Im Garten Ich poch' an deine Türe, Feinliebchen, tritt heraus, Und was da blüht und duftet, Komm, bind es mir zum Strauß. Narzissen und Reseden, Und Flieder sei darin, Und Veilchen blau und Tulpen, Und duftender Jasmin. Nimm alles, nur nicht Rosen, Und das aus gutem Grund, Die pflück' ich von deinen Wangen, Die pflück' ich von deinem Mund! Friedrich Halm (1806-1871)
Im Frühling Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel: Die Wolke wird mein Flügel, Ein Vogel fliegt mir voraus. Ach, sag' mir, alleinzige Liebe, Wo d u bleibst, dass ich bei dir bliebe! Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus. Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen, Sehnend, Sich dehnend In Liebe und Hoffen. Frühling, was bist du gewillt? Wann werd ich gestillt? Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss, Es dringt der Sonne goldner Kuss Mir tief bis ins Geblüt hinein; Die Augen, wunderbar berauschet, Tun, als schliefen sie ein, Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet. Ich denke dies und denke das, Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was: Halb ist es Lust, halb ist es Klage; Mein Herz, o sage, Was webst du für Erinnerung In golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage! Eduard Mörike
Kleine Blüten, anspruchslose Blumen, Waldrandschmuck und Wiesen durcheinander, rote, weiße, gelbe, blaue Blumen nahm ich im Vorbeigehn mit nach Hause. Kamen alte, liebe Zeiten wieder: auf den Feldern wehten grüne Hälmchen, süß im Erlenbusche sang der Stieglitz, eine ganze Welt von Unschuld sang er mir und dir. Nun, seit Jahren, ordnen deine Hände Perlenschnur und Rosen in den Haaren. wie viel schöner, junge Frau doch schmückten kleine Blumen dich, die einst wir pflückten, Ich und du. Detlef von Liliencron (1844-1909)
Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen. Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Vögel sangen, Da hab ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen.
Die wilde Taube, die Nachtigall, der Fink, die freien Vöglein all', die singen im jungen Grün. Die Tulpe, die Primel im gartenbeet, im Walde die Anemone steht: bald müssen die Rosen blüh'n! O, warmer, sonniger Frühlingstag, im Herzen selber ein schnellerer Schlag, ein volles, wärmeres Glüh'n; der Frühling ging und kehrte zurück, du altes, liebes, vergangenes Glück: bald müssen die Rosen blüh'n! Anonymus
Gekommen ist der Maie, Die Blumen und Bäume blühn, Und durch die Himmelsbläue Die rosigen Wolken ziehn. Die Nachtigallen singen Herab aus der laubigen Höh, Die weißen Lämmer springen Im weichen grünen Klee. Ich kann nicht singen und springen, Ich liege krank im Gras; Ich höre fernes Klingen, Mir träumt, ich weiß nicht was. von Heinrich Heine
Mai Leichte Silberwolken schweben Durch die erst erwärmten Lüfte, Mild, von Schimmer sanft umgeben, Blickt die Sonne durch die Düfte. Leise wallt und drängt die Welle Sich am reichen Ufer hin; Und wie reingewaschen helle, Schwankend hin und her und hin, Spiegelt sich das junge Grün. Still ist Luft und Lüftchen stille; Was bewegt mir das Gezweige? Schwüle Liebe dieser Fülle, Von den Bäumen durchs Gesträuche. Nun der Blick auf einmal helle, Sieh! der Bübchen Flatterschar, Das bewegt und regt so schnelle, Wie der Morgen sie gebar, Flügelhaft sich Paar und Paar. Fangen an, das Dach zu flechten - Wer bedürfte dieser Hütte? - Und wie Zimmrer, die gerechten, Bank und Tischchen in der Mitte! Und so bin ich noch verwundert, Sonne sinkt, ich fühl es kaum; Und nun führen aberhundert Mir das Liebchen in den Raum, Tag und Abend, welch ein Traum! Johann Wolfgang von Goethe
Marienwürmchen, setze dich auf meine Hand, Ich tu' dir nichts zuleide. Es soll dir nichts zuleid geschehn, Will nur deine bunten Flügel sehn, Bunte Flügel meine Freude. Marienwürmchen, fliege weg, Dein Häuschen brennt, die Kinder schrein So sehre, wie so sehre. Die böse Spinne spinnt sie ein, Marienwürmchen, flieg hinein, Deine Kinder schreien sehre. Marienwürmchen, fliege hin zu Nachbars Kind, Sie tun dir nichts zuleide. Es soll dir ja kein Leid geschehn, Sie wollen deine bunten Flügel sehn, Und grüß sie alle beide. aus "Des Knaben Wunderhorn"
Kirschblüte Schon beugen sich die Äste tief herunter. Die Lieder werden wieder hell. Die Städte gehen durch Blütentore und stehen am Horizont erst still. Die Blüten strömen über Häuserrücken. Sie werfen weit sich den den Fluss. Du fühlst, die Blüten an den Lippen, wie bald der Sommer kommen muss.
Maiglöckchen Maiglöckchenstrauß, Maiglöckchenstrauß! Ich trage einen Schatz nach Haus, Weiße Glocken auf grünem Stengel. Liebe Glöckchen, weiß und zart und rein! So müssen die keuschen Blumen sein Im Lockenkranze der Engel. Aus einem Himmel kommt auch ihr, Aus einem Himmel bringt ihr mir Grüße und Duft und Segen. Ihr duftet kaum und doch so reich: Ihr seid an einem Busen weich Und knospenrein gelegen - Und bringt mir Duft und Segen.
Ich freu mich immer sehr, wenn auch andere schöne Gedichte hier ins Forum bringen. Und deshalb, liebes Fleckchen, schenke ich Dir passend zu Deinem Gedicht einen Maiglöckchenstrauß, der neulich bei einer Bekannten auf dem Tisch stand. Viele liebe Grüße Neli
Im Mai Düfte wogen auf und nieder, In den Lüften süsser Schall, Stille Blumen, laute Lieder, Engel Gottes überall! Und schon ward mein Herz zur Blume Und der Blume Duft zum Lied, Das im klaren Heiligtume Aufwärts mit den Engeln zieht! Julius Karl Reinhold Sturm (1816-1896)
Was war das für ein wunderreicher Traum! Er hat mein Herz so innig warm beglückt . . . Er führte mich auf grünen Wiesen aus voll Frühlingsblumen, -- jeder Blüte gab von Sonnengold er einen Glorienschein. Hell war der Himmel und unendlich weit, leis' wimpelte von säftevollen Zweigen, die glänzend überquollen in dem Licht des jungen Lenzen, unberührtes Grün. Und alles war voll Glück, voll Glück auch ich; ein Sonnenstäubchen Glück: so fühlt ich mich. Und durch die Welten wirbelte ich hin; Licht war mein Herz, und meine Augen Glanz. Die Wiese mit den Blumen . . . Langsam schritt ich durch das grüne Rauschemeer, ich führte am Arm ein Mädchen, und an meiner Brust hört' ich ein Klopfen, das wie Liebe klang, so fragend zag und bittebang und tief; und zweier Augen heiße Seligkeit. ein Rosenhimmel, aller Gnaden voll, sah mir in's Herz und hellte mir ein Glück, das nie ich wußte, das mein Sehnen war durch lange, arme, liebeleere Zeit. Das war die Liebe. Leise wie ein Traum ist sie durch Seele mir und Sinn geweht, und ich war selig. Rosen sah' ich rings, und Rosen deckten mir die ganze Welt, die Welt voll Gräuel, Traumesrosen deckten mit Blütenranken mir die Wahrheit zu. Die Sonne sah ich nur: ich sah nur dich; die Augen gingen über mir vor Glanz, ergießen wollte sich das Herz' vor Glück, bang überselig strömen in den Tod, -- da wacht' ich plözlich unter Tränen auf. Was ich als Sonne selig angesehn, als aller Liebe, aller Schönheit Herd -- ein einziger Blick verriet mir blitzesgrell, daß eine Lüge meine Sonne war, ein schöner, böser, liebeleerer Stern. Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Wie soll ich nicht tanzen, Es macht keine Mühe, Und reizende Farben Schimmern hier im Grünen. Immer schöner glänzen Meine bunten Flügel, Immer süßer hauchen Alle kleinen Blüten. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Wie groß ist die Freude, Sei's spät oder frühe, Leichtsinnig zu schweben Über Tal und Hügel. Wenn der Abend säuselt, Seht ihr Wolken glühen; Wenn die Lüfte golden, Scheint die Wiese grüner. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Friedrich von Schlegel (1772-1829)
Erstes Grün ... Eine Komposition von Robert Schumann / Text: J. Kerner wunderschön zu singen - herzöffnend, wie ich meine ... Du junges Grün, du frisches Gras, wie manches Herz durch die genas, das von des Winters Schnee erkrankt: O, wie mein Herz nach dir verlangt. Schon wächst du aus der Erde Nacht, wie dir mein Aug' entgegenlacht! Hier in des Waldes stillem Grund drück ich dich, Grün, an Herz und Mund. Wie treibt's mich von den Menschen fort! Mein Leid, das liebt kein Menschenwort, nur junges Grün an's Herz gelegt, macht, das mein Herze schneller schlägt. (Ich bekomme beim Schreiben schon eine Gänsehaut). Liebe Grüße Marion
Vom Grund bis zu den Gipfeln, Soweit man sehen kann, Jetzt blühts in allen Wipfeln, Nun geht das Wandern an: Die Quellen von den Klüften, Die Ström auf grünem Plan, Die Lerchen hoch in Lüften, Der Dichter frisch voran. Und die im Tal verderben In trüber Sorgen Haft, Er möcht sie alle werben Zu dieser Wanderschaft. Und von den Bergen nieder Erschallt sein Lied ins Tal, Und die zerstreuten Brüder Faßt Heimweh allzumal. Da wird die Welt so munter Und nimmt die Reiseschuh, Sein Liebchen mitten drunter Die nickt ihm heimlich zu. Und über Felsenwände Und auf dem grünen Plan Das wirrt und jauchzt ohn Ende - Nun geht das Wandern an! Joseph von Eichendorff
Die beste Zeit im Jahr ... Guten Morgen, ich wünsche euch einen schönen Sonntag. Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein. Himmel und Erde sind der voll, viel gut Gesang da lautet wohl. Voran die liebe Nachtigall macht alles fröhlich überall mit ihrem lieblichen Gesang, des muss sie haben immer Dank. Vielmehr der liebe Herre Gott, der sie also geschaffen hat, zu sein die rechte Sängerin, der Musica ein Meisterin. Dem singt und springt sie Tag und Nacht, seins Lobes sie nicht müde macht; den ehrt und lobt auch mein Gesang und sagt ihm einen ew'gen Dank. Martin Luther 1538 Melodie und Satz: Melchior Vulpius 1609 Liebe Grüße von Marion
Der Federball der Pusteblume Der Federball der Pusteblume Hat so viel kleine Stengel. Für den einen großen Seufzer Voll von glücklich sein. Manche gleiten gar vereinzelt an den weichen Sonnenstrahlen. Hoch zum Himmel und sie leuchten In den Nächten dann als Sterne. Weiße Segelschirme schweben Über Wiesen, über Wälder, Und die warmen Sommerwinde treiben sie in ferne Länder. So im Nahen und im Fernen Blühen aus dem großen Seufzer Und der kleinen Pusteblume Sommerwiesen, Voll vom glücklich sein.
Zwei Wanderer zogen hinaus zum Tor, Zur herrlichen Alpenwelt empor. Der Eine ging, weil's Mode just, Den Andern trieb der Drang in der Brust. Und als daheim nun wieder die Zwei, Da rückt die ganze Sippe herbei, Da wirbelt's von Fragen ohne Zahl: «Was habt ihr gesehn? Erzählt einmal!» Der eine drauf mit Gähnen spricht: "Was wir gesehn? Viel Rares nicht! Ach, Bäume, Wiesen, Bach und Hain, Und blauen Himmel und Sonnenschein!" Der Andere lächelnd dasselbe spricht, Doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht: "Ei, Bäume, Wiesen, Bach und Hain, Und blauen Himmel und Sonnenschein!" Anastasius Grün (1806-1876)
Die goldene Mittagssonne Durch zitternde Wipfel dringt, Seine goldene Wunderweise Der goldene Pfingsvogel singt. Das goldene Lied von der Liebe, Von goldenem Glücke den Sang, Von alten, goldenen Zeiten Den alten, goldenen Klang. Ich sehe die Zukunft leuchten Golden und wunderbar Und küsse mit bebenden Lippen Dein goldenes Nackenhaar. Hermann Löns (1866-1914)