Goldne Abendsonne, o, wie bist du schön! Nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich sehn! Schon in zarter Jugend sah ich gern nach dir, und der Trieb der Tugend glühte mehr in mir! Doch von dir, o Sonne! wend' ich meinen Blick mit noch grössrer Wonne auf mich selbst zurück! Schuf uns ja doch beide Eines Gottes Hand! dich im Strahlenkleide, mich im Staubgewand! Anna Barbara Urner (1760-1803)
Aus alten Märchen winkt es Hervor mit weißer Hand, Da singt es und da klingt es Von einem Zauberland; Wo bunte Blumen blühen Im gold'nen Abendlicht, Und lieblich duftend glühen, Mit bräutlichem Gesicht; Und grüne Bäume singen Uralte Melodei'n, Die Lüfte heimlich klingen, Und Vögel schmettern drein; Und Nebelbilder steigen Wohl aus der Erd' hervor, Und tanzen luft'gen Reigen Im wunderlichen Chor; Und blaue Funken brennen An jedem Blatt und Reis, Und rote Lichter rennen Im irren, wirren Kreis; Und laute Quellen brechen Aus wildem Marmorstein. Und seltsam in den Bächen Strahlt fort der Widerschein. Ach, könnt' ich dorthin kommen, Und dort mein Herz erfreu'n, Und aller Qual entnommen, Und frei und selig sein! Ach! jenes Land der Wonne, Das seh' ich oft im Traum, Doch kommt die Morgensonne, Zerfließt's wie eitel Schaum. Heinrich Heine
Es klopft an das Fenster der Lindenbaum. Mit Zweigen blütenbehangen: Steh' auf! Steh' auf! Was liegst du im Traum? Die Sonn' ist aufgegangen! Steh' auf! Steh' auf! Die Lerche ist wach, die Büsche weh'n! Die Bienen summen und Käfer! Steh' auf! Steh' auf! Und dein munteres Lieb' hab ich auch schon geseh'n. Steh' auf, Langschläfer! Langschläfer, steh' auf! Steh' auf! Steh' auf! Richard Volkmann (1830-1889)
Wenn im Sommer der rote Mohn wieder glüht im gelben Korn, wenn des Finken süßer Ton wieder lockt im Hagedorn, wenn es wieder weit und breit feierklar und fruchtstill ist, dann erfüllt sich uns die Zeit, die mit vollen Massen misst. Dann verebbt, was uns bedroht, dann verweht, was uns bedrückt, über dem Schlangenkopf der Not ist das Sonnenschwert gezückt. Glaube nur, es wird geschehn! Wende nicht den Blick zurück! Wenn die Sommerwinde wehn, werden wir in Rosen gehn, und die Sonne lacht uns Glück! Julius Bierbaum (1865-1910)
In Gras und Blumen lieg ich gern, wenn eine Flöte tönt von fern, und wenn hoch obenhin die hellen Frühlingswolken zieh´n. Von: Ludwig Uhland
Walle, Regen, walle nieder, Wecke mir die Träume wieder, Die ich in der Kindheit träumte, Wenn das Naß im Sande schäumte! Wenn die matte Sommerschwüle Lässig stritt mit frischer Kühle, Und die blanken Blätter tauten, Und die Saaten dunkler blauten. Welche Wonne, in dem Fließen Dann zu stehn mit nackten Füßen, An dem Grase hin zu streifen Und den Schaum mit Händen greifen. Oder mit den heißen Wangen Kalte Tropfen aufzufangen, Und den neuerwachten Düften Seine Kinderbrust zu lüften! Wie die Kelche, die da troffen, Stand die Seele atmend offen, Wie die Blumen, düftertrunken, In dem Himmelstau versunken. Schauernd kühlte jeder Tropfen Tief bis an des Herzens Klopfen, Und der Schöpfung heilig Weben Drang bis ins verborgne Leben. Walle, Regen, walle nieder, Wecke meine alten Lieder, Die wir in der Türe sangen, Wenn die Tropfen draußen klangen! Möchte ihnen wieder lauschen, Ihrem süßen, feuchten Rauschen, Meine Seele sanft betauen Mit dem frommen Kindergrauen. Klaus Groth (1819-1899)
Heimweh Wie traulich war das Fleckchen, Wo meine Wiege ging, Kein Bäumchen war, kein Heckchen, Das nicht voll Träume hing. Wo nur ein Blümchen blühte, Da blühten gleich sie mit, Und alles sang und glühte Mir zu bei jedem Schritt. Ich wäre nicht gegangen, Nicht für die ganze Welt! - Mein Sehnen, mein Verlangen, Hier ruht's in Wald und Feld. Hans Groth
O Täler weit, o Höhen, O schöner, grüner Wald, Du meiner Lust und Wehen Andächtger Aufenthalt! Da draußen, stets betrogen, Saust die geschäftge Welt, Schlag noch einmal die Bogen Um mich, du grünes Zelt! Wenn es beginnt zu tagen, Die Erde dampft und blinkt, Die Vögel lustig schlagen, Daß dir dein Herz erklingt: Da mag vergehn, verwehen Das trübe Erdenleid, Da sollst du auferstehen In junger Herrlichkeit! Da steht im Wald geschrieben Ein stilles, ernstes Wort Von rechtem Tun und Lieben, Und was des Menschen Hort. Ich habe treu gelesen Die Worte, schlicht und wahr, Und durch mein ganzes Wesen Wards unaussprechlich klar. Bald werd ich dich verlassen, Fremd in der Fremde gehn, Auf buntbewegten Gassen Des Lebens Schauspiel sehn; Und mitten in dem Leben Wird deines Ernsts Gewalt Mich Einsamen erheben, So wird mein Herz nicht alt. Joseph von Eichendorff
Wie liegt im Mondenlichte Begraben nun die Welt; Wie selig ist der Friede, Der sie umfangen hält! Die Winde müssen schweigen, So sanft ist dieser Schein; Sie säuseln nur und weben Und schlafen endlich ein. Und was in Tagesgluten Zur Blüte nicht erwacht, Es öffnet seine Kelche Und duftet in die Nacht. Wie bin ich solchen Friedens Seit lange nicht gewohnt! Sei du in meinem Leben Der liebevolle Mond! Theodor Storm
Sommerruh, wie schön bist du! Nachtigallenseelen tragen Ihre weichen süßen Klagen Sich aus dunkeln Lauben zu. Sommerruh, wie schön bist du! Sommerruh, wie schön bist du! Klare Glockenklänge klingen Aus der Lüfte lauen Schwingen Von der mondumblitzten Fluh. Sommerruh, wie schön bist du! Sommerruh, wie schön bist du! Welch ein Leben, himmlisch Weben! Engel durch die Lüfte schweben Ihrer blauen Heimat zu. Sommerruh, wie schön bist du! Christian Conrad Schad (1821-1871)
Wie freu' ich mich der Sommerwonne! Wie freu' ich mich der Sommerwonne, Des frischen Grüns in Feld und Wald, Wenn's lebt und webt im Glanz der Sonne Und wenn's von allen Zweigen schallt! Ich möchte jedes Blümchen fragen: Hast du nicht einen Gruß für mich? Ich möchte jedem Vogel sagen: Sing, Vöglein, sing und freue dich! Die Welt ist mein, ich fühl es wieder: Wer wollte sich nicht ihrer freu'n, Wenn er durch frohe Frühlingslieder Sich seine Jugend kann erneu'n? Kein Sehnen zieht mich in die Ferne, Kein Hoffen lohnet mich mit Schmerz; Da wo ich bin, da bin ich gerne, Denn meine Heimat ist mein Herz. Hoffmann von Fallersleben
hier noch was von mir Das wetter hat so seine mucken lässt die blitze dauernd zucken dunkel wie in einer gruft donner schallt jetzt durch die luft sommer sollte es doch werden hier auf der oberen kugelerden da kommt nur regen und die kühle es ist nur nass, nicht sommerschwüle man kann seh´n und bald fühlen wie wind und wolken spielen dazwischen ist auch mal ein klitzekleiner sonnenstrahl die elemente werden schneller am horizont wird es nicht heller die blumen wollen nicht erblüh´n wenn graue wolken drüberzieh´n herbstliche stimmung zu verbreiten da brauchts doch and´re jahreszeiten so träum ich von der sommerpracht wer hat das wetter nur gemacht
Die Lilien glühn in Düften, Die Blüte spielt am Baum; Hoch zieht in stillen Lüften Im bunten Schmuck der Traum. Und wo er blickt, da neigen Die Blumen das Haupt überall; Und wo er zieht, da schweigen Waldrauschen und Nachtigall. Mir wird das Herz so stille In dieser milden Nacht, Es bricht der eigne Wille, Die alte Lieb' erwacht. Fast ist's, als käm' ein Grüßen Auf mich vom Himmelszelt, Und Frieden möcht' ich schließen Mit Gott und aller Welt. Emanuel von Geibel (1815-1884)
..... mal ein englisches Gedicht (das etwas andere Naturgedicht) To a Snail If "compression is the first grace of style", you have it. Contractility is a virtue as modesty is a virtue. It is not the acquisition of any one thing that is able to adorn, or the incidential quality that occurs as a concomitant of something well said, that we value in style, but the principle that is hid: in the absence of feet, "a method of conclusions"; "a knowledge of principles", in the curious phenomenon of your occipital horn. (Marianne Moore) dieses Gedicht über und für eine Nacktschnecke hat es mir besonders angetan ...... julia123
Es war, als hätt' der Himmel, Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. Joseph von Eichendorff
Ein blauer Sommer glanz- und glutenschwer Geht über Wiesen, Felder, Gärten her. Die Sonnenkrone glüht auf seinen Locken, Sein warmer Atem läutet Blütenglocken. Ein goldnes Band umzieht die blaue Stirne, Schwer aus den Zweigen fällt die reife Frucht Und Sens' und Sichel blitzt auf Flur und Feld, Und rot von Rosen ist die ganze Welt. Karl Busse (1872-1918)
Auf den bunt beblümten Feldern, in den schattenreichen Wäldern herrscht, in stiller Einsamkeit, Unschuld, und Zufriedenheit. Fern vom städtischen Getümmel, als in einem ird'schen Himmel, find' ich hier die güld'ne Zeit. Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
Bei dir allein empfind' ich, daß ich lebe, Daß Jugendmut mich schwellt Daß eine heit're Welt Der Liebe mich durchhebe; Mich freut mein Sein Bei dir allein! Bei dir allein weht mir die Luft so labend, Dünkt mich die Flur so grün, So mild des Lenzes Blüh'n, So balsamreich der Abend, So kühl der Hain, Bei dir allein! Bei dir allein verliert der Schmerz sein Herbes, Gewinnt die Freud an Lust! Du sicherst meine Brust Des angestammten Erbes; Ich fühl' mich mein Bei dir allein! Johann Gabriel Seidl (1804-1875)
Frieden bringt die kühle Nacht, letzte Sonnenstrahlen gleiten über stille Wasserweiten, über Wald und Fluren sacht. Bäche wandeln sanfte Gleise und das Birkhuhn plaudert leise. Schlummer macht die Erde neu. Mondbeschienen stehn die Hügel, Nachtwind regt die weichen Flügel, Heck' und Rose duften scheu, und das Glück mit leisem Kusse lockt zur Wonne, zum Genusse. Wilhelm Henzen (1850-1910)