Wenn im Sommer der rote Mohn wieder glüht im gelben Korn, wenn des Finken süßer Ton wieder lockt im Hagedorn, wenn es wieder weit und breit feierklar und fruchtstill ist, dann erfüllt sich uns die Zeit, die mit vollen Massen misst. Dann verebbt, was uns bedroht, dann verweht, was uns bedrückt, über dem Schlangenkopf der Not ist das Sonnenschwert gezückt. Glaube nur, es wird geschehn! Wende nicht den Bliek zurück! Wenn die Sommerwinde wehn, werden wir in Rosen gehn, und die Sonne lacht uns Glück! Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Ach hätte die Rose Flügel, sie flöge hinüber zu dir, und brächte dir tausend Grüsse, und du wüsstest sie kämen von mir. O konnte die Rose singen, ich sendete sie an dich und sie sänge dir dieses Liedchen, und du dächtest dabei an mich. Sie kann nicht fliegen, nicht singen! Ich bin die Sehnsucht so müd, drum fliege ich selber und bringe dir Gruß und Rose und Lied. R. E. Wegener
Kein Hälmlein wächst auf Erden, Der Himmel hat's betaut, Und kann kein Blümlein werden, Die Sonne hat's erschaut. Wenn du auch tief beklommen In Waldesnacht allein: Einst wird von Gott dir kommen Dein Tau und Sonnenschein. Dann sproßt, was dir indessen Als Keim im Herzen lag, So ist kein Ding vergessen, Ihm kommt ein Blütentag. Albert Emil Brachvogel (1824-1878)
Früh, wenn Tal, Gebirg' und Garten Nebelschleiern sich enthüllen, Und dem sehnlichsten Erwarten Blumenkelche bunt sich füllen; Wenn der Äther, Wolken tragend, Mit dem klaren Tage streitet, Und ein Ostwind, sie verjagend, Blaue Sonnenbahn bereitet; Dankst du dann, am Blick dich weidend, Reiner Brust der Großen, Holden, Wird die Sonne, rötlich scheidend, Rings den Horizont vergolden. Johann Wolfgang von Goethe
Waldesnacht, du wunderkühle, Die ich tausend Male grüß', Nach dem lauten Weltgewühle, O wie ist dein Rauschen süß! Träumerisch die müden Glieder, Berg' ich weich ins Moos, Und mir ist, als würd' ich wieder All der irren Qualen los. Fernes Flötenlied, vertöne, Das ein weites Sehnen rührt, Die Gedanken in die Schöne, Ach, missgönte Ferne führt! Laß die Waldesnacht mich wiegen, Stillen jede Pein, Und ein seliges Genügen Saug' ich mit den Düften ein. In dem heimlich engen Kreisen, Wir dir wohl, du wildes Herz, Und ein Friede schwebt mit leisen Flügelschlägen niederwärts. Singet, holde Vögellieder, Mich in Schlummer sacht! Irre Qualen, löst euch wieder; Wildes Herz, nun gute Nacht! Paul Heyse (1830-19149
O Täler weit, O Höhen, o schöner grüner Wald, du meiner Lust und Wehen andächt'ger Aufenthalt! Da draussen, stets betrogen, saust die geschäft'ge Welt; schlag' noch einmal die Bogen um mich, du grünes Zelt! Im Walde steht geschrieben ein stilles ernstes Wort vom rechten Tun und Lieben, und was des Menschen Hort. Ich habe treu gelesen die Worte, schlicht und wahr, und durch mein ganzes Wesen ward's unaussprechlich klar. Bald werd' ich dich verlassen, fremd in die Fremde geh'n, auf buntbewegten Gassen des lebens Schauspiel seh'n. Und mitten in dem Leben wird deines Ernst's Gewalt mich Einsamen erheben, so wird mein Herz nicht alt. Josef von Eichendorff
Einen Sommer lang Zwischen Roggenfeld und Hecken Führt ein schmaler Gang; Süßes, seliges Verstecken einen Sommer lang. Wenn wir uns von ferne sehen, Zögert sie den Schritt, Rupft ein Hälmchen sich im Gehen, Nimmt ein Blättchen mit. Hat mit Ähren sich das Mieder Unschuldig geschmückt, Sich den Hut verlegen nieder In die Stirn gerückt. Finster kommt sie langsam näher, Färbt sich rot wie Mohn; Doch ich bin ein feiner Späher, Kenn die Schelmin schon. Noch ein Blick in Weg und Weite, Ruhig liegt die Welt, Und es hat an ihre Seite Mich der Sturm gesellt. Zischen Roggenfeld und Hecken Führt ein schmaler Gang; Süßes, seliges Verstecken Einen Sommer lang. Detlev von Liliencron (1844-1909)
Die Lotosblume ängstigt Sich vor der Sonne Pracht Und mit gesenktem Haupte Erwartet sie träumend die Nacht. Der Mond, der ist ihr Buhle Er weckt sie mit seinem Licht, Und ihm entschleiert sie freundlich Ihr frommes Blumengesicht, Sie blüht und glüht und leuchtet Und starret stumm in die Höh'; Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh. Heinrich Heine (1797-1856)
Die Tage der Rosen Noch ist die blühende, goldene Zeit, O du schöne Welt, wie bist du so weit! Und so weit ist mein Herz und so klar wie der Tag, Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag! Ihr Fröhlichen, singt, weil was Leben noch mait: Noch ist die schöne, die blühende Zeit, Noch sind die Tage der Rosen! Frei ist das Herz, und frei ist das Lied, Und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht, Und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei, So spröd' und verschämt auch die Lippe sei. Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuß sich beut, Da heißt's: Noch ist blühende, goldene Zeit, Noch sind die Tage der Rosen! Ja, im Herzen tief innen ist alles daheim, Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim. Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn, Dann brauset, ihr Stürmer, daher und dahin! Wir aber sind allzeit zu singen bereit: Noch ist die blühende, goldene Zeit, Noch sind die Tage der Rosen! Otto Roquette
An einem Sonntagmorgen da nimm den Wanderstab, es fallen deine Sorgen wie Nebel von dir ab. Des Himmels heitere Bläue lacht dir ins Herz hinein und schließ, wie Gottes Treue, mit seinem Dach dich ein. Rings Blüten nur und Triebe und Halme von Segen schwer, dir ist, als zöge die Liebe des Weges nebenher. So heimisch alles klinget als wie im Vaterhaus, und über die Lerchen schwinget die Seele sich hinaus. Theodor Fontane (1819-1898)
So ruhig geh' ich meinen Pfad, So still ist mir zu Mut; Es dünkt mir jeder Weg gerad' Und jedes Wetter gut. Wohin mein Weg mich führen mag, Der Himmel ist mein Dach, Die Sonne kommt mit jedem Tag, Die Sterne halten Wach'. Und komm' ich spät und komm' ich früh Ans Ziel, das mir gestellt: Verlieren kann ich mich doch nie, O Gott, aus Deiner Welt! Josef von Eichendorff
Der Wandrer, dem verschwunden So Sonn' als Mondenlicht, Der singt ein Lied ins Dunkel Und härmt sich länger nicht. Er schreitet mutig weiter Die menschenleere Bahn, Viel lichte Sangesbilder, Die ziehen ihm voran. Nacht ist's auch mir geworden, Die Freunde stehen fern, Von meinem Himmel schwindet Der allerletzte Stern; Doch geh' ich mutig weiter Die menschenleere Bahn, Noch ziehen Sangesbilder Ja mir auch licht voran. Justinus Kerner (1786-1862)
Hab Dank du lieber Wind Ich bin in den Garten gegangen und mag nicht mehr hinaus. Die goldigen Äpfel prangen mit ihrem roten Wangen und laden ein zum Schmaus. Wie ist es anzufangen? Sie hängen mir zu hoch und zu fern. Ich sehe sie hangen und prangen und kann sie nicht erlangen und hätte doch einen gern! Da kommt der Wind aus dem Westen und schüttelt den Baum geschwind und weht herab von den Ästen den allerschönsten und besten - hab Dank, du lieber Wind. Hoffmann von Fallersleben
Ich bin die Blum' im Garten, Und muß in Stille warten, Wann und in welcher Weise Du trittst in meine Kreise. Kommst du, ein Strahl der Sonne, So werd' ich deiner Wonne Den Busen still entfalten Und deinen Blick behalten. Kommst du als Tau und Regen, So werd' ich deinen Segen In Liebesschalen fassen, Ihn nicht versiegen lassen. Und fährtest du gelinde Hin über mich im Winde, So werd' ich dir mich neigen, Sprechend: Ich bin dein eigen. Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich weiss mir ein Plätzchen So heimlich und kühl, Das lockt mich mit Freundlichkeit an, Das gibt mir wohltätig Der Freuden so viel. Da bin ich so oft ich nur kann. Wie schön hier Gipfel Des Berges begrenzt Die Burg, die so herrlich sich zeigt, Am herrlichsten, wenn sie In Feuergold glänzt Und Phöbus zum Meere sich neigt. Die Kräuter der Wiesen, Die Blüten im Hain Verstreuen erquickenden Duft. Kommt Zephyr und schmeichelt Bei dämmerndem Schein Des Hespers die schlummernde Luft. Da sitz ich verloren In glücklicher Ruh, Der Unmut zerfliesst dann wie Schaum. Das Götterkind Phantasus Schleicht sich hinzu Und schwatzt mich in seligen Traum. Anonymus
Ihr Vöglein in den Lüften, Schwingt mit Gesang euch fort Und grüßet mir den teuren, Den lieben Heimatsort! Ihr Lerchen, nehmt die Blüten, Die zarten mit hinaus! Ich schmückte sie zur Zierde Für's teure Vaterhaus. Du Nachtigall, o schwinge Dich doch zu mir herab Und nimm die Rosenknospe Auf meines Vaters Grab! Friedrich Wilhelm Nietzsche (1944-1900)
Wie soll ich nicht tanzen, Es macht keine Mühe, Und reizende Farben Schimmern hier im Grünen. Immer schöner glänzen Meine bunten Flügel, Immer süßer hauchen Alle kleinen Blüten. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Wie groß ist die Freude, Sei's spät oder frühe, Leichtsinnig zu schweben Über Tal und Hügel. Wenn der Abend säuselt, Seht ihr Wolken glühen; Wenn die Lüfte golden, Scheint die Wiese grüner. Ich nasche die Blüten, Ihr könnt sie nicht hüten. Friedrich von Schlegel (1772-1829)
Der Schmetterling ist in die Rose verliebt, Umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber goldig und zart Umflattert der liebende Sonnenstrahl. Jedoch, in wen ist die Rose verliebt? Das wüßt' ich gar so gern. Ist es die singende Nachtigall? Ist es der schweigende Abendstern? Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt; Ich aber lieb' euch all: Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl, Abendstern und Nachtigall. Heinrich Heine (1797-1856)
Der Mond kommt still gegangen mit seinem gold'nen Schein, da schläft in holdem Prangen die müde Erde ein. Im Traum die Wipfel wehen, Die Quellen rauschen sacht; Singende Engel durchschweben Die blaue Sternennacht. Und auf den Lüften schwanken aus manchem treuen Sinn viel tausend Liebesgedanken über die Schläfer hin. Und drunten im Tale, da funkeln die Fenster von Liebchens Haus; ich aber blicke im Dunkeln still in die Welt hinaus. Emanuel Geibel (1815-1884)
Nacht ist hereingesunken [SIZE=+2]N[/SIZE]acht ist schon hereingesunken, schließt sich heilig Stern an Stern, große Lichter, kleine Funken glitzern nah und glänzen fern; glitzern hier im See sich spiegelnd, glänzen droben klarer Nacht, tiefsten Ruhmes Glück besiegelnd herrscht des Mondes volle Pracht. Johann Wolfgang von Goethe ________0000_____________ _________ ______0000________________________ ____00000_________________________ ___00000__________________________ __000000___________Eine_____________ _0000000_________gute_______________ _0000000____________Nacht!!!!_________ _ 0000__00__________________________ _0000__00000000____________________ _0 00000000000______________________ __0000000000____________________0__ ___0000_000000_________________00__ ____00000_______0____________000___ ______000000__00000______000000____ __________00000000000000000________ __ __________000000000000__________