Zur Nacht Gute Nacht! Gute Nacht! Allen Müden sei's gebracht; neigt der Tag sich still zum Ende ruhen alle fleiß'gen Hände, bis der Morgen neu erwacht! Gute Nacht, gute Nacht! Schlummert süß! Träumt euch euer Paradies; wem die Liebe raubt den Frieden werd' ein schöner Traum beschieden, als ob Liebchen ihn begrüß?! Schlummert süß, schlummert süß! Karl Theodor Körner (1791-1813)
Müder Glanz der Sonne! Blasses Himmelblau! Von verklungner Wonne Träumet still die Au. An der letzten Rose Löset lebenssatt Sich der letzte lose, Bleiche Blumenblatt! Goldenes Entfärben Schleicht sich durch den Hain! Auch Vergehn'n und Sterben Däucht mir süß zu sein. Karl von Gerok
Noch ein Gedicht: Im Herbst bei kaltem Wetter fallen vom Baum die Blätter Donnerwetter, im Frühjahr dann, sind sie wieder dran - sieh mal an. Heinz Erhardt
dieses kleine poem ist dann ein beitrag von mir. ein bisschen älter .. aber die muse küsst mich in schüben Vom Schicksal geküsst Luftig leichten Federkissen gleich, hab´ ich mich angeschlichen, leis’. Klopfe zaghaft an die Tür, fand zurück den Weg zu dir. Lange war ich eingesperrt, kalte Hand legte sich, schwer. Doch heute konnte ich entflieh’n, mir, mein schönstes Kleid anzieh´n. Verströme diesen einen weichen, meinen einzig , lieblich Duft. Kitzel dich mit Sonnenstrahlen, lasse diese, Bilder malen. Seh dich endlich wieder lachen, schäle dich, aus Wintersachen. Genieße was ich dir jetzt bringe, höre, welches Lied ich singe. 07.03.2009A.K
Hallo, liebe Schnelle Tante, das ist ja wirklich richtig poetisch. Da muss der Heinz Erhardt einfach zurückstecken, weil er alles so kurz machte, er hatte ja schließlich ununterbrochen sehr viele Termine. Viele liebe Grüße an Euch beide! Neli
Herbstklopfen Vergangenes hinter sich lassen... Zeit, Dinge ruhen zu lassen... Graue Nebelwände geben wenig Raum zur Phantasie... Sturm weht a l l e s fort... Alles??? Vernimmst Du es? ...Das Herbstklopfen... (c) B.O-D
Danke liebe NeLi ja das ist wohl der unterschied .. *hüstel* ..ich glaube nur er war in vielem begabter als ich grins ..und soo viele termine wie er hatte ..habe ich wahrlich nicht :a_smil08: bei gelegenheit .. und wenns zum thema passt stelle ich vlt mal wieder ein kleines poemchen hier rein .. liebe grüße die SchnelleTante
Heinz Erhardt konnte auch länger über die Natur dichten: Die Kuh Auf der saftiggrünen Wiese weidet ausgerechnet diese eine Kuh, eine Kuh. Ach, ihr Herz ist voller Sehnen, und im Auge schimmern Tränen ab und zu, ab und zu. Was ihr schmeckte, wiederkaut se mit der Schnauze, dann verdaut se und macht Muh, und macht Muh. Träumend und das Maul bewegend schaut sie dämlich in die Gegend grad wie du, grad wie du.
Feldeinwärts flog ein Vögelein Und sang im muntern Sonnenschein Mit süßem, wunderbarem Ton: Ade, ich fliege nun davon. Weit, weit, reis ich noch heut. Ich horchte auf den Feldgesang, Mir ward so wohl und doch so bang. Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust Stieg wechselnd bald und sank die Brust. Herz, Herz, brichst du vor Wonn' oder Schmerz? Doch als ich Blätter fallen sah, Da sagt ich: Ach, der Herbst ist da, Der Sommergast, die Schwalbe, zieht, Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht Weit, weit, rasch mit der Zeit. Doch rückwärts kam der Sonnenschein, Dicht zu mir drauf das Vögelein, Es sah mein tränend Angesicht Und sang: Die Liebe wintert nicht. Nein, nein! ist und bleibt Frühlingsschein. Ludwig Tieck
Die Sonne sank, der Abend naht, Und stiller wird's auf Straß' und Pfad, Und süßer Friede Ruh' und Rast Folgt auf des Tages Sorg' und Last. Es schweigt der Wald, es schweigt das Thal: Die Vögel schlafen allzumal, Sogar die Blume nicket ein, Und schlummert bis zum Tag hinein. Schon rieselt nieder kühler Thau Auf Halm und Blatt im Feld und Au, Im Laube spielet frische Luft, Und Blüth' und Blume spendet Duft. Der Abendstern mit güldnem Schein Blickt in die stille Welt hinein, Als rief er jedem Herzen zu, Sei still, sei still, und schlaf' auch du! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
O wie schön ist deine Welt, Vater, wenn sie golden strahlet! Wenn dein Glanz herniederfällt Und den Staub mit Schimmer malet, Wenn das Rot, das in der Wolke blinkt, In mein stilles Fenster sinkt! Karl Gottlieb Lappe
Im deutschen November Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz! Fliege fort! fliege fort! Die Sonne schleicht zum Berg Und steigt und steigt und ruht bei jedem Schritt. Was ward die Welt so welk! Auf müd gespannten Fäden spielt Der Wind sein Lied. Die Hoffnung floh Er klagt ihr nach. Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz. Fliege fort! fliege fort! Oh Frucht des Baums, Du zitterst, fällst? Welch ein Geheimnis lehrte dich Die Nacht, Daß eis'ger Schauder deine Wange, Die purpur-Wange deckt? Du schweigst, antwortest nicht? Wer redet noch? Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz. Fliege fort! fliege fort! "Ich bin nicht schön" - so spricht die Sternenblume "Doch Menschen lieb' ich Und Menschen tröst' ich sie sollen jetzt noch Blumen sehn, nach mir sich bücken ach! und mich brechen - in ihrem Auge glänzet dann Erinnerung auf, Erinnerung an Schöneres als ich: - ich seh's, ich seh's - und sterbe so". Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz! Fliege fort! fliege fort! (Friedrich Nietzsche, 1844-1900)
Sonne hat sich müd gelaufen, spricht: "Nun laß ich's sein!" Geht zu Bett und schließt die Augen und schläft rühig ein. Sum, sum, sum, Mein Kindchen macht es eben so, Mein Kindchen ist nicht dumm! Bäumchen, das noch eben rauschte, spricht: "Was soll das sein? Will die Sonne nicht mehr scheinen, schlaf' ich ruhig ein!" Sum, sum, sum, Mein Kindchen macht es eben so, Mein Kindchen ist nicht dumm! Vogel, der im Baum gesungen, spricht: "Was soll das sein? Will das Bäumchen nicht mehr rauschen, schlaf' ich ruhig ein!" Sum, sum, sum, Mein Kindchen macht es eben so, Mein Kindchen ist nicht dumm! Häschen spitzt die langen Ohren, spricht: "Was soll das sein? Hör' ich keinen Vogel singen, schlaf' ich ruhig ein!" Sum, sum, sum, Mein Kindchen macht es eben so, Mein Kindchen ist nicht dumm! Jäger höret auf zu blasen, spricht: "Was soll das sein? Seh ich keinen Hasen laufen, schlaf' ich ruhig ein!" Sum, sum, sum, Mein Kindchen macht es eben so, Mein Kindchen ist nicht dumm! Kommt der Mond und guckt herunter, spricht: "Was soll das sein? Kein Jäger lauscht? Kein Häschen springt? Kein Vogel singt? Kein Bäumchen rauscht? Kein Sonnenschein! Und's Kind allein Sollt' wach noch sein?" Nein! nein! nein! Lieb' Kindchen macht die Augen zu, Lieb' Kindchen schläft schon ein! Robert Reinick (1805-1852)
Jetzt ist es Herbst, Die Welt ward weit, Die Berge öffnen ihre Arme Und reichen dir Unendlichkeit. Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub, Die Bäume sehen in den Staub, Sie lauschen auf den Schritt der Zeit. Jetzt ist es Herbst, das Herz ward weit. Das Herz, das viel gewandert ist, Das sich verjüngt mit Lust und List, Das Herz muss gleich den Bäumen lauschen Und Blicke mit dem Staube tauschen. Es hat geküsst, ahnt seine Frist, Das Laub fällt hin, das Herz vergisst. Max Dauthendey (1867-1918)
Nun ist gefallen der erste Schnee, Das bringt den Vöglein viel bittres Weh. Sie hüpfen hungrig im Feld umher; Kein Körnlein gibt es, kein Würmlein mehr. Sie hocken frierend auf kahlem Baum Und ziehn die Köpflein tief in den Flaum. Warum so traurig blickt ihr herab, Da euch doch Flügel die Liebe gab? Sie wartet eurer am fernen Strand Und streut euch Futter aus voller Hand. Da fliegt's und flattert's hoch überm Schnee, Da singt's und zwitschert's: ade, ade. Nur einen seh ich, der hocken blieb, Das ist der Sperling, der schlaue Dieb. Er spricht zum Weiblein: "Wozu der Flug? Des Bauern Scheune hat Korn genug." Julius Karl Reinhold Sturm (1816-1896)
Der Winter hat sich angefangen, der Schnee bedeckt das ganze Land, der Sommer ist hinweggegangen, der Wald hat sich in Reif verwandt. Die Wiesen sind vom Frost versehret, die Felder glänzen wie Metall, die Blumen sind in Eis verkehret, die Flüsse stehn wie harter Stahl. Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen durchs Feuer das kalte Winterleid! Kommt, laßt uns Holz zum Herde tragen und Kohlen dran, jetzt ist es dran. Rist, Johannes (1607-1667)
Winternacht Es war einmal eine Glocke, die machte baum, baum ... Und es war einmal eine Flocke, die fiel dazu wie im Traum ... Die fiel dazu wie im Traum ... Die sank so leis hernieder wie ein Stück Engleingefieder aus dem silbernen Sternenraum. Es war einmal eine Glocke, die machte baum, baum ... Und es war einmal eine Flocke, so leis als wie im Traum ... So leis als wie im Traum ... Und als vieltausend gefallen leis, da war die ganze Erde weiß als wie vom Engleinflaum. Da war die ganze Erde weiß als wie vom Engleinflaum Christian Morgenstern (1871-1914)
Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud. Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud. Übers schneebeglänzte Feld wandern wir, wandern wir durch die weite, weiße Welt. Es schlafen Bächlein und See unterm Eise, es träumt der Wald einen tiefen Traum. Es schlafen Bächlein und See unterm Eise, es träumt der Wald einen tiefen Traum. Durch den Schnee, der leise fällt, wandern wir, wandern wir durch die weite, weiße Welt. Vom hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen erfüllt die Herzen mit Seligkeit. Vom hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen erfüllt die Herzen mit Seligkeit. Unterm sternbeglänzten Zelt wandern wir, wandern wir durch die weiße, weite Welt. Volksweise aus der Schweiz
Schlaf' ein, mein süßes Kind, Da draußen singt der Wind. Er singt die ganze Welt in Ruh', Deckt sie mit weißen Betten zu. Und bläst er ihr auch in's Gesicht, Sie rührt sich nicht und regt sich nicht, Tut auch kein Händchen strecken Aus ihren weichen Decken. Schlaf' ein, mein süßes Kind, Da draußen geht der Wind. Pocht an die Fenster und schaut hinein, Und hört er wo die Kind noch schrei'n. Da schilt und brummt und summt er sehr, Holt gleich sein Bett voll Schnee daher, Und deckt es auf die Wiegen, Wenn's Kind nicht still will liegen. Schlaf' ein, mein süßes Kind, Da draußen weht der Wind, Er rüttelt an dem Tannenbaum, Da fliegt heraus ein schöner Traum. Der fliegt durch Schnee und Nacht und Wind Geschwind, geschwind zum lieben Kind, Und singt von lust'gen Dingen, Die's Christkind ihm wird bringen. Robert Reinick (1805-1852)
Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt, und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus, den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin, bereit - und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit. Rainer Maria Rilke