Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; «Er kam, er kam ja immer noch», Die Bäume nicken sich's zu. Sie konnten ihn all erwarten kaum, Nun treiben sie Schuß auf Schuß; Im Garten der alte Apfelbaum, Er sträubt sich, aber er muß. Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei, Es bangt und sorgt: «Es ist erst März, Und März ist noch nicht Mai.» O schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh: Es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag's auch du. Theodor Fontane
Überm Garten durch die Lüfte hört’ ich Wandervögel ziehn, das bedeutet Frühlingsdüfte, unten fängt’s schon an zu blüh’n. Jauchzen möcht’ ich, möchte weinen, ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen’s, und im Traume rauscht’s der Hain, und die Nachtigallen schlagen’s: „Sie ist deine, sie ist dein!“ Joseph von Eichendorff
Die linden Lüfte sind erwacht sie säuseln und wehen Tag und Nacht, sie schaffen an allen Enden O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muss sich alles, alles wenden! Die Welt wird schöner mit jedem Tag man weiss nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden, es will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal nun, armes Herz, vergiss die Qual! Nun muss sich alles, alles wenden! Ludwig Uhland
liebe neli! wunderschön, die gedichte und passend dazu die herrlichen fotos! danke, dass du uns diese "augenweide" schenkst! liebe grüsse, ruth
Ach, wenn ich doch ein Immchen wär, Frisch, flinck und frei und klein und fein: An jedem süßem Blumenblatt Tränk ich im Frühlingsduft mich satt. Wie wollt ich säugen Tag und Nacht An all der frischen Frühlingspracht. Husch! gings zu allen Blumen hin, Sie wissen schon, daß ich es bin. Die ganze, ganze Frühlingslust Sög ich dann ein in meine Brust, Und hätt ich ihn so ganz in mir, Den Frühling, Liebchen, brächt ich dir. Wilhelm Osterwald (1820-1887)
[FONT=Verdana,Tahoma,Arial,Helvetica,Sans-serif,sans-serif]Frühlingsfeier [/FONT][FONT=Verdana,Tahoma,Arial,Helvetica,Sans-serif,sans-serif]Süßer, goldner Frühlingstag! Inniges Entzücken! Wenn mir je ein Lied gelang, Sollt es heut nicht glücken? Doch warum in dieser Zeit An die Arbeit treten? Frühling ist ein hohes Fest. Lasst mich ruhn und beten![/FONT] Ludwig Uhland
Huhu, hat der alte Uhland doch schon damals gewußt, das man auch mal "chillen" soll (Arbeit geh wech, ich komme.) LG von Juliane.
Noch ein alter Uhland für unsere liebe ruhende Juliane: Lob des Frühlings Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft! Wenn ich solche Worte singe, braucht es dann noch große Dinge, Dich zu preisen, Frühlingstag!
Ein Hase sitzt auf einer Wiese, des Glaubens, niemand sähe diese. Doch, im Besitze eines Zeißes, betrachtet voll gehalt´nen Fleißes vom vis-a-vis geleg´nen Berg ein Mensch den kleinen Löffelzwerg. Ihn aber blickt hinwiederum ein Gott von fern an, mild und stumm. Christian Morgenstern
Die Glocken läuten das Ostern ein In allen Enden und Landen, Und fromme Herzen jubeln darein: Der Lenz ist wieder erstanden! Es atmet der Wald, die Erde treibt Und kleidet sich lachend in Moose, Und aus den schönen Augen reibt Den Schlaf sich erwachend die Rose. Das schaffende Licht, es flammt und kreist Und sprengt die fesselnde Hülle; Und über den Wassern schwebt der Geist Unendlicher Liebesfülle. Adolf Böttger (1815-1870)
Mein Osterhase erlebt jetzt seine größte Liebe, ach, wenn sie ihm doch immer erhalten bliebe! Er kann seine Augen nicht von seiner Tulpe wenden, er möchte ihr immerzu innige Grüße senden. Er hat schon tagelang an dieser wunderbaren Blume gerochen, ich meinte auch zu hören, er hat zu ihr gesprochen. Er hat ihr so viele Avancen gemacht, ich vermute, er darf auch bald bleiben über Nacht. Die arme Tulpe ist schon fast verblüht und nicht mehr so schön, aber er kann nur immer das Wunderbarste in ihr sehn. Man kann es kaum sehen, so schmachtet er sie an, mannomann! Er muss die Tage mit ihr einfach nutzen, er hat auch keine Zeit, seine Löffel zu putzen, zum Eierlegen hat er natürlich auch keine Zeit, er steht nur noch für seine Liebste bereit. Ach, wenn sie ihnen noch lange erhalten bliebe, die Zeit dieser wunderbaren Liebe! Ich will sie ihnen von Herzen gönnen und nicht wegen so ein paar Ostereiern flennen. Ich bin vernünftig, ich werde mir nicht die Haare raufen, ich werde einfach Ostereier bei Rewe kaufen. Ich wünsche Euch allen eine wunderschöne Osterfeier, voller Freude, mit oder ohne Eier! Neli
So sei gegrüßt viel tausendmal, holder holder Frühling! Willkommen hier in unserm Tal, holder, holder Frühling! Holder Frühling, überall, Grüßen wir dich froh mit Sang und Schall, mit Sang Schall. Du kommst, und froh ist alle Welt, holder, holder Frühling! Es freut sich Wiese, Wald und Feld, holder, holder Frühling! Jubel tönt dir überall, Dich begrüßet Lerch' und Nachtigall und Nachtigall. So sei gegrüßt viel tausendmal, holder, holder Frühling! O, bleib' recht lang in unserm Tal, holder, holder Frühling! Kehr' in alle Herzen ein, Laß doch alle mit uns fröhlich sein, ja fröhlich sein! Hoffmann von Fallersleben
Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, Die Tage kommen blütenreich und milde, Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen. Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten, Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele, So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele. Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Der Weg an unserm Zaun entlang, wie wunderschön war das! War morgens früh mein erster Gang, bis an das Knie im Gras, da spielt' ich bis zum Dämmerschein mit Steinen und mit Sand; Großvater holt' mich abends rein und nahm mich bei der Hand. Dann wünschte ich mir, groß zu sein und übern Zaun zu sehn. Großvater meinte: Laß das sein! Wird früh genug geschehn! Es kam so weit; ich hab' besehn die Welt da draußen mir, es war darin nicht halb so schön als damals an der Tür. Klaus Groth (1819-1899)
Auftaute die Erde vom Strahle der Sonne, ringsum wird's lebendig, der Frühling ist da, keimt und sprießt, sproßt und grünt. Seht doch das Köpfchen läutet wie Glöckchen, haucht lieblichen Duft! Freut sich der Schöpfer, hört, wie es läutet: Du machtest es gut, du machtest es gut! Anonymus
Liebe Juliane, dann für Dich noch ein Gedicht von Klaus Groth. Seine Gedichte erinnern einen so an frühere Kindertage, die meisten sind ja auf Plattdeutsch geschrieben. Klaus Grothe war übrigens ein enger Freund von Johannes Brahms, ich nehme an, dass er damals sehr bekannt war. Aber heute hört man leider nicht mehr viel von ihm. Regenlied Walle, Regen, walle nieder, Wecke mir die Träume wieder, Die ich in der Kindheit träumte, Wenn das Naß im Sande schäumte! Wenn die matte Sommerschwüle Lässig stritt mit frischer Kühle, Und die blanken Blätter tauten, Und die Saaten dunkler blauten. Welche Wonne, in dem Fließen Dann zu stehn mit nackten Füßen, An dem Grase hin zu streifen Und den Schaum mit Händen greifen. Oder mit den heißen Wangen Kalte Tropfen aufzufangen, Und den neuerwachten Düften Seine Kinderbrust zu lüften! Wie die Kelche, die da troffen, Stand die Seele atmend offen, Wie die Blumen, düftertrunken, In dem Himmelstau versunken. Schauernd kühlte jeder Tropfen Tief bis an des Herzens Klopfen, Und der Schöpfung heilig Weben Drang bis ins verborgne Leben. Walle, Regen, walle nieder, Wecke meine alten Lieder, Die wir in der Türe sangen, Wenn die Tropfen draußen klangen! Möchte ihnen wieder lauschen, Ihrem süßen, feuchten Rauschen, Meine Seele sanft betauen Mit dem frommen Kindergrauen. Klaus Groth
Säuselnde Lüfte wehend so mild Blumiger Düfte atmend erfüllt! Wie haucht ihr mich wonnig begrüßend an! Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan? Es möchte euch folgen auf luftiger Bahn! Wohin? Bächlein, so munter rauschend zumal, Wollen hinunter silbern ins Tal. Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin! Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin. Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn, Hinab? Grüßender Sonne spielendes Gold, Hoffende Wonne bringest du hold! Wie labt mich dein selig begrüßendes Bild! Es lächelt am tiefblauen Himmel so mild Und hat mir das Auge mit Tränen gefüllt! Warum? Grünend umkränzet Wälder und Höh'! Schimmernd erglänzet Blütenschnee! So dränget sich alles zum bräutlichen Licht; Es schwellen die Keime, die Knospe bricht; Sie haben gefunden, was ihnen gebricht: Und du? Rastloses Sehnen! Wünschendes Herz, Immer nur Tränen, Klage und Schmerz? Auch ich bin mir schwellender Triebe bewußt! Wer stillet mir endlich die drängende Lust? Nur du befreist den Lenz in der Brust, Nur du! Ludwig Rellstab (1799-1860)
Gruss aus Sitges Liebe Neli, mit all diesen schoenen Gedichten und Bildern solltest Du ein kleines Buechlein machen. Erfolg garantiere ich Dir. In der heutigen Zeit, tun diese Verse wohl. Liebe Gruesse aus dem grauen Sitges. Helga