Hallo, liebe Juliane, da ich ja klassische Lieder so liebe, hol ich die Gedichte von einen Forum, wo man Lieder in allen Sprachen finden kann. http://www.recmusic.org/lieder/pindex.html Ich kenne sie meistens gesungen, suche sie manchmal auch von meinen Lieder-CDs raus, gebe den Text dann im o.a. Forum ein und kann sie dann kopieren. Bei manchen Liedern lass ich dann auch eine Strophe, wie hier auch, weg, weil ich mit dem besten Willen noch nicht an die Gruft erinnert werden will. Ich freue mich immer, dass so viele User oder Gäste hier hereinschauen. Viele liebe Grüße Neli
Keine Blumen blühn; Nur das Wintergrün Blickt durch Silberhüllen; Nur das Fenster füllen Blumen rot und weiß, Aufgeblüht aus Eis. Ach, kein Vogelsang Tönt mit frohem Klang, Nur die Winterweise Jener kleinen Meise, Die am Fenster schwirrt, Und um Futter girrt. Minne flieht den Hain, Wo die Vögelein Sonst im grünen Schatten Ihre Nester hatten; Minne flieht den Hain, Kehrt ins Zimmer ein. Kalter Januar, Hier werd' ich fürwahr Unter Minnespielen Deinen Frost nicht fühlen! Walte immerdar, Kalter Januar! Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
Winter Der Winter ist ein rechter Mann, Kernfest und auf die Dauer; Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an Und scheut nicht Süß noch Sauer. Er zieht sein Hemd im Freien an Und läßt's vorher nicht wärmen, Und spottet über Fluß im Zahn Und Kolik in Gedärmen. Aus Blumen und aus Vogelsang Weiß er sich nichts zu machen, Haßt warmen Drang und warmen Klang Und alle warmen Sachen. Doch wenn die Füchse bellen sehr, Wenn's Holz im Ofen knittert, Und an dem Ofen Knecht und Herr Die Hände reibt und zittert; Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht Und Teich und Seen krachen, Das klingt ihm gut, das haßt er nicht, Dann will er sich totlachen. - Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus Beim Nordpol an dem Strande; Doch hat er auch ein Sommerhaus Im lieben Schweizerlande. Da ist er denn bald dort, bald hier, Gut Regiment zu führen. Und wenn er durchzieht, stehen wir Und sehn ihn an und frieren. Matthias Claudius
Der Winter hat sich angefangen, der Schnee bedeckt das ganze Land, der Sommer ist hinweggegangen, der Wald hat sich in Reif verwandt. Die Wiesen sind vom Frost versehret, die Felder glänzen wie Metall, die Blumen sind in Eis verkehret, die Flüsse stehn wie harter Stahl. Rist, Johannes (1607-1667
Auf dem See Und frische Nahrung, neues Blut Saug ich aus freier Welt: Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. Aug, mein Aug, was sinkst du nieder? Goldne Träume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so gold du bist: Hier auch Lieb und Leben ist. Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne, Weiche Nebel trinken Rings die türmende Ferne; Morgenwind umflügelt Die beschattete Bucht, Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht. Johann Wolfgang von Goethe
Ziehn die Schafe von der Wiese, Liegt sie da, ein reines Grün, Aber bald zum Paradiese Wird sie bunt geblümt erblühn. Hoffnung breitet lichte Schleier Nebelhaft vor unsern Blick: Wunscherfüllung, Sonnenfeier, Wolkenteilung bring uns Glück. Johann Wolfgang von Goethe
An die Bäume im Winter Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab! Ach, ihr müßt noch harren, ihr armen Söhne der Erde, Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag! Aber dann kommt wieder die Sonne mit dem grünenden Frühling Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück? Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft dir! Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor. Johann Gottfried Herder
Draußen Nacht und dichte Flocken, Endlos fällt der kalte Schnee; In der Stube nur Frohlocken, Frühlingslust statt Winterweh. Kätzchen spielen, Miezekätzchen, Surrend, schnurrend, lieb und traut, Mit den sammetweichen Tätzchen Eines nach dem and'ren haut. Und wie'n Kätzchen lieb und traurig Schmiegt sich's liebe Kindlein an, Lauscht der Ahne auferbaulich, Selig in der Märchen Bann. Märchen schaurig, Märchen graulich, Weiß die Ahne, Märchen hold; In die Seele auferbaulich Birgt die kleine lichtes Gold. Könnt'ich doch wie ehemals lauschen Märchenzauber wieder seh'n, O wie gerne möcht'ich tauschen! Doch die kalten Flocken weh'n. Draußen Nacht und dichte Flocken, Endlos fällt der kalte Schnee; In der Stube nur Frohlocken, Frühlingslust trotz Winterweh. Franz Alfred Muth (1839-1890)
Mein Herz ist stumm, mein Herz ist kalt, erstarrt in des Winters Eise; bisweilen in seiner Tiefe nur wallt und zittert und regt sich's leise. Dann ist's, als ob ein mildes Tau'n die Decke des Frostes breche; durch grünende Wälder, blühende Au'n murmeln von neuem die Bäche. Und Hörnerklang, von Blatt zu Blatt vom Frühlingswinde getragen, dringt aus den Schluchten ans Ohr mir matt, wie ein Ruf aus seligen Tagen. Adolf Friedrich, Graf von Schack (1815-1894)
Über die beglänzten Gipfel Fernher kommt es wie ein Grüßen, Flüsternd neigen sich die Wipfel Als ob sie sich wollten küssen. Ist er doch so schön und milde! Stimmen gehen durch die Nacht, Singen heimlich von dem Bilde - Ach, ich bin so froh erwacht! Plaudert nicht so laut, ihr Quellen! Wissen darf es nicht der Morgen! In der Mondnacht linde Wellen Senk ich still mein Glück und Sorgen. Josef von Eichendorff
Unter'm weißen Baume sitzend, Hörst du fern die Winde schrillen, Siehst wie oben stumme Wolken Sich in Nebeldecken hüllen. Siehst, wie unten ausgestorben Wald und Flur wie kahl geschoren; Um dich Winter, in dir Winter, Und dein Herz ist eingefroren. Plötzlich fallen auf dich nieder Weiße flocken, und verdrossen, Meinst du schon, mit Schneegestöber Hab' der Baum dich übergossen. Doch es ist kein Schneegestöber, Merkst es bald mit freud'gem Schrecken; Duft'ge Frühlingsblüten sind es, Die dich necken und bedecken. Welch ein schauersüßer Zauber! Winter wandelt sich in Maie, Schnee verwandelt sich in Blüten, Und dein Herz, dein Herz, es liebt aufs Neue. Heinrich Heine
Hell im Silberlichte flimmernd Zieht und singt des Baches Welle, Goldengrün und tiefblau schimmernd Küßt sie flüchtig die Libelle; Und ein drittes kommt dazu, Eine Blüte hergeschwommen: Alle haben drauf im Nu Heitern Abschied schon genommen. Und die Esche beugt sich drüber, Schaut in Ruh das holde Treiben, Denkt: Ihr Lieben, zieht vorüber, Ich will grünen hier und bleiben! Und ich unterm Eschenbaum: Was soll denn mit mir geschehen In dem reizend leichten Traum? Soll ich bleiben? Soll ich gehen? Gottfried Keller
Der erste Tannenbaum, den ich gesehn, Das war ein Weihnachtsbaum im Kerzenschimmer; Noch seh ich lieblich glimmend vor mir stehn Das grüne Wunder im erhellten Zimmer. Da war ich täglich mit dem frühsten wach, Den Zweigen gläubig ihren Schmuck zu rauben; Doch als die letzte süße Frucht ich brach, Ging es zugleich an meinen Wunderglauben. Dann aber, als im Lenz zum ersten Mal In einen Nadelwald ich mich verirrte, Mich durch die hohen stillen Säulen stahl, Bis sich der Hain zu jungem Schlag entwirrte: O Freudigkeit! wie ich da ungesehn In einem Forst von Weihnachtsbäumchen spielte, Dicht um mein Haar ihr zartes Wipfelwehn, Das überragend mir den Scheitel kühlte. Ein kleiner Riese in dem kleinen Tann, Sah ich vergnügt, wo Weihnachtsbäume sprießen; Ich packte keck ein winzig Tännlein an Und bog es mächtig ringend mir zu Füssen. Und über mir war nichts als blauer Raum; Doch als ich mich dicht an die Erde schmiegte, Sah unten ich durch dünner Stämmchen Saum, Wie Land und See im Silberduft sich wiegte. Wie ich so lag, da rauscht' und stob's herbei Daß mir der Lufthauch durch die Locken sauste, Und aus der Höh schoß senkrecht her der Weih, Daß seiner Schwingen Schlag im Ohr mir brauste. Als schwebend er nah ob dem Haupt mir stand, Funkelt' sein Aug gleich dunkeln Edelsteinen; Zu äußerst an der Flügel dünnem Rand Sah ich die Sonne durch die Kiele scheinen. Auf meinem Angesicht sein Schatten ruht' Und ließ die glühen Wangen mir erkalten - Ob welchem Inderfürst von heißem Blut Ward solch ein Sonnenschirm emporgehalten? Wie ich so lag, erschaut ich plötzlich nah, Wie eine Eidechs mit neugier'gem Blicke Vom nächsten Zweig ins Aug mir niedersah, Wie in die Flut ein Kind auf schwanker Brücke. Nie hab ich mehr solch guten Blick gesehn Und so lebendig ruhig, fein und glühend; Hellgrün war sie, ich sah den Odem gehn In zarter Brust, blaß wie ein Röschen blühend. Ob sie mein blaues Auge niederzog? Sie ließ vom Zweig sich auf die Stirn mir nieder, Schritt abwärts, bis sie um den Hals mir bog, Ein fein Geschmeide, ruhend, ihre Glieder. Ich hielt mich reglos und mit lindem Druck Fühlt ich den leisen Puls am Halse schlagen; Das war der einzige und schönste Schmuck, Den ich in meinem Leben je getragen! Damals war ich ein kleiner Pantheist Und ruhte selig in den jungen Bäumen; Doch nimmer ahnte mir zu jener Frist, Daß in den Stämmchen solche Bretter keimen! Gottfried Keller
Es stehen unbeweglich die Sterne in ihrer Höh', viel tausend Jahr, und schauen sich an mit Liebesweh. Sie sprechen eine Sprache, die ist so reich, so schön; doch keiner der Philologen kann diese Sprache verstehn. Ich aber hab sie gelernet, und ich vergesse sie nicht; mir diente als Grammatik der Herzallerliebsten Gesicht. Heinrich Heine
Wenn der Regen niederbraust, Wenn der Sturm das Feld durchsaust, Bleiben Mädchen oder Buben Hübsch daheim in Ihren Stuben. - Robert aber dachte : Nein ! Das muß draußen herrlich sein ! - Und im Felde patschet er Mit dem Regenschirm umher. Hui wie pfeift der Sturm und keucht, Daß der Baum sich niederbeugt ! Seht ! Den Schirm erfaßt der Wind, Und der Robert fliegt geschwind Durch die Luft so hoch, so weit; Niemand hört ihn, wennn er schreit. An die Wolken stößt er schon, Und der Hut fliegt auch davon. Schirm und Robert fliegen dort Durch die Wolken immerfort. Und der Hut fliegt weit voran, Stößt zuletzt am Himmel an. Wo der Wind sie hingetragen, Ja, das weiß kein Mensch zu sagen. Heinrich Hoffmann (1809-1894) aus dem "Struwwelpeter)
Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läute immer, läute zu, läute immer zu! Denn du kündest frohe Zeit, Frühling naht, der Bräutigam, Kommt mit Sieg vom Winterstreit, Dem er seine Eiswehr nahm. Dass die Blumen in der Erd' Steigen aus dem düstern Nest, Und des Bräutigams sich wert Schmücken zu dem Hochzeitsfest. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut' die Blumen aus der Ruh'! Du Viola, zartes Kind, Hörst zuerst den Wonnelaut, Und sie stehet auf geschwind, Schmücket sorglich sich als Braut. Hüllet sich in's grüne Kleid, Nimmt den Mantel sammetblau, Nimmt das güldene Geschmeid, Und den Brilliantentau. Doch ein ängstliches Gefühl Ihre kleine Brust durchwallt, Denn es ist noch rings so still, Und die Lüfte weh'n so kalt. Und sie hemmt den schnellen Lauf, Schon bestrahlt von Sonnenschein, Doch mit Schrecken blickt sie auf, Denn sie stehet ganz allein. Fliehet an den fernsten Ort, Wo sie Gras und Schatten deckt, Späht und lauschet immerfort, Ob was rauschet und sich regt. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut die Schwestern ihr herzu! Rose nahet, Lilie schwankt, Tulp' und Hyazinthe schwellt, Windling kommt daher gerankt, Und Narciss' hat sich gesellt. Da der Frühling nun erscheint, Und das frohe Fest beginnt, Sieht er alle, die vereint, Und vermißt sein liebstes Kind. Alle schickt er suchend fort, Um die eine, die ihm wert, Und sie kommen an den Ort, Wo sie einsam sich verzehrt. Doch es sitzt das liebe Kind Stumm und bleich, das Haupt gebückt, Ach! der Lieb' und Sehnsucht Schmerz Hat die Zärtliche erdrückt. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut Viola sanfte Ruh'. Franz von Schober (1798-1882)
Siehst du dort die Wolken eilen? Ja, mit ihnen möcht' ich gern. Doch ich muss allein hier weilen, Ist das Liebste mir so fern! Wolken ihr am Himmelsbogen, Eilt doch nicht so schnell von mir, Bin ja oft mit euch gezogen, Lasst mich nicht so einsam hier! Ach sie gehen wie sie kommen, Hören nicht mein flehend Wort, Haben mich nicht mitgenommen, Eilen flüchtig weiter fort! O so grüsst mir doch die Lieben, Welche Ferne von mir schied, Grüsst sie mir, die treu mir blieben, Bringet ihnen dies mein Lied! Wolken! segelt durch die Lüfte, Grüsset mir mein Heimatland! O dass ich auch mit euch schiffte An des Himmels blauen Rand. Einsam weil' ich in der Ferne, Meine Sehnsucht in der Brust. Ach! mit euch zög ich so gerne, Ach, bei euch ist meine Lust! Anonymus
Liegt eine Stadt im Tale, Ein blasser Tag vergeht. Es wird nicht lange dauern mehr Bis weder Mond noch Sterne Nur Nacht am Himmel steht. Von allen Bergen drücken Nebel auf die Stadt, Es dringt kein Dach, nicht Hof noch Haus, Kein Laut aus ihrem Rauch heraus, Kaum Türme noch und Brücken. Doch als dem Wandrer graute, Da ging ein Lichtlein auf im Grund Und durch den Rauch und Nebel Begann ein leiser Lobgesang Aus Kindermund. Richard Fedor Leopold Dehmel (1863-1920)
Schneeglöckchen... ...ein Blümlein stehet dort im Schnee, durchstieß sogar die Blätter. Gar zarte weiße Blühten seh ich stehn im Schmuddelwetter. Viel zarte grüne Spitzen gar sie schieben sich hinauf. Wo gestern noch kein Einzges war, stehn morgen sie zu hauf. Ist zwar noch nass und abends kalt, doch wenn der Wind sie wiegt, dann weis ein Jeder von uns bald ist der Winter hier besiegt. Und schau ich sie dann länger an, dann denk ich kann es sein ? es höret sich für mich fast an sie läuten den Frühling ein. Doch weist Du wie sie Jeder nennt mit Blüten weiß wie Löckchen...? die ersten Frühlingsboten kennt man als Schneeglöckchen ! ...m,al so zwischendurch, mir war so zum Dichten "merre"
Nach so vielen trüben Tagen Send' uns wiederum einmal, Mitleidsvoll für uns're Klagen, Einen sanften milden Strahl. Liebe Sonne! trink' den Regen, Der herab zu stürzen dräut; Deine Strahlen sind uns Segen, Deine Blicke - Seligkeit. Schein', ach, scheine, liebe Sonne! Jede Freude dank' ich dir; Alle Geists- und Herzenswonne, Licht und Wärme kommt von dir. Gabriele von Baumberg (1758-1839)