Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst Du nur das Zauberwort Joseph von Eichendorff
Es ist doch im April fürwahr Der Frühling weder halb noch gar; Komm, Rosenbringer, süßer Mai, Komm du herbei, So weiß ich, was der Frühling sei! - Wie aber? soll die erste Gartenpracht, Narzissen, Primeln, Hyazinthen, Die kaum die hellen Augen aufgemacht Schon welken und verschwinden? Und mit euch besonders, holde Veilchen, Wär' es dann fürs ganze Jahr vorbei? Lieber, lieber Mai, Ach, so warte noch ein kleines Weilchen! Eduard Mörike 1804-1875)
Der Mai Der Nachtigall reizende Lieder Ertönen und locken schon wieder Die fröhlichsten Stunden ins Jahr. Nun singet die steigende Lerche, Nun klappern die reisenden Störche, Nun schwatzet der gaukelnde Star. Wie munter sind Schäfer und Herde! Wie lieblich beblümt sich die Erde! Wie lebhaft ist jetzo die Welt! Die Tauben verdoppeln die Küsse, Der Entrich besuchet die Flüsse, Der lustige Sperling sein Feld. Nun heben sich Binsen und Keime, Nun kleiden die Blätter die Bäume, Nun schwindet des Winters Gestalt; Nun rauschen lebendige Quellen Und tränken mit spielenden Wellen Die Triften, den Anger, den Wald. Wie buhlerisch, wie so gelinde Erwärmen die westlichen Winde Das Ufer, den Hügel, die Gruft! Die jugendlich scherzende Liebe Empfindet die Reizung der Triebe, Empfindet die schmeichelnde Luft. Friedrich von Hagedorn 1708-1754 lyrik-lesezeichen.de
Laue Luft kommt blau geflossen, Frühling, Frühling soll es sein! Waldwärts Hörnerklang geschossen, Mut'ger Augen lichter Schein; Und das Wirren bunt und bunter Wird ein magisch wilder Fluss, In die schöne Welt hinunter Lockt dich dieses Stromes Gruß. Und ich mag mich nicht bewahren! Weit von euch treibt mich der Wind, Auf dem Strome will ich fahren, Von dem Glanze selig blind! Tausend Stimmen lockend schlagen, Hoch Aurora flammend weht, Fahre zu! Ich mag nicht fragen, Wo die Fahrt zu Ende geht! Joseph von Eichendorff
Gott hieß die Sonne glühen und leuchten durch alle Welt, er hieß die Rosen blühen auf duftigem Blumenfeld, er hieß die Berge sich türmen und über die Lande erheben, ließ Winde wehen und stürmen, schuf vielgestaltiges Leben. Er gab den Vögeln Gefieder, dem Meere sein ewiges Rauschen, mir gab er sinnige Lieder, euch Ohren, ihnen zu lauschen. Und was die Sonne glüh't, was Wind und Welle singt, und was die Rose blüh't, was auf zum Himmel klingt, und was vom Himmel nieder, das weht durch mein Gemüt, das klingt durch meine Lieder. Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Es ist ein halbes Himmelreich, Wenn, Paradiesesblumen gleich, Aus Klee die Blumen dringen; Und wenn die Vögel silberhell Im Garten hier, und dort am Quell, Auf Blütenbäumen singen. Doch holder blüht ein edles Weib, Von Seele gut und schön von Leib, In frischer Jugendblüte. Wir lassen alle Blumen stehn, Das liebe Weibchen anzusehn Und freun uns ihrer Güte. Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
Fliegt der erste Morgenstrahl Durch das stille Nebeltal, Rauscht erwachend Wald und Hügel: Wer da fliegen kann, nimmt Flügel! Und sein Hütlein in die Luft Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Hat Gesang doch auch noch Schwingen, Nun, so will ich fröhlich singen! Hinaus, o Mensch, weit in die Welt, Bangt dir das Herz in krankem Mut; Nichts ist so trüb in Nacht gestellt, Der Morgen leicht macht's wieder gut. Joseph von Eichendorff
Liebe Juliane, der Dank für das schöne Foto gebührt der lieben Wilma, die von Feldkirch aus mit mir und meiner Schwester vor zwei Jahren in dieses wunderschöne Tal in Schwarzenberg im Bregenzer Wald gefahren ist. Liebe Wilma, ich hoffe, das machst Du auch in diesem Jahr. Ich freue mich schon sehr darauf. Viele liebe Grüße an alle, ich freue mich immer sehr, wenn auch andere sich an diesem Thread beteiligen. Neli
Liebes, leichtes, luft'ges Ding, Schmetterling! Das da über Blumen schwebet, Nur von Tau und Blüten lebet, Blüte selbst, ein fliegend Blatt, Das, mit welchem Rosenfinger, Wer bepurpurt hat? War's ein Sylphe, der dein Kleid so bestreut? Dich aus Morgenduft gewebet, Nur auf Tage dich belebet? Seelchen, und dein kleines Herz Pocht da unter meinem Finger, Fühlet Todesschmerz. Fleuch dahin, o Seelchen, sei froh und frei! Mir ein Bild, was ich sein werde, Wenn die Raupe dieser Erde Auch wie du ein Zephyr ist, Und in Duft und Tau und Honig Jede Blüte küßt. Johann Gottfried Herder (1744-1803)
Sogar Martin Luther hat den Frühling besungen: Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein, Himmel und Erden ist der voll, viel gut Gesang, der lautet wohl. Voran die liebe Nachtigall macht alles fröhlich überall mit ihrem lieblichen Gesang, des muß sie haben immer Dank. Vielmehr der liebe Herre Gott, der sie also geschaffen hat, zu sein die rechte Sängerin, der Musika ein Meisterin. Dem singt und springt sie Tag und Nacht, seins Lobes sie nichts müde macht: den ehrt und lobt auch mein Gesang und sagt ihm einen ew`gen Dank.
Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell? Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!« Was knospet, was keimet, was duftet so lind? Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind? Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!« Was klingelt, was klaget, was flötet so klar? Was jauchzet, was jubelt so wunderbar? Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: »Der Frühling, der Frühling!«- da wusst' ich genug! Heinrich Seidel (1842-1906)
Leise zieht durch mein Gemüth Liebliches Geläute; Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite Sprich zum Vöglein, das da singt Auf dem Blütenzweige; Sprich zum Bächlein, das da klingt, Daß mir keines schweige! Zieh hinaus bis an das Haus, Wo die Veilchen sprießen! Wenn du eine Rose schaust, Sag, ich laß sie grüßen! Heinrich Heine
Der blinde Knabe O sagt, ihr Lieben, mir einmal, Welch Ding ist's, Licht genannt? Was sind des Sehens Freuden all', Die niemals ich gekannt? Die Sonne, die so hell ihr seht, Mir Armen scheint sie nie; Ihr sagt, sie auf- und niedergeht, Ich weiß nicht, wann noch wie. Ich mach' mir selbst so Tag und Nacht, Dieweil ich schlaf' und spiel', Mein inn'res Leben schön mir lacht, Ich hab' der Freuden viel. Zwar kenn' ich nicht, was euch erfreut, Doch drückt mich keine Schuld, Drum freu' ich mich in meinem Leid Und trag' es mit Geduld. Ich bin so glücklich, bin so reich Mit dem, was Gott mir gab, Bin wie ein König froh, obgleich Ein armer, blinder Knab'. Jakob Nikolaus (1797-1855)
Gruss aus Sitges Liebe Neli, das Gedicht wuerde auch in einen anderen Thread pass. Du verstehst mich bestimmt. Einen schoenen Sonntag. Ich verschwinde jetzt in die Kueche. Liebe Gruesse Moehrle
Täglich zu singen Ich danke Gott und freue mich Wie's Kind zur Weihnachtsgabe, Daß ich bin, bin! Und daß ich dich, Schön menschlich Antlitz! habe, Daß ich die Sonne, Berg und Meer Und Laub und Gras kann sehen Und abends unterm Sternenheer Und lieben Monde gehen, Und daß mir denn zu Mute ist, Als wenn wir Kinder kamen Und sahen, was der heilge Christ Bescheret hatte, Amen! Ich danke Gott mit Saitenspiel, Daß ich kein König worden; Ich wär geschmeichelt worden viel Und wär vielleicht verdorben. Auch bet ich ihn von Herzen an, Daß ich auf dieser Erde Nicht bin ein großer reicher Mann Und auch wohl keiner werde. Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht, Hat mancherlei Gefahren, Und vielen hat's das Herz verdreht, Die weiland wacker waren. Und all das Geld und all das Gut Gewährt zwar viele Sachen; Gesundheit, Schlaf und guten Mut Kann's aber doch nicht machen. Und die sind doch, bei Ja und Nein! Ein rechter Lohn und Segen! Drum will ich mich nicht groß kastei'n Des vielen Geldes wegen. Gott gebe mir nur jeden Tag, So viel ich darf, zum Leben. Er gibt's dem Sperling auf dem Dach; Wie sollt er's mir nicht geben! Matthias Claudius
Da wüßt ich ein paar Leute, denen müßte ich das beim nächsten Mal ins Gästebuch schreiben. (Ob ich wohl dann nochmal Gelegenheit bekäme....?) LG von Juliane.
Mailied Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch, Und Freud und Wonne Aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust! O Lieb', o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich! Wie blickt dein Auge, Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft, Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud und Mut Zu neuen Liedern Und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst! Johann Wolfgang von Goethe
Still sitz' ich an des Hügels Hang, Der Himmel ist so klar, Das Lüftchen spielt im grünen Tal. Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl Einst, ach so glücklich war. Wo ich an ihrer Seite ging So traulich und so nah, Und tief im dunklen Felsenquell Den schönen Himmel blau und hell Und sie im Himmel sah. Sieh, wie der bunte Frühling schon Aus Knosp' und Blüte blickt! Nicht alle Blüten sind mir gleich, Am liebsten pflückt ich von dem Zweig, Von welchem sie gepflückt! Denn alles ist wie damals noch, Die Blumen, das Gefild; Die Sonne scheint nicht minder hell, Nicht minder freundlich schwimmt im Quell Das blaue Himmelsbild. Es wandeln nur sich Will und Wahn, Es wechseln Lust und Streit, Vorüber flieht der Liebe Glück, Und nur die Liebe bleibt zurück, Die Lieb und ach, das Leid. O wär ich doch ein Vöglein nur Dort an dem Wiesenhang Dann blieb ich auf den Zweigen hier, Und säng ein süßes Lied von ihr, Den ganzen Sommer lang. Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789-1817)