Bei dem angenehmsten Wetter singen alle Vogelein, klatscht der Regen auf die Blätter, sing ich so für mich allein. Denn mein Aug' kann nichts entdecken, wenn der Blitz auch grausam glüht, was im Wandern könnt' erschrecken ein zufriedenes Gemüt. Frei vom Mammon will ich schreiten auf dem Feld der Wissenschaft, sinne ernst und nehm' zu Zeiten einen Mund voll Rebensaft. Bin ich müde vom Studieren, wann der Mond tritt sanft herfür, pfleg' ich dann zu musizieren vor der Allerschönsten Tür. Josef Karl Benedikt von Eichendorff
Sommerruh, wie schön bist du! Nachtigallenseelen tragen Ihre weichen süßen Klagen Sich aus dunkeln Lauben zu. Sommerruh, wie schön bist du! Sommerruh, wie schön bist du! Klare Glockenklänge klingen Aus der Lüfte lauen Schwingen Von der mondumblitzten Fluh. Sommerruh, wie schön bist du! Sommerruh, wie schön bist du! Welch ein Leben, himmlisch Weben! Engel durch die Lüfte schweben Ihrer blauen Heimat zu. Sommerruh, wie schön bist du! Christian Konrad Schad (1821-1871)
Sonnenuntergang Sonnenuntergang Am Untersaum des Wolkenvorhangs hängt der Sonne purpurne Kugel. Langsam zieht ihn die goldene Last zur Erde nieder, bis die bunten Falten das rotaufzuckende Grau des Meeres berühren. Ausgerollt ist der gewaltige Vorhang. Der tiefblaue Grund, unten mit leuchtenden Farben breit gedeckt, bricht darüber in mächtiger Fläche hervor, karg mit verrötenden Wolkengirlanden durchrankt und mit silbernen Sternchen glitzernd durchsät. Aus schimmernden Punkten schau ich das Bild einer ruhenden Sphinx kunstvoll gestickt. Eine Ankerkugel, liegt die Sonne im Meer. Das eintauchende Tuch, schwer von der Nässe, dehnt sich hinein in die Flut. Die Farben blassen, mählig verwaschen. Und bald strahlt vom Himmel zur Erde nur noch der tiefe, satte Ton blauschwarzer Seide. Christian Morgenstern Liebe Grüße von Mandy
Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie dir und mir sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fleucht aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen, ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. Paul Gerhardt
Kein Hälmlein wächst auf Erden, Der Himmel hat's betaut, Und kann kein Blümlein werden, Die Sonne hat's erschaut. Wenn du auch tief beklommen In Waldesnacht allein: Einst wird von Gott dir kommen Dein Tau und Sonnenschein. Dann sproßt, was dir indessen Als Keim im Herzen lag, So ist kein Ding vergessen, Ihm kommt ein Blütentag. Albert Emil Brachvogel (1824-1878)
Und frische Nahrung, neues Blut Saug ich aus freier Welt: Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. Aug, mein Aug, was sinkst du nieder? Goldne Träume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so gold du bist: Hier auch Lieb und Leben ist. Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne, Weiche Nebel trinken Rings die türmende Ferne; Morgenwind umflügelt Die beschattete Bucht, Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht. Johann Wolfgang von Goethe
Die blaue Kornblum wohnt versteckt So hab ich meinen Schatz entdeckt. Sie kann nicht meinen Händen wehren, Wiegt sie wie's Sommerfeld die Ähren. Die Ähren sind jetzt körnerschwer, Als läg schon Brot mannshoch umher, Und nahrhaft wie im Bäckerhaus Sieht's an der langen Landstraß aus. Mein Schatz die Ähren streicheln tut. »Nach Leben riechen sie so gut,« Sagt sie. Und schau ich roten Mohn, So fang ich auch sein Feuer schon. Ich gäb gern alle Ähren her, Und gern wär mir die Hand brotleer, Blieb mir am Lebensend davon Liebe betäubend wie der Mohn.
Oh, wer um alle Rosen wüßte, die rings in stillen Gärten stehn - oh, wer um alle wüßte, müßte wie im Rausch durchs Leben gehen. Du brichst herein mit rauen Sinnen, als wie ein Wind in einem Wald - und wie ein Duft wehst du von hinnen, dir selbst verwandelte Gestalt. Oh, wer um alle Rosen wüßte, die rings in stillen Gärten stehn - oh, wer um alle wüßte, müßte wie im Rausch durchs Leben gehen. Christian Morgenstern (1871-1914)
O komm mit mir aus dem Gewühl der Menge Aus Rauch und Qualm und tobendem Gedränge, Zum stillen Wald, Dort wo die Wipfel sanfte Grüsse tauschen, Und aus der Zweige sanft bewegtem Rauschen Ein Liedschen schallt. Dort zu dem Quell, der durch die Felsen gleitet Und dann zum Teich die klaren Wasser breitet, Führ' ich dich hin. In seinem Spiegel schau die stolzen Bäume Und weisse Wolken, die wie sanfte Träume Vorüber ziehn. Dort lass uns lauschen auf der Quelle Tropfen Und auf der Spechte weit entferntes Klopfen Mit uns allein. Dort wollen wir die laute Welt vergessen, An unsrem Herzschlag nur die Stunden messen Und glücklich sein! Heinrich Seidel (1842-1906)
Fröhlicher Regen Wie der Regen tropft, An die Scheiben klopft, Jeder Strauch ist nass bezopft. Wie der Regen springt! In den Blättern singt Eine Silberuhr. Durch das Gras hin läuft, Wie eine Schneckenspur, Ein Streifen weiß beträuft. Das stürmische Wasser schießt In die Regentonne, Dass die überfließt, Und in breitem Schwall Auf den Weg bekiest Stürzt Fall um Fall. Und der Regenriese, Der Blauhimmelhasser, Silbertropfenprasser, Niesend fasst er in der Bäume Mähnen, Lustvoll schnaubend in dem herrlich vielen Wasser. Und er lacht mit fröhlich weißen Zähnen Und mit kugelrunden, nassen Freudentränen. Clemens Brentano
das finde ich schön... weiss nicht warum^^ Die Scharen von mächtigen Raben Es fliegen im Abend tief über die Ähren Die Scharen von mächtigen Raben, Wie Geheimnisse lautlos, die sich begraben, Wie Gedanken, die sich im Zwielicht mehren. Und es hängen die Ähren zum Straßengraben, Als ob sie Sehnsucht nach Menschen haben. Es steht noch ein Mäher im Klee, im dunkeln; Du hörst nicht die Sense, du siehst nur ein Funkeln. Es huscht noch ein Vogel schnell in die Hecke, Die Feldwege schlängeln sich hinter Verstecke, Die Raben kreisen und machen Runden, Tauchen unter und sind in der Erde verschwunden. Max Dauthendey
Wie jauchzt meine Seele Und singet in sich! Kaum, daß ich's verhehle, So glücklich bin ich. Rings Menschen sich drehen Und sprechen gescheut, Ich kann nichts verstehen, So fröhlich zerstreut. - Zu eng wird das Zimmer, Wie glänzet das Feld, Die Täler voll Schimmer, Weit, herrlich die Welt! Gepreßt bricht die Freude Durch Riegel und Schloß, Fort über die Heide! Ach, hätt' ich ein Roß! - Und frag' ich und sinn' ich, Wie so mir geschehn? - Mein Liebchen herzinnig, Das soll ich heut' sehn. Josef von Eichendorff
Wie schön die Blumen blühen Wie schön die Blumen blühn Im Garten frisch und grün, Schöner kein' als die Rose, Die sich kränzet mit Mose. Wie schnell die Blumen blühn, Wie hell die Sonnen glühn, Die Blumen welken, die Rose Welkt mitten im kühlen Mose. Wie schnell die Blumen verblühn, Die Regentropfen sprühn, Sie weinen um die Rose, Die liegt auf dem feuchten Mose. Wie die Blumen verblühn! Umsonst sind Liebesmühn. Unseres Lebens Rose Liegt unter dem feuchten Mose. Wie die Blumen erblühn, Der Garten ist immer grün, Unserer Liebe Rose Blüht uns neu aus dem Mose
Mir ist so wohl, so weh' Am stillen Erlafsee; Heilig Schweigen In Fichtenzweigen, Regungslos Der blaue Schoß, Nur der Wolken Schatten flieh'n Überm glatten Spiegel hin, Frische Winde Kräuseln linde Das Gewässer Und der Sonne Güldne Krone Flimmert blässer. Mir ist so wohl, so weh' Am stillen Erlafsee. Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836)
Nebelschwaden [FONT="]Nebenschwaden ziehen durch das Feld[/FONT][FONT="] [FONT="]der erste Sonnenstrahl[/FONT] [FONT="]leise zwitschern Vögel ihr Lied[/FONT] [FONT="]der Morgen erwacht[/FONT][/FONT][FONT="][/FONT] [FONT="] Nebelschwaden heben sich hinauf in die Lüfte hinter den Schwaden die Sonne erwacht[/FONT] [FONT="] die Sterne sie schwinden erloschen ihr Licht Azurblau der Himmel der Tag erwacht[/FONT]
An einem lichten Morgen, da klingt es hell im Tal: wach' auf, du liebe Blume, ich bin der Sonnenstrahl! Erschließe mit Vertrauen dein Blütenkämmerlein und laß die heiße Liebe in's Heiligtum hinein. Ich will ja nichts verlangen als liegen dir im Schoß und deine Blüte küssen, eh' sie verwelkt im Moos. Ich will ja nichts begehren als ruh'n an deiner Brust und dich dafür verklären mit sonnenheller Lust. Hermann Rollett (1819-1904)
Meine Lilie Es flimmert der Kranz der Sterne, Der Mond aus Wolken bricht, Am Fensterlein dämmert ferne Ihr Lilienangesicht. Verglühet, ihr Sternenkränze, Versinke, du Mondespracht! Nur du meine Lilie, glänze, Wenn sehnende Liebe wacht! Robert Hamerling
Im Garten klagt die Nachtigall und hängt das feine Köpfchen nieder, was hilft's dass ich so schöne Lieder und wundersüsse Töne habe - solange ich dies grau Gefieder und nicht der Rose Schöne habe ! Im Blumenbeet die Rose klagt: Wie soll das Leben mir gefallen ? Was hilft's, dass vor den Blumen allen ich Anmut, Duft und Schöne habe - solang ich nicht der Nachtigallen Gesang und süsse Töne habe ! Mirza Schaffy entschied den Streit. Er sprach: "Lasst euer Klagen beide, Du Rose mit dem duft'gen Kleide, du Nachtigall mit deinen Liedern: Vereint zur Lust und Ohrenweide der Menschen, euch in meinen Liedern!" Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Die Sonne Täglich kommt die gelbe Sonne uber den Hügel. Schön ist der Wald, das dunkle Tier, Der Mensch; Jäger oder Hirt. Rötlich steigt im grünen Weiher der Fisch. Unter dem runden Himmel Fährt der Fischer leise im blauen Kahn. Langsam reift die Traube, das Korn. Wenn sich stille der Tag neigt, Ist ein Gutes und Böses bereitet. Wenn es Nacht wird, Hebt der Wanderer leise die schweren Lider; Sonne aus finsterer Schlucht bricht. Georg Trakl
Ich ruhe still im hohen grünen Gras Und sende lange meinen Blick nach oben, Von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß, Von Himmelsbläue wundersam umwoben. Und schöne weiße Wolken ziehn dahin Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume; – Mir ist, als ob ich längst gestorben bin Und ziehe selig mit durch ewge Räume. Hermann Allmers