Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    [SIZE=+1]Die Traubenhyazinthe[/SIZE]

    Angenehmes Frühlingskindchen,
    Kleines Traubenhyazinthchen,
    Deiner Farb und Bildung Zier
    Zeiget mit Verwundrung mir
    Von der bildenden Natur
    Eine neue Schönheitsspur.
    An des Stengels blauer Spitzen
    Sieht man, wenn man billig sieht,
    Deiner sonderbaren Blüt
    Kleine blaue Kugeln sitzen,
    Dran, so lange sich ihr Blatt
    Noch nicht aufgeschlossen hat,
    Wie ein Purpurstern sie schmücket,
    Man nicht sonder Lust erblicket.
    Aber wie von ungefähr
    Meine Blicke hin und her
    Auf die offnen Blumen liefen,
    Konnt ich in den blauen Tiefen
    Wie aus himmelblauen Höhen
    Silberweiße Sternchen sehen,
    Die in einer blauen Nacht,
    So sie rings bedeckt, im Dunkeln
    Mit dadurch erhöhter Pracht
    Noch um desto heller funkeln.
    Ihr so zierliches Gepränge,
    Ihre Nettigkeit und Menge,
    Die die blauen Tiefen füllt,
    Schiene mir des Himmels Bild,
    Welches meine Seele rührte
    Und durch dieser Sternen Schein,
    Die so zierlich, rein und klein,
    Mich zum Herrn der Sterne führte,
    Dessen unumschränkte Macht
    Aller Himmel tiefe Meere,
    Aller Welt- und Sonnen Heere
    Durch ein Wort hervorgebracht;
    Dem es ja so leicht, die Pracht
    In den himmlischen Gefilden
    Als die Sternchen hier zu bilden.
    Durch dein sternenförmig Wesen
    Gibst du mir, beliebte Blume,
    Ein' Erinnerung zu lesen,
    Daß wir seiner nicht vergessen,
    Sondern in den schönen Werken
    Seine Gegenwart bemerken,
    Seine weise Macht ermessen
    Und sie wie in jenen Höhen
    So auf Erden auch zu sehen.


    Brockes, Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)
     
  2. Neli

    Neli Optimistin

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    S` war doch wie ein leises Singen
    In dem Garten heute nacht,
    Wie wenn laue Lüfte gingen:
    "Süße Glöcklein, nun erwacht,
    Denn die warme Zeit wir bringen,
    Eh's noch jemand hat gedacht."
    's war kein Singen, 's war ein Küssen,
    Rührt die stillen Glöcklein sacht,
    Daß sie alle tönen müssen
    Von der künftgen bunten Pracht.


    Joseph von Eichendorff

    [​IMG]
     
  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Das erste Veilchen

    Als ich das erste Veilchen erblickt,
    wie war ich von Farben und Duft entzückt!
    Die Botin des Lenzes drückt`ich voll Lust
    an meine schwellende, hoffende Brust.

    Der Lenz ist vorüber, das Veilchen ist tod;
    rings stehn`n viel Blumen blau und rot,
    ich stehe inmitten und sehe sie kaum,
    das Veilchen erscheint mir im Frühlingstraum.


    Ebert, Karl Egon (1801-1882)



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  4. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Schön Neli,
    Danke.
    LG von Juliane.
     
  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Winter ade!

    So hört doch, was die Lerche singt!
    Hört, wie sie frohe Botschaft bringt!
    Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl
    Der Frühling heim in unser Tal,
    Er streuet bunte Blumen aus
    Und bringet Freud' in jedes Haus.
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!

    Was uns die liebe Lerche singt,
    In unsern Herzen wiederklingt.
    Der Winter sagt: ade! ade!
    Und hin ist Kälte, Reif und Schnee
    Und Nebel hin und Dunkelheit -
    Willkommen, süße Frühlingszeit!
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!

    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
    (1798 - 1874)


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  6. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    [SIZE=+1]Im Lenz[/SIZE]


    Im Lenz, im Lenz
    Wenn Veilchen blühn zuhauf,
    gib acht, gib acht,
    Da wachen die Tränen auf!
    Im Herbst, im Herbst,
    Fiel alles Laub vom Baum.
    Ach, Lieb' und Glück
    Vergangen wie im Traum!
    Gib acht, gib acht,
    So ist der Dinge Lauf:
    Blumen und Wunden
    Brechen im Frühling auf.

    Heyse, Paul (1830-1914)
     
  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Durch Feld und Buchenhallen,
    bald singend, bald fröhlich still,
    recht lustig sei vor allen,
    wer's Reisen wählen will.

    Wenn's kaum im Osten glühte,
    die Welt noch still und weit:
    da weht recht durchs Gemüte
    die schöne Blütenzeit !

    Der Lerch' als Morgenbote
    sich in die Lüfte schwingt,
    eine frische Reisenote
    durch Wald und Herz erklingt.

    O Lust, vom Berg zu schauen
    weit über Wald und Strom,
    hoch über sich den blauen
    tiefklaren Himmelsdom !

    Vom Berge Vöglein fliegen
    und Wolken so geschwind,
    Gedanken überfliegen
    die Vögel und den Wind.

    Die Wolken ziehn hernieder,
    das Vöglein senkt sich gleich,
    Gedanken gehn und Lieder
    fort bis ins Himmelreich.

    Durch Feld und Buchenhallen,
    bald singend, bald fröhlich still,
    recht lustig sei vor allen,
    wer's Reisen wählen will.


    Josef von Eichendorff

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  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Frühling ist die schönste Zeit!
    Was kann wohl schöner sein?
    Da grünt und blüht es weit und breit
    Im goldnen Sonnenschein.

    Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
    Das Bächlein rauscht zu Tal,
    Es grünt die Saat, es blinkt der See
    Im Frühlingssonnenstrahl.


    Die Lerchen singen überall,
    Die Amsel schlägt im Wald!
    Nun kommt die liebe Nachtigall
    Und auch der Kuckuck bald.

    Nun jauchzet alles weit und breit,
    Da stimmen froh wir ein:
    Der Frühling ist die schönste Zeit!
    Was kann wohl schöner sein?


    Annette von Droste-Hülshoff


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  9. Neli

    Neli Optimistin

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    Herz, mein Herz, sei nicht beklommen
    und ertrage dein Geschick.
    Neuer Frühling gibt zurück,
    was der Winter dir genommen.


    Und wie viel ist dir geblieben,
    und wie schön ist doch die Welt!
    Und mein Herz, was dir gefällt,
    alles, alles darfst du lieben!


    Heinrich Heine

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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Über'm Garten durch die Lüfte
    Hör' ich Wandervögel ziehn,
    Das bedeutet Frühlingsdüfte,
    Alles fängt schon an zu blühn.

    Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,
    Lenz und Liebe muß das sein!
    Alle Wunder wieder scheinen
    Mit dem Mondesglanz herein.

    Und der Mond, die Sterne sagen,
    Und in Träume rauscht der Hain,
    Und die Nachtigallen schlagen:
    Sie ist dein, ja sie ist dein!


    Josef von Eichendorff

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  11. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Schön wie immer !!!!!!!

    Danke und LG von Juliane.
     
  12. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    Ostern

    Es war daheim auf unserm Meeresdeich;
    ich ließ den Blick am Horizonte gleiten,
    zu mir herüber scholl verheißungsreich
    mit vollem Klang das Osterglockengeläut.

    Wie brennend Silber funkelte das Meer,
    die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel,
    die Möwen schossen blendend hin und her,
    eintauchend in die Flut der weißen Flügel.

    Im tiefen Kooge bis zum Deichesrand
    war sammetgrün die Wiese aufgegangen;
    der Frühling zog prophetisch über Land,
    die Lerchen jauchzen, und die Knospen sprangen.

    Entfesselt ist die urgewalt'ge Kraft,
    die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen,
    und alles treibt, und alles webt und schafft,
    des Lebens vollste Pulse hör ich klopfen.


    Theodor Storm
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Wenn der Frühling kommt,
    Von den Bergen schaut,
    Wenn der Schnee im Tal
    Und von den Hügeln taut,
    Wenn die Finken schlagen
    Und zu Neste tragen,
    Dann beginnt die liebe, goldne Zeit.


    Wenn der Weichselbaum
    Duft'ge Blüten schneit,
    Wenn die Störche kommen
    Und der Kuckuck schreit,
    Wenn die Bächlein quellen
    Und die Knospen schwellen,
    Dann beginnt die liebe, goldne Zeit.


    Volkslied

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  14. Moehrle

    Moehrle Aktives Mitglied

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    Sitges
    Gruss aus Sitges

    Liebe Neli,

    Deine Gedichte sind wunderschoen und machen mir viel Freude.

    Liebe Gruesse von la papellona amagada 1.jpg

    Moehrle
     
  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Rheinland
    Es färbte sich die Wiese grün
    Und um die Hecken sah ich`s blühn,
    Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
    Mild war die Luft, der Himmel heiter.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Und immer dunkler ward der Wald
    Auch bunter Sänger Aufenthalt,
    Es drang mir bald auf allen Wegen
    Ihr Klang in süßen Duft entgegen.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Es quoll und trieb nun überall
    Mit Leben, Farben, Duft und Schall,
    Sie schienen gern sich zu vereinen,
    Dass alles möchte lieblich scheinen.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    So dacht ich: ist ein Geist erwacht,
    Der alles so lebendig macht
    Und der mit tausend schönen Waren
    Und Blüten sich will offenbaren?
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Vielleicht beginnt ein neues Reich.
    Der lockre Staub wird zum Gesträuch
    Der Baum nimmt tierische Gebärden
    Das Tier soll gar zum Menschen werden.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Wie ich so stand und bei mir sann,
    Ein mächtger Trieb in mir begann.
    Ein freundlich Mädchen kam gegangen
    Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Sie ging vorbei, ich grüßte sie,
    Sie dankte, das vergess ich nie.
    Ich musste ihre Hand erfassen
    Und Sie schien gern sie mir zu lassen.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.

    Uns barg der Wald vor Sonnenschein
    Das ist der Frühling fiel mir ein.
    Kurzum, ich sah, dass jetzt auf Erden
    Die Menschen sollten Götter werden.
    Nun wusst ich wohl, wie mir geschah,
    Und wie das wurde, was ich sah.


    Novalis(1772-1801)

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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Ins Grüne, ins Grüne,
    Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe,
    Und führt uns am blumenumwundenen Stabe
    Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach,
    In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach,
    Ins Grüne, ins Grüne.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne
    Und heften die Augen dahin schon von ferne,
    Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust,
    Umwallet uns immer die kindliche Lust,
    Im Grünen, im Grünen.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes,
    Und denket behaglich an dieses und jenes,
    Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt,
    Und alles herbei, was den Busen entzückt,
    Im Grünen, im Grünen.

    Ins Grüne, ins Grüne,
    Laßt heiter uns folgen dem freundlichen Knaben.
    Grünt eins uns das Leben nicht förder, so haben
    Wir klüglich die grünende Zeit nicht versäumt,
    Und wann es gegolten, doch glücklich geträumt,
    Im Grünen, im Grünen.



    Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)

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  17. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Immer wieder das
    "An/Innehalten" des Tages.
    Sehr erholsam,
    Danke Neli.
     
  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Ward ein Blümlein mir geschenket
    hab´s gepflanzt und hab´s getränket.
    Vöglein kommt und gebet acht!
    Gelt, ich hab es recht gemacht.


    Sonne, laß mein Blümchen sprießen,
    Wolke, komm es zu begießen!
    Richt empor dein Angesicht,
    liebes Blümchen, fürcht dich nicht!


    Und ich kann es kaum erwarten,
    täglich geh ich in den Garten,
    täglich frag ich: Blümchen, sprich,
    Blümchen, bist du bös auf mich!"


    Sonne ließ mein Blümchen sprießen,
    Wolke kam es zu begießen
    jeder hat sich brav bemüht
    und mein liebes Blümchen blüht.


    Wie´s vor lauter Freude weinet
    freut sich, daß die Sonne scheinet
    Schmetterlinge, fliegt herbei
    sagt ihm doch, wie schön es sei.


    Volkslied

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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Rheinland
    Vöglein im hohen Baum
    Klein ist´s, ihr seht es kaum
    Singt doch so schön
    Daß wohl von nah und fern
    Alle die Leute gern
    Horchen und stehn.

    Blümlein im Wiesengrund
    blühen so lieb und bunt
    tausend zugleich.
    Wenn ihr vorüber geht
    wenn ihr die Farben seht
    freuet ihr euch.

    Wässerlein fließt so fort
    immer von Ort zu Ort
    nieder ins Tal.
    Dürsten nun Mensch und Vieh
    kommen zum Bächlein sie
    trinken zumal.

    Habt ihr es auch bedacht
    Wer euch so schön gemacht
    Alle die drei?

    Gott, der Herr, machte sie
    Daß sich nun spät und früh
    Jedes dran freu!

    Volkslied


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  20. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Ort:
    Weserbergland
    Liebe Neli,
    beim Lesen der ersten Zeile
    fiel mir gleich das Lied dazu ein........

    Laaange nicht gehört und gelesen.

    Sicher werden sich noch einige andere daran erfreuen,
    es tut gut mal was ganz anderes zu lesen.

    Einen schönen Mittwoch wünsch ich Dir
    LG von Juliane.
     
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