Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Wenn die Lerch' empor sich schwingt,
    Durch die blauen Lüfte singt,
    Und der Kibitz um sein Nest
    Kreisend sich vernehmen läßt,
    Und das Ackermännchen schnell
    Hüpft umher am Wiesenquell --
    Dann, dann ist der Frühling da,
    Freud' und Leben fern und nah.

    Wenn das Veilchen freundlich blickt,
    Seinen Morgengruß uns nickt,
    Wenn der Himmelschlüssel sprießt,
    Seinen goldnen Kelch' erschließt,
    Und Schneeglöckchen bim bam bom
    Läuten: Frühling, komm komm komm!
    Dann, dann ist der Frühling da,
    Freud' und Leben fern und nah.

    Wenn das Auge Alles sieht
    Und das Ohr hört jedes Lied;
    Wenn das Herz von Lust bewegt
    Frei sich fühlt und voller schlägt,
    Und vergißt mit Einem Mal
    All des Winters Leid und Qual --
    Dann, dann ist der Frühling da.


    August Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Nach diesen trüben Tagen,
    Wie ist so hell das Feld!
    Zerrißne Wolken tragen
    Die Trauer aus der Welt.

    Und Keim und Knospe mühet
    Sich an das Licht hervor,
    Und manche Blume blühet
    Zum Himmel still empor.

    Ja, auch so gar die Eichen
    Und Reben werden grün!
    O Herz, das sei dein Zeichen,
    Werde froh und kühn!


    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)


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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Es lockt und säuselt um den Baum:
    Wach auf aus deinem Schlaf und Traum,
    Der Winter ist zerronnen.
    Da schlägt er frisch den Blick empor,
    Die Augen sehen hell hervor
    Ans goldne Licht der Sonnen.

    Es zieht ein Wehen sanft und lau,
    Geschaukelt in dem Wolkenbau
    Wie Himmelsduft hernieder.
    Da werden alle Blumen wach,
    Da tönt der Vögel schmelzend Ach,
    Da kehrt der Frühling wieder.

    Es weht der Wind den Blütenstaub
    Von Kelch zu Kelch, von Laub zu Laub,
    Durch Tage und durch Nächte.
    Flieg auch, mein Herz, und flattre fort,
    Such hier ein Herz und such es dort,
    Du triffst vielleicht das Rechte.



    Jean Baptist Rosseau (1833-1897)


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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Weiche Gräser im Revier,
    schöne, stille Plätzchen!
    O, wie linde ruht es hier
    sich mit einem Schätzchen!


    Georg Friedrich Daumer (1800-1875)
     

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  5. phoebe

    phoebe Bekanntes Mitglied

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    Diese wundervolle Sonne
    sorgt bei mir für reine Wonne.
    Ich lass mich gerne auf sie ein
    denn sie wärmet mich ganz fein.

    setze mich auf einen platz
    wo ich genieße einen spatz
    eine amsel setzt sich noch dazu
    und auf dem Feld ne braune Kuh.

    Ein Huhn fängt an dort laut zu gackern..
    ich seh den bauern am felde ackern
    und ich steh auf und geh von dannen
    zu den Tannen
    da ist es ruhiger..gggg.
     

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  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Alle Blumen möcht' ich binden,
    Alle dir in einen Strauß
    Und mit Kränzen dich umwinden,
    Daß du lachend säh'st heraus.

    Alle Vögel möcht' ich fangen,
    Alle dir nach meinem Sinn,
    Wenn sie in den Zweigen sangen,
    Wies ich stets zu dir sie hin.

    Alle Schätze möcht' ich heben,
    Alle aus der Tiefe Schoß,
    Daß ich dir sie könnte geben
    Und du würdest reich und groß.

    Ach! was kann ich, und was hab' ich!
    Bin ich doch so arm wie du,
    Was ich hatte, ach! das gab ich,
    Und mich selbst, mich selbst dazu.


    Julius Wolff (1834-1910)

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Kleine Blumen, kleine Blätter
    Streuen mir mit leichter Hand
    Gute, junge Frühlings-Götter
    Tändelnd auf ein luftig Band.

    Zephir, nimm's auf deine Flügel,
    Schling's um meiner Liebsten Kleid;
    Und so tritt sie vor den Spiegel
    All in ihrer Munterkeit.

    Sieht mit Rosen sich umgeben,
    Selbst wie eine Rose jung.
    Einen Blick, geliebtes Leben!
    Und ich bin belohnt genug.

    Fühle, was dies Herz empfindet,
    Reiche frei mir deine Hand,
    Und das Band, das uns verbindet,
    Sei kein schwaches Rosenband!


    Johann Wolfgang von Goethe

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  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Mai ist auf dem Wege,
    Der Mai ist vor der Tür;
    Im Garten, auf der Wiese,
    Ihr Blümlein, kommt herfür!

    Da hab' ich den Stab genommen,
    Da hab' ich das Bündel geschnürt,
    Zieh' weiter und immer weiter,
    Wohin die Straße mich führt.

    Und über mir ziehen die Vögel,
    Sie ziehen in lustigen Reih'n;
    Sie zwitschern und trillern und flöten -,
    Als ging's in den Himmel hinein.

    Der Wandrer geht alleine,
    Geht schweigend seinen Gang;
    Das Bündel will ihn drücken;
    Der Weg wird ihm zu lang.

    Ja, wenn wir all' zusammen
    So zögen ins Land hinein!
    Und wenn auch das nicht wäre,
    Könnt' eine nur mit mir sein!


    Wilhelm Müller (1794-1827)

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  9. Neli

    Neli Optimistin

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    Leichte Silberwolken schweben
    Durch die erst erwärmten Lüfte,
    Mild, von Schimmer sanft umgeben,
    Blickt die Sonne durch die Düfte.

    Leise wallt und drängt die Welle
    Sich am reichen Ufer hin;
    Und wie reingewaschen helle,
    Schwankend hin und her und hin,
    Spiegelt sich das junge Grün.

    Still ist Luft und Lüftchen stille;
    Was bewegt mir das Gezweige?
    Schwüle Liebe dieser Fülle,
    Von den Bäumen durchs Gesträuche.

    Nun der Blick auf einmal helle,
    Sieh! der Bübchen Flatterschar,
    Das bewegt und regt so schnelle,
    Wie der Morgen sie gebar,
    Flügelhaft sich Paar und Paar.

    Fangen an, das Dach zu flechten -
    Wer bedürfte dieser Hütte? -
    Und wie Zimmrer, die gerechten,
    Bank und Tischchen in der Mitte!

    Und so bin ich noch verwundert,
    Sonne sinkt, ich fühl es kaum;
    Und nun führen aberhundert
    Mir das Liebchen in den Raum,
    Tag und Abend, welch ein Traum!


    Johann Wolfgang von Goethe

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    #749 2. Mai 2010
    Zuletzt bearbeitet: 12. Mai 2010
  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Es strahlt der Lenz aus tausend Zweigen,
    Froh hat sich die Natur verjüngt.
    Die Jugend schließt den muntern Reigen,
    Horch, wie dort durch des Haines Schweigen
    Das süße Lied der Vögel klingt.
    Doch schöner als der Klang im Liede
    Färbt sich am Quell die zarte Blüte.


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    Karl Theodor Körner (1791-1813

     
  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Abend wird es wieder,
    Über Wald und Feld
    Säuselt Frieden nieder
    Und es ruht die Welt.

    Nur der Bach ergießet
    Sich am Felsen dort,
    Und er braust und fließet
    Immer, immer fort.

    Und kein Abend bringet
    Frieden ihm und Ruh,
    Keine Glocke klinget
    Ihm ein Rastlied zu.

    So in deinem Streben
    Bist, mein Herz, auch du:
    Gott nur kann dir geben
    Wahre Abendruh.

    August Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

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  12. Gitta

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    Bärlin :-)
    Sonnenuntergang

    Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir
    Von aller deiner Wonne; denn eben ist's,
    Dass ich gelauscht, wie, goldner Töne
    Voll, der entzückende Sonnenjüngling

    Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt';
    Es tönten rings die Wälder und Hügel nach.
    Doch fern ist er zu frommen Völkern,
    Die ihn noch ehren, hinweggegangen.


    Friedrich Hölderlin
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Unsre Wiesen grünen wieder,
    Blumen duften überall;
    Fröhlich tönen Finkenlieder,
    Zärtlich schlägt die Nachtigall.
    Alle Wipfel dämmern grüner,
    Liebe girrt und lockt darin;
    Jeder Schäfer wird nun kühner,
    Sanfter jede Schäferin.

    Blüten, die die Knosp' entwickeln,
    Hüllt der Lenz in zartes Laub;
    Färbt den Sammet der Aurikeln,
    Pudert sie mit Silberstaub.
    Sieh! das holde Maienreischen
    Dringt aus breitem Blatt hervor,
    Beut sich zum bescheidnen Sträußchen
    An der Unschuld Busenflor.

    Auf den zarten Stengeln wanken
    Tulpenkelche, rot und gelb,
    Und das Geißblatt flicht aus Ranken
    Liebenden ein Laubgewölb'.
    Alle Lüfte säuseln lauer
    Mit der Liebe Hauch uns an;
    Frühlingslust und Wonneschauer
    Fühlet, was noch fühlen kann.


    Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762-1834)

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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Frühlingsnacht

    Über'n Garten durch die Lüfte
    Hört' ich Wandervögel ziehn,
    Das bedeutet Frühlingsdüfte,
    Unten fängt's schon an zu blühn.

    Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,
    Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
    Alte Wunder wieder scheinen
    Mit dem Mondesglanz herein.

    Und der Mond, die Sterne sagen's,
    Und im Träumen rauscht's der Hain,
    Und die Nachtigallen schlagen's:
    Sie ist deine! Sie ist dein!


    Josef von Eichendorff
     

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  15. pelle

    pelle Neues Mitglied

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    Im Bergischen Land
    Heinrich Heine

    Im wunderschönen Monat Mai


    Im wunderschönen Monat Mai,
    als alle Knospen sprangen,
    da ist in meinem Herzen,
    die Liebe aufgegangen.

    Im wunderschönen Monat Mai,
    als alle Vögel sangen,
    da hab ich ihr gestanden
    mein Sehnen und Verlangen.
     
  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Willkommen, lieber schöner Mai,
    der unsre Flur verjüngt,
    daß ringsum Laub und Blumen neu
    aus vollen Knospen dringt.

    Dir tönt der Vögel Lobgesang,
    der ganze Buchenhain
    am Blumental ist Silber klang,
    und Bäche murmeln drein!


    Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)


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  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Im Frühling auf grünem Hügel,
    Da sassen viel Engelein.
    Die putzten sich ihre Flügel
    Und spielten im Sonnenschein.

    Da kamen Störche gezogen
    Und jeder sich eines nahm
    Und ist damit fortgeflogen
    Bis daß er zu Menschen kam.

    Und wo er anklopfte bescheiden,
    Der kluge Adolar,
    Da war das Haus voller Freuden,
    So geht es noch alle Jahr.


    Josef von Eichendorff


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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Nun ist er endlich kommen doch
    In grünem Knospenschuh;
    «Er kam, er kam ja immer noch»,
    Die Bäume nicken sich's zu.

    Sie konnten ihn all erwarten kaum,
    Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
    Im Garten der alte Apfelbaum,
    Er sträubt sich, aber er muß.

    Wohl zögert auch das alte Herz
    Und atmet noch nicht frei,
    Es bangt und sorgt: «Es ist erst März,
    Und März ist noch nicht Mai.»

    O schüttle ab den schweren Traum
    Und die lange Winterruh:
    Es wagt es der alte Apfelbaum,
    Herze, wag's auch du.


    Theodor Fontane (1819-1898)

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  19. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Danke, liebe Neli,
    alle wunderschön.

    LG von Elke.
     
  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Rheinland
    Danke, liebe Elke,

    jetzt kommt wieder ein unbekanntes Frühlingsgedicht von Goethe:


    Ein Füllhorn von Blüten
    Ein zweites von Früchten
    Wie möcht ich gemütlich
    Zum Feste sie richten!

    Doch saust ein Gestöber
    In Lüften so wild:
    Wo alles erstarret,
    Genieße das Bild!

    Begrüße die Bilder!
    Sie gingen voran,
    Und andere folgen-
    So fort und fortan!



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