Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie ein Grüssen, wie ein Singen
    geht mir's innig durch's Gemüt,
    nah und fern die Glocken klingen
    und der Tag ist nun verblüht.

    Doch in meiner Brust tief innen
    blühet weiter Duft und Glanz,
    daß ich Dein mit allen Sinnen,
    Dein nur bin, ich fühl' es ganz!


    Otto Roquette (1824-1896)


    [​IMG]
     
  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Erde, die uns dies gebracht,
    Sonne, die es reif gemacht:
    Liebe Sonne, liebe Erde,
    Euer nie vergessen werde!


    Christian Morgenstern (1871-1914)



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  3. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    August

    Das war des Sommers schönster Tag,
    Nun klingt er vor dem stillen Haus
    In Duft und süßem Vogelschlag
    Unwiederbringlich leise aus.


    In dieser Stunde goldnen Born
    Gießt schwelgerisch in roter Pracht
    Der Sommer aus sein volles Horn
    Und feiert seine letzte Nacht
    .


    Hermann Hesse
     

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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich danke Gott und freue mich
    Wie's Kind zur Weihnachtsgabe,
    Daß ich hier bin! Und daß ich dich
    Schön menschlich Antlitz habe.

    Daß ich die Sonne, Berg und Meer,
    Und Laub und Gras kann sehen
    Und abends unterm Sternenheer
    Und lieben Monde gehen.

    Ich danke Gott mit Saitenspiel,
    Dass ich kein König worden;
    Ich wär' geschmeichelt worden viel
    Und wär' vielleicht verdorben.

    Gott gebe mir nur jeden Tag.
    So viel ich darf zum Leben,
    Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
    Wie sollt' er's mir nicht geben!



    Matthias Claudius (1740-1815)




    [​IMG]
     
    #824 12. August 2010
    Zuletzt bearbeitet: 12. August 2010
  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Der blinde Knabe


    O sagt, ihr Lieben, mir einmal,
    Welch Ding ist's, Licht genannt?
    Was sind des Sehens Freuden all',
    Die niemals ich gekannt?

    Die Sonne, die so hell ihr seht,
    Mir Armen scheint sie nie;
    Ihr sagt, sie auf- und niedergeht,
    Ich weiß nicht, wann noch wie.

    Ich mach' mir selbst so Tag und Nacht,
    Dieweil ich schlaf' und spiel',
    Mein inn'res Leben schön mir lacht,
    Ich hab' der Freuden viel.

    Zwar kenn' ich nicht, was euch erfreut,
    Doch drückt mich keine Schuld,
    Drum freu' ich mich in meinem Leid
    Und trag' es mit Geduld.

    Ich bin so glücklich, bin so reich
    Mit dem, was Gott mir gab,
    Bin wie ein König froh, obgleich
    Ein armer, blinder Knab'.



    Jakob Nikolaus (1797-1855)

    [​IMG]
     
  6. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Die Welt ist allezeit schön

    Im Frühling prangt die schöne Welt
    In einem fast Smaragden Schein.


    Im Sommer glänzt das reife Feld,
    Und scheint dem Golde gleich zu sein.


    Im Herbste sieht man, als Opalen,
    Der Bäume bunte Blätter strahlen.


    Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
    Und reines Silber, Flut und Land.


    Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
    Ist sie zu allen Zeit schön.


    Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
     
  7. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Der Schmetterling

    Wie soll ich nicht tanzen,
    Es macht keine Mühe,
    Und reizende Farben
    Schimmern hier im Grünen.


    Immer schöner glänzen
    Meine bunten Flügel,
    Immer süßer hauchen
    Alle kleinen Blüten.


    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.


    Wie groß ist die Freude,
    Sei's spät oder frühe,

    Leichtsinnig zu schweben
    Über Tal und Hügel.


    Wenn der Abend säuselt,
    Seht ihr Wolken glühen;
    Wenn die Lüfte golden,
    Scheint die Wiese grüner.


    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.

    Friedrich von Schlegel

    [​IMG] [​IMG] [​IMG] [​IMG]


     
  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Ach hätte die Rose Flügel,
    sie flöge hinüber zu dir,
    und brächte dir tausend Grüsse,
    und du wüsstest sie kämen von mir.

    O könnte die Rose singen,
    ich sendete sie an dich
    und sie sänge dir dieses Liedchen,
    und du dächtest dabei an mich.

    Sie kann nicht fliegen, nicht singen!
    Ich bin die Sehnsucht so müd,
    drum fliege ich selber und bringe
    dir Gruß und Rose und Lied.



    R.E. Wegener


    [​IMG]


     
  9. guckilein

    guckilein die Gucki

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    Im September ist alles aus Gold:
    Die Sonne, die durch das Blau hinrollt,
    Das Stoppelfeld,
    Die Sonnenblume, schläfrig am Zaun,
    Das Kreuz auf der Kirche,
    Der Apfel am Baum.
    Ob er hält? Ob er fällt?
    Da wirft ihn geschwind
    Der Wind in die goldene Welt.

    Georg Britting

     
  10. Neli

    Neli Optimistin

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    So ruhig geh' ich meinen Pfad,
    So still ist mir zu Mut;
    Es dünkt mir jeder Weg gerad'
    Und jedes Wetter gut.

    Wohin mein Weg mich führen mag,
    Der Himmel ist mein Dach,
    Die Sonne kommt mit jedem Tag,
    Die Sterne halten Wach'.

    Und komm' ich spät und komm' ich früh
    Ans Ziel, das mir gestellt:
    Verlieren kann ich mich doch nie,
    O Gott, aus Deiner Welt!

    Josef von Eichendorff


    [​IMG]
     
  11. nido

    nido "Luxusweibchen" aus Nö

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    Bunte Blätter ...

    Die Sonne strahlt
    die Blätter braun
    der Herbst ergreift
    so seinen Raum

    Im leuchtend bunt

    der vielen Farben
    der Herbst der hat
    viel schöne Tage

    Die Jahreszeit

    die Wälder ziert
    bis das der Schnee
    die Landschaft ziert

    Der Herbst der schmückt

    die Jahreszeit
    Der Sommer ist
    Vergangenheit



    [​IMG] Autor: Gerhard Ledwina
    (*1949)
     
  12. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    [SIZE=+1]Sonniger Herbsttag[/SIZE]

    Abschiedshauch durchweht die Lüfte,
    Letzte Farben, letzte Düfte,
    Und ein letzter holder Klang. -
    Wo sind jene schönen Tage,
    Da aus jedem Blüthenhage
    Tönte Nachtigallensang?

    Zwar noch blüht die letzte Rose,
    Doch die bleiche Herbstzeitlose
    Schimmert schon im Wiesengrün;
    Sie verschlief das beste Wetter
    Und nun kommt sie ohne Blätter
    Sich beizeit noch auszublühn.


    Träumerisch in sich versunken
    Und wie von Erinnrung trunken
    Liegt die Welt so blau und weit,
    Sehnsuchtsvoll, mit sanfter Klage,
    Still gedenkend goldner Tage
    Und der schönen Rosenzeit!


    Seidel, Heinrich (1842-1906)
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Septembermorgen


    Im Nebel ruhet noch die Welt,
    Noch träumen Wald und Wiesen.
    Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt,
    Den blauen Himmel unverstellt,
    Herbstkräftig die gedämpfte Welt
    Im warmem Golde fließen.


    Eduard Mörike

    [​IMG]
     
  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Komm, stiller Abend, nieder,
    Auf unsre kleine Flur,
    Dir tönen unsre Lieder!
    Wie schön bist du Natur!

    Schon steigt die Abendröthe,
    Herab in's kühle Thal,
    Schon glänzt auf unsrer Flöte,
    Der Sonne letzter Strahl.

    All überall herrscht Schweigen,
    Nur schwingt der Vögel Chor
    Noch aus den dunkeln Zweigen
    Den Nachtgesang empor.



    Matthias Claudius

    [​IMG]
     
  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich weiss mir ein Plätzchen
    So heimlich und kühl,
    Das lockt mich mit Freundlichkeit an,
    Das gibt mir wohltätig
    Der Freuden so viel.
    Da bin ich so oft ich nur kann.

    Wie schön hier Gipfel
    Des Berges begrenzt
    Die Burg, die so herrlich sich zeigt,
    Am herrlichsten, wenn sie
    In Feuergold glänzt
    Und Phöbus zum Meere sich neigt.

    Die Kräuter der Wiesen,
    Die Blüten im Hain
    Verstreuen erquickenden Duft.
    Kommt Zephyr und schmeichelt
    Bei dämmerndem Schein
    Des Hespers die schlummernde Luft.

    Da sitz ich verloren
    In glücklicher Ruh,
    Der Unmut zerfliesst dann wie Schaum.
    Das Götterkind Phantasus
    Schleicht sich hinzu
    Und schwatzt mich in seligen Traum.



    Dichter unbekannt

    [​IMG]
     
  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Liebe 1mimo1,

    vielen Dank für Deinen Tipp. Ich freue mich sehr, dass so viele
    die Naturgedichte lesen.

    Die Seite, aus der ich das Gedicht bzw. Lied habe,

    schreibt so:

    by Anonymous/Unidentified Artist [​IMG]
    [​IMG] sometimes misattributed to Johann Georg Jacobi (1740-1814)

    Leider weiß ich nicht, was genau "misattributed"
    genau heißt.
    Nach dem google Übersetzer heißt es
    "korrekt bewertet".

    Ich nehme also an, das das Gedicht dann von Johann Georg Jacobi
    bekannt gemacht wurde, er aber auch nicht genau wußte,
    von wem es geschrieben wurde.

    Der Titel des Gedichtes ist

    "Mein Plätzchen".

    Auf jeden Fall gefällt es mir sehr,
    ich hoffe, Euch auch.

    [​IMG]

    Viele liebe Grüße

    Neli
     
  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Auch kleine Dinge können uns entzücken,
    Auch kleine Dinge können teuer sein.
    Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen schmücken;
    Sie werden schwer bezahlt und sind nur klein.


    Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht,
    Und wird um ihre Güte doch gesucht.
    Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist,
    Und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt.

    Paul Heyse (1830-1914)


    [​IMG]


     
  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Wo lebt' ich glücklicher verborgen,
    Als unterm Úlmenschatten hier!
    Es fliehen, fern von Gram und Sorgen,
    In süßer Ruh die Tage mir.
    Im edlen Selbstgenusse schwindet
    Mein Leben ohne Sehnsuchtsglut,
    Und meine heitre Seele findet
    Im Frieden nur das höchste Gut.

    Was mangelt mir zum Erdenglücke?
    An Blum' und Frucht ist reich die Au;
    Es kleidet meinem freien Blicke
    Der Himmel sich in schön'res Blau.
    Und wann Gewitter ihn umzogen,
    Wann Hagel rauscht und Donner kracht,
    So strahlt der milde Regenbogen
    Bald Frieden durch die Wolkennacht.

    Die Zwietracht herrscht im Weltgetümmel
    Und jeden Schritt verfolgt der Schmerz;
    Kaum lacht, o Einsamkeit! dein Himmel,
    So kehret Ruh' in's bange Herz.
    Seht ihr dort wilde Fluten schäumen
    Und tobend über Klippen fliehn?
    Besänftigt unter meinen Bäumen
    Rinnt still dasselbe Wasser hin.


    Karl Philipp Lohbauer (1777-1809)


    [​IMG]

     
  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Dauer im Wechsel

    Hielte diesen frühen Segen,
    Ach, nur Eine Stunde fest!
    Aber vollen Blütenregen
    Schüttelt schon der laue West.
    Soll ich mich des Grünen freuen,
    Dem ich Schatten erst verdankt?
    Bald wird Sturm auch das zerstreuen
    Wenn es falb im Herbst geschwankt.

    Willst du nach den Früchten greifen,
    Eilig nimm dein Teil davon!
    Diese fangen an zu reifen,
    Und die andern keimen schon;
    Gleich mit jedem Regengusse,
    Ändert sich dein holdes Tal,
    Ach, und in demselben Flusse
    Schwimmst du nicht zum zweitenmal.

    Du nun selbst! Was felsenfeste
    Sich vor dir hervorgetan,
    Mauern siehst du, siehst Paläste
    Stets mit andern Augen an.

    Johann Wolfgang von Goethe



    [​IMG]
     
  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Knospe träumte von Sonnenschein,
    Vom Rauschen der Blätter im grünen Hain,
    Von der Quelle melodischem Wogenfall,
    Von süssen Tönen der Nachtigall,
    Und von den Lüften, die kosen und schaukeln,
    Und von den Düften, die schmeicheln und gaukeln.

    Und als die Knospe zur Ros' erwacht,
    Da hat sie mild durch Tränen gelacht
    Und hat geschaut und hat gelauscht,
    Wie's leuchtet und klingt,
    Wie's duftet und rauscht.

    Als all ihr Träumen nun wurde wahr,
    Da hat sie vor süssem Staunen gebebt
    Und leis geflüstert: Ist mir's doch gar,
    Als hätt ich das alles schon einmal erlebt.


    Friedrich von Sallet (1812-1843)


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