[SIZE=+1]Die Traubenhyazinthe[/SIZE] Angenehmes Frühlingskindchen, Kleines Traubenhyazinthchen, Deiner Farb und Bildung Zier Zeiget mit Verwundrung mir Von der bildenden Natur Eine neue Schönheitsspur. An des Stengels blauer Spitzen Sieht man, wenn man billig sieht, Deiner sonderbaren Blüt Kleine blaue Kugeln sitzen, Dran, so lange sich ihr Blatt Noch nicht aufgeschlossen hat, Wie ein Purpurstern sie schmücket, Man nicht sonder Lust erblicket. Aber wie von ungefähr Meine Blicke hin und her Auf die offnen Blumen liefen, Konnt ich in den blauen Tiefen Wie aus himmelblauen Höhen Silberweiße Sternchen sehen, Die in einer blauen Nacht, So sie rings bedeckt, im Dunkeln Mit dadurch erhöhter Pracht Noch um desto heller funkeln. Ihr so zierliches Gepränge, Ihre Nettigkeit und Menge, Die die blauen Tiefen füllt, Schiene mir des Himmels Bild, Welches meine Seele rührte Und durch dieser Sternen Schein, Die so zierlich, rein und klein, Mich zum Herrn der Sterne führte, Dessen unumschränkte Macht Aller Himmel tiefe Meere, Aller Welt- und Sonnen Heere Durch ein Wort hervorgebracht; Dem es ja so leicht, die Pracht In den himmlischen Gefilden Als die Sternchen hier zu bilden. Durch dein sternenförmig Wesen Gibst du mir, beliebte Blume, Ein' Erinnerung zu lesen, Daß wir seiner nicht vergessen, Sondern in den schönen Werken Seine Gegenwart bemerken, Seine weise Macht ermessen Und sie wie in jenen Höhen So auf Erden auch zu sehen. Brockes, Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)
S` war doch wie ein leises Singen In dem Garten heute nacht, Wie wenn laue Lüfte gingen: "Süße Glöcklein, nun erwacht, Denn die warme Zeit wir bringen, Eh's noch jemand hat gedacht." 's war kein Singen, 's war ein Küssen, Rührt die stillen Glöcklein sacht, Daß sie alle tönen müssen Von der künftgen bunten Pracht. Joseph von Eichendorff
Das erste Veilchen Als ich das erste Veilchen erblickt, wie war ich von Farben und Duft entzückt! Die Botin des Lenzes drückt`ich voll Lust an meine schwellende, hoffende Brust. Der Lenz ist vorüber, das Veilchen ist tod; rings stehn`n viel Blumen blau und rot, ich stehe inmitten und sehe sie kaum, das Veilchen erscheint mir im Frühlingstraum. Ebert, Karl Egon (1801-1882)
Winter ade! So hört doch, was die Lerche singt! Hört, wie sie frohe Botschaft bringt! Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl Der Frühling heim in unser Tal, Er streuet bunte Blumen aus Und bringet Freud' in jedes Haus. Winter, ade! Frühling, juchhe! Was uns die liebe Lerche singt, In unsern Herzen wiederklingt. Der Winter sagt: ade! ade! Und hin ist Kälte, Reif und Schnee Und Nebel hin und Dunkelheit - Willkommen, süße Frühlingszeit! Winter, ade! Frühling, juchhe! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
[SIZE=+1]Im Lenz[/SIZE] Im Lenz, im Lenz Wenn Veilchen blühn zuhauf, gib acht, gib acht, Da wachen die Tränen auf! Im Herbst, im Herbst, Fiel alles Laub vom Baum. Ach, Lieb' und Glück Vergangen wie im Traum! Gib acht, gib acht, So ist der Dinge Lauf: Blumen und Wunden Brechen im Frühling auf. Heyse, Paul (1830-1914)
Durch Feld und Buchenhallen, bald singend, bald fröhlich still, recht lustig sei vor allen, wer's Reisen wählen will. Wenn's kaum im Osten glühte, die Welt noch still und weit: da weht recht durchs Gemüte die schöne Blütenzeit ! Der Lerch' als Morgenbote sich in die Lüfte schwingt, eine frische Reisenote durch Wald und Herz erklingt. O Lust, vom Berg zu schauen weit über Wald und Strom, hoch über sich den blauen tiefklaren Himmelsdom ! Vom Berge Vöglein fliegen und Wolken so geschwind, Gedanken überfliegen die Vögel und den Wind. Die Wolken ziehn hernieder, das Vöglein senkt sich gleich, Gedanken gehn und Lieder fort bis ins Himmelreich. Durch Feld und Buchenhallen, bald singend, bald fröhlich still, recht lustig sei vor allen, wer's Reisen wählen will. Josef von Eichendorff
Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit Im goldnen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, Das Bächlein rauscht zu Tal, Es grünt die Saat, es blinkt der See Im Frühlingssonnenstrahl. Die Lerchen singen überall, Die Amsel schlägt im Wald! Nun kommt die liebe Nachtigall Und auch der Kuckuck bald. Nun jauchzet alles weit und breit, Da stimmen froh wir ein: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Annette von Droste-Hülshoff
Herz, mein Herz, sei nicht beklommen und ertrage dein Geschick. Neuer Frühling gibt zurück, was der Winter dir genommen. Und wie viel ist dir geblieben, und wie schön ist doch die Welt! Und mein Herz, was dir gefällt, alles, alles darfst du lieben! Heinrich Heine
Über'm Garten durch die Lüfte Hör' ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Alles fängt schon an zu blühn. Jauchzen möcht' ich, möchte weinen, Lenz und Liebe muß das sein! Alle Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen, Und in Träume rauscht der Hain, Und die Nachtigallen schlagen: Sie ist dein, ja sie ist dein! Josef von Eichendorff
Ostern Es war daheim auf unserm Meeresdeich; ich ließ den Blick am Horizonte gleiten, zu mir herüber scholl verheißungsreich mit vollem Klang das Osterglockengeläut. Wie brennend Silber funkelte das Meer, die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel, die Möwen schossen blendend hin und her, eintauchend in die Flut der weißen Flügel. Im tiefen Kooge bis zum Deichesrand war sammetgrün die Wiese aufgegangen; der Frühling zog prophetisch über Land, die Lerchen jauchzen, und die Knospen sprangen. Entfesselt ist die urgewalt'ge Kraft, die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen, und alles treibt, und alles webt und schafft, des Lebens vollste Pulse hör ich klopfen. Theodor Storm
Wenn der Frühling kommt, Von den Bergen schaut, Wenn der Schnee im Tal Und von den Hügeln taut, Wenn die Finken schlagen Und zu Neste tragen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit. Wenn der Weichselbaum Duft'ge Blüten schneit, Wenn die Störche kommen Und der Kuckuck schreit, Wenn die Bächlein quellen Und die Knospen schwellen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit. Volkslied
Gruss aus Sitges Liebe Neli, Deine Gedichte sind wunderschoen und machen mir viel Freude. Liebe Gruesse von Moehrle
Es färbte sich die Wiese grün Und um die Hecken sah ich`s blühn, Tagtäglich sah ich neue Kräuter, Mild war die Luft, der Himmel heiter. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler ward der Wald Auch bunter Sänger Aufenthalt, Es drang mir bald auf allen Wegen Ihr Klang in süßen Duft entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Es quoll und trieb nun überall Mit Leben, Farben, Duft und Schall, Sie schienen gern sich zu vereinen, Dass alles möchte lieblich scheinen. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. So dacht ich: ist ein Geist erwacht, Der alles so lebendig macht Und der mit tausend schönen Waren Und Blüten sich will offenbaren? Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Vielleicht beginnt ein neues Reich. Der lockre Staub wird zum Gesträuch Der Baum nimmt tierische Gebärden Das Tier soll gar zum Menschen werden. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Wie ich so stand und bei mir sann, Ein mächtger Trieb in mir begann. Ein freundlich Mädchen kam gegangen Und nahm mir jeden Sinn gefangen. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Sie ging vorbei, ich grüßte sie, Sie dankte, das vergess ich nie. Ich musste ihre Hand erfassen Und Sie schien gern sie mir zu lassen. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Uns barg der Wald vor Sonnenschein Das ist der Frühling fiel mir ein. Kurzum, ich sah, dass jetzt auf Erden Die Menschen sollten Götter werden. Nun wusst ich wohl, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Novalis(1772-1801)
Ins Grüne, ins Grüne, Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe, Und führt uns am blumenumwundenen Stabe Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach, In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach, Ins Grüne, ins Grüne. Im Grünen, im Grünen, Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne Und heften die Augen dahin schon von ferne, Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust, Umwallet uns immer die kindliche Lust, Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes, Und denket behaglich an dieses und jenes, Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt, Und alles herbei, was den Busen entzückt, Im Grünen, im Grünen. Ins Grüne, ins Grüne, Laßt heiter uns folgen dem freundlichen Knaben. Grünt eins uns das Leben nicht förder, so haben Wir klüglich die grünende Zeit nicht versäumt, Und wann es gegolten, doch glücklich geträumt, Im Grünen, im Grünen. Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)
Ward ein Blümlein mir geschenket hab´s gepflanzt und hab´s getränket. Vöglein kommt und gebet acht! Gelt, ich hab es recht gemacht. Sonne, laß mein Blümchen sprießen, Wolke, komm es zu begießen! Richt empor dein Angesicht, liebes Blümchen, fürcht dich nicht! Und ich kann es kaum erwarten, täglich geh ich in den Garten, täglich frag ich: Blümchen, sprich, Blümchen, bist du bös auf mich!" Sonne ließ mein Blümchen sprießen, Wolke kam es zu begießen jeder hat sich brav bemüht und mein liebes Blümchen blüht. Wie´s vor lauter Freude weinet freut sich, daß die Sonne scheinet Schmetterlinge, fliegt herbei sagt ihm doch, wie schön es sei. Volkslied
Vöglein im hohen Baum Klein ist´s, ihr seht es kaum Singt doch so schön Daß wohl von nah und fern Alle die Leute gern Horchen und stehn. Blümlein im Wiesengrund blühen so lieb und bunt tausend zugleich. Wenn ihr vorüber geht wenn ihr die Farben seht freuet ihr euch. Wässerlein fließt so fort immer von Ort zu Ort nieder ins Tal. Dürsten nun Mensch und Vieh kommen zum Bächlein sie trinken zumal. Habt ihr es auch bedacht Wer euch so schön gemacht Alle die drei? Gott, der Herr, machte sie Daß sich nun spät und früh Jedes dran freu! Volkslied
Liebe Neli, beim Lesen der ersten Zeile fiel mir gleich das Lied dazu ein........ Laaange nicht gehört und gelesen. Sicher werden sich noch einige andere daran erfreuen, es tut gut mal was ganz anderes zu lesen. Einen schönen Mittwoch wünsch ich Dir LG von Juliane.