Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Am Bodensee

    Schwelle die Segel, günstiger Wind!
    Trage mein Schiff an das Ufer der Ferne;
    Scheiden muß ich, so scheid ich gerne,
    Schwelle die Segel, günstiger Wind!

    Schwelle die Segel, günstiger Wind!
    Daß ich den Boden, den heimischen schaue,
    Fahre du wohl, Helvetiens Aue,
    Schwelle die Segel, günstiger Wind!

    Schwelle die Segel, günstiger Wind!
    Wenn ich auch hier in Entzücken verweile,
    Drüben knüpfen mich liebende Seile,
    Schwelle die Segel, günstiger Wind!



    August von Platen-Hallermünde (1706-1835)
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbstgefühl

    Müder Glanz der Sonne!
    Blasses Himmelblau!
    Von verklungner Wonne
    Träumet still die Au.

    An der letzten Rose
    Löset lebenssatt
    Sich das letzte lose,
    Bleiche Blumenblatt!

    Goldenes Entfärben
    Schleicht sich durch den Hain!
    Auch Vergehn'n und Sterben
    Däucht mir süß zu sein.


    Friedrich Karl von Gerok (1815-1890)
     

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  3. Gucki

    Gucki Guest

    Savoyen, Land beschneiter Höhn,
    Wer hat dein kräftig Bild gesehn,
    Wer trat in deiner Wälder Nacht,
    Sah auf zu deiner Wipfel Pracht,
    Wer stand an deinem Wasserfall,
    Wer lauschte deiner Ströme Hall,
    Und nannte dich nicht schön?


    Du Land des Volks, dem Reiche weihen
    Ruhmvoll den Namen des Getreuen,
    Bist herrlich, wenn der Frühlingssturm
    Die Berggewässer schäumend führt,
    Und deiner Fichte schlanker Turm
    Sich mit der jungen Nadel ziert;
    Bist reizend, wenn die Sommerglut
    Erzittert um den Mandelbaum;


    Doch in des Herbstes goldner Flut
    Du ruhst gleich dunkeln Auges Traum.
    Dann treibt der Wind kein rasselnd Laub
    Durch brauner Heiden Wirbelstaub;
    Wie halb bezwungne Seufzer wallen,
    Nur leis die zarten Nadeln fallen,
    Als wagten sie zu flüstern kaum.


    Der Tag bricht an; noch einsam steht
    Das Sonnenrund am Firmament;
    Am Strahl, der auf und nieder streicht,
    Gemach der Erdbeerbaum entbrennt;
    Noch will das Genzian nicht wagen
    Die dunkeln Wimper aufzuschlagen;
    Noch schläft die Luft im Nebeldicht.
    Welch greller Schrei die Stille bricht?
    Der Auerhahn begrüßt das Licht;

    Er schaukelt, wiegt sich, macht sich breit,
    Er putzt sein stattlich Federkleid,
    Und langsam streckt ihr stumpf Gesicht
    Marmotte aus hohlen Baumes Nacht:
    Das Leben, Leben ist erwacht;
    Die Geier pfeifen, Birkhahn ruft,
    Schneehühner flattern aus der Kluft;
    Die Fichten selbst, daß keiner säume,
    Erzahlen flüsternd sich die Traume.
    Und durch Remi geht überall
    Ein dumpf Gemurr von Stall zu Stall.



    A.v.Droste Hülshoff
     
  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
    Die Luft ist still, als atmete man kaum,
    und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
    die schönsten Früchte ab von jedem Baum.


    O stört sie nicht, die Feier der Natur!
    Dies ist die Lese, die sie selber hält;
    denn heute löst sich von den Zweigen nur,
    was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

    Friedrich Hebbel
     

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  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Gewaltig endet so das Jahr
    Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
    Rund schweigen Wälder wunderbar
    Und sind des Einsamen Gefährten.

    Da sagt der Landmann: Es ist gut.
    Ihr Abendglocken lang und leise
    Gebt noch zum Ende frohen Mut.
    Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

    Es ist der Liebe milde Zeit.
    Im Kahn den blauen Fluß hinunter
    Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
    Das geht in Ruh und Schweigen unter.


    Georg Trakl (1887-1914)
     

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  6. Kira73

    Kira73 Uveitispapst

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    als Naturgedicht verkleidet
    sag ich es was dich beneidet
    mit großer Mühe und Elan
    Neli kommt mit Nachschubbahn
    reimt unermüdlich grüne Lyrik
    finde ich ganz ungehörig
    so viele bedeutende Worte
    über Naturs Gesichte hier am Orte


     
  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Kirakind, die Gedichte, die ich schreibe hier,
    sind doch leider nicht von mir.
    Es fällt mir gar nicht schwer,
    zu bringen sie Euch immer hierher.
    Die meisten kenne ich als Lieder,
    die lieb ich und hör sie immer wieder.
    Vor den Dichtern muss ich mich einfach verneigen,
    außerdem kann ich ja hier auch mal meine Photos zeigen ;) .
    Ich finde die Gedichte einfach schön,
    Du sollst jetzt noch ein neues sehn:



    Wärst du nicht, heil'ger Abendschein!
    Wärst du nicht, sternerhellte Nacht!
    Du Blütenschmuck! Du üpp'ger Hain!
    Und du, Gebirg', voll ernster Pracht!
    Du Vogelsang aus Himmeln hoch!
    Du Lied aus voller Menschenbrust!
    Wärst du nicht, ach, was füllte noch
    In arger Zeit ein Herz mit Lust?

    Justinus Kerner (1786-1862)
     

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    #167 29. Oktober 2007
    Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2007
  8. Kira73

    Kira73 Uveitispapst

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    Neli, ich hatte da so ein Verdacht
    doch wird darüber nicht gelacht
    denn wie schwer kann das Finden sein
    das weißt du nicht nur allein
    schöne Worte sind sehr rar
    drum ist da die Neli da
    die mit sich'rem festem Griff
    Gedicht findet mit viel Pfiff
     
  9. Neli

    Neli Optimistin

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    Lindes Rauschen in den Wipfeln,
    Vöglein, die ihr fernab fliegt,
    Bronnen von den stillen Gipfeln,
    Sagt, wo meine Heimat liegt?

    Heut im Traum sah ich sie wieder,
    Und von allen Bergen ging
    Solches Grüßen zu mir nieder,
    Daß ich an zu weinen fing.

    Ach! hier auf den fremden Gipfeln:
    Menschen, Quellen, Fels und Baum -
    Wirres Rauschen in den Wipfeln
    Alles ist mir wie ein Traum!

    Muntre Vögel in den Wipfeln,
    Ihr Gesellen dort im Tal,
    Grüßt mir von den fremden Gipfeln
    Meine Heimat tausendmal!


    Josef von Eichendorff
     

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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Die wandernde Wolke

    Auf langer Haide wallt
    Die Wolke hin und her,
    Sie geht ohn' Aufenthalt,
    Sie wandert hin und her,
    O käm sie doch zum Felsensprung,
    Der niederstürtzt ins Tal,
    Sie möcht hinab in raschem Schwung,
    Sie träumt es tausendmal!

    Vergebens daß sie späht
    Das geht in gleichem Lauf,
    Verloren nieder geht
    der Weg und schleicht sich auf.
    Ist denn kein Vogel hier herum,
    Der zeigte mir den Weg?
    Auf öder Haid ist alles stumm,
    Kein Mensch betritt den Steg.

    Und kommt sie endlich auch
    Zum Berg-See schwarz und tief,
    Im Schilf ein müder Hauch,
    O wer da unten schlief.
    Und leise, leise dehnt sich hin,
    Darauf das sanfte Grau,
    Und taut und sinkt und stirbt darin.
    Der See dann lächelt blau!

    Christian Reinhold (1813-1856)
     

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  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
    Wie steigst du von den Bergen sacht,
    Die Lüfte alle schlafen,
    Ein Schiffer nur noch, wandermüd',
    Singt übers Meer sein Abendlied
    Zu Gottes Lob im Hafen.

    Die Jahre wie die Wolken gehn
    Und lassen mich hier einsam stehn,
    Die Welt hat mich vergessen,
    Da tratst du wunderbar zu mir,
    Wenn ich beim Waldesrauschen hier
    Gedankenvoll gesessen.

    O Trost der Welt, du stille Nacht!
    Der Tag hat mich so müd' gemacht,
    Das weite Meer schon dunkelt,
    Laß ausruhn mich von Lust und Not,
    Bis daß das ew'ge Morgenrot
    Den stillen Wald durchfunkelt.



    Josef von Eichendorff
     

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  12. Gucki

    Gucki Guest

    Herbstakkorde

    Laublose Aeste
    strecken die Bäume
    wie flehend erhobene
    Hände gen Himmel,
    und wo ich schreite:

    zu meinen Füßen
    ein dürres Rascheln,
    als glitte zur Seite
    mir leicht der Tod . . .

    Im Hauch des Nordwinds
    flattert hoch oben
    im Wipfel der Eiche
    das letzte Blatt.

    Wehe hernieder,
    einsames Blatt!

    Nieder zum Staub
    müssen die bunten
    schimmernden Kinder des Lenzes alle;
    nieder zum Staub
    müssen die seligen
    Blütenträume des Menschenherzens,
    müssen die stolzen
    Lichtgedanken der Menschenstirne - -
    und er selber, der Mensch,
    der hochgewaltige, seelenbegabte
    Erdgebieter,
    nieder muß er,
    nieder zum Staub!

    Du kennst sie, die ewigen
    wandellosen Gewalten - -
    was sträubst du dich?!

    Schärfer weht der Nordost.
    Durch kahles Gezweig
    kichert und pfeift
    sein eisiges Gelächter . . .

    Einsames Blatt,
    du sinkst!




    Clara Müller-Jahnke
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Trübe Wolken, Herbstesluft,
    Einsam wandl ich meine Straßen,
    Welkes Laub, kein Vogel ruft –
    Ach, wie stille! wie verlassen!

    Todeskühl der Winter naht;
    Wo sind, Wälder, eure Wonnen?
    Fluren, eurer vollen Saat
    Goldne Wellen sind verronnen!

    Es ist worden kühl und spät,
    Nebel auf der Wiese weidet,
    Durch die öden Haine weht
    Heimweh; – alles flieht und scheidet.

    Herz, vernimmst du diesen Klang
    Von den felsentstürzten Bächen?
    Zeit gewesen wär es lang,
    Daß wir ernsthaft uns besprechen!

    Herz, du hast dir selber oft
    Wehgetan und hast es andern,
    Weil du hast geliebt, gehofft;
    Nun ists aus, wir müssen wandern!

    Auf die Reise will ich fest
    Ein dich schließen und verwahren,
    Draußen mag ein linder West
    Oder Sturm vorüberfahren.

    Nikolaus Lenau
     

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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Ein Vogel singt gottlobesam,
    ein Vogel tief in meiner Brust,
    der Vogel ist die Liebe.

    Leis ist die Stimme die er hat
    und seine Weise ist ganz schlicht,
    doch fröhlich ist sein Singen.

    Gottlobesames leises Lied,
    du fröhlich Lied in meiner Brust,
    Du bist mir Trost und Glaube.


    Otto Julius Bierbaum (865-1910)
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich stand auf Berges Halde,
    als heim die Sonne ging,
    und sah, wie überm Walde
    des Abends Goldnetz hing.

    Des Himmels Wolken tauten
    der Erde Frieden zu;
    bei Abendglockenlauten
    ging die Natur zur Ruh.

    Ich sprach:"O Herz, empfinde
    der Schöpfung Stille nun,
    und schick mit jedem Kinde
    der Flur dich auch zu ruhn!"

    Die Lerche sucht aus Lüften
    ihr feuchtes Nest im Klee
    und in des Waldes Schlüften
    ihr Lager Hirsch und Reh.

    Die Blumen alle schließen
    die Augen allgemach.
    und alle Wellen fließen
    besänftigent im Bach.

    Nun hat der müde Sylphe
    sich unters Blatt gesetzt,
    und die Libell' im Schilfe
    entschlummert taubenetzt.

    Es ward dem goldnen Käfer
    zur Wieg' ein Rosenblatt;
    die Herde mit dem Schäfer
    sucht ihre Lagerstatt.

    Wer sein ein Hüttchen nennet,
    ruht nun darin sich aus,
    und wen die Fremde trennet,
    den trägt ein Traum nach Haus.

    Mich fasset ein Verlangen,
    daß ich zu dieser Frist
    hinauf nicht kann gelangen,
    wo meine Heimat ist.


    Friedrich Rückert
     

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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Täglich zu singen

    Ich danke Gott und freue mich
    Wie's Kind zur Weihnachtsgabe,
    Daß ich hier bin! Und daß ich dich
    Schön menschlich Antlitz habe.

    Daß ich die Sonne, Berg und Meer,
    Und Laub und Gras kann sehen
    Und abends unterm Sternenheer
    Und lieben Monde gehen.

    Gott gebe mir nur jeden Tag.
    So viel ich darf zum Leben,
    Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
    Wie sollt' er's mir nicht geben!



    Matthias Claudius (1740-1815)
     

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    Neli Optimistin

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    Bunt sind schon die Wälder,
    Gelb die Stoppelfelder,
    Und der Herbst beginnt.
    Rote Blätter fallen,
    Graue Nebel wallen,
    Kühler weht der Wind.

    Wie die volle Traube
    Aus dem Rebenlaube
    Purpurfarbig strahlt;
    Am Geländer reifen
    Pfirsiche mit Streifen
    Rot und weiß bemalt.

    Sieh, wie hier die Dirne
    Emsig Pflaum' und Birne
    In ihr Körbchen legt;
    Dort, mit leichten Schritten
    Jene goldne Quitten
    In den Landhof trägt!

    Flinke Träger springen,
    Und die Mädchen singen,
    Alles jubelt froh!
    Bunte Bänder schweben
    Zwischen hohen Reben
    Auf dem Hut von Stroh.

    Geige tönt und Flöte
    Bei der Abendrote
    Und im Morgenglanz;
    Junge Winzerinnen
    Winken und beginnen
    Deutschen Ringeltanz.


    Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)
     

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    Der Mond kommt still gegangen
    mit seinem gold'nen Schein,
    da schläft in holdem Prangen
    die müde Erde ein.

    Im Traum die Wipfel wehen,
    Die Quellen rauschen sacht;
    Singende Engel durchschweben
    Die blaue Sternennacht

    Und auf den Lüften schwanken
    aus manchem treuen Sinn
    viel tausend Liebesgedanken
    über die Schläfer hin.

    Und drunten im Tale, da funkeln
    die Fenster von Liebchens Haus;
    ich aber blicke im Dunkeln
    still in die Welt hinaus.



    Emanuel von Geibel (1815-1884)
     

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    Neli Optimistin

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    Jetzt ist es Herbst,
    Die Welt ward weit,
    Die Berge öffnen ihre Arme
    Und reichen dir Unendlichkeit.
    Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
    Die Bäume sehen in den Staub,
    Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.

    Jetzt ist es Herbst,
    das Herz ward weit.
    Das Herz, das viel gewandert ist,
    Das sich verjüngt mit Lust und List,
    Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen
    Und Blicke mit dem Staube tauschen.
    Es hat geküsst, ahnt seine Frist,
    Das Laub fällt hin, das Herz vergisst.


    Max Dauthendey (1867-1918)
     

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  20. Neli

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    Der Herbst streut weiße Nebel aus,
    Es kann nicht immer Sommer sein!
    Der Abend lockt mit Lampenschein
    Mich aus der Kühle früh ins Haus.

    Bald stehen Baum und Garten leer,
    Dann glüht nur noch der wilde Wein
    Ums Haus, und bald verglüht auch der,
    Es kann nicht immer Sommer sein.

    Was mich zur Jugendzeit erfreut,
    Es hat den alten frohen Schein
    Nicht mehr und freut mich nimmer heut -
    Es kann nicht immer Sommer sein.

    O Liebe, wundersame Glut,
    Die durch der Jahre Lust und Mühn
    Mir immer hat gebrannt im Blut -
    O Liebe, kannst auch du verglühn?


    Hermann Hesse
     

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