Bienenschar
    Fliegt hin und her, sucht hier und da
    Ihr edle Honigspeise
    Des süßen Weinstocks starker Saft
    Bringt täglich neue Stärk’ und Kraft
    In seinem schwachen Reise

    Der Weizen wächset mit Gewalt
    Darüber jauchzet jung und alt
    Und rühmt die große Güte
    Des, der so überflüssig labt
    Und mit so manchem Gut begabt
    Das menschliche Gemüte

    Ich selber kann und mag nicht ruhn
    Des großen Gottes großes Tun
    Erweckt mir alle Sinnen
    Ich singe mit, wenn alles singt
    Und lasse was dem Höchsten klingt
    Aus meinem Herzen rinnen

    Ach denk ich bist Du hier so schön
    Und läßt Du’s uns so lieblich gehn
    Auf dieser armen Erde
    Was will doch wohl nach dieser Welt
    Dort in dem reichen Himmelszelt
    Und güldnen Schlosse werden?

    Welch hohe Lust, welch heller Schein
    Wird wohl in Christi Garten sein!
    Wie wird es da wohl klingen?
    Da so viel tausend Seraphim
    Mit unverdroßnem Mund und Stimm
    Ihr Halleluja singen

    Oh wär ich da, o stünd ich schon
    Ach süßer Gott vor Deinem Thron
    Und trüge meine Palmen!
    So wollt ich nach der Engel Weis’
    Erhöhen Deines Namens Preis,
    Mit tausend schönen Psalmen

    Doch gleichwohl will ich weil ich noch
    Hier trage dieses Leibes Joch
    Auch gar nicht stille schweigen.
    Mein Herze soll sich fort und fort
    An diesem und an allem Ort
    Zu Deinem Lobe neigen

    Hilf mir und segne meinen Geist
    Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
    Daß ich Dir stetig blühe;
    Gib, daß der Sommer Deiner Gnad
    In meiner Seele früh und spat
    Viel Glaubensfrücht erziehe

    Mach in mir Deinem Geiste Raum,
    Daß ich Dir werd ein guter Baum,
    Und laß mich Wurzeln treiben;
    Verleihe, daß zu Deinem Ruhm,
    Ich Deines Gartens schöne Blum
    Und Pflanze möge bleiben Erwähle mich zum Paradeis,
    Und laß mich bis zur letzten Reis
    An Leib und Seele grünen;
    So will ich Dir und Deiner Ehr
    Allein und sonstern Keinem mehr
    Hier und dort ewig dienen.

    Gerhardt, Paul
     
    #44 30. Juli 2005
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11. Mai 2006
  5. Gucki

    Gucki Guest

    Am Waldessaume träumt die Föhre, am Himmel weisse Wölkchen nur, [​IMG]
    [size=+1]es ist so still, dass ich sei höre, die tiefe Stille der Natur.[/size]
    [​IMG]
    [size=+1]Rings Sonnenschein auf Wies und Wegen, die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,[/size] [​IMG]
    [size=+1]und doch, es klingt, als ström ein Regen, leis tönend auf das Blätterdach.[/size] [​IMG]

    [size=+1] (Theodor Fontane)[/size]
     
  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Auf der Riesenkoppe

    Hoch auf dem Gipfel deiner Gebirge
    Steh ich und staun ich.
    Glühend begeistert, hellige Koppe,
    Himmelsstürmerin!

    Weit in die Ferne
    Schweifen die trunknen, freudigen Blicke;
    Überall Leben, üppiges Streben,
    Überall Sonnenschein!

    Blühende Fluren, schimmernde Städte,
    Dreier Könige glückliche Länder
    Schau ich begeistert, schau ich mit hoher,
    Mit inniger Lust.

    Auch meines Vaterlands Grenzen erblick ich,
    Wo mich des Leben freundlich begrüßte,
    Wo mich der Liebe hellige Sehnsucht
    Glühend ergriff.

    Sei mir gesegnet hier in der Ferne,
    Liebliche Heimat!
    Sei mir gesegnet, Land meiner Träume,
    Kreis meiner Lieben, sei mir gegrüßt!



    Theodor Körner (1791-1813)
     

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  7. Gucki

    Gucki Guest

    Sommer

    Weißt du, wie der Sommer riecht?
    Nach Birnen und nach Nelken,
    nach Äpfeln und Vergissmeinnicht,
    die in der Sonne welken,
    nach heißem Sand und kühlem See
    und nassen Badehosen,
    nach Wasserball und Sonnencrem,
    nach Straßenstaub und Rosen.

    Weißt du, wie der Sommer schmeckt?
    Nach gelben Aprikosen
    und Walderdbeeren, halb versteckt
    zwischen Gras und Moosen,
    nach Himbeeren, Vanilleeis
    und Eis aus Schokolade,
    nach Sauerklee vom Wiesenrand
    und Brauselimonade.

    Weißt du, wie der Sommer klingt?
    Nach einer Flötenweise,
    die durch die Mittagsstille dringt,
    ein Vogel zwitschert leise,
    dumpf fällt ein Apfel in das Gras,
    ein Wind rauscht in den Bäumen,
    ein Kind lacht hell, dann schweigt es schnell
    und möchte lieber träumen.

    (Ilse Kleberger)
     
    #47 1. August 2005
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11. Mai 2006
  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Mond ist aufgegangen,
    Die goldenen Sternlein prangen
    Am Himmel hell und klar;
    Der Wald steht schwarz und schweiget,
    Und aus den Wiesen steiget,
    Der weiße Nebel wunderbar.

    Wie ist die Welt so stille
    Und in der Dämmrung Hülle
    So traulich und so hold
    Als eine stille Kammer,
    Wo ihr des Tages Jammer
    Verschlafen und vergessen sollt.

    Seht ihr den Mond dort stehen?
    Er ist nur halb zu sehen
    Und ist doch rund und schön!
    So sind wohl manche Sachen,
    Die wir getrost belachen,
    Weil unsre Augen sie nicht sehn.

    Wir stolze Menschenkinder
    sind eitel arme Sünder
    und wissen gar nicht viel;
    wir spinnen Luftgespinste
    und suchen viele Künste
    und kommen weiter von dem Ziel.

    Gott, laß dein Heil uns schauen
    Auf nichts Vergänglichs trauen
    Nicht Eitelkeit uns freun!
    Laß uns einfältig werden,
    Und vor dir hier auf Erden
    Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

    Wollst endlich sonder Grämen
    aus dieser Welt uns nehmen
    durch einen sanften Tod,
    und wenn du uns genommen,
    laß uns in Himmel kommen,
    du, unser Herr und unser Gott!

    So legt euch denn, ihr Brüder,
    in Gottes Namen nieder!
    Kalt ist der Abendhauch,
    Verschon uns, Gott, mit Strafen
    und laß uns ruhig schlafen
    und unsern kranken Nachbar auch!


    Matthias Claudius (1740-1815)
     

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  9. Gucki

    Gucki Guest

    Glocken läuten hinterm Walde,
    Auf dem Gras liegt Morgentau.
    Lerchen tragen Silberklänge
    von der Erde hoch ins Blau.

    Der Pirol singt und die Amsel,
    nah am Teich, auf hohem Halm,
    schlüpfen heute die Libellen,
    Jede Blüte ist ein Psalm

    auf des Tages frohe Feier.
    Birken senden Düfte aus,
    Ach, wenn ich die Augen schließe,
    rieche ich, ich bin zu Haus.

    Und ich sitze in der Sonne
    wie auf einer Woge Glück.
    Schließlich hat sogar der Reichste
    Nichts als nur den Augenblick.

    Elfi Fritz

     
    #49 3. August 2005
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11. Mai 2006
  10. Gucki

    Gucki Guest

    Das sind die Sommertage

    In früher Morgenstunde​
    die Lerche steigt empor.
    Sie singt aus vollem Munde,
    ihr Lied dringt in mein Ohr.

    Vom Himmel strahlt die Sonne;
    das Herz klopft laut vor Lust;
    die Seele sprüht vor Wonne,
    erfüllt mit Freud die Brust.

    Das Rauschen grüner Bäume
    klingt in mir wie ein Lied,
    und unvergessene Träume,
    die schwingen leise mit.

    Der Seele wachsen Flügel,
    sie schwingt sich himmelwärts;
    trägt über Tal und Hügel,
    was einst bedrückt das Herz.

    Das sind die Sommertage,
    die spielend dies vollbracht.
    Das ist des Vaters Gnade,
    die mich so glücklich macht.

    Annegret Kronenberg
     
  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Tiefer sinket schon die Sonne,
    Und es atmet alles Ruhe,
    Tages Arbeit ist vollendet,
    Und die Kinder scherzen munter.
    Grüner glänzt die grüne Erde,
    Eh' die Sonne ganz versunken.
    Milden Balsam hauchen leise
    In die Lüfte nun die Blumen,
    Der die Seele zart berühret,
    Wenn die Sinne selig trunken.
    Kleine Vögel, ferne Menschen,
    Berge, himmelan geschwungen,
    Und der große Silberstrom,
    Der im Tale schlank gewunden,
    Alles scheint dem Dichter redend,
    Denn er hat den Sinn gefunden:
    Und das All ein einzig Chor,
    Manches Lied aus einem Munde.


    Friedrich von Schlegel (1772-1829)
     

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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich bin die Blum' im Garten,
    Und muß in Stille warten,
    Wann und in welcher Weise
    Du trittst in meine Kreise.

    Kommst du, ein Strahl der Sonne,
    So werd' ich deiner Wonne
    Den Busen still entfalten
    Und deinen Blick behalten.

    Kommst du als Tau und Regen,
    So werd' ich deinen Segen
    In Liebesschalen fassen,
    Ihn nicht versiegen lassen.

    Und fährtest du gelinde
    Hin über mich im Winde,
    So werd' ich dir mich neigen,
    Sprechend: Ich bin dein eigen.


    Friedrich Rückert (1788-1866)
     

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  13. Cori

    Cori Optimistin

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    Zärtlichkeit

    Der blaue und der weiße Flieder
    Umduftet unsere Laubenbucht,
    Goldregen pendelt auf uns nieder
    Der blütenschwere Zweige Wucht.

    Viele weiße Schmetterlinge fliegen,
    Der Spötter singt im Rosendorn,
    Ganz langsam sich die Zweige wiegen.
    Ein warmer Wind geht über das Korn.

    Die Sonne spielt auf deinen Händen,
    Die lässig ruhn auf deinem Kleid,
    Mein Blick will sich davon nicht wenden,
    Mein Herz denkt lauter Zärtlichkeit.

    Liebesgedicht von Hermann Löns (1866-1914)
     

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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Es ist ein halbes Himmelreich,
    Wenn, Paradiesesblumen gleich,
    Aus Klee die Blumen dringen;
    Und wenn die Vögel silberhell
    Im Garten hier, und dort am Quell,
    Auf Blütenbäumen singen.


    Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Kein schöner Land in dieser Zeit
    Als wie das uns're weit und breit
    Wo wir uns finden
    Wohl unter Linden
    Zur Abendszeit.

    Da haben wir so manche Stund'
    Gesessen da in froher Rund
    Und taten singen
    Die Lieder klingen
    Im Eichengrund.

    Daß wir uns hier in diesem Tal
    Noch treffen so viel hundertmal
    Gott mag es schenken
    Gott mag es lenken
    Er hat die Gnad.

    Nun Brüder eine gute Nacht
    Der Herr im hohen Himmel wacht
    In seiner Güte
    Uns zu behüten
    Ist Er bedacht.

    (Volkslied um 1840)
     

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  16. Cori

    Cori Optimistin

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    Danke, Neli,
    daß Du das Lied mir wieder in Erinnerung gebracht hast!
    Ich habe es als Kind, so bis zu 10 Jahre ca., immer mit meiner Oma und der von ihr geleiteten Seniorengruppe gesungen... sehr schöne Erinnerungen...
     

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  17. poldi

    poldi Aktives Mitglied

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    Sommergewitter

    Die Hitze ist fast unerträglich,
    kein Lüftchen heute sich bewegt,
    die Luft, sie flimmert unbeweglich,
    der Sommer ist gut aufgelegt.

    Die Sonne brennt vom Himmel nieder,
    den Schatten mag heut jeder gerne,
    doch horch, da ist es plötzlich wieder,
    das dumpfe Grollen in der Ferne.

    Die ersten Regentropfen, ein frischer Wind,
    Blitz und Donner, Hagelschlag.
    Die Schwüle, sie wird vertrieben geschwind,
    nun ist's ein erträglicher Sommertag.
    von Elise Henner
     

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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie bist du schön, du tiefer, blauer See!
    Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
    Und nur der Wasserlilie reiner Schnee
    Wagt aus dem keuschen Busen dir zu tauchen.

    Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur,
    Kein Kahn wird je durch deine Fluten gleiten!
    Gleich einer Dithyrambe der Natur
    Rauscht nur der Wald durch diese Einsamkeiten!

    Wildrosen streun dir Weihrauch, ihr Arom
    Die schlanken Tannen, die dich rings umragen,
    Und die wie Säulen einen mächt'gen Dom
    Ob sich des Himmels blau' Gewölbe tragen.

    Einst kannt' ich eine Seele, ernst, voll Ruh,
    Die sich der Welt verschloss mit sieben Siegeln;
    Die, rein und tief, geschaffen schien wie du,
    Nur um den Himmel in sich abzuspiegeln.


    Heinrich Leuthold (1827-1879)
     

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  19. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

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    Wär nicht das Auge sonnenhaft

    Wär nicht das Auge sonnenhaft,
    Die Sonne könnt es nie erblicken;
    Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
    Wie könnt uns Göttliches entzücken?


    (Goethe)
     

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  20. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

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    Die Blumen.



    Kinder der verjüngten Sonne,
    Blumen der geschmückten Flur,
    Euch erzog zu Lust und Wonne,
    Ja, euch liebte die Natur.
    Schön das Kleid mit Licht gesticket,
    Schön hat Flora euch geschmücket
    Mit der Farben Götterpracht.
    Holde Frühlingskinder, klaget!
    Seele hat sie euch versaget,
    Und ihr selber wohnt in Nacht. Nachtigall und Lerche singen
    Euch der Liebe selig Loos,
    Gaukelnde Sylphiden schwingen
    Buhlend sich auf eurem Schooß.
    Wölbte eures Kelches Krone
    Nicht die Tochter der Dione
    Schwellend zu der Liebe Pfühl?
    Zarte Frühlingskinder, weinet!
    Liebe hat sie euch verneinet,
    Euch das selige Gefühl. Aber hat aus Nannys Blicken
    Mich der Mutter Spruch verbannt,
    Wenn euch meine Hände pflücken
    Ihr zum zarten Liebespfand,
    Leben, Sprache, Seelen, Herzen,
    Stumme Boten süßer Schmerzen,
    Goß euch dies Berühren ein,
    Und der mächtigste der Götter
    Schließt in eure stillen Blätter
    Seine hohe Gottheit ein.

    (Schiller)
     

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