Gute Nacht und sanfte Ruh sei euch Lieben nun beschieden, schließt getrost die Augen zu, schlafet all' in Gottes Frieden, dessen Auge für euch wacht, gute Nacht! Gute Nacht, schlaf Herz auch du, wiege dich in süßen Schlummer und vergiß in sel'ger Ruh allen Gram und allen Kummer, den du wachend dir gemacht, gute Nacht! Gute Nacht, mag Gottes Hut jeden Müden sanft umschweben, der in Schlafes Armen ruht, bis ihm neu mit lichtem Leben Gottes Morgen wiederlacht, gute Nacht! Peter Osterwald (1820-1887)
Ein Sonnengedicht - passt zum heutigen Morgen... Lied der Sonne (Christian Morgenstern 1871-1914) Ich bin die Mutter Sonne und trage die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage. Ich halte sie fest und strahle sie an, dass alles auf ihr wachsen kann. Stein und Blume, Mensch und Tier, alles empfängt sein Licht von mir. Tu auf dein Herz wie ein Becherlein, denn ich will leuchten auch dort hinein! Tu auf dein Herzlein, liebes Kind, dass wir e i n Licht zusammen sind! Ich wünsche allen von Herzen einen wunderschönen Tag mit viel Sonne von außen und innen... Liebe Grüße von anurju
Die Liebe saß als Nachtigall im Rosenbusch und sang; es flog der wundersüße Schall den grünen Wald entlang. Und wie er klang, da stieg im Kreis aus tausend Kelchen Duft, und alle Wipfel rauschten leis', und leiser ging die Luft; die Bäche schwiegen, die noch kaum geplätschert von den Höh'n, die Rehlein standen wie im Traum und lauschten dem Getön. Und hell und immer heller floß der Sonne Glanz herein, um Blumen, Wald und Schlucht ergoß sich goldig roter Schein. Ich aber zog den Weg entlang und hörte auch den Schall. Ach! was seit jener Stund' ich sang, war nur sein Widerhall. Emanuel Geibel (1815-1884)
Lindes Rauschen in den Wipfeln, Vöglein, die ihr fernab fliegt, Bronnen von den stillen Gipfeln, Sagt, wo meine Heimat liegt? Heut im Traum sah ich sie wieder, Und von allen Bergen ging Solches Grüßen zu mir nieder, Daß ich an zu weinen fing. Ach! hier auf den fremden Gipfeln: Menschen, Quellen, Fels und Baum - Wirres Rauschen in den Wipfeln Alles ist mir wie ein Traum! Muntre Vögel in den Wipfeln, Ihr Gesellen dort im Tal, Grüßt mir von den fremden Gipfeln Meine Heimat tausendmal! Josef von Eichendorff (1788-1857)
Was gibt doch der Sonne den herrlichsten Glanz, Der Rose den lieblichsten Duft? Was schimmert und glühet im Sternenkranz Und hauchet so lind durch die Luft? Was tönt in der Nachtigall sehnendem Lied, Was singt sie im schattigen Hain? Was murmelt der Bach, wenn er rastlos entflieht, Was strahlet des Mondes Schein? Die Liebe im Herzen, die Liebe allein Gibt der Rose den Duft und der Sonne den Schein; Der Nachtigall trillert der Liebe zum Preis, Und die Liebe strahlt hell in dem Sternenkreis. Des Baches Murmeln, des Mondes Glanz, Der Lüfte Wehen, der Wellen Tanz -- Sie stimmen Alle mit Jubel ein: Die Lieb' im Herzen ist Leben allein. Friedrich August Leo (1820-1898)
Seht, wie die Sonne schon sinket, Golden bemalt sie den Hain! Seht, wie der Abendstern blinket, Lachelnd im bläulichen Schein. Lieblich tönet die Glocke, Sie lautet zur Ruh', Läute, mein Glöcklein, zur Ruh', O, läute zur sanften Ruh'. Seht, wie die Sonne schon sinket, Golden bemalt sie den Hain! Seht, wie der Abendstern blinket, Lachelnd im bläulichen Schein. Volksgut
Bunt sind schon die Wälder, Gelb die Stoppelfelder, Und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, Graue Nebel wallen, Kühler weht der Wind. Wie die volle Traube Aus dem Rebenlaube Purpurfarbig strahlt! Am Geländer reifen Pfirsiche, mit Streifen Rot und weiß bemalt. Sieh! wie hier die Dirne Emsig Pflaum' und Birne In ihr Körbchen legt; Dort mit leichten Schritten Jene goldne Quitten In den Landhof trägt! Flinke Träger springen, Und die Mädchen singen, Alles jubelt froh! Bunte Bänder schweben Zwischen hohen Reben, Auf dem Hut von Stroh! Geige tönt und Flöte Bei der Abendröte Und im Morgenglanz Junge Winzerinnen Winken und beginnen Deutschen Ringeltanz. Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Sewis (1762-1834)
Es hat die Nacht geregnet, Es zog noch grau ins Tal, Und ruhten still gesegnet Die Felder überall; Von Lüften kaum gefächelt, Durchs ungewisse Blau Die Sonne verschlafen lächelt' Wie eine wunderschöne Frau. Nun sah ich auch sich heben Aus Nebeln unser Haus, Du dehntest zwischen den Reben Dich von der Schwelle hinaus, Da funkelt' auf einmal vor Wonne Der Strom und Wald und Au – Du bist mein Morgen, meine Sonne, Meine liebe, verschlafene Frau! Joseph Freiherr von Eichendorff
Ging heut morgen übers Feld, Tau noch auf den Gräsern hing; Sprach zu mir der lust'ge Fink: "Ei du! Gelt? Guten Morgen! Ei gelt? Du! Wird's nicht eine schöne Welt? Zink! Zink! Schön und flink! Wie mir doch die Welt gefällt!" Auch die Glockenblum' am Feld Hat mir lustig, guter Ding', Mit den Glöckchen, klinge, kling, Ihren Morgengruß geschellt: "Wird's nicht eine schöne Welt? Kling, kling! Schönes Ding! Wie mir doch die Welt gefällt! Heia!" Und da fing im Sonnenschein Gleich die Welt zu funkeln an; Alles Ton und Farbe gewann Im Sonnenschein! Blum' und Vogel, groß und klein! "Guten Tag, ist's nicht eine schöne Welt? Ei du, gelt? Schöne Welt?" Text und Vertonung: Gustav Mahler (1860-1911)
Verklärter Herbst Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten. Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter. Georg Trakl (1887-1914)
Es ist nun der Herbst gekommen, Hat das schöne Sommerkleid Von den Feldern weggenommen Und die Blätter ausgestreut, Vor dem bösen Winterwinde Deckt er warm und sachte zu Mit dem bunten Laub die Gründe, Die schon müde gehn zur Ruh. Durch die Felder sieht man fahren Eine wunderschöne Frau, Und von ihren langen Haaren Goldne Fäden auf der Au Spinnet sie und singt im Gehen: Eia, meine Blümelein, Nicht nach andern immer sehen, Eia, schlafet, schlafet ein. Und die Vöglein hoch in Lüften Über blaue Berg und Seen Ziehn zur Ferne nach den Klüften, Wo die hohen Zedern stehn, Wo mit ihren goldnen Schwingen Auf des Benedeiten Gruft Engel Hosianna singen Nächtens durch die stille Luft. Josef von Eichendorff
Spätherbst Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün, Reseden und Astern im Verblühn, Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht, Der Herbst ist da, das Jahr wird spät. Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht – Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt! Banne die Sorge, genieße, was frommt, Eh Stille, Schnee und Winter kommt. Theodor Fontane (1819-1898)
[TABLE] [TR] [TD]Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was von dem milden Strahl der Sonne fällt. Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863) [/TD] [/TR] [/TABLE]
Herbstlich sonnige Tage, mir beschieden zur Lust, euch mit leiserem Schlage grüßt die atmende Brust. O wie waltet die Stunde nun in seliger Ruh'! Jede schmerzende Wunde schließet leise sich zu. Nur zu rasten, zu lieben, still an sich selber zu baun, fühlt sich die Seele getrieben und mit Liebe zu schaun. Jedem leisen Verfärben lausch ich mit stillem Bemühn, jedem Wachsen und Sterben, jedem Welken und Blühn. Was da webet im Ringe, was da blüht auf der Flur, Sinnbild ewiger Dinge ist's dem Schauenden nur. Jede sprossende Pflanze, die mit Düften sich füllt, trägt im Kelche das ganze Weltgeheimnis verhüllt. Emanuel von Geibel (1815-1884)
Schööön................ Foto könnte bei uns gemacht worden sein, hier blüht auch neben bunten Blättern der Raps. LG von Juliane.
Astern blühen schon im Garten, Schwächer trifft der Sonnenpfeil; Blumen, die den Tod erwarten Durch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Haide, Blätter zittern durch die Luft, Und es liegen Wald und Weide Unbewegt in blauem Duft. Pfirsich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbstes Freuden, Herbstes Trauer, Welke Rosen, reife Frucht. Detlev von Liliencron (1844-1909)
Dauer im Wechsel Hielte diesen frühen Segen, ach, nur eine Stunde fest! Aber vollen Blütenregen schüttelt schon der laue West. Soll ich mich des Grünen freuen, dem ich Schatten erst verdankt? Bald wird Sturm auch das zerstreuen, wenn es falb im Herbst geschwankt. Willst du nach den Früchten greifen, eilig nimm dein Teil davon! Diese fangen an zu reifen, und die andern keimen schon; gleich mit jedem Regengusse ändert sich dein holdes Tal, ach, und in demselben Flusse schwimmst du nicht zum zweitenmal. Du nun selbst! Was felsenfeste sich von dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste stets mit andern Augen an. Weggeschwunden ist die Lippe, die im Kusse sonst genas, jener Fuß, der an der Klippe sich mit Gemsenfreche maß. Jene Hand, die gern und milde sich bewegte wohlzutun, das gegliederte Gebilde, alles ist ein andres nun. Und was sich an jener Stelle nun mit deinem Namen nennt, kam herbei wie eine Welle, und so eilt's zum Element. Laß den Anfang mit dem Ende sich in eins zusammenziehn! Schneller als die Gegenstände selber dich vorüberfliehn. Danke, daß die Gunst der Musen Unvergängliches verheißt, den Gehalt in deinem Busen und die Form in deinem Geist. Johann Wolfgang von Goethe