Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Wenn im Sommer der rote Mohn
    wieder glüht im gelben Korn,
    wenn des Finken süßer Ton
    wieder lockt im Hagedorn,
    wenn es wieder weit und breit
    feierklar und fruchtstill ist,
    dann erfüllt sich uns die Zeit,
    die mit vollen Massen misst.

    Dann verebbt, was uns bedroht,
    dann verweht, was uns bedrückt,
    über dem Schlangenkopf der Not
    ist das Sonnenschwert gezückt.
    Glaube nur, es wird geschehn!
    Wende nicht den Bliek zurück!
    Wenn die Sommerwinde wehn,
    werden wir in Rosen gehn,
    und die Sonne lacht uns Glück!



    Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Ach hätte die Rose Flügel,
    sie flöge hinüber zu dir,
    und brächte dir tausend Grüsse,
    und du wüsstest sie kämen von mir.

    O konnte die Rose singen,
    ich sendete sie an dich
    und sie sänge dir dieses Liedchen,
    und du dächtest dabei an mich.

    Sie kann nicht fliegen, nicht singen!
    Ich bin die Sehnsucht so müd,
    drum fliege ich selber und bringe
    dir Gruß und Rose und Lied.


    R. E. Wegener
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Kein Hälmlein wächst auf Erden,
    Der Himmel hat's betaut,
    Und kann kein Blümlein werden,
    Die Sonne hat's erschaut.

    Wenn du auch tief beklommen
    In Waldesnacht allein:
    Einst wird von Gott dir kommen
    Dein Tau und Sonnenschein.

    Dann sproßt, was dir indessen
    Als Keim im Herzen lag,
    So ist kein Ding vergessen,
    Ihm kommt ein Blütentag.


    Albert Emil Brachvogel (1824-1878)
     

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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Früh, wenn Tal, Gebirg' und Garten
    Nebelschleiern sich enthüllen,
    Und dem sehnlichsten Erwarten
    Blumenkelche bunt sich füllen;

    Wenn der Äther, Wolken tragend,
    Mit dem klaren Tage streitet,
    Und ein Ostwind, sie verjagend,
    Blaue Sonnenbahn bereitet;

    Dankst du dann, am Blick dich weidend,
    Reiner Brust der Großen, Holden,
    Wird die Sonne, rötlich scheidend,
    Rings den Horizont vergolden.



    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Waldesnacht, du wunderkühle,
    Die ich tausend Male grüß',
    Nach dem lauten Weltgewühle,
    O wie ist dein Rauschen süß!

    Träumerisch die müden Glieder,
    Berg' ich weich ins Moos,
    Und mir ist, als würd' ich wieder
    All der irren Qualen los.

    Fernes Flötenlied, vertöne,
    Das ein weites Sehnen rührt,
    Die Gedanken in die Schöne,
    Ach, missgönte Ferne führt!

    Laß die Waldesnacht mich wiegen,
    Stillen jede Pein,
    Und ein seliges Genügen
    Saug' ich mit den Düften ein.

    In dem heimlich engen Kreisen,
    Wir dir wohl, du wildes Herz,
    Und ein Friede schwebt mit leisen
    Flügelschlägen niederwärts.

    Singet, holde Vögellieder,
    Mich in Schlummer sacht!
    Irre Qualen, löst euch wieder;
    Wildes Herz, nun gute Nacht!


    Paul Heyse (1830-19149
     

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  6. Neli

    Neli Optimistin

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    O Täler weit, O Höhen,
    o schöner grüner Wald,
    du meiner Lust und Wehen
    andächt'ger Aufenthalt!
    Da draussen, stets betrogen,
    saust die geschäft'ge Welt;
    schlag' noch einmal die Bogen
    um mich, du grünes Zelt!

    Im Walde steht geschrieben
    ein stilles ernstes Wort
    vom rechten Tun und Lieben,
    und was des Menschen Hort.
    Ich habe treu gelesen
    die Worte, schlicht und wahr,
    und durch mein ganzes Wesen
    ward's unaussprechlich klar.

    Bald werd' ich dich verlassen,
    fremd in die Fremde geh'n,
    auf buntbewegten Gassen
    des lebens Schauspiel seh'n.
    Und mitten in dem Leben
    wird deines Ernst's Gewalt
    mich Einsamen erheben,
    so wird mein Herz nicht alt.


    Josef von Eichendorff
     

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  7. Gucki

    Gucki Guest

    Einen Sommer lang

    Zwischen Roggenfeld und Hecken
    Führt ein schmaler Gang;
    Süßes, seliges Verstecken
    einen Sommer lang.

    Wenn wir uns von ferne sehen,
    Zögert sie den Schritt,
    Rupft ein Hälmchen sich im Gehen,
    Nimmt ein Blättchen mit.

    Hat mit Ähren sich das Mieder
    Unschuldig geschmückt,
    Sich den Hut verlegen nieder
    In die Stirn gerückt.

    Finster kommt sie langsam näher,
    Färbt sich rot wie Mohn;
    Doch ich bin ein feiner Späher,
    Kenn die Schelmin schon.

    Noch ein Blick in Weg und Weite,
    Ruhig liegt die Welt,
    Und es hat an ihre Seite
    Mich der Sturm gesellt.

    Zischen Roggenfeld und Hecken
    Führt ein schmaler Gang;
    Süßes, seliges Verstecken
    Einen Sommer lang.


    Detlev von Liliencron (1844-1909)
     
  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Lotosblume ängstigt
    Sich vor der Sonne Pracht
    Und mit gesenktem Haupte
    Erwartet sie träumend die Nacht.

    Der Mond, der ist ihr Buhle
    Er weckt sie mit seinem Licht,
    Und ihm entschleiert sie freundlich
    Ihr frommes Blumengesicht,

    Sie blüht und glüht und leuchtet
    Und starret stumm in die Höh';
    Sie duftet und weinet und zittert
    Vor Liebe und Liebesweh.


    Heinrich Heine (1797-1856)
     

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  9. Gucki

    Gucki Guest

    Die Tage der Rosen

    Noch ist die blühende, goldene Zeit,
    O du schöne Welt, wie bist du so weit!
    Und so weit ist mein Herz und so klar wie der Tag,
    Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag!
    Ihr Fröhlichen, singt, weil was Leben noch mait:
    Noch ist die schöne, die blühende Zeit,
    Noch sind die Tage der Rosen!

    Frei ist das Herz, und frei ist das Lied,
    Und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht,
    Und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei,
    So spröd' und verschämt auch die Lippe sei.
    Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuß sich beut,
    Da heißt's: Noch ist blühende, goldene Zeit,
    Noch sind die Tage der Rosen!

    Ja, im Herzen tief innen ist alles daheim,
    Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim.
    Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn,
    Dann brauset, ihr Stürmer, daher und dahin!
    Wir aber sind allzeit zu singen bereit:
    Noch ist die blühende, goldene Zeit,
    Noch sind die Tage der Rosen!

    Otto Roquette
     

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  10. Neli

    Neli Optimistin

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    An einem Sonntagmorgen
    da nimm den Wanderstab,
    es fallen deine Sorgen
    wie Nebel von dir ab.

    Des Himmels heitere Bläue
    lacht dir ins Herz hinein
    und schließ, wie Gottes Treue,
    mit seinem Dach dich ein.

    Rings Blüten nur und Triebe
    und Halme von Segen schwer,
    dir ist, als zöge die Liebe
    des Weges nebenher.

    So heimisch alles klinget
    als wie im Vaterhaus,
    und über die Lerchen schwinget
    die Seele sich hinaus.


    Theodor Fontane (1819-1898)
     

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  11. Neli

    Neli Optimistin

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    So ruhig geh' ich meinen Pfad,
    So still ist mir zu Mut;
    Es dünkt mir jeder Weg gerad'
    Und jedes Wetter gut.

    Wohin mein Weg mich führen mag,
    Der Himmel ist mein Dach,
    Die Sonne kommt mit jedem Tag,
    Die Sterne halten Wach'.

    Und komm' ich spät und komm' ich früh
    Ans Ziel, das mir gestellt:
    Verlieren kann ich mich doch nie,
    O Gott, aus Deiner Welt!



    Josef von Eichendorff
     

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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Wandrer, dem verschwunden
    So Sonn' als Mondenlicht,
    Der singt ein Lied ins Dunkel
    Und härmt sich länger nicht.
    Er schreitet mutig weiter
    Die menschenleere Bahn,
    Viel lichte Sangesbilder,
    Die ziehen ihm voran.

    Nacht ist's auch mir geworden,
    Die Freunde stehen fern,
    Von meinem Himmel schwindet
    Der allerletzte Stern;
    Doch geh' ich mutig weiter
    Die menschenleere Bahn,
    Noch ziehen Sangesbilder
    Ja mir auch licht voran.



    Justinus Kerner (1786-1862)


     

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  13. Gucki

    Gucki Guest

    Hab Dank du lieber Wind

    Ich bin in den Garten gegangen
    und mag nicht mehr hinaus.
    Die goldigen Äpfel prangen
    mit ihrem roten Wangen
    und laden ein zum Schmaus.

    Wie ist es anzufangen?
    Sie hängen mir zu hoch und zu fern.
    Ich sehe sie hangen und prangen
    und kann sie nicht erlangen
    und hätte doch einen gern!

    Da kommt der Wind aus dem Westen
    und schüttelt den Baum geschwind
    und weht herab von den Ästen
    den allerschönsten und besten -
    hab Dank, du lieber Wind.

    [​IMG]

    Hoffmann von Fallersleben
     
  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich bin die Blum' im Garten,
    Und muß in Stille warten,
    Wann und in welcher Weise
    Du trittst in meine Kreise.

    Kommst du, ein Strahl der Sonne,
    So werd' ich deiner Wonne
    Den Busen still entfalten
    Und deinen Blick behalten.

    Kommst du als Tau und Regen,
    So werd' ich deinen Segen
    In Liebesschalen fassen,
    Ihn nicht versiegen lassen.

    Und fährtest du gelinde
    Hin über mich im Winde,
    So werd' ich dir mich neigen,
    Sprechend: Ich bin dein eigen.



    Friedrich Rückert (1788-1866)
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich weiss mir ein Plätzchen
    So heimlich und kühl,
    Das lockt mich mit Freundlichkeit an,
    Das gibt mir wohltätig
    Der Freuden so viel.
    Da bin ich so oft ich nur kann.

    Wie schön hier Gipfel
    Des Berges begrenzt
    Die Burg, die so herrlich sich zeigt,
    Am herrlichsten, wenn sie
    In Feuergold glänzt
    Und Phöbus zum Meere sich neigt.

    Die Kräuter der Wiesen,
    Die Blüten im Hain
    Verstreuen erquickenden Duft.
    Kommt Zephyr und schmeichelt
    Bei dämmerndem Schein
    Des Hespers die schlummernde Luft.

    Da sitz ich verloren
    In glücklicher Ruh,
    Der Unmut zerfliesst dann wie Schaum.
    Das Götterkind Phantasus
    Schleicht sich hinzu
    Und schwatzt mich in seligen Traum.


    Anonymus
     

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    Neli Optimistin

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    Ihr Vöglein in den Lüften,
    Schwingt mit Gesang euch fort
    Und grüßet mir den teuren,
    Den lieben Heimatsort!

    Ihr Lerchen, nehmt die Blüten,
    Die zarten mit hinaus!
    Ich schmückte sie zur Zierde
    Für's teure Vaterhaus.

    Du Nachtigall, o schwinge
    Dich doch zu mir herab
    Und nimm die Rosenknospe
    Auf meines Vaters Grab!


    Friedrich Wilhelm Nietzsche (1944-1900)
     

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  17. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie soll ich nicht tanzen,
    Es macht keine Mühe,
    Und reizende Farben
    Schimmern hier im Grünen.

    Immer schöner glänzen
    Meine bunten Flügel,
    Immer süßer hauchen
    Alle kleinen Blüten.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.

    Wie groß ist die Freude,
    Sei's spät oder frühe,
    Leichtsinnig zu schweben
    Über Tal und Hügel.

    Wenn der Abend säuselt,
    Seht ihr Wolken glühen;
    Wenn die Lüfte golden,
    Scheint die Wiese grüner.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.


    Friedrich von Schlegel (1772-1829)
     

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  18. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
    Umflattert sie tausendmal,
    Ihn selber aber goldig und zart
    Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

    Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
    Das wüßt' ich gar so gern.
    Ist es die singende Nachtigall?
    Ist es der schweigende Abendstern?

    Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
    Ich aber lieb' euch all:
    Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
    Abendstern und Nachtigall.


    Heinrich Heine (1797-1856)
     

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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Mond kommt still gegangen
    mit seinem gold'nen Schein,
    da schläft in holdem Prangen
    die müde Erde ein.

    Im Traum die Wipfel wehen,
    Die Quellen rauschen sacht;
    Singende Engel durchschweben
    Die blaue Sternennacht.

    Und auf den Lüften schwanken
    aus manchem treuen Sinn
    viel tausend Liebesgedanken
    über die Schläfer hin.

    Und drunten im Tale, da funkeln
    die Fenster von Liebchens Haus;
    ich aber blicke im Dunkeln
    still in die Welt hinaus.


    Emanuel Geibel (1815-1884)
     

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  20. Gucki

    Gucki Guest

    Nacht ist hereingesunken

    [SIZE=+2]N[/SIZE]acht ist schon hereingesunken,
    schließt sich heilig Stern an Stern,
    große Lichter, kleine Funken
    glitzern nah und glänzen fern;
    glitzern hier im See sich spiegelnd,
    glänzen droben klarer Nacht,
    tiefsten Ruhmes Glück besiegelnd
    herrscht des Mondes volle Pracht.

    Johann Wolfgang von Goethe


    ________0000_____________ _________
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    ____00000_________________________
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    __000000___________Eine_____________
    _0000000_________gute_______________
    _0000000____________Nacht!!!!_________
    _ 0000__00__________________________
    _0000__00000000____________________
    _0 00000000000______________________
    __0000000000____________________0__
    ___0000_000000_________________00__
    ____00000_______0____________000___
    ______000000__00000______000000____
    __________00000000000000000________
    __ __________000000000000__________

     
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