Wenn die Lerch' empor sich schwingt, Durch die blauen Lüfte singt, Und der Kibitz um sein Nest Kreisend sich vernehmen läßt, Und das Ackermännchen schnell Hüpft umher am Wiesenquell -- Dann, dann ist der Frühling da, Freud' und Leben fern und nah. Wenn das Veilchen freundlich blickt, Seinen Morgengruß uns nickt, Wenn der Himmelschlüssel sprießt, Seinen goldnen Kelch' erschließt, Und Schneeglöckchen bim bam bom Läuten: Frühling, komm komm komm! Dann, dann ist der Frühling da, Freud' und Leben fern und nah. Wenn das Auge Alles sieht Und das Ohr hört jedes Lied; Wenn das Herz von Lust bewegt Frei sich fühlt und voller schlägt, Und vergißt mit Einem Mal All des Winters Leid und Qual -- Dann, dann ist der Frühling da. August Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Nach diesen trüben Tagen, Wie ist so hell das Feld! Zerrißne Wolken tragen Die Trauer aus der Welt. Und Keim und Knospe mühet Sich an das Licht hervor, Und manche Blume blühet Zum Himmel still empor. Ja, auch so gar die Eichen Und Reben werden grün! O Herz, das sei dein Zeichen, Werde froh und kühn! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Es lockt und säuselt um den Baum: Wach auf aus deinem Schlaf und Traum, Der Winter ist zerronnen. Da schlägt er frisch den Blick empor, Die Augen sehen hell hervor Ans goldne Licht der Sonnen. Es zieht ein Wehen sanft und lau, Geschaukelt in dem Wolkenbau Wie Himmelsduft hernieder. Da werden alle Blumen wach, Da tönt der Vögel schmelzend Ach, Da kehrt der Frühling wieder. Es weht der Wind den Blütenstaub Von Kelch zu Kelch, von Laub zu Laub, Durch Tage und durch Nächte. Flieg auch, mein Herz, und flattre fort, Such hier ein Herz und such es dort, Du triffst vielleicht das Rechte. Jean Baptist Rosseau (1833-1897)
Weiche Gräser im Revier, schöne, stille Plätzchen! O, wie linde ruht es hier sich mit einem Schätzchen! Georg Friedrich Daumer (1800-1875)
Diese wundervolle Sonne sorgt bei mir für reine Wonne. Ich lass mich gerne auf sie ein denn sie wärmet mich ganz fein. setze mich auf einen platz wo ich genieße einen spatz eine amsel setzt sich noch dazu und auf dem Feld ne braune Kuh. Ein Huhn fängt an dort laut zu gackern.. ich seh den bauern am felde ackern und ich steh auf und geh von dannen zu den Tannen da ist es ruhiger..gggg.
Alle Blumen möcht' ich binden, Alle dir in einen Strauß Und mit Kränzen dich umwinden, Daß du lachend säh'st heraus. Alle Vögel möcht' ich fangen, Alle dir nach meinem Sinn, Wenn sie in den Zweigen sangen, Wies ich stets zu dir sie hin. Alle Schätze möcht' ich heben, Alle aus der Tiefe Schoß, Daß ich dir sie könnte geben Und du würdest reich und groß. Ach! was kann ich, und was hab' ich! Bin ich doch so arm wie du, Was ich hatte, ach! das gab ich, Und mich selbst, mich selbst dazu. Julius Wolff (1834-1910)
Kleine Blumen, kleine Blätter Streuen mir mit leichter Hand Gute, junge Frühlings-Götter Tändelnd auf ein luftig Band. Zephir, nimm's auf deine Flügel, Schling's um meiner Liebsten Kleid; Und so tritt sie vor den Spiegel All in ihrer Munterkeit. Sieht mit Rosen sich umgeben, Selbst wie eine Rose jung. Einen Blick, geliebtes Leben! Und ich bin belohnt genug. Fühle, was dies Herz empfindet, Reiche frei mir deine Hand, Und das Band, das uns verbindet, Sei kein schwaches Rosenband! Johann Wolfgang von Goethe
Der Mai ist auf dem Wege, Der Mai ist vor der Tür; Im Garten, auf der Wiese, Ihr Blümlein, kommt herfür! Da hab' ich den Stab genommen, Da hab' ich das Bündel geschnürt, Zieh' weiter und immer weiter, Wohin die Straße mich führt. Und über mir ziehen die Vögel, Sie ziehen in lustigen Reih'n; Sie zwitschern und trillern und flöten -, Als ging's in den Himmel hinein. Der Wandrer geht alleine, Geht schweigend seinen Gang; Das Bündel will ihn drücken; Der Weg wird ihm zu lang. Ja, wenn wir all' zusammen So zögen ins Land hinein! Und wenn auch das nicht wäre, Könnt' eine nur mit mir sein! Wilhelm Müller (1794-1827)
Leichte Silberwolken schweben Durch die erst erwärmten Lüfte, Mild, von Schimmer sanft umgeben, Blickt die Sonne durch die Düfte. Leise wallt und drängt die Welle Sich am reichen Ufer hin; Und wie reingewaschen helle, Schwankend hin und her und hin, Spiegelt sich das junge Grün. Still ist Luft und Lüftchen stille; Was bewegt mir das Gezweige? Schwüle Liebe dieser Fülle, Von den Bäumen durchs Gesträuche. Nun der Blick auf einmal helle, Sieh! der Bübchen Flatterschar, Das bewegt und regt so schnelle, Wie der Morgen sie gebar, Flügelhaft sich Paar und Paar. Fangen an, das Dach zu flechten - Wer bedürfte dieser Hütte? - Und wie Zimmrer, die gerechten, Bank und Tischchen in der Mitte! Und so bin ich noch verwundert, Sonne sinkt, ich fühl es kaum; Und nun führen aberhundert Mir das Liebchen in den Raum, Tag und Abend, welch ein Traum! Johann Wolfgang von Goethe
Es strahlt der Lenz aus tausend Zweigen, Froh hat sich die Natur verjüngt. Die Jugend schließt den muntern Reigen, Horch, wie dort durch des Haines Schweigen Das süße Lied der Vögel klingt. Doch schöner als der Klang im Liede Färbt sich am Quell die zarte Blüte. Karl Theodor Körner (1791-1813
Abend wird es wieder, Über Wald und Feld Säuselt Frieden nieder Und es ruht die Welt. Nur der Bach ergießet Sich am Felsen dort, Und er braust und fließet Immer, immer fort. Und kein Abend bringet Frieden ihm und Ruh, Keine Glocke klinget Ihm ein Rastlied zu. So in deinem Streben Bist, mein Herz, auch du: Gott nur kann dir geben Wahre Abendruh. August Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Sonnenuntergang Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir Von aller deiner Wonne; denn eben ist's, Dass ich gelauscht, wie, goldner Töne Voll, der entzückende Sonnenjüngling Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt'; Es tönten rings die Wälder und Hügel nach. Doch fern ist er zu frommen Völkern, Die ihn noch ehren, hinweggegangen. Friedrich Hölderlin
Unsre Wiesen grünen wieder, Blumen duften überall; Fröhlich tönen Finkenlieder, Zärtlich schlägt die Nachtigall. Alle Wipfel dämmern grüner, Liebe girrt und lockt darin; Jeder Schäfer wird nun kühner, Sanfter jede Schäferin. Blüten, die die Knosp' entwickeln, Hüllt der Lenz in zartes Laub; Färbt den Sammet der Aurikeln, Pudert sie mit Silberstaub. Sieh! das holde Maienreischen Dringt aus breitem Blatt hervor, Beut sich zum bescheidnen Sträußchen An der Unschuld Busenflor. Auf den zarten Stengeln wanken Tulpenkelche, rot und gelb, Und das Geißblatt flicht aus Ranken Liebenden ein Laubgewölb'. Alle Lüfte säuseln lauer Mit der Liebe Hauch uns an; Frühlingslust und Wonneschauer Fühlet, was noch fühlen kann. Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)
Frühlingsnacht Über'n Garten durch die Lüfte Hört' ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängt's schon an zu blühn. Jauchzen möcht' ich, möchte weinen, Ist mir's doch, als könnt's nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen's, Und im Träumen rauscht's der Hain, Und die Nachtigallen schlagen's: Sie ist deine! Sie ist dein! Josef von Eichendorff
Heinrich Heine Im wunderschönen Monat Mai Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen, da ist in meinem Herzen, die Liebe aufgegangen. Im wunderschönen Monat Mai, als alle Vögel sangen, da hab ich ihr gestanden mein Sehnen und Verlangen.
Willkommen, lieber schöner Mai, der unsre Flur verjüngt, daß ringsum Laub und Blumen neu aus vollen Knospen dringt. Dir tönt der Vögel Lobgesang, der ganze Buchenhain am Blumental ist Silber klang, und Bäche murmeln drein! Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
Im Frühling auf grünem Hügel, Da sassen viel Engelein. Die putzten sich ihre Flügel Und spielten im Sonnenschein. Da kamen Störche gezogen Und jeder sich eines nahm Und ist damit fortgeflogen Bis daß er zu Menschen kam. Und wo er anklopfte bescheiden, Der kluge Adolar, Da war das Haus voller Freuden, So geht es noch alle Jahr. Josef von Eichendorff
Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; «Er kam, er kam ja immer noch», Die Bäume nicken sich's zu. Sie konnten ihn all erwarten kaum, Nun treiben sie Schuß auf Schuß; Im Garten der alte Apfelbaum, Er sträubt sich, aber er muß. Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei, Es bangt und sorgt: «Es ist erst März, Und März ist noch nicht Mai.» O schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh: Es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag's auch du. Theodor Fontane (1819-1898)
Danke, liebe Elke, jetzt kommt wieder ein unbekanntes Frühlingsgedicht von Goethe: Ein Füllhorn von Blüten Ein zweites von Früchten Wie möcht ich gemütlich Zum Feste sie richten! Doch saust ein Gestöber In Lüften so wild: Wo alles erstarret, Genieße das Bild! Begrüße die Bilder! Sie gingen voran, Und andere folgen- So fort und fortan!