Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbst

    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
    sie fallen mit verneinender Gebärde.
    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.
    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh die andre an: es ist in allen.
    Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
    unendlich sanft in seinen Händen hält.


    Rainer Maria Rilke
     

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  2. Gucki

    Gucki Guest

    liebe Neli,
    ach wie gerne lese ich all diese schönen Gedichte.

    drücke dich mal
    lieben Gruß
     
  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Morgengebet

    O wunderbares tiefes Schweigen,
    wie einsam ist's noch auf der Welt!
    Die Wälder nur sich leise neigen,
    als ging' der Herr durch's stille Feld.

    Ich fühle mich wie neu geschaffen,
    wo ist die Sorge nun und Noth?
    Was gestern noch mich wollt' erschlaffen
    dess schäm' ich mich im Morgenroth.

    Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
    will ich, ein Pilger, froh bereit
    betreten nur als eine Brücke
    zu dir, Herr, über'm Strom der Zeit.

    Josef von Eichendorff
     

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  4. Gucki

    Gucki Guest

    Mondlicht

    Wie liegt im Mondenlichte
    Begraben nun die Welt;
    Wie selig ist der Friede,
    Der sie umfangen hält!

    Die Winde müssen schweigen,
    So sanft ist dieser Schein;
    Sie säuseln nur und weben
    Und schlafen endlich ein.
    Und was in Tagesgluten
    Zur Blüte nicht erwacht,
    Es öffnet seine Kelche
    Und duftet in die Nacht.

    Wie bin ich solchen Friedens
    Seit lange nicht gewohnt!
    Sei du in meinem Leben
    Der liebevolle Mond!


    Th.Storm
     
  5. Gucki

    Gucki Guest

    Wenn man auch allen Sonnenschein wegstreicht,
    so gibt es doch noch den Mond und die Sterne
    und die Lampe am Winterabend.
    Es ist so viel schönes Licht in der Welt

    wilhelm raabe
     
  6. Neli

    Neli Optimistin

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    An den Mond

    Füllest wieder Busch und Tal
    Still mit Nebelglanz,
    Lösest endlich auch einmal
    Meine Seele ganz.

    Breitest über mein Gefild
    Lindernd deinem Blick,
    Wie des Freundes Auge mild
    Über mein Geschick.

    Jeden Nachklang fühlt mein Herz
    Froh und trüber Zeit,
    Wandle zwischen Freud und Schmerz
    In der Einsamkeit.

    Fließe, fließe, lieber Fluß!
    Nimmer werd ich froh;
    So verrauschte Scherz und Kuß,
    Und die Treue so.

    Ich besaß es doch einmal,
    Was so köstlich ist!
    Daß man doch zu seiner Qual
    Nimmer es vergißt.

    Rausche, Fluß, das Tal entlang,
    Ohne Rast und Ruh,
    Rausche, flüstre meinem Sang
    Melodien zu.

    Wenn du in der Winternacht
    Wütend überschwillst,
    Oder um die Frühlingspracht
    Junger Knospen quillst.


    Selig, wer sich vor der Welt
    Ohne Haß verschließt,
    Einen Freund am Busen hält
    Und mit dem genießt,

    Was, von Menschen nicht gewußt
    Oder nicht bedacht,
    Durch das Labyrinth der Brust
    Wandelt in der Nacht.


    Johann Wolfgang von Goethe.
     

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Raschelt's schon im Laube,
    Rötet sich die Traube,
    Kommt der Herbst schon an?
    Ach! Wie so beklommen
    Fühlt ich sonst sein Kommen,
    Und die Träne rann!

    Soll man alle Freuden
    Trunken dann vergeuden
    Rasch an einem Tag?
    Denn die Blätter fallen,
    Und die Nachtigallen
    Ruhen aus vom Schlag!

    Jetzt in andre Sorgen
    Späh ich in den Morgen,
    Herbst, ob du's schon bist?
    Wann die Blätter fallen,
    Kommt er, der von Allen
    Mir der Liebste ist!

    Lasst die zarten Hüllen
    Euch mit Tränen füllen,
    Blumen, sinkt in Staub.
    Gluten meiner Träume,
    Färben sie nicht, Bäume,
    Euch das dunkle Laub?

    Wollt, Korallenbeeren,
    Mir vom Herzblut zehren,
    Das euch röten muss?
    Trauben, lasst euch runden,
    Himmlisch euch entzunden
    Von des Mädchens Kuss!

    Herbst, o komm bei Zeiten,
    Bunt dein Netz zu breiten,
    Helf' ich jubelnd dir,
    Raub' dann nach Verlangen,
    Bringst du mir gefangen
    Meinen Vogel mir!



    Christian Reinhold (1813-1856)
     

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  8. Gucki

    Gucki Guest

    Ich liebe den Herbst

    Es blüht noch mal
    was nur blühen kann
    doch es ist Gewiss
    der Herbst fängt an

    Der Wind bläst kräftig
    die Blätter vom Baum
    doch sind diese nicht Grün
    sondern Glutrot,Gelb oder Braun

    Bevor der Winter kommt
    geniese ich diese kunterbunte Welt
    die mir im HERBST, so gut gefällt
     
  9. blume55

    blume55 Neues Mitglied

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    eines meiner Lieblingsgedichte

    Ich ging im Walde so für mich hin
    und nichts zu suchen,
    das war mein Sinn.

    Im Schatten sah ich ein Blümlein stehen,
    wie Sterne leuchtend,
    wie Äuglein schön.

    Ich wollte es brechen,
    da sagt es fein:
    soll ich zum welken gebrochen sein?

    Ich grub`s mit allen Würzlein aus,
    zum Garten trug ich`s
    am hübschen Haus.

    Und pflanzte es wieder
    an stillem Ort,
    Nun zweigt es immer
    und blüht so fort.

    J.W.v. Goethe
     
  10. blume55

    blume55 Neues Mitglied

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    So viele, wunderschöne alte Gedichte

    Liebe Neli, wo hast nur diese wunderbaren Gedichte her?
    Hast du die alle mal gelernt?
    Liebe Herbstgrüssli
    Blume

    Viele von Gucki gefallen mir auch sehr, sehr.
    Danke Gucki.
    Gruss Blume

    Und auch allen Anderen danke, ich liebe schöne, inhaltsreiche Gedichte, aber auch
    ganz lustige.
     
  11. Gucki

    Gucki Guest

    grüezi und hallo,liebe Blume

    hier was lustiges ,nur für Dich



    Christian Morgenstern (1871-1814)


    Bim, Bam, Bum
    Ein Glockenton fliegt durch die Nacht,
    als hätt er Vogelflügel,
    er fliegt in römischer Kirchentracht
    wohl über Tal und Hügel.


    Er sucht die Glockentönin BIM,
    die ihm vorausgeflogen;
    d.h. die Sache ist sehr schlimm,
    sie hat ihn nämlich betrogen.


    »O komm«, so ruft er, »komm, dein BAM
    erwartet dich voll Schmerzen.
    Komm wieder, BIM, geliebtes Lamm,
    dein BAM liebt dich von Herzen!«


    Doch BIM, dass ihr's nur alle wisst,
    hat sich dem BUM ergeben;
    der ist zwar auch ein guter Christ,
    allein das ist es eben.


    Der BAM fliegt weiter durch die Nacht
    wohl über Wald und Lichtung.
    Doch, ach, er fliegt umsonst! Das macht,
    er fliegt in falscher Richtung.
     
  12. Neli

    Neli Optimistin

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  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Du bist wie eine Blume
    so hold und schön und rein,
    ich schau' dich an, und Wehmut
    schleicht mir ins Herz hinein.

    Mir ist, als ob ich die Hände
    aufs Haupt dir legen sollt',
    betend, daß Gott dich erhalte
    so rein und schön und hold.


    Der Text ist von Heinrich Heine,
    ich kenne es in der Vertonung von Robert Schumann.

    [​IMG]
     
  14. blume55

    blume55 Neues Mitglied

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    Hallo gucki

    Das ist ja lustig. ich hatte mir zuerst die gucki-eule ausgesucht als singnatur und dann warst du das schon.
    Und jetzt zur grossen freude, schicks du mir auch noch ein gedicht.herzlichen dank. ich schick dir auch ein ganz heisses, hoffendlich gefällt es dir. Es heisst:

    Identitätskrise

    Bin ichs? oder bin ichs nicht?
    Wer ist`s wenn ich`s nicht wär?
    Ein reh ist reh im walddickicht
    und selbst der bär bleibt bär.

    ich seh mich so -
    die andern so ;
    ich weiss oft selbst nicht recht,
    bin hier ich oder anderswo,
    bin herr ich oder knecht.

    Bin ich ein fürst? ein bettelmann?
    bin heilg`e ich oder hur`?
    bin ich ein gi-ga-gantenbein
    oder ein wuschel nur?

    F.W. Bernstein

    Liebe güssli blume
     
  15. Gucki

    Gucki Guest

    Danke, liebe Blume

    für dieses Gedicht,ich glaube dass
    ein Wuschel manchesmal gut zu mir passt

    Die Eule habe ich mir ausgesucht ,da ich seid Jahren nur Nachtdienst mache und immer schon eine Nachteule war.(Spät ins Bett und so..)

    Schönen Abend
    und Grüßle ins schöne Switzerland
     
  16. blume55

    blume55 Neues Mitglied

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    Hallo Neli

    So etwas wunderschönes........Wenn es doch nur so wäre............
    Dankeschön liebe grüssli von blume



    Ich kenn halt nicht nur poetische gedichte, hier ein lustiger nonsens reim zur probe:


    Sehr geehrter herr von norden,
    sie sind jüngst gesehen worden,
    als sie meine frau beschliefen
    und dabei um hilfe riefen.
    ersteres will ich verzeihen
    falls sie mir ihr fahrrad leihen.
    doch fürs zweite solln sie büssen,
    dafür muss ich sie erschiessen.
    passt es ihnen morgen früh?
    Hier bei mir? und bringen sie
    auch dass fahrrad gleich mit her,
    ich will anschliessend ans meer, und
    mein moped streikt seit tagen.
    schönen dank. ach ja :und sagen
    sie mir bitte kurz bescheid,
    falls es nicht klappt? mir tät`s leid.

    mit freundlichen gruss ihr erwin sanders.
    ich muss es tun, es geht nicht anders!

    Wenn`s euch gefällt, ich weiss noch viele.
    Grüssli nochmal Blume
     
    #156 9. Oktober 2007
    Zuletzt bearbeitet: 12. Oktober 2007
  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbstrose

    Nun laß den Sommer gehen,
    Laß Sturm und Winde wehen.
    Bleibt diese Rose mein,
    Wie könnt ich traurig sein?

    Joseph Freiherr von Eichendorff
     

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  18. Gucki

    Gucki Guest

    Abend am Rhein

    Einmal in den grünen Bergen
    stehet noch die Sonne still.
    weil sie vor dem Untergehen
    dich noch einmal grüßen will,
    König aller Erdenströme,
    kühler, tiefer, stolzer Rhein,
    sollst von ihren goldnen Strahlen
    einmal noch durchatmet sein!
    Und so stehn auch wir und heben
    unsre grünen Römer hoch,
    einmal seien deine Reben,
    edler Rhein, gesegnet noch;
    siehe, deine Fluten malen
    wunderbar sich grün und gold,
    so wie jetzt in unsren Schalen
    dein geheiligt Feuer rollt!
    Und es wird ein stilles Beten
    tief in unsren Seelen wach,
    eh die dunkle Nacht sich neiget,[​IMG]
    töne fromm ein Lied dir nach;
    Friede soll dein Bett umschweben,
    Vater unser, Vater Rhein,
    horch, der Himmel betet mit uns,
    ferne Glocken stimmen ein!

    max bever
     
  19. Gucki

    Gucki Guest

    1. Bald fällt von diesen Zweigen
    das letzte Laub herab.
    Die Büsch' und Wälder schweigen,
    die Welt ist wie ein Grab,
    die Büsch' und Wälder schweigen,
    die Welt ist wie ein Grab.

    2. Wo sind sie denn geblieben?
    sie sangen einst so schön.
    Der Reif hat sie vertrieben,
    weg über Tal und Höh'n,
    der Reif hat sie vertrieben,
    weg über Tal und Höh'n.

    3. Die Vögel sind verschwunden,
    der Lenz ist anderswo;
    nur wo sie den gefunden,
    da sind sie wieder froh,
    nur wo sie den gefunden,
    da sind sie wieder froh.

    4. Dein Frühling kann nicht schwinden,
    stets gleich bleibt dein Geschick,
    du kannst den Frühling
    finden noch jeden Augenblick,
    du kannst den Frühling
    finden noch jeden Augenblick.

    5. Ich hab' die Nacht geträumet
    wohl einen schweren Traum;
    es wuchs in meinem Garten ein Rosmarienbaum,
    es wuchs in meinem Garten ein Rosmarienbaum.

    V. 1-4 A. H. Hoffmann v. Fallersleben, 1798,
    V. 5 Anfang des Originaltextes

    Melodie - Altdeutsche Volksweise


     
  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Jetzt ist es Herbst

    Jetzt ist es Herbst,
    Die Welt ward weit,
    Die Berge öffnen ihre Arme
    Und reichen dir Unendlichkeit.
    Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
    Die Bäume sehen in den Staub,
    Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.

    Jetzt ist es Herbst,
    das Herz ward weit.
    Das Herz, das viel gewandert ist,
    Das sich verjüngt mit Lust und List,
    Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen
    Und Blicke mit dem Staube tauschen.
    Es hat geküsst, ahnt seine Frist,
    Das Laub fällt hin, das Herz vergisst.



    Max Dauthendey (1867-1918)


     

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