Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Frühlingserwachen

    An Birkenzweigen blättert
    der volle Keim herauf,
    das frohe Eichhorn klettert
    den Stamm hinab, hinauf,
    die trägen Winterschläfer,
    die Bienen und die Käfer,
    und Hummeln wachen auf.

    Mit grünen Wasserlinsen
    färbt sich der Wiesen Moor,
    es hüpft an Schilf und Binsen
    der muntre Frosch hervor,
    die Wasserjungfern fliegen
    am Ufer hin und wiegen
    sich froh am jungen Rohr.

    Und an den Gartenbäumen
    ist alles weiß und grün,
    die Maienblümchen keimen,
    Hollunder und Jasmin,
    bald wird die Ros', o Wonne!
    am warmen Strahl der Sonne
    für alle Menschen blühn.


    Anonymus
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Frühling läßt sein blaues Band
    Wieder flattern durch die Lüfte;
    Süße, wohlbekannte Düfte
    Streifen ahnungsvoll das Land.
    Veilchen träumen schon,
    Wollen balde kommen.
    Horch, von fern ein leiser Harfenton!
    Frühling, ja du bist's!
    Dich hab ich vernommen!


    Eduard Mörike
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Frühling schimmert in den Lüften,
    Gleisset in der Sonne Glanz,
    Spielt in süßen, lauen Düften,
    Spielt im wirren Mückentanz.

    Frühling blüht auf allen Stegen,
    Jauchzet in der Lerche Lied -
    Und auf hohen Himmelswegen
    Er in hellen Wolken zieht.

    Doch im jungen Menschenherzen
    Blüht's noch lichter als im Tal,
    Blüh'n der Liebe süße Schmerzen,
    Aufgeküßt vom Frühlingsstrahl.


    Karl Freiherr von Lemayer
     

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  4. licet73

    licet73 Neues Mitglied

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    Frühlingsbotschaft


    Leise zieht durch mein Gemüt
    Liebliches Geläute.
    Klinge, kleines Frühlingslied,
    Kling hinaus ins Weite.

    Kling hinaus bis an das Haus,
    Wo die Veilchen sprießen.
    Wenn du eine Rose schaust,
    Sag, ich laß sie grüßen.


    Heinrich Heine

     
  5. licet73

    licet73 Neues Mitglied

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    Frühlingsglaube


    Die linden Lüfte sind erwacht,
    Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
    Sie schaffen an allen Enden.
    O frischer Duft, o neuer Klang!
    Nun, armes Herze, sei nicht bang!
    Nun muß sich alles, alles wenden.

    Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
    Man weiß nicht, was noch werden mag,
    Das Blühen will nicht enden.
    Es blüht das fernste, tiefste Tal:
    Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
    Nun muß sich alles, alles wenden.


    Ludwig Uhland

     
  6. medi

    medi Tagträumerin

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    Der Baum​

    So lange meine Erinnerungen reichen,
    steht auf der Anhöhe der alte Baum​

    Ich sah mit ihm die Jahre verstreichen,
    wie einen buntgefärbten Traum​

    Generationen von Vogelkindern schlummerten geborgen
    hoch in seinem starken Geäst​

    und begrüßten mit Gezwitscher jeden jungen Morgen
    des Lebens wie ein Freudenfest​

    Von der Bank unter seinen Zweigen
    schweift mein Blick über ein sanftes Tal​

    das sich stetig wandelt im Jahreszeitenreigen
    gleich einem göttlichen Ritual​

    Und wenn man ganz still ist, hört man ihn leise berichten
    von seinem Leben an diesem wunderbaren Ort​

    Frühling-, Sommer-, Herbst- und Wintergeschichten
    trägt der Wind flüsternd mit sich fort...​

    (von Medi :girl:)​
     
  7. Neli

    Neli Optimistin

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    So hört doch, was die Lerche singt!
    Hört, wie sie frohe Botschaft bringt!
    Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl
    Der Frühling heim in unser Tal,
    Er streuet bunte Blumen aus
    Und bringet Freud' in jedes Haus.
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!

    Was uns die liebe Lerche singt,
    In unsern Herzen wiederklingt.
    Der Winter sagt: ade! ade!
    Und hin ist Kälte, Reif und Schnee
    Und Nebel hin und Dunkelheit -
    Willkommen, süße Frühlingszeit!
    Winter, ade!
    Frühling, juchhe!


    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)

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  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
    Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
    Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
    »Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!«

    Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
    Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
    Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
    »Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!«

    Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
    Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
    Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
    »Der Frühling, der Frühling!«- da wusst' ich genug!


    Heinrich Seidel (1842-1906)


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  9. Neli

    Neli Optimistin

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    Ins Grüne, ins Grüne,
    Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe,
    Und führt uns am blumenumwundenen Stabe
    Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach,
    In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach,
    Ins Grüne, ins Grüne.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne
    Und heften die Augen dahin schon von ferne,
    Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust,
    Umwallet uns immer die kindliche Lust,
    Im Grünen, im Grünen.

    Im Grünen, im Grünen,
    Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes,
    Und denket behaglich an dieses und jenes,
    Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt,
    Und alles herbei, was den Busen entzückt,
    Im Grünen, im Grünen.



    Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)



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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    Auftaute die Erde vom Strahle der Sonne,
    ringsum wird's lebendig, der Frühling ist da,
    keimt und sprießt,
    sproßt und grünt.
    Seht doch das Köpfchen
    läutet wie Glöckchen,
    haucht lieblichen Duft!
    Freut sich der Schöpfer,
    hört, wie es läutet:
    Du machtest es gut, du machtest es gut!



    Anonymus


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  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Es färbte sich die Wiese grün,
    Und um die Hecken sah ichs blühn,
    Tagtäglich sah ich neue Kräuter
    Mild war die Luft der Himmel heiter.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Und immer dunkler ward der Wald,
    Auch bunter Sänger Aufenthalt,
    Es drang mir bald auf allen Wegen
    Ihr Klang im süßen Duft entgegen
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Es quoll und trieb nun überall
    Mit Leben, Farben, Duft und Schall;
    Sie schienen gern sich zu vereinen,
    Das alles möchte lieblich scheinen.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    So dacht' ich ist ein Geist erwacht
    Der alles so lebendig macht
    Und der mit tausend schönen Waaren
    Und blüten sich will offenbaren?
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Wie ich so stand und bei mir sann
    Ein mächt'ger Trieb in mir begann,
    Ein freundlich Mädchen kam gegangen
    Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
    Ich wußte nicht wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.

    Uns barg der Wald vor Sonnenschein
    Das ist der Frühling! fiel mir ein
    Und kurz ich sah daß jetzt auf Erden
    Die Menschen sollten Gotter werden.
    Nun wußt' ich wohl wie mir geschah
    Und wie das wurde was ich sah.



    Novalis (1772-1801)


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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Tage der Wonne,
    Kommt ihr so bald?
    Schenkt mir die Sonne,
    Hügel und Wald?

    Reichlicher fließen
    Bächlein zumal.
    Sind es die Wiesen?
    Ist es das Tal?

    Blauliche Frische!
    Himmel und Höh!
    Goldene Fische
    Wimmeln im See.

    Buntes Gefieder
    Rauschet im Hain;
    Himmlische Lieder
    Schallen darein.

    Unter des Grünen
    Blühender Kraft
    Naschen die Bienen
    Summend am Saft.

    Leise Bewegung
    Bebt in der Luft,
    Reizende Regung,
    Schläfernder Duft.

    Mächtiger rühret
    Bald sich ein Hauch,
    Doch er verlieret
    Gleich sich im Strauch.

    Aber zum Busen
    Kehrt er zurück.
    Helfet, ihr Musen,
    Tragen das Glück!

    Saget, seit gestern
    Wie mir geschah?
    Liebliche Schwestern,
    Liebchen ist da!


    Johann Wolfgang Goethe, 1749-1832

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  13. licet73

    licet73 Neues Mitglied

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    Frühling


    Über Hecken schaun bunte Sträuße
    Apfelblüten, Schneeball und Syringen.
    Blonde Mädels bummeln singend durch den Frühling.
    Mit dem Goldstaub eines frühen Schmetterlings
    spielt die Sonne.
    Lerchen steigen jubelnd in den Äther. –
    In die Einsamkeit der Höhen flüchte ich
    vor diesem lauten Feiern.
    Unter mir im Glanz der Sonne
    weitet sich das buntgeschmückte Land.
    Doch bis zum höchsten Gipfel dringt ein Klingen,
    leises Flüstern.
    Immer stärker wird das Raunen
    und zum Jauchzen wächst der Ruf
    Frühling, Frühling! –
    Kehre traurig diesem Feste Pans den Rücken
    und verkrieche mich im Dunkel schwarzer Tannen.



    Hermann Harry Schmitz

     
  14. licet73

    licet73 Neues Mitglied

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    Frühling


    Die Bäume im Ofen lodern.
    Die Vögel locken am Grill.
    Die Sonnenschirme vermodern.
    Im übrigen ist es still.

    Es stecken die Spargel aus Dosen
    Die zarten Köpfchen hervor.
    Bunt ranken sich künstliche Rosen
    In Faschingsgirlanden empor.

    Ein Etwas, wie Glockenklingen,
    Den Oberkellner bewegt,
    Mir tausend Eier zu bringen,
    Von Osterstören gelegt.

    Ein süßer Duft von Havanna
    Verweht in ringelnder Spur.
    Ich fühle an meiner Susanna
    Erwachende neue Natur.

    Es lohnt sich manchmal, zu lieben,
    Was kommt, nicht ist oder war.
    Ein Frühlingsgedicht, geschrieben
    Im kältesten Februar.


    Aus: Flugzeuggedanken von Joachim Ringelnatz

     
  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie herrlich leuchtet
    Mir die Natur!
    Wie glänzt die Sonne!
    Wie lacht die Flur!

    Es dringen Blüten
    Aus jedem Zweig
    Und tausend Stimmen
    Aus dem Gesträuch

    Und Freud' und Wonne
    Aus jeder Brust.
    O Erd', o Sonne!
    O Glück, o Lust!

    O Lieb', o Liebe!
    So golden schön,
    Wie Morgenwolken
    Auf jenen Höhn!

    Du segnest herrlich
    Das frische Feld,
    Im Blütendampfe
    Die volle Welt.

    O Mädchen, Mädchen,
    Wie lieb' ich dich!
    Wie blickt dein Auge!
    Wie liebst du mich!

    So liebt die Lerche
    Gesang und Luft,
    Und Morgenblumen
    Den Himmelsduft,

    Wie ich dich liebe
    Mit warmem Blut,
    Die du mir Jugend
    Und Freud' und Mut
    Zu neuen Liedern
    Und Tänzen gibst.

    Sei ewig glücklich,
    Wie du mich liebst!


    Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


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  16. Neli

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    Als ich das erste Veilchen erblickt,
    Wie war ich von Farben und Duft entzückt!
    Die Botin des Lenzes drückt' ich voll Lust
    An meine schwellende, hoffende Brust.

    Der Lenz ist vorüber, das Veilchen ist tot;
    Rings steh'n viel Blumen blau und rot,
    Ich stehe inmitten, und sehe sie kaum,
    Das Veilchen erscheint mir im Frühlingstraum.


    Karl Egon Ebert (1801-1882)
     

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    #516 6. April 2009
    Zuletzt bearbeitet: 9. Juni 2009
  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Nun will der lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau,
    aus allen Ecken sprießen die Blumen rot und blau.
    draus wob die braune Heide sich ein Gewand gar fein
    und lädt im Festtagskleide zum Maientanze ein.

    Waldvöglein Lieder singen, wie Ihr sie nur begehrt,
    drum auf zum frohen Springen, die Reis` ist Goldes Wert.

    Hei, unter grünen Linden, da leuchten weiße kleid!
    Heija, nun hat uns Kindern ein End all Winterleid.


    Volkslied
     

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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Seht meine lieben Bäume an,
    Wie sie so herrlich stehn,
    Auf allen Zweigen angetan
    Mit Reifen wunderschön!

    Von unten an bis oben 'naus
    Auf allen Zweigelein
    Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus,
    Und kann nicht schöner sein.

    Ein Engel Gottes geht bei Nacht,
    Streut heimlich hier und dort,
    Und wenn der Bauersmann erwacht,
    Ist er schon wieder fort.

    Du Engel, der so gütig ist,
    Wir sagen Dank und Preis,
    O mach uns doch zum heil'gen Christ
    Die Bäume wieder weiß!


    Matthias Claudius (1740-1815)

     

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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Osterlied

    Die Glocken läuten das Ostern ein
    In allen Enden und Landen,
    Und fromme Herzen jubeln darein:
    Der Lenz ist wieder erstanden!

    Es atmet der Wald, die Erde treibt
    Und kleidet sich lachend in Moose,
    Und aus den schönen Augen reibt
    Den Schlaf sich erwachend die Rose.

    Das schaffende Licht, es flammt und kreist
    Und sprengt die fesselnde Hülle;
    Und über den Wassern schwebt der Geist
    Unendlicher Liebesfülle.


    Adolf Böttger (1815-1870)
     

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  20. licet73

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    Frühling


    Frühling soll mit süßen Blicken
    Mich entzücken und berücken,
    Sommer mich mit Frucht und Myrthen
    Reich bewirten, froh umgürten.

    Herbst, du sollst mich Haushalt lehren,
    Zu entbehren, zu begehren,
    Und du Winter lehr mich sterben,
    Mich verderben, Frühling erben.


    Clemens Brentano

     
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