Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält; denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. Friedrich Hebbel
In des Sees Wogenspiele Fallen durch den Sonnenschein Sterne, ach, gar viele, viele, Flammend leuchtend stets hinein. Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-1867)
Herbstrose Nun laß den Sommer gehen, Laß Sturm und Winde wehen. Bleibt diese Rose mein, Wie könnt ich traurig sein? Joseph von Eichendorff
Nach einem Regen Sieh, der Himmel wird blau; die Schwalben jagen sich wie Fische über den nassen Birken. Und du willst weinen? In deiner Seele werden bald die blanken Bäume und blauen Vögel ein goldnes Bild sein. Und du weinst? Mit meinen Augen seh ich in deinen zwei kleine Sonnen. Und du lächelst. Richard Dehmel (1863-1920)
Hast du ein kleines Gärtchen nur Und sei's auch noch so klein, Die schönste Blume der Natur, Die passt bestimmt hinein. Die Sonnenblume nennt man sie Mit ihrem goldnen Kleid, Die einen ganzen Sommer lang So manches Herz erfreut. Die Bienen und die Vögelein Sie laben sich an ihr. Sie fängt den ganzen Sommer ein, Drum lieb' ich sie so sehr. Den Blick zur Sonne stets gewandt, So steht sie strahlend da. Als hätt' sie eines Meisters Hand Gemalt so wunderbar. Und wenn die liebe Sonn einmal Von Wolken tief verhüllt, Schau dir die Sonnenblume an, sie ist ihr Ebenbild. Agnes Glasneck
Auch in einer großen Stadt zeigt der Herbst, was er für Farben hat. Es ist so wunderschön, man kann sich nicht satt genug daran sehn. Wer mit offenen Augen durch den Park jetzt geht, auch wenn ihm der Wind um die Nase weht, dem wird so viel Schönes gezeigt, vor dem er sich sicher in Gedanken verneigt. Man sieht seltsame Früchte auf den Bäumen, die kennt man noch nicht einmal aus Träumen. Und was wird uns sonst noch geboten? Auf einem großen Baum ganz seltsame Schoten! Das Funkeln der Bäume in der Sonne, das zu sehen, ist einfach eine Wonne. Ich hab sie mal hierhin gestellt, mal sehn, ob es Euch auch gefällt? Neli
Herbst Feldeinwärts flog ein Vögelein Und sang im muntern Sonnenschein Mit süßem, wunderbarem Ton: Ade, ich fliege nun davon. Weit, weit, reis ich noch heut. Ich horchte auf den Feldgesang, Mir ward so wohl und doch so bang. Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust Stieg wechselnd bald und sank die Brust. Herz, Herz, brichst du vor Wonn' oder Schmerz? Doch als ich Blätter fallen sah, Da sagt ich: Ach, der Herbst ist da, Der Sommergast, die Schwalbe, zieht, Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht Weit, weit, rasch mit der Zeit. Doch rückwärts kam der Sonnenschein, Dicht zu mir drauf das Vögelein, Es sah mein tränend Angesicht Und sang: Die Liebe wintert nicht. Nein, nein! ist und bleibt Frühlingsschein. Ludwig Tieck
Oktoberlied Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! </SPAN> Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz - Stoß an und lass es klingen! Wir wissen's doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen. Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen. Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Genießen, ja genießen! Theodor Strom
George, Stefan (1868-1933) Komm in den totgesagten park Komm in den totgesagten park und schau: Der schimmer ferner lächelnder gestade Der reinen wolken unverhofftes blau Erhellt die weiher und die bunten Pfade. Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau Von Birken und von Buchs - der wind ist lau Die späten Rosen welkten noch nicht ganz Erlese küsse sie und flicht den Kranz Vergiss auch diese letzten Astern nicht Den purpur um die ranken wilder Reben Und auch was übrig blieb von grünem Leben Verwinde leicht im herbstlichen Gesicht. Gitta
Astern blühen schon im Garten, Schwächer trifft der Sonnenpfeil. Blumen, die den Tod erwarten Durch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Heide, Blätter zittern durch die Luft. Und es liegen Wald und Weide Unbewegt in blauem Duft. Pfirsich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbstes Freuden, Herbstes Trauer, Welke Rosen, reife Frucht. Detlev von Liliencron (1844-1909)
Bunt sind schon die Wälder, Gelb die Stoppelfelder, Und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, Graue Nebel wallen, Kühler weht der Wind. Wie die volle Traube Aus dem Rebenlaube Purpurfarbig strahlt! Am Geländer reifen Pfirsiche, mit Streifen Rot und weiß bemalt. Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)
Was schimmert dort auf dem Berge so schön, wenn die Sternlein hoch am Himmel aufgeh'n? Das ist die Kapelle still und klein, sie ladet den Pilger zum Beten ein. Was tönet in der Kapelle zur Nacht so feierlich ernst, in ruhiger Pracht? Das ist der Brüder geweihter Chor, die Andacht hebt sie zum Herrn empor. Was hallet und klinget so wunderbar vom Berge herab so tief und klar? Das ist das Glöcklein, das in die Gruft am frühen Morgen den Pilger ruft. Heinrich Karl Breidenstein (1796-1876)
Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten. Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter. Georg Trakl (1887-1914)
Dauer im Wechsel Hielte diesen frühen Segen, Ach, nur Eine Stunde fest! Aber vollen Blütenregen Schüttelt schon der laue West. Soll ich mich des Grünen freuen, Dem ich Schatten erst verdankt? Bald wird Sturm auch das zerstreuen Wenn es falb im Herbst geschwankt. Willst du nach den Früchten greifen, Eilig nimm dein Teil davon! Diese fangen an zu reifen, Und die andern keimen schon; Gleich mit jedem Regengusse, Ändert sich dein holdes Tal, Ach, und in demselben Flusse Schwimmst du nicht zum zweitenmal. Du nun selbst! Was felsenfeste Sich vor dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste Stets mit andern Augen an. Johann Wolfgang von Goethe
Herz, nun so alt und noch immer nicht klug, Hoffst du von Tagen zu Tagen, Was dir der blühende Frühling nicht trug, Werde der Herbst dir noch tragen! Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch, Immer zu schmeicheln, zu kosen. Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch, Abends verstreut er die Rosen. Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch, Bis er ihn völlig gelichtet. Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch, Was wir geliebt und gedichtet Friedrich Rückert
Vier Brüder geh'n Jahr aus, Jahr ein Im ganzen Jahr spazieren; Doch Jeder kommt für sich allein, uns Gaben zuzuführen. Der erste kommt mit leichtem Sinn, in reines Blau gehüllet, streut Knospen, Blätter, Blüten hin, Die er mit Düften füllet. Der zweite tritt schon ernster auf Mit Sonnenschein und Regen, Streut Blumen aus in seinem Lauf, Der Ernte reichen Segen. Der Dritte naht mit Überfluss Und füllet Küch' und Scheune, Bringt uns zum süßesten Genuss Viel Äpfel, Nüss und Weine. Verdrießlich braust der Vierte her, In Nacht und Graus gehüllet, Zieht Feld und Wald und Wiesen leer, die er mit Schnee erfüllet. Wer sagt mir, wer die Brüder sind, die so einander jagen? Leicht rät sie wohl ein jedes Kind, Drum brauch' ich's nicht zu sagen. Friedrich Schiller
Schon ins Land der Pyramiden Flohn die Störche übers Meer; Schwalbenflug ist längst geschieden, Auch die Lerche singt nicht mehr. Seufzend in geheimer Klage Streift der Wind das letzte Grün; Und die süßen Sommertage, Ach, sie sind dahin, dahin! Nebel hat den Wald verschlungen, Der dein stillstes Glück gesehn; Ganz in Duft und Dämmerungen Will die schöne Welt vergehn. Nur noch einmal bricht die Sonne Unaufhaltsam durch den Duft, Und ein Strahl der alten Wonne Rieselt über Tal und Kluft. Und es leuchten Wald und Heide, Daß man sicher glauben mag, Hinter allem Winterleide Lieg' ein ferner Frühlingstag. Und sind die Blumen abgeblüht, So brecht der Äpfel goldne Bälle; Hin ist die Zeit der Schwärmerei, So schätzt nun endlich das Reelle! Theodor Storm
Gute Nacht! Gute Nacht! Allen Müden sei's gebracht; neigt der Tag sich still zum Ende ruhen alle fleiß'gen Hände, bis der Morgen neu erwacht! Gute Nacht, gute Nacht! Schlummert süß! Träumt euch euer Paradies; wem die Liebe raubt den Frieden werd' ein schöner Traum beschieden, als ob Liebchen ihn begrüß?! Schlummert süß, schlummert süß! Theodor Körner (1791-1813)
Sieh hinaus! Hör gut zu! Im Herbst ist niemals Ruh`. Die Blätter der Bäume tausend Farben und Träume gehen mir durch den Kopf. In Gedanken versunken lauf ich durch den Wald und man an einer Lichtung halt. Kommt da ein Reh und hier ein Igel. Die Natur verleiht mir Flügel. Der Wind gibt mir Kraft. Der Regen den Saft für neue Ideen und ein wenig Freude am Leben! Es wird noch viel geschehen! Wenn die Kälte bricht herein. Blätter fallen von den Bäumen. Hast du nicht Zeit zu träumen? Verfasser unbekannt
Ward ein Blümelein mir geschenket, Hab's gepflanzt und hab's getränket, Vöglein, kommt und gebet acht! Gelt, ich hab' es recht gemacht. Sonne, laß mein Blümchen sprießen! Wolke, komm' es zu begießen! Richt' empor dein Angesicht, Liebes Blümchen, fürcht dich nicht! Und ich kann es kaum erwarten, Täglich geh' ich in den Garten, Täglich frag ich: Blümchen sprich! Blümchen, bist du bös auf mich? Sonne ließ mein Blümchen sprießen, Wolke kam, es zu begießen, Jedes hat sich brav gemüht, Und mein liebes Blümchen blüht. Wie's vor lauter Freude weinet! Freut sich, daß die Sonne scheinet! Schmetterlinge, fliegt herbei, Sagt ihm doch, wie schön es sei! Volkslied