Ging heut morgen übers Feld, Tau noch auf den Gräsern hing; Sprach zu mir der lust'ge Fink: "Ei du! Gelt? Guten Morgen! Ei gelt? Du! Wird's nicht eine schöne Welt? Zink! Zink! Schön und flink! Wie mir doch die Welt gefällt!" Auch die Glockenblum' am Feld Hat mir lustig, guter Ding', Mit den Glöckchen, klinge, kling, Ihren Morgengruß geschellt: "Wird's nicht eine schöne Welt? Kling, kling! Schönes Ding! Wie mir doch die Welt gefällt! Heia!" Und da fing im Sonnenschein Gleich die Welt zu funkeln an; Alles Ton und Farbe gewann Im Sonnenschein! Blum' und Vogel, groß und klein! "Guten Tag, ist's nicht eine schöne Welt? Ei du, gelt? Schöne Welt?" Text und Vertonung: Gustav Mahler (1860-1911)
Rose, Meer und Sonne Sind ein Bild der Liebsten mein, Die mit ihrer Wonne Faßt mein ganzes Leben ein. Aller Glanz, ergossen, Aller Tau der Frühlingsflur, Liegt vereint beschlossen In dem Kelch der Rose nur. Alle Farben ringen, Alle Düft' im Lenzgefild', Um hervorzubringen Im Verein der Rose Bild. Alle Ströme haben Ihren Lauf auf Erden bloß, Um sich zu begraben Sehnend in des Meeres Schoß. Alle Quellen fließen In den unerschöpften Grund, Einen Kreis zu schließen Um der Erde blüh'ndes Rund. Friedrich Rückert
Wach auf, meins Herzens Schöne, herzallerliebste mein. Ich hör ein süß' Getöne von kleinen Waldvögelein. Die hör' ich so lieblich singen, ich mein' ich seh' den Tagesschein vom Orient herdringen. Ich hör' die Hahnen krähen und spür' den Tag dabei, die kühlen Winde wehen, die Sternlein leuchten frei. Singt uns Frau Nachtigalle, singt uns ein' süße Melodei, sie neut den Tag mit Schalle. Selig ist Tag und Stunde, darin du bist geborn'n. Gott grüßt mir dein rot Munde, den ich hab mir erkorn! Kann mir kein Liebres werden, schau, dass mein Lieb nicht sein verlorn! Du bist mein Trost auf Erden. "Bergreihen" - Nürnberg 1547 Melodie: Johann Friedrich Reichard (1752-1814) - Satz unbekannt. Einen schönen Feiertag wünscht Marion
Mohn Mein Gesicht so fröhlich und rot wie Blut nein - nicht verlegen, sondern voller Mut. Im sommerlichen Korn ich der Farbtupfer bin, werde geliebt und jeder schaut zu mir hin. Zart besaitet ist mein kurzes Leben schon ein leiser Wind lässt mich erbeben. Wer mich pflückt und in die Vase stellt wird bald sehen, das ist nicht meine Welt. Als bald sind meine Blätter nicht mehr frisch fallen kraftlos und sterbend zu Tisch. Nimm lieber den Pinsel, Farbe und Licht und male mein immer fröhliches Gesicht. Liebe Grüße von fleckchen
Es kehrt die dunkle Schwalbe Aus fernem Land zurück, Die frommen Störche kehren Und bringen neues Glück. An diesem Frühlingsmorgen, So trüb' verhängt und warm, Ist mir, als fänd' ich wieder Den alten Liebesharm. Es ist als ob mich leise Wer auf die Schulter schlug, Als ob ich säuseln hörte, Wie einer Taube Flug. Es klopft an meine Türe, Und ist doch niemand draus; Ich atme Frühlingsdüfte, Und habe keinen Strauß. Es ruft mir aus der Ferne, Ein Auge sieht mich an, Ein alter Traum erfaßt mich Und führt mich seine Bahn. Karl August Candidus
Abend wird es wieder, Über Wald und Feld Säuselt Frieden nieder Und es ruht die Welt. Nur der Bach ergießet Sich am Felsen dort, Und er braust und fließet Immer, immer fort. Und kein Abend bringet Frieden ihm und Ruh, Keine Glocke klinget Ihm ein Rastlied zu. So in deinem Streben Bist, mein Herz, auch du: Gott nur kann dir geben Wahre Abendruh. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) Zur Musik der vierten Symphonie erklingt der neuzeitliche Text von Eugen Eckert ... Du Ursprung allen Lebens, der Schöpfung, Licht und Atem. Du Sonnenstrahl für Herzen, du Wort das Liebe wirkt, behüte und bewahre uns Menschen Tag und Nacht und schenk, dass selbst im Dunkeln stets neue Hoffnung lacht. Dein Segen Gott begleite uns auf Wegen, die wir gehen, dass wir all das bestehen, was vor uns liegen mag. Es leuchte uns dein Angesicht, dann stellt sich Frieden bei uns ein. Und wen du Gott so segnest wird selbst ein Segen sein. Du Quell im dürren Tale, du Tau gehüllter Segen, du Rinnsal aus dem Felsen, du unerschöpfte Kraft. Erquicke Geist und labe, die durstig sind und leer, und tröste all die Herzen, die traurig sind und schwer. Gott deine Zukunft blüht und reift, wir können sie schon schauen, Dein Reich willst du hier bauen, wie du verheißen hast. Mit Freuden werden eilen sie du lädt die Völker zu dir ein. Mit Jauchzen wird man teilen vor dir Fisch, Brot und Wein. Schade, dass ich die Melodie nicht zu euch tragen kann .... Aber vielleicht kennt ihr sie ja auch? Ich wünsche euch allen einen besonders schönen Sonntag Marion
Nach einem Gewitter Auf den Blumen flimmern Perlen, Philomelens Klagen fließen, Mutiger nun dunkle Erlen In die reinen Lüfte sprießen. Und dem Tale, so erblichen, Kehret holde Röte wieder, In der Blüten Wohlgerüchen Baden Vögel ihr Gefieder. Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836)
Guten Abend! Die Mücken tanzen überm Quell, schon fällt der erste Tau, des Rebhuhns rauher Abendruf erfüllt nun Feld und Au. Die Amsel flötet klar und hell, der warme Wind sich kühlt, rund um die Burg, um Wall und Stuf' noch manche Schwalbe spielt. Das Abendlicht wird golden schon, die Drossel probt im Hag, Rotkehlchen wählt sein schönstes Lied zum Abschied für den Tag. Goldammer singt im Klageton - aus Kummer um ihr Nest? Zaunkönig ist noch lang' nicht müd', huscht hurtig durchs Geäst. Die Rose faltet jetzt ihr Kleid, der Fingerhut nickt ein, der Heckenkirsche Wohlgeruch strömt in das Tal hinein ... Lass fahren Tand und Lustbarkeit, Zerstreuung, eitles Spiel! Natur zeigt dir in buntem Buch der Wunderdinge viel. Robert Tannahill (aus dem Tagebuch der Edith Holden "Die schöne Stimme der Natur") Viel Freude und eine gute Nacht wünscht Marion
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre; Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort. Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere; Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort! Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne? Wer führt die Sonn aus ihrem Zelt? Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne Und läuft den Weg gleich als ein Held. Vernimm's, und siehe die Wunder der Werke, Die die Natur dir aufgestellt! Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke Dir nicht den Herrn, den Herrn der Welt? Kannst du der Wesen unzählbare Heere, Den kleinsten Staub fühllos beschaun? Durch wen ist alles? O gib ihm die Ehre! Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun. Mein ist die Kraft, mein ist Himmel und Erde; An meinen Werken kennst du mich. Ich bin's, und werde sein, der ich sein werde, Dein Gott und Vater ewiglich. Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte, Ein Gott der Ordnung und dein Heil; Ich bin's! Mich liebe von ganzem Gemüte, Und nimm an meiner Gnade teil. Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
O Juni, Juni komm, wir warten dein! Dein Atem macht so fröhlich und beschwingt. Vom Fluss her weht ein Wind ins Tal hinein, der aus der Ferne milde Düfte bringt und zitternd durch das Laub der Pappeln klingt. Kein wilder Sturm beschwert uns das Gemüt, nur heiteres Gewölk am Hmmel zieht. "Irdisches Paradies" W. Morris Viel Freude für den heutigen Tag! Marion
Fröhlicher Regen Wie der Regen tropft, An die Scheiben klopft, Jeder Strauch ist nass bezopft. Wie der Regen springt! In den Blättern singt Eine Silberuhr. Durch das Gras hin läuft, Wie eine Schneckenspur, Ein Streifen weiß beträuft. Das stürmische Wasser schießt In die Regentonne, Dass die überfließt, Und in breitem Schwall Auf den Weg bekiest Stürzt Fall um Fall. Und der Regenriese, Der Blauhimmelhasser, Silbertropfenprasser, Niesend fasst er in der Bäume Mähnen, Lustvoll schnaubend in dem herrlich vielen Wasser. Und er lacht mit fröhlich weißen Zähnen Und mit kugelrunden, nassen Freudentränen. Clemens Brentano
Ich sah den Roten Fingerhut am Waldesrand so hoch und ernst im Abendlichte stehen. Emporgereckter Finger einer dunklen Hand? Sinnträcht'ges Bild von Blühen und Vergehen? In stiller Glut stand er in jenem Abendlicht, von innen zart getupft das Blütenkleid, die langgelippten Glocken dicht an dicht - das Sinnbild einer großen Einigkeit? O Auge, nimm die Schönheit in dich auf, hier gilt es, nicht zu rätseln, nur zu schauen! Lass Freude, schlichter Freude ihren Lauf, dem Hauch des Göttlichen schenk dein Vertrauen! E. M. Holden (aus: "Die schöne Stimme der Natur")
Dich rühmt der Morgen! (1) Dich rühmt der Morgen. Leise, verborgen singt die Schöpfung dir Gott ihr Lied. Es will erklingen in allen Dingen und in allem was heut' geschieht. Du füllst mit Freude der Erde Weite. Gehst zum Geleite an unsrer Seite, bis wie der Tau um uns, wie Luft und Wind. Sonnen erfüllen dir deinen Willen. Sie gehn und preisen mit ihren Kreisen der Weisheit Überfluss, aus dem sie sind ... Einen wunderschönen guten Morgen wünscht Marion
Siehe, wie wunderlieblich der Abend lacht! O nun singe noch, Seele, dein Lied vor Nacht! O nun singe noch dein wunderliebliches Lied, ehe der Tag auf rosiger Wolke von hinnen zieht! Christian Morgenstern (1871-1914)
Dich rühmt der Morgen (2) (auch: In die ist Freude) Du hast das Leben allen gegeben. Gib uns heute dein gutes Wort. So geht dein Segen auf unsern Wegen bis die Sonne sinkt, mit uns fort. Du bist der Anfang, dem wir vertrauen, du bist das Ende, auf das wir schauen, was immer kommen man, du bist uns nah. Wir aber gehen, von dir gesehen, in dir geborgen, durch Nacht und Morgen und singen ewig dir: Halleluja! Komposition: Giovanni Giacomo Gastoldi (1591) Text von Jörg Zink (1982) Schönes Wochenende! Marion
Ein blauer Sommer glanz- und glutenschwer Geht über Wiesen, Felder, Gärten her. Die Sonnenkrone glüht auf seinen Locken, Sein warmer Atem läutet Blütenglocken. Ein goldnes Band umzieht die blaue Stirne, Schwer aus den Zweigen fällt die reife Frucht Und Sens' und Sichel blitzt auf Flur und Feld, Und rot von Rosen ist die ganze Welt. Karl Busse (1872-1918)
Goldner Schein Deckt den Hain; Mild beleuchtet Zauberschimmer Der umbüschten Waldburg Trümmer. Still und hehr Strahlt das Meer; Heimwärts gleiten, sanft wie Schwäne, Fern am Eiland Fischerkähne. Silbersand Blinkt am Strand; Röter schweben hier, dort blässer, Wolkenbilder im Gewässer. Rauschend kränzt, Gold beglänzt, Wankend Ried des Vorlands Hügel, Wild umschwärmt vom Seegeflügel. Malerisch Im Gebüsch Winkt mit Gärtchen, Laub und Quelle Die bemooste Klausnerzelle. Auf der Flut Stirbt die Glut; Schon erblasst der Abendschimmer An der hohen Waldburg Trümmer. Vollmondschein Deckt den Hain; Geisterlispel wehn im Tale Um versunkne Heldenmale. Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Die Rose Ein Röschen, schön wie,s je der Norden sah, Ganz einsam wuchs an eines Gärtchens Rand. Noch nie war eine süßre Blume da, Und schönre Gärten waren nie bekannt. Die Mädchen tanzten um es Ringelreihn, Und weise Dichter es im Lied besangen. Die flinken Elfen nachts im Mondenschein Begossen es und küßten,s voll Verlangen. Doch weh! Der Gärtner gab nicht mehr drauf acht; Mädchen und Elfen kamen nimmer wieder; Und Dürre hat Raupen hergebracht; Die ließen sich auf Zweig und Knospen nieder. Gott schütz den Stock! Wenn Himmel Hilf´ nicht sendet, Des Gartens schönste Blume dann verendet. William Browne of Tavistock (um 1590- um 1643)