Im Rosenbusch die Liebe schlief, Der Frühling kam, der Frühling rief; Die Liebe hört's, die Liebe erwacht, Schaut aus der Knosp' hervor und lacht, Und denkt, zu zeitig möcht's wohl sein Und schläft dann ruhig wieder ein. Der Frühling aber läßt nicht nach, Er küßt sie jeden Morgen wach, Er kost mit ihr von früh bis spät, Bis sie ihr Herz geöffnet hat Und seine heiße Sehnsucht stillt, Und jeden Sonneblick vergilt. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Tau glänzt auf dem Rasen, sanft die Quellen singen, muntre Herden grasen, ihre Glöcklein klingen. Meine Blicke schweifen über grüne Matten, über duft'ge Blumen bis zum Waldesschatten. Weide kleine Herde! An dem Fels ich liege und in Melodien träumend ich mich wiege. Ringsumher die Stille mahnt mich nachzusinnen ... Stefan Witwicki (1801-1847)
Wenn der Frühling kommt, Von den Bergen schaut, Wenn der Schnee im Tal Und von den Hügeln taut, Wenn die Finken schlagen Und zu Neste tragen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit Wenn der Weichselbaum Duft'ge Blüten schneit, Wenn die Störche kommen Und der Kuckuck schreit, Wenn die Bächlein quellen Und die Knospen schwellen, Dann beginnt die liebe, goldne Zeit unbekannt
Schöner Frühling, komm doch wieder! Lieber Frühling, komm doch bald! Bring uns Blumen, Laub und Lieder, schmücke wieder Feld und Wald! Auf die Berge möcht ich fliegen, möchte sehn ein grünes Tal, möcht in Gras und Blumen liegen und mich freun am Sonnenstrahl. Möchte hören die Schalmeien und der Herden Glockenklang, möchte freuen mich im Freien an der Vögel süßem Klang. Schöner Frühling, komm doch wieder! Lieber Frühling, komm doch bald! Bring uns Blumen, Laub und Lieder, schmücke wieder Feld und Wald! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Jetzt fängt der schöne Frühjahr an und alles fängt zu blühen an auf grüner Heid und überall. Es blühn die Blumen auf dem Feld, sie blühen weiß,blau,rot und gelb, grad wie es meinem Schatz gefällt. Volkslied
Du feuchter Frühlingsabend, wie hab' ich dich so gern! Der Himmel ist wolkenverhangen, nur hier und da ein Stern. Ein leiser Liebesodem hauchet so lau die Luft, es steigt aus allen Talen ein warmer Frühlingsduft Ich möcht' ein Lied ersinnen, das diesem Abend gleich, und kann den Klang nicht finden, so dunkel, mild und weich. Text: Emmanuel Geibel 1815-1884
Osterlied Die Glocken läuten das Ostern ein In allen Enden und Landen, Und fromme Herzen jubeln darein: Der Lenz ist wieder erstanden! Es atmet der Wald, die Erde treibt Und kleidet sich lachend in Moose, Und aus den schönen Augen reibt Den Schlaf sich erwachend die Rose. Das schaffende Licht, es flammt und kreist Und sprengt die fesselnde Hülle; Und über den Wassern schwebt der Geist Unendlicher Liebesfülle. Adolf Böttger (1815-187o)
Das ist des Lenzes belebender Hauch der atmet durch Flur und Feld! Schon schlägt die Drossel im Erlenstrauch die Lerche singt und der Buchfink auch: o du sonnige, wonnige Welt Bald kommt der Mai und der Wald wird grün und wölbt sein duftiges Zelt! Die weissen Wolken am Himmel ziehn der Apfelbaum und die Rosen blühn: o du sonnige wonnige Welt Ihr Knaben und Mädchen, nun kränzt das Haupt zum Tanz um die Linde gesellt! Was heute prangt, ist morgen entlaubt und es schneit und stürmt, bevor ihr es glaubt, o du sonnige wonnige Welt Die Tage verrauschen in Lust und in Leid wie Pfeile vom Bogen geschnellt: o jubelt und lacht, denn es kommt die Zeit bevor ihr es glaubt, wo es stürmt und schneit o du sonnige wonnige Welt Friedrich Wilhelm Weber 1882
So sei gegrüßt vieltausendmal, holder, holder Frühling! Willkommen hier in unserm Tal, holder, Holder Frühling! Holder Frühling, überall Grüßen wir dich froh mit Sang und Schall Du kommst, und froh ist alle Welt, holder, holder Frühling! Es freut sich Wiese, Wald und Feld, holder, holder Frühling! Jubel tönt dir überall, Dich begrüßet Lerch und Nachtigall. So sei gegrüß vieltausendmal, holder, holder Frühling! O bleib recht lang' in unserm Tal, holder, holder Frühling! Kehr in alle Herzen ein, Laß doch alle mit uns fröhlich sein! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Der Lenz Da kommt der Lenz, der schöne Junge, Den alles lieben muss, Herein mit seinem Freudensprunge Und lächelt seinen Gruß; Und schickt sich gleich mit frohem Necken Zu all den Streichen an, Die er auch sonst dem alten Recken, Dem Winter, angetan. Er gibt sie frei, die Bächlein alle, Wie auch der Alte schilt, Die der in seiner Eisesfalle So streng gefangen hielt. Schon ziehn die Wellen flink von dannen Mit Tänzen und Geschwätz Und spötteln über des Tyrannen Zerronnenes Gesetz. Den Jüngling freut es, wie die raschen Hinlärmen durchs Gefild, Und wie sie scherzend sich enthaschen Sein aufgeblühtes Bild. Froh lächelt seine Mutter Erde Nach ihrem langen Harm; Sie schlingt mit jubelnder Gebärde Das Söhnlein in den Arm. Nikolaus Lenau (1802-1850)
Ostern Von allen Bergen zutale Ist ein Leuchten erwacht – Flammende Frühlingsfanale Durch die Osternacht! Von allen Türmen zusammen Läutet es landhinein – Herz, mit Glocken und Flammen Bricht der Frühling ein! ( von Lulu von Strauß und Torney )
Frühlingsanfang? [FONT="]Wenn ich dieses Wetter seh`[/FONT] [FONT="]auf den Straßen Eis und Schnee.[/FONT] [FONT="]Frühling ist`s man glaubt es kaum,[/FONT] [FONT="]doch man spürt ihn nur im Traum.[/FONT] [FONT="]Wenn man sicherlich auch meint,[/FONT] [FONT="]das im März die Sonne scheint,[/FONT] [FONT="]hat man sich mit Recht geirrt,[/FONT] [FONT="]wenn Eiskristall am Fenster klirrt.[/FONT] [FONT="]Die Winterreifen von meinem Wagen,[/FONT] [FONT="]hab ìch längst schon fortgetragen,[/FONT] [FONT="]denn gemäß der Jahreszeit,[/FONT] [FONT="]wäre der Frühling jetzt soweit.[/FONT] [FONT="]Doch was macht mir heute Morgen,[/FONT] [FONT="]wohl am allermeisten Sorgen?[/FONT] [FONT="]Schnee bedeckt die Motorhaube,[/FONT] [FONT="]ich stehe wartend in der Traube.[/FONT] [FONT="]Schritt für Schritt quält man sich vor,[/FONT] [FONT="]den Sinn für Zeit ich längst verlor.[/FONT] [FONT="]Und ich komm dem Vordermann,[/FONT] [FONT="]rutschend immer näher ran.[/FONT] [FONT="]Und es schneit und schneit und schneit,[/FONT] [FONT="]ein weißer Teppich macht sich breit.[/FONT] [FONT="]Ohne meine Winterjacken,[/FONT] [FONT="]säße die Kälte mir im Nacken.[/FONT] [FONT="]Es ist wirklich blanker Hohn,[/FONT] [FONT="]Frühlingskleidung trag ich schon, [/FONT] [FONT="]und es wartet ein Termin,[/FONT] [FONT="]so jedoch komm ich nicht hin.[/FONT] [FONT="]Jetzt muss ich nach Worten suchen,[/FONT] [FONT="]um noch kräftiger zu fluchen.[/FONT] [FONT="]Vor mir steht ein Autokran.[/FONT] [FONT="]Spiegelglatt die Autobahn.[/FONT] [FONT="]Chancenlos ist man bestimmt,[/FONT] [FONT="]wenn der Fuß die Bremse nimmt.[/FONT] [FONT="]ich füge mich in mein Geschick,[/FONT] [FONT="]zumindest jetzt im Augenblick.[/FONT] [FONT="]Bernd Rosarius[/FONT]
Gott im Frühling In seinem schimmernden Gewand Hast du den Frühling uns gesandt, Und Rosen um sein Haupt gewunden. Holdlächelnd kömmt er schon! Es führen ihn die Stunden, O Gott, auf seinem Blumenthron. Er geht in Büschen, und sie blühn; Den Fluren kommt ihr frisches Grün, Und Wäldern wächst ihr Schatten wieder, Der West liebkosend schwingt Sein tauendes Gefieder, Und jeder frohe Vogel singt. Mit eurer Lieder süßem Klang, Ihr Vögel, soll auch mein Gesang Zum Vater der Natur sich schwingen. Entzückung reißt mich hin! Ich will dem Herrn lobsingen, Durch den ich wurde, was ich bin! Johann Peter Uz (1720-1796)
Der Hirt auf dem Felsen Wenn auf dem höchsten Fels ich steh', In's tiefe Tal hernieder seh', Und singe. Fern aus dem tiefen dunkeln Tal Schwingt sich empor der Widerhall Der Klüfte. Je weiter meine Stimme dringt, Je heller sie mir wieder klingt Von unten. Mein Liebchen wohnt so weit von mir, Drum sehn' ich mich so heiß nach ihr Hinüber. In tiefem Gram verzehr ich mich, Mir ist die Freude hin, Auf Erden mir die Hoffnung wich, Ich hier so einsam bin. So sehnend klang im Wald das Lied, So sehnend klang es durch die Nacht, Die Herzen es zum Himmel zieht Mit wunderbarer Macht. Der Frühling will kommen, Der Frühling, meine Freud', Nun mach' ich mich fertig Zum Wandern bereit. Wilhelm Müller (1794-1827)
Es lockt und säuselt um den Baum: Wach auf aus deinem Schlaf und Traum, Der Winter ist zerronnen. Da schlägt er frisch den Blick empor, Die Augen sehen hell hervor Ans goldne Licht der Sonnen. Es zieht ein Wehen sanft und lau, Geschaukelt in dem Wolkenbau Wie Himmelsduft hernieder. Da werden alle Blumen wach, Da tönt der Vögel schmelzend Ach, Da kehrt der Frühling wieder. Es weht der Wind den Blütenstaub Von Kelch zu Kelch, von Laub zu Laub, Durch Tage und durch Nächte. Flieg auch, mein Herz, und flattre fort, Such hier ein Herz und such es dort, Du triffst vielleicht das Rechte. Jean Baptist Rousseau (1802-1867)
Neuer Frühling ist gekommen, Neues Laub und Sonnenschein, Jedes Ohr hat ihn vernommen, Jedes Auge saugt ihn ein. Und das ist ein Blühn und Sprießen, Waldesduften, Quellenfließen, Und die Brust wird wieder weit, Frühling, Frühling, goldne Zeit! Von dem Felsen in die Weite Fliege hin, mein Frühlingssang, Ueber Ströme und Gebreite, Durch Gebirg und Blütenhang! Darf nicht wandern, muß ja bleiben Ob's mich ziehn auch will und treiben, Doch so weit mein Himmel blau't Singen, singen will ich laut! Wie die Welt auch wechselnd gehe, Wie das Schicksal auch mich treibt, Komme Glück und komme Wehe, Wenn nur Eines mir verbleibt: Fester Mut der freien Seele Und die freudge Liederkehle, Lebenslust und Lebensdrang, Goldnes Leben im Gesang! Otto Roquette
So sei gegrüßt vieltausendmal, Holder, holder Frühling! Willkommen hier in unserm Tal, Holder, holder Frühling! Überall grüßen wir dich froh Mit Sang und Schall. Du kommst, und froh ist alle Welt, Holder, holder Frühling! Es freut sich Wiese, Wald und Feld, Holder, holder Frühling! Jubel tönt dir überall, Dich begrüßet Lerch und Nachtigall. So sei gegrüß vieltausendmal, Holder, holder Frühling! O bleib' recht lang' in unserm Tal, Holder, holder Frühling! Kehr' in alle Herzen ein, Laß doch alle mit uns fröhlich sein! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Sie war ein Blümlein hübsch und fein, Hell aufgeblüht im Sonnenschein. Er war ein junger Schmetterling, Der selig an der Blume hing. Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm Und nascht und säuselt da herum. Oft kroch ein Käfer kribbelkrab Am hübschen Blümlein auf und ab. Ach Gott, wie das dem Schmetterling So schmerzlich durch die Seele ging. Doch was am meisten ihn entsetzt, Das Allerschlimmste kam zuletzt. Ein alter Esel fraß die ganze Von ihm so heißgeliebte Pflanze. Wilhelm Busch
Frühling Nun steigt hernieder, Frühlingsträume, Nun streb’ empor, du süßer Duft! In lufterfüllter, blaue Räume Gieß deine Wonnen, sel’ge Luft! Mit feierlichen Glockentönen Klingt frohe Botschaft mir an’s Ohr; Im Sonnenlicht, dem heiterschönen, Ringt sich ein mächt’ger Geist empor! Und ob ein letztes Winterstürmen Die Welt durchtobt, — getrost, es mait! Hört ihr es nicht von allen Türmen: Sie naht, sie naht, die holde Zeit? Und hast du noch so schwer zu tragen, Und fiel dir manches herbe Los: Noch sinken dir in lichten Tagen Der Blüten reichste in den Schoß! Und was der Menschheit hat an Nöten Und bitterm Leid die Zeit gebracht: Der Himmel flammt in Morgenröten, Zum gold’nen Tag erwacht die Nacht! Max Vogler
Nach diesen trüben Tagen, Wie ist so hell das Feld! Zerrißne Wolken tragen Die Trauer aus der Welt. Und Keim und Knospe mühet Sich an das Licht hervor, Und manche Blume blühet zum Himmel still empor. Ja, auch so gar die Eichen Und Reben werden grün! O Herz, das sei dein Zeichen, werde froh und kühn! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)