Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
    Die Luft ist still, als atmete man kaum,
    und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
    die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
    O stört sie nicht, die Feier der Natur!
    Dies ist die Lese, die sie selber hält;
    denn heute löst sich von den Zweigen nur,
    was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.


    Friedrich Hebbel


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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    In des Sees Wogenspiele
    Fallen durch den Sonnenschein
    Sterne, ach, gar viele, viele,
    Flammend leuchtend stets hinein.


    Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-1867)



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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbstrose

    Nun laß den Sommer gehen,
    Laß Sturm und Winde wehen.
    Bleibt diese Rose mein,
    Wie könnt ich traurig sein?



    Joseph von Eichendorff


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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Nach einem Regen

    Sieh, der Himmel wird blau;
    die Schwalben jagen sich
    wie Fische über den nassen Birken.
    Und du willst weinen?

    In deiner Seele werden bald
    die blanken Bäume und blauen Vögel
    ein goldnes Bild sein.
    Und du weinst?

    Mit meinen Augen
    seh ich in deinen
    zwei kleine Sonnen.
    Und du lächelst.



    Richard Dehmel (1863-1920)


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  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Hast du ein kleines Gärtchen nur
    Und sei's auch noch so klein,
    Die schönste Blume der Natur,
    Die passt bestimmt hinein.


    Die Sonnenblume nennt man sie
    Mit ihrem goldnen Kleid,
    Die einen ganzen Sommer lang
    So manches Herz erfreut.

    Die Bienen und die Vögelein
    Sie laben sich an ihr.
    Sie fängt den ganzen Sommer ein,
    Drum lieb' ich sie so sehr.

    Den Blick zur Sonne stets gewandt,
    So steht sie strahlend da.
    Als hätt' sie eines Meisters Hand
    Gemalt so wunderbar.


    Und wenn die liebe Sonn einmal
    Von Wolken tief verhüllt,
    Schau dir die Sonnenblume an,
    sie ist ihr Ebenbild.


    Agnes Glasneck

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  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Auch in einer großen Stadt
    zeigt der Herbst, was er für Farben hat.
    Es ist so wunderschön,
    man kann sich nicht satt genug daran sehn.

    Wer mit offenen Augen durch den Park jetzt geht,
    auch wenn ihm der Wind um die Nase weht,
    dem wird so viel Schönes gezeigt,
    vor dem er sich sicher in Gedanken verneigt.

    Man sieht seltsame Früchte auf den Bäumen,
    die kennt man noch nicht einmal aus Träumen.
    Und was wird uns sonst noch geboten?
    Auf einem großen Baum ganz seltsame Schoten!

    Das Funkeln der Bäume in der Sonne,
    das zu sehen, ist einfach eine Wonne.
    Ich hab sie mal hierhin gestellt,
    mal sehn, ob es Euch auch gefällt?

    Neli



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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbst


    Feldeinwärts flog ein Vögelein
    Und sang im muntern Sonnenschein
    Mit süßem, wunderbarem Ton:
    Ade, ich fliege nun davon.
    Weit, weit, reis ich noch heut.

    Ich horchte auf den Feldgesang,
    Mir ward so wohl und doch so bang.
    Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust
    Stieg wechselnd bald und sank die Brust.
    Herz, Herz,
    brichst du vor Wonn' oder Schmerz?

    Doch als ich Blätter fallen sah,
    Da sagt ich: Ach, der Herbst ist da,
    Der Sommergast, die Schwalbe, zieht,
    Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht
    Weit, weit, rasch mit der Zeit.

    Doch rückwärts kam der Sonnenschein,
    Dicht zu mir drauf das Vögelein,
    Es sah mein tränend Angesicht
    Und sang: Die Liebe wintert nicht.
    Nein, nein! ist und bleibt Frühlingsschein.


    Ludwig Tieck

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  8. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Oktoberlied

    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
    Schenk ein den Wein, den holden!
    Wir wollen uns den grauen Tag
    Vergolden, ja vergolden!

    </SPAN>
    Und geht es draußen noch so toll,
    Unchristlich oder christlich,
    Ist doch die Welt, die schöne Welt,
    So gänzlich unverwüstlich!


    Und wimmert auch einmal das Herz -
    Stoß an und lass es klingen!
    Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
    Ist gar nicht umzubringen.


    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
    Schenk ein den Wein, den holden!
    Wir wollen uns den grauen Tag
    Vergolden, ja vergolden!


    Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
    Doch warte nur ein Weilchen!
    Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
    Es steht die Welt in Veilchen.


    Die blauen Tage brechen an,
    Und ehe sie verfließen,
    Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
    Genießen, ja genießen!


    Theodor Strom
     
  9. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    George, Stefan (1868-1933)
    Komm in den totgesagten park

    Komm in den totgesagten park und schau:
    Der schimmer ferner lächelnder gestade
    Der reinen wolken unverhofftes blau
    Erhellt die weiher und die bunten Pfade.
    Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau
    Von Birken und von Buchs - der wind ist lau
    Die späten Rosen welkten noch nicht ganz
    Erlese küsse sie und flicht den Kranz
    Vergiss auch diese letzten Astern nicht
    Den purpur um die ranken wilder Reben
    Und auch was übrig blieb von grünem Leben
    Verwinde leicht im herbstlichen Gesicht.
    Gitta
     
  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Astern blühen schon im Garten,
    Schwächer trifft der Sonnenpfeil.
    Blumen, die den Tod erwarten
    Durch des Frostes Henkerbeil.


    Brauner dunkelt längst die Heide,
    Blätter zittern durch die Luft.
    Und es liegen Wald und Weide
    Unbewegt in blauem Duft.


    Pfirsich an der Gartenmauer,
    Kranich auf der Winterflucht.
    Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
    Welke Rosen, reife Frucht.


    Detlev von Liliencron (1844-1909)

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  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Bunt sind schon die Wälder,
    Gelb die Stoppelfelder,
    Und der Herbst beginnt.
    Rote Blätter fallen,
    Graue Nebel wallen,
    Kühler weht der Wind.

    Wie die volle Traube
    Aus dem Rebenlaube
    Purpurfarbig strahlt!
    Am Geländer reifen
    Pfirsiche, mit Streifen
    Rot und weiß bemalt.

    Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)

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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Was schimmert dort auf dem Berge so schön,
    wenn die Sternlein hoch am Himmel aufgeh'n?
    Das ist die Kapelle still und klein,
    sie ladet den Pilger zum Beten ein.

    Was tönet in der Kapelle zur Nacht
    so feierlich ernst, in ruhiger Pracht?
    Das ist der Brüder geweihter Chor,
    die Andacht hebt sie zum Herrn empor.

    Was hallet und klinget so wunderbar
    vom Berge herab so tief und klar?
    Das ist das Glöcklein, das in die Gruft
    am frühen Morgen den Pilger ruft.


    Heinrich Karl Breidenstein (1796-1876)

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  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Gewaltig endet so das Jahr
    Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
    Rund schweigen Wälder wunderbar
    Und sind des Einsamen Gefährten.

    Da sagt der Landmann: Es ist gut.
    Ihr Abendglocken lang und leise
    Gebt noch zum Ende frohen Mut.
    Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

    Es ist der Liebe milde Zeit.
    Im Kahn den blauen Fluß hinunter
    Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
    Das geht in Ruh und Schweigen unter.



    Georg Trakl (1887-1914)


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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Dauer im Wechsel


    Hielte diesen frühen Segen,
    Ach, nur Eine Stunde fest!
    Aber vollen Blütenregen
    Schüttelt schon der laue West.
    Soll ich mich des Grünen freuen,
    Dem ich Schatten erst verdankt?
    Bald wird Sturm auch das zerstreuen
    Wenn es falb im Herbst geschwankt.

    Willst du nach den Früchten greifen,
    Eilig nimm dein Teil davon!
    Diese fangen an zu reifen,
    Und die andern keimen schon;
    Gleich mit jedem Regengusse,
    Ändert sich dein holdes Tal,
    Ach, und in demselben Flusse
    Schwimmst du nicht zum zweitenmal.

    Du nun selbst! Was felsenfeste
    Sich vor dir hervorgetan,
    Mauern siehst du, siehst Paläste
    Stets mit andern Augen an.


    Johann Wolfgang von Goethe


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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
    Hoffst du von Tagen zu Tagen,
    Was dir der blühende Frühling nicht trug,
    Werde der Herbst dir noch tragen!

    Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
    Immer zu schmeicheln, zu kosen.
    Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
    Abends verstreut er die Rosen.

    Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
    Bis er ihn völlig gelichtet.
    Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
    Was wir geliebt und gedichtet

    Friedrich Rückert



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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Vier Brüder geh'n Jahr aus, Jahr ein
    Im ganzen Jahr spazieren;
    Doch Jeder kommt für sich allein,
    uns Gaben zuzuführen.

    Der erste kommt mit leichtem Sinn,
    in reines Blau gehüllet,
    streut Knospen, Blätter, Blüten hin,
    Die er mit Düften füllet.

    Der zweite tritt schon ernster auf
    Mit Sonnenschein und Regen,
    Streut Blumen aus in seinem Lauf,
    Der Ernte reichen Segen.

    Der Dritte naht mit Überfluss
    Und füllet Küch' und Scheune,
    Bringt uns zum süßesten Genuss
    Viel Äpfel, Nüss und Weine.

    Verdrießlich braust der Vierte her,
    In Nacht und Graus gehüllet,
    Zieht Feld und Wald und Wiesen leer,
    die er mit Schnee erfüllet.

    Wer sagt mir, wer die Brüder sind,
    die so einander jagen?
    Leicht rät sie wohl ein jedes Kind,
    Drum brauch' ich's nicht zu sagen.



    Friedrich Schiller

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  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Schon ins Land der Pyramiden
    Flohn die Störche übers Meer;
    Schwalbenflug ist längst geschieden,
    Auch die Lerche singt nicht mehr.


    Seufzend in geheimer Klage
    Streift der Wind das letzte Grün;
    Und die süßen Sommertage,
    Ach, sie sind dahin, dahin!


    Nebel hat den Wald verschlungen,
    Der dein stillstes Glück gesehn;
    Ganz in Duft und Dämmerungen
    Will die schöne Welt vergehn.


    Nur noch einmal bricht die Sonne
    Unaufhaltsam durch den Duft,
    Und ein Strahl der alten Wonne
    Rieselt über Tal und Kluft.


    Und es leuchten Wald und Heide,
    Daß man sicher glauben mag,
    Hinter allem Winterleide
    Lieg' ein ferner Frühlingstag.


    Und sind die Blumen abgeblüht,
    So brecht der Äpfel goldne Bälle;
    Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
    So schätzt nun endlich das Reelle!


    Theodor Storm

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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Gute Nacht! Gute Nacht!
    Allen Müden sei's gebracht;
    neigt der Tag sich still zum Ende
    ruhen alle fleiß'gen Hände,
    bis der Morgen neu erwacht!
    Gute Nacht, gute Nacht!

    Schlummert süß!
    Träumt euch euer Paradies;
    wem die Liebe raubt den Frieden
    werd' ein schöner Traum beschieden,
    als ob Liebchen ihn begrüß?!
    Schlummert süß, schlummert süß!


    Theodor Körner (1791-1813)

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  19. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    Bärlin :-)
    Sieh hinaus! Hör gut zu!
    Im Herbst ist niemals Ruh`.
    Die Blätter der Bäume
    tausend Farben und Träume
    gehen mir durch den Kopf.

    In Gedanken versunken
    lauf ich durch den Wald
    und man an einer Lichtung halt.
    Kommt da ein Reh und hier ein Igel.
    Die Natur verleiht mir Flügel.

    Der Wind gibt mir Kraft.
    Der Regen den Saft
    für neue Ideen
    und ein wenig Freude am Leben!

    Es wird noch viel geschehen!
    Wenn die Kälte bricht herein.
    Blätter fallen von den Bäumen.
    Hast du nicht Zeit zu träumen?
    Verfasser unbekannt
     
  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Ward ein Blümelein mir geschenket,
    Hab's gepflanzt und hab's getränket,
    Vöglein, kommt und gebet acht!
    Gelt, ich hab' es recht gemacht.

    Sonne, laß mein Blümchen sprießen!
    Wolke, komm' es zu begießen!
    Richt' empor dein Angesicht,
    Liebes Blümchen, fürcht dich nicht!

    Und ich kann es kaum erwarten,
    Täglich geh' ich in den Garten,
    Täglich frag ich: Blümchen sprich!
    Blümchen, bist du bös auf mich?

    Sonne ließ mein Blümchen sprießen,
    Wolke kam, es zu begießen,
    Jedes hat sich brav gemüht,
    Und mein liebes Blümchen blüht.

    Wie's vor lauter Freude weinet!
    Freut sich, daß die Sonne scheinet!
    Schmetterlinge, fliegt herbei,
    Sagt ihm doch, wie schön es sei!


    Volkslied

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