Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Im Sommer

    O komm mit mir aus dem Gewühl der Menge
    Aus Rauch und Qualm und tobendem Gedränge,
    Zum stillen Wald,
    Dort wo die Wipfel sanfte Grüsse tauschen,
    Und aus der Zweige sanft bewegtem Rauschen
    Ein Liedschen schallt.

    Dort zu dem Quell, der durch die Felsen gleitet
    Und dann zum Teich die klaren Wasser breitet,
    Führ' ich dich hin.
    In seinem Spiegel schau die stolzen Bäume
    Und weisse Wolken, die wie sanfte Träume
    Vorüber ziehn.

    Dort lass uns lauschen auf der Quelle Tropfen
    Und auf der Spechte weit entferntes Klopfen
    Mit uns allein.
    Dort wollen wir die laute Welt vergessen,
    An unsrem Herzschlag nur die Stunden messen
    Und glücklich sein!


    Heinrich Seidel (1842-1906)
     

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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Freundliche Vision

    Nicht im Schlafe hab' ich das geträumt,
    Hell am Tage sah ich's schön vor mir.
    Eine Wiese voller Margeriten;
    Tief ein weißes Haus in grünen Büschen;
    Götterbilder leuchten aus dem Laube.
    Und ich geh' mit einer, die mich lieb hat,
    Ruhigen Gemütes in die Kühle
    Dieses weißen Hauses, in den Frieden,
    Der voll Schönheit wartet, daß wir kommen.



    Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
     

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  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Gruß an die Sonne

    Aus den braunen Schollen
    Springt die Saat empor,
    Grüne Knospen rollen
    Tausendfach hervor.

    Und es ruft die Sonne:
    Fort den blassen Schein!
    Wieder will ich Wonne,
    Glut und Leben sein!

    Wieder wohlig zittern
    Auf dem blauen Meer,
    Oder zu Gewittern
    Führen das Wolkenheer!

    In den Frühlingsregen
    Sieben Farben streu'n
    Und auf Weg und Stegen
    Meinen goldnen Schein!



    Gottfried Keller (1819-1890)
     

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  4. ioani

    ioani Neues Mitglied

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    hallo

    Wie schäm' ich mich, daß Frau'n so albern sind!
    Sie künden Krieg und sollten knien um Frieden.
    O, daß sie herrschen, lenken, trotzen wollen,
    wo sie nur schweigen, lieben, dienen sollen! (Catharina)

    [​IMG] William Shakespeare

    gott sei dank dass diese zeiten vorbei sind - oder nicht :D:D:D

    ioani
     
  5. Gucki

    Gucki Guest

    Und der Regen fällt

    Heut, ums Haus herauf,
    Geht die Sonn' nicht auf.
    Regen auf den Steinen,
    Ihre Bäcklein weinen.
    Berglein und die Hecken
    Voller Tränen stecken.
    Kein Ding hält am Ort,
    Nebel trägt es fort.
    Weinend kommt die Stund,
    Lebwohl sagt der Mund.
    Und die Trän' sagt: bleib!
    Und das Herz im Leib
    Dreht sich schluchzend um,
    Nur der Fuß geht stumm.
    Weiter rollt die Welt,
    Und der Regen fällt.

    Max Dauthendey
     
  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke mir die Träume wieder,
    Die ich in der Kindheit träumte,
    Wenn das Naß im Sande schäumte!

    Wenn die matte Sommerschwüle
    Lässig stritt mit frischer Kühle,
    Und die blanken Blätter tauten,
    Und die Saaten dunkler blauten.

    Welche Wonne, in dem Fließen
    Dann zu stehn mit nackten Füßen,
    An dem Grase hin zu streifen
    Und den Schaum mit Händen greifen.

    Oder mit den heißen Wangen
    Kalte Tropfen aufzufangen,
    Und den neuerwachten Düften
    Seine Kinderbrust zu lüften!

    Wie die Kelche, die da troffen,
    Stand die Seele atmend offen,
    Wie die Blumen, düftertrunken,
    In dem Himmelstau versunken.

    Schauernd kühlte jeder Tropfen
    Tief bis an des Herzens Klopfen,
    Und der Schöpfung heilig Weben
    Drang bis ins verborgne Leben.

    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke meine alten Lieder,
    Die wir in der Türe sangen,
    Wenn die Tropfen draußen klangen!

    Möchte ihnen wieder lauschen,
    Ihrem süßen, feuchten Rauschen,
    Meine Seele sanft betauen
    Mit dem frommen Kindergrauen.



    Klaus Groth (1819-1899)
     

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Ich tret' in deinen Garten;
    Wo, Süße, weilst du heut?
    Nur Schmetterlinge flattern
    Durch diese Einsamkeit.

    Doch wie in bunter Fülle
    Hier deine Beete stehn
    Und mit den Blumendüften
    Die Weste mich umwehn!

    Ich fühle dich mir nahe,
    Die Einsamkeit belebt,
    Wie über seinen Welten
    Der Unsichtbare schwebt.



    Johann Ludwig Uhland (1787-1862)
     

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  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Geh aus mein Herz und suche Freud
    in dieser lieben Sommerzeit
    an deines Gottes Gaben.
    Schau an der schönen Gärten Zier
    und siehe, wie sie dir und mir
    sich ausgeschmücket haben.


    Die Bäume stehen voller Laub,
    das Erdreich decket seinen Staub
    mit einem grünen Kleide;
    Narzissus und die Tulipan,
    die ziehen sich viel schöner an,
    als Salomonis Seide.


    Die Lerche schwingt sich in die Luft,
    das Täublein fleucht aus seiner Kluft
    und macht sich in die Wälder;
    die hochbegabte Nachtigall
    ergötzt und füllt mit ihrem Schall
    Berg, Hügel, Tal und Felder.


    Ich selber kann und mag nicht ruhn,
    des großen Gottes großes Tun
    erweckt mir alle Sinnen,
    ich singe mit, wenn alles singt,
    und lasse, was dem Höchsten klingt,
    aus meinem Herzen rinnen.

    Paul Gerhardt
     

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  9. Gucki

    Gucki Guest

    Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
    Die Amsel wollte es zerpicken.

    Aus Mitleid hat sie es verschont
    und wurde dafür reich belohnt.

    Das Korn, das auf der Erde lag,
    Das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.

    Jetzt ist es schon ein hoher Baum
    Und trägt ein Nest aus weichem Flaum.

    Die Amsel hat das Nest erbaut;
    Dort sitz sie nun und zwitschert laut
    .

    Joachim Ringelnatz
     
  10. Angelika Anna

    Angelika Anna Mitglied

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    Gefunden

    Ich ging im Walde
    So für mich hin,
    Und nichts zu suchen,
    Das war mein Sinn.
    Im Schatten sah ich
    Ein Blümchen stehn,
    Wie Sterne leuchtend,
    Wie Äuglein schön.
    Ich wollt es brechen,
    Da sagt es fein:
    Soll ich zum Welken
    Gebrochen sein?
    Ich grub's mit allen
    Den Würzlein aus.
    Zum Garten trug ich's
    Am hübschen Haus.
    Und pflanzt es wieder
    Am stillen Ort;
    Nun zweigt es immer
    Und blüht so fort.

    Johann Wolfgang von Goethe
     
  11. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie Feld und Au
    So blinkend im Tau!
    Wie perlenschwer
    Die Pflanzen umher!
    Wie durch's Gebüsch
    Die Winde so frisch!
    Wie laut im hellen Sonnenstrahl
    Die süßen Vöglein allzumal!


    Johann Wolfgang von Goethe
     

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  12. Neli

    Neli Optimistin

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    O Sonnenschein, o Sonnenschein!
    Wie scheinst du mir ins Herz hinein,
    Weckst drinnen lauter Liebeslust,
    Daß mir so enge wird die Brust!

    Und enge wird mir Stub' und Haus,
    Und wenn ich lauf zum Tor hinaus,
    Da lockst du gar ins frische Grün
    Die allerschönsten Mädchen hin!

    O Sonnenschein! Du glaubest wohl,
    Daß ich wie du es machen soll,
    Der jede schmucke Blume küßt,
    Die eben nur sich dir erschließt?

    Hast doch so lang die Welt erblickt,
    Und weißt, daß sich's für mich nicht schickt;
    Was machst du mir denn solche Pein?
    O Sonnenschein! o Sonnenschein!


    Robert Reinick (1805-1852)
     

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  13. Gucki

    Gucki Guest

    Hab Sonne im Herzen

    Hab Sonne im Herzen,
    ob's stürmt oder schneit,
    ob der Himmel voll Wolken,
    die Erde voll Streit -
    hab Sonne im Herzen,
    dann komme, was mag,
    das leuchtet voll Licht dir
    den dunkelsten Tag!


    Hab ein Lied auf den Lippen
    mit fröhlichem Klang,
    und macht auch des Alltags
    Gedränge dich bang -
    hab ein Lied auf den Lippen,
    dann komme, was mag,
    das hilft dir verwinden
    den einsamsten Tag!


    Hab ein Wort auch für andre
    in Sorg und in Pein
    und sag, was dich selber
    so frohgemut läßt sein:
    Hab ein Lied auf den Lippen,
    verlier nie den Mut,
    hab Sonne im Herzen,
    und alles wird gut!

    :heartline:
    Cäsar Otto Hugo Flaischlen
     
  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Ein Vogel singt gottlobesam,
    ein Vogel tief in meiner Brust,
    der Vogel ist die Liebe.

    Leis ist die Stimme die er hat
    und seine Weise ist ganz schlicht,
    doch fröhlich ist sein Singen.

    Gottlobesames leises Lied,
    du fröhlich Lied in meiner Brust,
    Du bist mir Trost und Glaube.


    Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Sonntag

    Der Sonntag ist gekommen,
    Ein Sträußchen auf dem Hut;
    Sein Aug ist mild und heiter,
    Er meint's mit allen gut.

    Er steiget auf die Berge,
    Er wandelt durch das Tal,
    Er ladet zum Gebete
    Die Menschen allzumal.

    Und wie in schönen Kleidern
    Nun pranget jung und alt,
    Hat er für sie geschmücket
    Die Flur und auch den Wald.

    Und wie er allen Freude
    Und Frieden bringt und Ruh,
    So ruf auch du nun jedem
    "Gott grüß dich" freundlich zu.



    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
     

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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Sicheln schallen,
    Ähren fallen
    Unter Sichelschall;
    Auf den Mädchenhüten
    Zittern blaue Blüten,
    Freud' ist überall.

    Sicheln klingen,
    Mädchen singen
    Unter Sichelklang;
    Bis, vom Mond beschimmert,
    Rings die Stoppel flimmert,
    Tönt der Erntesang.

    Alles springet,
    Alles singet,
    Was nur lallen kann.
    Bei dem Erntemahle
    Ißt aus einer Schale
    Knecht und Bauersmann.

    Jeder scherzet,
    Jeder herzet
    Dann sein Liebelein.
    Nach geleerten Kannen
    Gehen sie vondannen,
    Singen und juchei'n!


    Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)

     

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  17. Witty

    Witty Aktives Mitglied

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    Scherzfrage zwischendurch:

    Wer kennt eigentlich das schöne alte Naturlied - "Esclaberdie"?

    Hat sich mal eine Jugendliche für ihre Oma zum Geburtstag im Rundfunk gewünscht. Für erste waren die Leute im Rundfunk total überfragt. Aber es kannte dann doch jeder.
     
  18. Witty

    Witty Aktives Mitglied

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    Rheinland-Pfalz
    Bin Euch ja noch die Lösung schuldig.

    Der Moderator dachte an was "spanisches". Doch die Jugendliche meinte, nee ,ist was deutsches. Hat mir meine Oma als Kind immer vorgesungen. Ist aber nicht so mein Geschmack.

    Da bat sie die Moderator doch mal den Refrain zu singen oder zu summen.
    Da legte die junge Dame los: Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...

    Grüßle
     
  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
    In alle Täler steigt der Abend nieder
    Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.
    O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
    Der Mond am blauen Himmelssee herauf.
    Ich spüre eines feinen Windes Wehn
    Hinter den dunklen Fichten!

    Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
    Die Blumen blassen im Dämmerschein.
    Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,
    Alle Sehnsucht will nun träumen.
    Die müden Menschen gehn heimwärts,
    Um im Schlaf vergeßnes Glück
    Und Jugend neu zu lernen!
    Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
    Die Welt schläft ein!

    Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
    Ich stehe hier und harre meines Freundes;
    Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
    Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
    Die Schönheit dieses Abends zu genießen.
    Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!
    Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
    Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen.
    O Schönheit! O ewigen Liebens - Lebenstrunkne Welt!


    Hans Bethge (1876-1946)
     

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  20. Gucki

    Gucki Guest

    Der Schmetterling

    Wie soll ich nicht tanzen,
    Es macht keine Mühe,
    Und reizende Farben
    Schimmern hier im Grünen.

    Immer schöner glänzen
    Meine bunten Flügel,
    Immer süßer hauchen
    Alle kleinen Blüten.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.

    Wie groß ist die Freude,
    Sei’s spät oder frühe,
    Leichtsinnig zu schweben
    Über Tal und Hügel.

    Wenn der Abend säuselt,
    Seht ihr Wolken glühen;
    Wenn die Lüfte golden,
    Scheint die Wiese grüner.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.


    Friedrich Schlegel
     
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