Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Kein Hälmlein wächst auf Erden,
    Der Himmel hat's betaut,
    Und kann kein Blümlein werden,
    Die Sonne hat's erschaut.

    Wenn du auch tief beklommen
    In Waldesnacht allein:
    Einst wird von Gott dir kommen
    Dein Tau und Sonnenschein.

    Dann sproßt, was dir indessen
    Als Keim im Herzen lag,
    So ist kein Ding vergessen,
    Ihm kommt ein Blütentag.


    Albert Emil Brachvogel (1824-1878)
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Rose, Meer und Sonne
    Sind ein Bild der Liebsten mein,
    Die mit ihrer Wonne
    Faßt mein ganzes Leben ein.

    Aller Glanz, ergossen,
    Aller Tau der Frühlingsflur,
    Liegt vereint beschlossen
    In dem Kelch der Rose nur.

    Alle Farben ringen,
    Alle Düft' im Lenzgefild',
    Um hervorzubringen
    Im Verein der Rose Bild.

    Alle Ströme haben
    Ihren Lauf auf Erden bloß,
    Um sich zu begraben
    Sehnend in des Meeres Schoß.

    Alle Quellen fließen
    In den unerschöpften Grund,
    Einen Kreis zu schließen
    Um der Erde blüh'ndes Rund.


    Friedrich Rückert

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  3. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Kornblumen flecht ich dir zum Kranz...

    Kornblumen flecht' ich dir zum Kranz
    Ins blonde Lockenhaar.
    Wie leuchtet doch der blaue Glanz
    Auf goldnem Grund so klar!

    Der blaue Kranz ist meine Lust;
    Er sagt mir stets aufs neu,
    Wohl keine sei in tiefster Brust
    Wie du, mein Kind, so treu.

    Auch mahnt sein Himmelblau zugleich
    Mich heimlich süßer Art,
    Daß mir ein ganzes Himmelreich
    In deiner Liebe ward.
    Emanuel Geibel

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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Mit geheimnisvollen Düften
    Grüßt vom Hang der Wald mich schon,
    Über mir in hohen Lüften
    Schwebt der erste Lerchenton.

    In den süßen Laut versunken
    Wall' ich hin durchs Saatgefild,
    Das noch halb vom Schlummer trunken
    Sanft dem Licht entgegenschwillt.

    Welch ein Sehnen! welch ein Träumen!
    Ach, du möchtest vorm Verglühn
    Mit den Blumen, mit den Bäumen,
    Altes Herz, noch einmal blühn.


    Emanuel Geibel


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  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Sonntag ist gekommen,
    Ein Sträußchen auf dem Hut;
    Sein Aug ist mild und heiter,
    Er meint's mit allen gut.

    Er steiget auf die Berge,
    Er wandelt durch das Tal,
    Er ladet zum Gebete
    Die Menschen allzumal.

    Und wie in schönen Kleidern
    Nun pranget jung und alt,
    Hat er für sie geschmücket
    Die Flur und auch den Wald.

    Und wie er allen Freude
    Und Frieden bringt und Ruh,
    So ruf auch du nun jedem
    "Gott grüß dich" freundlich zu.



    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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  6. Neli

    Neli Optimistin

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    In des Sees Wogenspiele
    Fallen durch den Sonnenschein
    Sterne, ach, gar viele, viele,
    Flammend leuchtend stets hinein.

    Wenn der Mensch zum See geworden,
    In der Seele Wogenspiele
    Fallen aus des Himmels Pforten
    Sterne, ach, gar viele, viele.


    Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-1867)

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Blümelein sie schlafen
    schon längst im Mondenschein,
    sie nicken mit den Köpfen
    auf ihren Stengelein.
    Es rüttelt sich der Blütenbaum,
    es säuselt wie im Traum:
    Schlafe, schlafe, schlaf du, meine Kindelein!

    Die Vögelein sie sangen
    so süß im Sonnenschein,
    sie sind zur Ruh gegangen
    in ihre Nestchen klein.
    Das Heimchen in dem Ährengrund,
    es tut allein sich kund:
    Schlafe, schlafe, schlaf du, meine Kindelein!

    Sandmännchen kommt geschlichen
    und guckt durchs Fensterlein,
    ob irgend noch ein Liebchen
    nicht mag zu Bette sein.
    Und wo es nur ein Kindchen fand,
    streut er ihm in die Augen Sand.
    Schlafe, schlafe, schlaf du, meine Kindelein!

    Sandmannchen aus dem Zimmer,
    Es schlaft mein Herzchen fein,
    Es is gar fest verschlossen
    Schon sien Guckäugelein.
    Es leuchtet morgen mir Willkomm
    das Äugelein so fromm!
    Schlafe, schlafe, schlaf du, meine Kindelein!


    Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio (1802-1869)


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    __________________
     
  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Mohnblumen sind die runden,
    rotblutigen gesunden,
    die sommersproßgebraunten,
    die immer froh gelaunten,
    kreuzbraven, kreuzfidelen,
    tanznimmermüden Seelen;

    die unter'm Lachen weinen
    und nur geboren scheinen,
    die Kornblumen zu necken,
    und dennoch oft verstecken
    die weichsten, besten Herzen,
    im Schlinggewächs von Scherzen;

    die man, weiß Gott, mit Küssen
    ersticken würde müssen,
    wär' man nicht immer bange,
    umarmest du die Range,
    sie springt ein voller Brander
    aufflammend auseinander.


    Felix Ludwig Julius Dahn (1834-1912)


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  9. Neli

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    Grün ist der Jasminenstrauch
    Abends eingeschlafen,
    Als ihn mit des Morgens Hauch
    Sonnenlichter trafen,
    Ist er schneeweiß aufgewacht:
    "Wie geschah mir in der Nacht?"
    Seht, so geht es Bäumen,
    Die im Frühling träumen.


    Friedrich Rückert

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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Kindheit

    Ein Gärtlein weiß ich noch auf Erden,
    Drin wandl' ich gern bei Tag und Nacht;
    Das kann mir nie verwüstet werden,
    Es ist von Engeln stets bewacht.

    Da zeigt sich noch den Augen immer
    Der Himmel wolkenleer und blau,
    Da äugelt noch wie Demantschimmer
    An Gras und Blättern Himmelsthau.

    Da fließen noch die Brünnlein helle,
    Nichts hemmt noch trübet ihren Lauf;
    Da sprießen noch an jeder Stelle
    Die schönsten Blumen Morgens auf.

    Da schwirren noch auf güldnen Schwingen
    Die Käfer Freud und Lust uns zu;
    Und aus den dunklen Büschen singen
    Uns Nachtigallen Fried' und Ruh.

    Da müssen noch die Klagen schweigen;
    Da ist das Herz noch allzeit reich,
    Da hangt an immer grünen Zweigen
    Noch traulich Blüth' und Frucht zugleich.

    Da giebt's noch keine finstern Mienen,
    Nicht Zank noch Neid nicht, Haß noch Zorn;
    Da summen stachellos die Bienen
    Und Rosen blühen ohne Dorn.

    Da lächelt schöner noch die Sonne,
    Und heller blinkt uns jeder Stern;
    Nur nahe sind uns Freud' und Wonne,
    Und alle Sorgen bleiben fern.

    O sucht das Gärtlein nicht auf Erden!
    Es ist und bleibt uns immer nah:
    Wir dürfen nur wie Kinder werden --
    Und sieh, gleich ist das Gärtlein da.



    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Wärst du nicht, heil'ger Abendschein!
    Wärst du nicht, sternerhellte Nacht!
    Du Blütenschmuck! Du üpp'ger Hain!
    Und du, Gebirg', voll ernster Pracht!
    Du Vogelsang aus Himmeln hoch!
    Du Lied aus voller Menschenbrust!
    Wärst du nicht, ach, was füllte noch
    In arger Zeit ein Herz mit Lust?


    Justinus Kerner (1786-1862)



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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Geh aus, mein Herz, und suche Freud
    In dieser lieben Sommerzeit
    An deines Gottes Gaben;
    Schau an der schönen Gärten Zier,
    Und siehe, wie sie mir und dir

    Sich ausgeschmücket haben.

    Die Bäume stehen voller Laub,
    Das Erdreich decket seinen Staub
    Mit einem grünen Kleide;
    Narzissus und die Tulipan,
    Die ziehen sich viel schöner an
    Als Salomonis Seide.

    Die Lerche schwingt sich in die Luft,
    Das Täublein fleugt aus seiner Kluft
    Und macht sich in die Wälder,
    Die hochbegabte Nachtigall
    Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
    Berg, Hügel, Tal und Felder.

    Die Glucke führt ihr Völklein aus,
    Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
    Das Schwälblein speist die Jungen,
    Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
    Ist froh und kommt aus seiner Höh
    Ins tiefe Gras gesprungen.

    Die Bächlein rauschen in dem Sand
    Und malen sich und ihren Rand
    Mit schattenreichen Myrten;
    Die Wiesen liegen hart dabei
    Und klingen ganz vom Lustgeschrei
    Der Schaf und ihrer Hirten.

    Die unverdroßne Bienenschar
    Fliegt hin und her, sucht hie und da
    Ihr edle Honigspeise,
    Des süßen Weinstocks starker Saft
    Bringt täglich neue Stärk' und Kraft
    In seinem schwachen Reise.

    Der Weizen wächset mit Gewalt,
    Darüber jauchzet jung und alt
    Und rühmt die große Güte
    Des, der so überflüssig labt
    Und mit so manchem Gut begabt
    Das menschliche Gemüte.

    Ich selbsten kann und mag nicht ruhn,
    Des großen Gottes großes Tun
    Erweckt mir alle Sinnen:
    Ich singe mit, wenn alles singt,
    Und lasse was dem Höchsten klingt
    Aus meinem Herzen rinnen.


    Paul Gerhardt (1606-1676)


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  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Laßt mich ruhen, laßt mich träumen,
    Wo die Abendwinde linde
    Säuseln in den Blütenbäumen,
    Wo der Nachtigallen Lieder
    Wieder in der Zweige Dämmrung schallen!

    Wie des Mondes Silberhelle
    Auf des Baches dunkler Welle
    Spielt in dieser lichten Stunde
    Auf des Weges dunklem Grunde
    Der vergangnen Tage
    Freud' und Klage.
    Der Erinnrung Lust und Schmerzen
    Flimmern auf in meinem Herzen -

    Laßt mich ruhen, laßt mich träumen
    Bei der Nachtigallen Sange
    Unter vollen Blütenbäumen
    Lange -- lange!


    August Heinrich Hugo von Fallersleben


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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Ach hätte die Rose Flügel,
    sie flöge hinüber zu dir,
    und brächte dir tausend Grüsse,
    und du wüsstest sie kämen von mir.

    O könnte die Rose singen,
    ich sendete sie an dich
    und sie sänge dir dieses Liedchen,
    und du dächtest dabei an mich.

    Sie kann nicht fliegen, nicht singen!
    Ich bin die Sehnsucht so müd,
    drum fliege ich selber und bringe
    dir Gruß und Rose und Lied.



    R. E. Wegener


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  15. Neli

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    Jeden Morgen geht die Sonne auf
    In der Wälder wundersamer Runde.
    Und die hohe, heilge Schöpferstunde,
    Jeden Morgen nimmt sie ihren Lauf.

    Jeden Morgen aus dem Wiesengrund
    Heben weiße Schleier sich ins Licht,
    Uns der Sonne Morgengang zu künden,
    Ehe sie das Wolkentor durchbricht.

    Jeden Morgen durch des Waldes Hall'n
    Hebt der Hirsch sein mächtiges Geweih.
    Der Pirol und dann die Vöglein alle
    Stimmen an die große Melodei.


    Hermann Claudius


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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Bienchen, Bienchen,
    Wiegt sich im Sonnenschein,
    Spielt um mein Kindelein,
    Summt dich in Schlummer ein,
    Süßes Gesicht.

    Spinnchen, Spinnchen,
    Flimmert im Sonnenschein,
    Schlummre mein Kindelein,
    Spinnt dich in Träume ein,
    Rühre dich nicht!

    Tiefedelinchen
    Schlüpft aus dem Sonnenschein
    Träume mein Kindelein
    Haucht dir ein Seelchen ein:
    Liebe zum Licht.


    Richard Fedor Leopold Dehmel (1863-1920)


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  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Mondnacht


    Es war, als hätt' der Himmel,
    Die Erde still geküßt,
    Daß sie im Blütenschimmer
    Von ihm nun träumen müßt.

    Die Luft ging durch die Felder,
    Die Ähren wogten sacht,
    Es rauschten leis die Wälder,
    So sternklar war die Nacht.

    Und meine Seele spannte
    Weit ihre Flügel aus,
    Flog durch die stillen Lande,
    Als flöge sie nach Haus.


    Josef von Eichendorff


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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Sonnenblume
    möchte dich begrüßen
    dieweil sie sich so gern zur Sonne wendet.
    Nur steht zur Zeit
    sie noch zurückgewiesen;
    doch du erscheinst
    und sie ist gleich vollendet.


    Johann Wolfgang von Goethe


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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich bin die Blum' im Garten,
    Und muß in Stille warten,
    Wann und in welcher Weise
    Du trittst in meine Kreise.

    Kommst du, ein Strahl der Sonne,
    So werd' ich deiner Wonne
    Den Busen still entfalten
    Und deinen Blick behalten.

    Kommst du als Tau und Regen,
    So werd' ich deinen Segen
    In Liebesschalen fassen,
    Ihn nicht versiegen lassen.

    Und fährtest du gelinde
    Hin über mich im Winde,
    So werd' ich dir mich neigen,
    Sprechend: Ich bin dein eigen.



    Friedrich Rückert


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  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Sommerruh, wie schön bist du!
    Nachtigallenseelen tragen
    Ihre weichen süßen Klagen
    Sich aus dunkeln Lauben zu.
    Sommerruh, wie schön bist du!

    Sommerruh, wie schön bist du!
    Klare Glockenklänge klingen
    Aus der Lüfte lauen Schwingen
    Von der mondumblitzten Fluh.
    Sommerruh, wie schön bist du!

    Sommerruh, wie schön bist du!
    Welch ein Leben, himmlisch Weben!
    Engel durch die Lüfte schweben
    Ihrer blauen Heimat zu.
    Sommerruh, wie schön bist du!


    Christian Konrad Schad (1821-1871)




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