Morgenstimmung Ich mag des Sommermorgens sanfte Stille, wenn Tag und Nacht im Dämmern zart verschwimmen, und dann allmählich früher Vögel Wille süß flötend lässt ihr Morgenlied anstimmen. Da zeigt die Welt noch ihre Unschuldsmiene, wirkt neu geboren wie am ersten Tag, scheint weit entfernt der Alltags-Sorgen-Schiene von Ängsten, Zwängen, Kummer, Müh und Plag. Wenn Sonne dann in goldnem Glanz erstrahlt, vom Tau geküsst, erwacht der Erde Leben, das Licht sich tausendfach in Farben malt, empfinde ich dies’ Glück, das uns gegeben. Erschau’ sie dankbar, Schönheit der Natur, bevor ich mich begeb’ auf Arbeitsspur. (I. H. Drewing)
Besinnung Göttlich ist und ewig der Geist. Ihm entgegen, dessen wir Bild und Werkzeug sind, Führt unser Weg; unsre innerste Sehnsucht ist: Werden wie er, leuchten in seinem Licht! Aber irden und sterblich sind wir geschaffen, Träge lastet auf uns Kreaturen die Schwere. Hold zwar und mütterlich warm umhegt uns Natur, Säugt uns Erde, bettet uns Wiege und Grab; Doch befriedet Natur uns nicht, Ihren Mutterzauber durchstösst Des unsterblichen Geistes Funke Väterlich, macht zum Manne das Kind. Löscht die Unschuld und wendet uns zu Kampf und Gewissen. So zwischen Mutter und Vater, So zwischen Leib und Geist Zögert der Schöpfung gebrechlichstes Kind. Zitternde Seele Mensch, des Leidens fähig Wie kein anderes Wesen, und fähig des Höchsten: Gläubiger, hoffender Liebe. Schwer ist sein Weg, Sünde und Tod seine Speise, Oft verirrt er ins Finstre, oft wär ihm Besser, niemals erschaffen zu sein. Ewig aber strahlt über ihm seine Sehnsucht, Seine Bestimmung: das Licht, der Geist. Und wir fühlen: Ihn, den Gefährdeten, Liebt der Ewige mit besonderer Liebe. Darum ist uns irrenden Brüdern Liebe möglich noch in der Entzweiung, Und nicht Richten und Hass, Sondern geduldige Liebe, Liebendes Dulden führt Uns dem heiligen Ziele näher. (Hermann Hesse)
Schöne Sommerzeit Es riecht nach Sommer ringsumher, nach prallen Blüten, satt und schwer, nach trocknem Gras und grünem Laub, nach reifem Korn und Blütenstaub. Glühendheiß vom Himmelszelt der Sonnenschein herniederfällt. Ein Flimmern durch die Lüfte zieht, die Grillen zirpen froh ihr Lied. Im grünen Farn die Mücken spielen, am Tümpelrand die Frösche schielen. Die Bienen hängen sich mit Freud' an der Heide Glockenkleid. Schmetterlinge aller Arten tauchen ein im Blütengarten. Kein Windhauch sich nur regen mag an diesem schönen Sommertag. (A. Kronenberg)